Veröffentlicht: 07.05.2025
In Punakha angekommen erwartete uns auf unserer Bhutan-Reise ausgesucht freundliches dienstbereites Personal und ein atemberaubender Blick auf Tal, Berge und Dzong (ihr wisst schon, diese Mischung aus Festung, Kloster, Tempel und weltlicher Verwaltung). Dieser Dzong war dabei besonders prachtvoll mit riesigen Buddhastatuen. In diesem Dzong tagte einst das erste Parlament Bhutans. Punakha ist auch die alte Königsstadt.
Das Problem, wenn man nach Bhutan reist, ist, dass man nicht billig buchen kann. Da es nur erlaubt ist über bestimmte Reiseagenturen zu buchen, die eng mit der Regierung zusammenarbeiten, kommt man immer in prachtvollen Hotels in riesigen Zimmern unter, deren Highlight aber jedes Mal die Aussicht ist. Auch in den Folgetagen sollten uns traumhafte Aussichten erwarten (Berge mit Dzong, rauschendes Flüsschen und Hochebene mit grasenden Kühen und Yaks vor malerischen Bergen).
Auch das Abendessen und Mittagessen war immer gut. Das Essen gibt es entweder als Buffet oder als eine Art Buffet für 2 mit ca. 7 Schalen mit. z.B. rotem Reis, Buchweizennudeln, einer Art Bami Goreng, Ingwer-Mohrrüben, grünen Bohnen, Spargel, Farn mit Chili (sehr lecker), zitronig schmeckendem Weißkäse, Eiern in Currysauce, Buchweizenpfannkuchen, Kartoffeln in Sahne mit Erbsen, Dumplings oder Chili. Unser Fahrer Yang musste manchmal darunter leiden, dass wir vegetarisch bestellt haben, wenn er mit uns aß, da er im Gegensatz zu unserem Guide Yin kein Vegetarier ist. Zum Nachtisch gibt es meistens Obst. Einmal bekamen wir auch selbstgebrannten Schnaps (Ara) serviert, als wir in einem Bauernhaus aßen, das sein Wohnzimmer für Gäste öffnet. Auch ein weiteres Mal besuchten wir so ein sogenanntes „Farmhouse“. Beide Male bekamen wir dabei auch den Meditations- bzw. Gebetsraum gezeigt in dem wir – im Gegensatz zu Tempeln – auch fotografieren durften.
Ara, den selbstgebrannten Schnaps, fanden wir als Opfergabe auch in Tempeln und Klöstern für die Mönche und Nonnen. Am häufigsten findet man als Gaben aber gut erhaltene Geldscheine. Des weiteren wird gerne Obst gespendet, aber es wird auch Gemüse, Instantnudeln, Reis, Milch oder Mangosaft geopfert.
Die Klöster und Dzongs für Mönche unterscheiden sich dabei nur marginal von dem einzigen Frauenkloster, das wir sahen. Dies wirkte insgesamt etwas heller und fröhlicher eingerichtet mit mehr Blumen, doch die Nonnen unterschieden sich selbst in der Frisur nicht von den Mönchen.
