DoHaRad‘nRoll
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An der polnischen Ostseeküste

Veröffentlicht: 06.06.2022

Tag 1 - 6. Juni: Danzig - Hel (Schiff) - Wladyslawowo - Karwia - Debki - Bialagora - Sasino 100 km

Es geht nicht gleich los mit dem Radeln, denn wir nutzen die Möglichkeit, mit dem Schiff von Danzig zur Halbinsel Hel zu fahren. Die Fahrt führt vorbei an den alten und neuen Werften und an der Westerplatte. Der Beschuss des dortigen polnischen Munitionslagers durch die Nazis am 1. September 1939 gilt als der Beginn des II. Weltkriegs. 

Das kleine Schiff legt in der Danziger Bucht in Sopot, einem berühmten Kurort, an. Gegen Mittag erreichen wir Hel. Dies ist der östlichste Ort der gleichnamigen 34 km langen Halbinsel, die sich durch den Sandtransport der Ostsee im 18. Jahrhundert aus mehreren kleinen Inseln gebildet hat. 

Wir dürfen also endlich aufs Rad und strampeln gleich kräftig los. Pinienduft, blühende Heckenrosen und Ginster , daneben die Ostsee sind unsere ersten sinnlichen Wahrnehmungen auf dem Rad. Die knapp 40 km auf dem gut ausgeschilderten und gut befahrbaren  Radweg R 10 schaffen wir in knapp zwei Stunden. Dann haben wir uns Fisch und Chips verdient. 

Nun müssen wir ein wenig nach dem Weg suchen, doch bald folgen wir wieder den Schildern mit dem R 10. Unterwegs treffen wir einen Polen, der sei 32 Jahren in München lebt, und uns unbedingt beim Kap Rozewie den nördlichsten Punkt Polens zeigen will. Es ist zugleich auch der nordöstlichste Punkt unser diesjährigen Reiseroute. Von dort ist es nicht mehr weit bis Karwia und Debki, beides Orte direkt an der Ostsee und entsprechend touristisch geprägt. Hinter Debki kommt man am Gedenkstein zum Versailler Vertrag vom 28.6.1919 vorbei, der Polen wieder die Grenzen von 1772 zusicherte. Für fast alle Deutschen war der Versailler Vertrag ein „Diktat- und Schandfrieden“ und diente zu extremer Agitation gegen die Weimarer Republik und das Ausland. 

Über gut befahrbare Waldwege erreichen wir Bialagora. Dort folgen wir einem Radschild, das uns aber statt nach Westen nach Süden führt. Das heißt, dass wir noch einen Umweg durchs einsame Hinterland mit seinen Eichenalleen und den Weizenfeldern machen. In Sasino haben wir unterwegs noch eine Unterkunft gebucht, wo wir den  langen Tag ausklingen lassen. 


Tag 2: Sasino - Leba - Kluki - Ustka 105 km

15 km  Betonplatten, 2 km Sandpiste, 3 km nicht befahrbarer Wanderweg... und schönes Wetter. So oder so ähnlich hatten wir uns den östlichen Teil des Ostseeküstenradweges vorgestellt. Am Morgen rollt es auf kaum befahrenen Nebenstraßen gut. Nach knapp einer Stunde sind wir in Leba, einem belebten Ort an der Küste. Auf einem schönen Radweg geht es weg von der Küste und dann noch 20 km auf einer Nebenstraße durch das Hinterland mit Wiesen, Feldern und Alleen, hin und wieder ein kleines Dorf oder ein Gehöft.

Bisher hatten wir Glück mit der Wegbeschaffenheit, doch nun kommt es knüppeldick. Auf 2 km Pflastersteine folgt Sandpiste, dann zur Erholung ein paar Kilometer Asphalt bevor es uns auf Betonplatten kräftig durchschüttelt. Wir erreichen den Slowinzischen Nationalpark, an dessen Eingang die Warnung steht, dass in dem Feuchtgebiet Passagen für Radfahrer nicht passierbar sein können. Dies stimmt fast, schieben und tragend schaffen wir den holprigen Wanderweg, auch weil es an besonders matschigen Stellen Übergänge aus Holz hat. Nach 2 km zu Fuß erreichen wir Kluki. Dort gibt es ein Freiluftmuseum, das das Leben der Slowinzen im 18. und 19. Jahrhundert zeigt. Inzwischen gilt dieses westslawische Volk als ausgestorben. 

Auf dem Weg nach Smoldzino erwarten uns nochmals durchrüttelnde 5 km Betonplatten. Nach einer Stärkung geht es genauso weiter. Die letzten 25 km bis Ustka dürfen wir wieder auf gut ausgebauten Nebenstraßen rollen. In Ustka, dem früheren Stolpemünde, finden wir gleich einen Campingplatz. Als wir dann nach einem leckeren Heilbuttessen im Zelt liegen, kommt der vorhergesagte Regen, der uns in den Schlaf begleitet.

Tag 3: Ustka - Jaroslawiec - Darlowo - Mielno - Garski 105 km

Von Ustka führt der Radweg direkt an der Hauptstraße entlang Richtung Süden, hat erstmalig das Zeichen für den EuroVelo 10/13 und ist sehr gut asphaltiert. DoHa can let it roll! Die EU lässt sich den Ausbau der EuroVelo-Routen einiges kosten, und hier in Polen an der Ostsee ist das Geld gut eingesetzt. Denn auf dem Ostseeküstenradweg treffen wir nicht nur zahlreiche Fernradler, auch viele Polen nutzen die guten Verbindungen vor Ort. Gegen Mittag erreichen wir Jaroslawiec, auch eines dieser touristischen Ostseebäder, das aus unserer Sicht außer dem 33 m hohen Leuchtturm wenig zu bieten hat. In allen Küstenorten gibt es unzählige, unansehnliche Buden und Stände sowie große Zelte mit Outletwaren. Gemütliche Restaurants sind kaum zu finden und die meisten schließen  spätestens um 20 Uhr. Diese Erfahrung haben wir schon bei unserer Tour durch Schlesien im Jahr 2018 gemacht.

Der Radweg ist nun perfekt ausgeschildert und bringt uns auf gut ausgebauten Wegen nach Darlowo. Das ehemalige Rügenwalde ist bekannt für seine Teewurst, doch mit der Flucht der Deutschen 1945 haben diese auch das Produkt mitgenommen und produzieren die Teewurst heute in Bad Zwischenahr. 

Der EV 10/13 führt nun durchs Hinterland, wo wir zügig vorankommen und über Lazy Mielno erreichen. Auch einer dieser wenig attraktiven Küstenorte. Wir radeln noch 12 km an der Küste entlang bis Gaski, wo wir unser Zelt auf einem schönen Campingplatz direkt am Meer aufstellen. Da ist doch ein Bad im Meer Pflicht! Den Tag lassen wir am Strand mit einem kühlen Bier ausklingen und schauen dem täglichen Naturereignis, wie die Sonne   blutrot ins Meer versinkt, zu. 





Antworten (3)

Lothar
Harald , hast du eigentlich einen PC oder zumindest eine Tastatur dabei ? Oder hackt das abends deine Sekretärin rechtschreibfehlerfrei ins händi ??

Larissa
Danke für den detaillierten Bericht & die schönen Bilder. Wir wünschen Euch weiterhin gutes Wetter & schöne Radwege 😘

Rhea
So schön! ♥️