Ein-Pakt-mit-dem-Teufel
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2.6 Goethe-Nationalmuseum nachträglich

Veröffentlicht: 09.03.2018

Wir haben euch gestern eine Station vorenthalten, das Goethe-Nationalmuseum.

Das war der letzte Punkt auf unserer Tour durch Weimar. Es liegt gegenüber vom Goethebrunnen und befindet sich in einem eher unscheinbaren Haus. Dadurch hatten wir ein paar Probleme den Eingang zu finden. Irgendwie hatten wir eine Schwierigkeit mit den Türen an diesem Tag. Als wir sie doch fanden, gingen wir in das Gebäude. Die Eingangshalle ist modern eingerichtet und in einem schlichten Weiß gehalten. Für uns machte der Raum nicht den Eindruck, dass wir hier in einem historischen Museum stehen, sondern in einem Bürogebäude. Wir erkundigten uns beim Personal nach dem Urfaust und ob Szenen bei denen Faust möglicherweise Selbstzensur betrieben hat, ausgestellt sind. Das Personal schickte uns immer weiter und letztendlich konnte uns doch niemand weiterhelfen. Aufgrund dessen entschieden wir uns dagegen, die Ausstellung zu besuchen. Da wir aber daran sehr interessiert sind, haben wir uns selbstständig über die Zensur informiert. Jedoch hatten wir im Internet und in verschiedensten Büchern nicht allzu viel Glück. Zwar gab es immer wieder Wörter, die zensiert wurden, aber es wurde nicht einmal eine ausgelasse Szene erwähnt. Der Handlungsverlauf erschien uns an manchen Stellen lückenhaft. Es könnte sein, dass Goethe ganze Szenen ausgelassen hat, da es zu moralisch Anstößiges enthielt. Auf der Suche nach Antworten sind wir an unsere Grenzen gestoßen. Nach einigen Überlegungen und Herumalbern haben wir uns selbst eine Szene ausgedacht. Wir haben uns die Stelle zwischen "Marthens Garten" und "Am Brunnen" ausgesucht und da unsere eigene eingebaut mit dem Namen "Gretchens Stube". In der Szene kommen Gretchen und ihre Mutter vor. Gretchen gibt die Tropfen, die Faust ihr gegeben hat, um ihre Mutter zum Schlafen zu bringen, in ihr Glas. Aus Versehen schüttete sie einen Tropfen zu viel hinein. Da sie sich so sehr nach Fausts Liebe sehnt, denkt sie nicht weiter über die Folgen nach und gibt ihrer Mutter ohne zu zögern den Becher. Nachdem sie diesen ausgetrunken hat, krächzt sie nur: "Gretchen, was hast du getan?". Während ihrer Mutter die Augen immer schwerer werden, und sie sie endgültig schließt, tritt Faust ein. Gretchen gibt ihrer Mutter einen letzten Kuss auf die Stirn und sagt: "Gute Nacht Mutter. Schlaf schön, wir sehen uns morgen.".  Anschließend nimmt sie Fausts Hand und zieht ihn in ihr Zimmer.

Dadurch wird klar geäußert, dass Gretchen für die Liebe über Leichen geht. Das verstößt gegen alle Richtlinien zur damaligen Zeit. Die Szene hätte Trauer und eine solche Empörung ausgelöst, dass die Gesellschaft dies nicht akzeptiert und erst recht nicht verkraftet hätte. Die Ermordung der Mutter zeigt den eindeutigen Verstoß gegen die kirchlichen Werte. Mord gehört für die Kirche in die Kategorie Todessünde. Da Gretchen sich jedoch am Ende von "Faust I" für den Tod und somit ihre Strafe entscheidet, beruhigt dies das Publikum wieder. Da sie es immerhin einsieht und die Konsequenzen annimmt, geht sie einen Schritt auf die kirchliche Sichtweise zu. Das war jedoch nicht ihre einzige Sünde, die sie in dieser Nacht begangen hat, sondern auch die Einwilligung, mit Faust die Leidenschaft zu teilen. Nach kirchlicher und gesellschaftlicher Ansicht, durften nur Eheleute sich das Bett teilen. Hinzukam, dass sie gerade erst 14 Jahre alt war und somit trotz des Verjüngungstranks von Faust, seine Tochter hätte sein können.


Wir melden uns gleich wieder!

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#museum#goethe#kultur#weimar