Veröffentlicht: 27.07.2022
Über Nacht hatte ich mich entschieden doch noch
einen Abstecher in das alte Raciborz (früher schlesisch: Ratibor) zu machen und
erst später nach Rybnik zu fahren. Die Übersicht der Evangelischen Diozöse
Katowice – in Polen heißen die Evangelischen Kirchenbezirke tatsächlich so,
wie in Deutschland die Katholischen Kirchenbezirke – gab dort eine Evangelische
Gemeinde an und über Google fand ich auch den Standort der Kirche. Ich stand wieder etwas früher auf, weil für
den Mittag in der Region, nach den vielen Tagen der Hitze, Regen angesagt war.
Jedoch, der Regen kam schon am Vormittag, als ich noch unterwegs war und es kamen nicht gerade wenig
Wassermassen vom Himmel. Unter einen Vordach konnte ich im Stehen den
schwersten Regen des Gewitters trotzen. Nach fast einer Stunde radelte ich bei
„normalen“ Regen die letzten 10 km bis zur Stadtgrenze. Völlig durchnässt
suchte ich erst mal ein Cafe in einem Supermarkt am Stadtrand von Raciborz,
wechselte die Sachen und schrieb einen Text. Nach zwei Stunden regnete es immer
noch. Trotzdem radelte ich die letzten Kilometer ins Zentrum der Stadt und beschloss
mir ein einfacher Zimmer zu suchen. Denn, so durchnässt und optisch auch
unansehnlich wollte ich nicht um die Öffnung einer Kirche bitten. Nach über 2
Stunden Fahrt quer durch die Stadt hatte ich endlich ein preiswertes Zimmer
fast im Zentrum gefunden. Ich duschte erst einmal, aß etwas und am späten
Nachmittag hörte tatsächlich der Regen auf und sogar ein paar Sonnenstrahlen
ließen sich mal blicken. Dann wollte ich zu er Ev. Kirche fahren, die
ich im Internet fand. Im Touristbüro wussten Sie aber nichts von einer Ev.
Kirche. Die alte Kirche und Gemeinde sei nach dem 2. Weltkrieg aufgegeben
worden, so wurde es mir erzählt.
So machte ich mich selbst auf Spurensuche nach der Ev. Kirche in Raciborz und außerdem ist auch eine Gemeinde in der Liste verzeichnet, nur ohne Kontaktdaten. Am anderen Stadtrand fand ich ein eingezäuntes Haus, auf dessen Schautafel auch auf Polnisch „Evangelische Kirche“ steht und sogar eine Telefonnummer des Pfarrers und Internetadresse war angegeben. Ich rief die angegebene Nummer an, aber niemand ging ran. Nach etwa 15 Minuten Internetrecherche am Handy fand ich heraus, dass dieses Haus bzw. Gemeinde eine sogenannte „Freie Evangelische Gospelkirche" ist mit mehreren Standortenn in ganz Polen, aber nicht zur „normalen“ Evangelisch-Lutherischen Kirche mit Augsburger Bekenntnis gehört. Etwas enttäuscht fuhr ich ins Zentrum und wollte mir die große Katholische Stadtkirche anschauen. Jedoch, das war nicht möglich weil gerade die 18 Uhr Messe stattfand und die Kirche sehr gut gefüllt war. Was für ein Gegensatz, sagte ich mir. Die Liturgie dauerte recht lange. Mehrfach standen die Gläubigen auf und dann folgte die Kommunion. Weil Evangelische beim Katholischenn Abendmahl nicht zulässig sind, ging ich wieder aus der Kirche. Ich war jedoch über die große Anzahl der Menschen überrascht und das mitten in der Woche. Ich nahm einen Imbiss, denn in dem winzigen Zimmer wollte ich nicht meinen Gaskocher anwerfen. Ich nutze das freie Wlan und plante meine Reiseroute für den nächsten Tag mit dem Ziel Rybnik, wo ich ja ursprünglich hinwollte und schlief nach 18 Tagen - O, wie schön - in einem richtigen Bett ein.