Nach dem Besuch des Dzongs in Punakha durften wir auch bei einem Bogenschießwettbewerb zuschauen. Bogenschießen ist DER Nationalsport in Bhutan und Bhutan hat seit 1984 regelmäßig Bogenschützen und -schützinnen zu Olympia entsandt, auch wenn der Sport in Bhutan als Männersport gilt. In (idealerweise) 11er-Mannschaften treten begleitet von Alkohol zwei Teams gegeneinander an, um auf die 145 Meter (!) entfernte tellergroße auf ein 35 x 110cm großes Brett gemalte Zielscheibe zu schießen. Anders als unser Fahrer, der noch den traditionellen Bambusbogen verwendet, schossen die Schützen bei dem Wettbewerb, den wir anschauten mit modernstem Equipment aber in den traditionellen Gho gekleidet. Bei 145 Metern Entfernung ist es auch allemale ein Tänzchen wert, wenn man auch nur die Scheibe trifft. Trifft man noch das aufgemalte Ziel (2 Punkte) wird wohl noch mehr getanzt. Der Jubeltanz, der von den Mannschaftskameraden beim Ziel ausgeführt wird, folgt dabei einer einstudierten Choreographie. War Herr Ärmel nur fasziniert, war Frau Waas etwas entsetzt, dass 145 Meter weit über mehrere dösende Straßenhunde hinweg geschossen wurde. (Was die Hunde allerdings ähnlich entspannt sahen wie die Schützen.) Weiter stand eine atemberaubende Hängebrücke auf dem Programm, bevor es an den Folgetagen mit Tempeln, Dzong, Stupas und Frauenkloster weiterging. Doch bevor wir über Trongsa nach Bumthang kommen, müssen wir in unserem Bericht noch auf die Schulkinder eingehen. Die begrüßen einen, wenn sie einem in Schuluniform begegnen immer freundlich lächelnd und winkend, schütteln mal die Hand und fragen, wo man herkomme oder wie man heiße. Da alle Kinder ab 6 Jahren Englisch lernen im wahrsten Wortsinne ein Kinderspiel. Aber anders als in anderen armen Ländern fragen sie nie nach Süßigkeiten, Geld oder ähnlichem. Dabei ist Bhutan ein vergleichsweise armes Land. Aber: es gibt keine Obdachlosen, kaum psychisch Kranke und kaum Drogenabhängige. Und kaum jemand strebt nach großen Reichtümern. In der buddhistisch geprägten Philosophie der meisten Bhutaner*innen gibt es wichtigeres als Reichtum.
Entscheidend ist das Glücklichsein. Und so führte der vierte König Bhutans 2003 nicht nur ohne Druck auf ihn die Demokratie ein, sondern er führte auch das Bruttoglücksprodukt anstelle des Bruttosozialproduktes ein. Seitdem gibt es jedes Jahr Umfragen, was die Menschen im Lande glücklich macht und was ihnen zum Glück fehlt, und hieran orientiert sich dann die Politik und nicht an Profitmaximierung. Das erklärt nicht nur 100% Biolandwirtschaft sondern auch die gute Schulbildung und die kostenfreien Medikamente und Krankenhäuser. Als wir unseren Guide fragten, wie sich Regierungspartei und Oppositionspartei unterschieden, meinte er verlegen lächelnd, es gäbe eigentlich keine Unterschiede. Die Opposition fordere vielleicht mal ein Krankenhaus mehr oder noch mehr Tourismus, aber sonst fielen ihm keine Unterschiede ein. Beide Parteien sein sehr für Umweltschutz.
Unsere Reise nach Trongsa und Bumthang brachte uns auf mehrere Bergpässe und insgesamt auf eine Höhe von 3900 Metern. Nun ist Lummerland bekanntlich eine Insel mit zwei Bergen, aber deren Höhe liegt doch eher im Zweistelligen Bereich. Solange wir auf 3900 Metern nur spazierten war alles gut, aber größere Aktivitäten wie Klettern oder Schnürsenkel zubinden verlangten uns in Anbetracht der Höhenluft einiges ab.
Was wir auf über 3000 Metern Höhe hingegen problemlos schafften, war Yak-Käse kaufen, mit dem man auch gut mal jemanden erschlagen kann, wenn gerade keine anderer harter scharfkantiger Gegenstand zur Hand ist. Wir überlegen noch, wie wir ihn am besten einsetzen… Dabei ist es interessant, dass sich Händler*innen zwar überfordert sehen, auf umgerechnet 10€ herauszugeben, man dafür aber problemlos mit dem Handy per App der Bank of Bhutan zahlen kann, was dem Ganzen vielleicht etwas die Romantik nimmt. Dafür sahen wir die Yaks, die uns diesen Käse bescherten, was uns wieder sehr das Himalaya-Feeling gab, ebenso wie der Blick auf mehrere über 5000 Meter hohe Berge im „Kleinen“ Himalaya und das Trinken von Buttertee. Wir verraten hier nicht, wie er schmeckt und überlassen dieses kleine Mysterium eurer Fantasie.
Bleibt noch zu erwähnen, dass wir noch diverse Tempel sahen (Schuhe aus, Schuhe an, Schuhe aus, Schuhe an…) und dass wir im ehemaligen Palast des 2. Königs im heutigen Museum ein Gefühl dafür entwickeln konnten, wie es wäre, über dieses nach Glück strebende Land zu herrschen. Sollte die Stelle mal frei werden, bewerben wir uns.