Veröffentlicht: 07.12.2018
Weil uns das Wetter in Leonidio seit einigen Tagen eher im Stich ließ und wir Luschen sind, die trotz zwei Ruhetagen keine Haut oder Kraft mehr zum Klettern hatten, suchten wir unser Heil mal wieder in etwas Kultur.
Bezeichnender Weise standen wir am ersten Tag gleich zwei Mal vor verschlossenen Türen, da Sehenswürdigkeiten in Griechenland im Winter wohl üblicherweise bereits um 15 Uhr schließen.
Am nächsten Tag waren wir schlauer und quälten uns extra früh aus dem Bett, um die Peloponnes abseits von Leonidio entdecken zu können. Wie das mit der Kultur in Griechenland nunmal so ist, besteht diese hauptsächlich aus Ruinen – antike Ruinen, byzanthinische Ruinen, osmanische Ruinen, Ruinen von Ruinen – mit denen wir euch heute mal nicht im Einzelnen langweilen wollen.
Nur so viel: wir haben die Festung und Stadt Mystras (sehr viele Ruinen), das alte Sparta (gar nicht mal so viele Ruinen), Messene (überraschend intakte Ruinen) und eine Burg in Pylos (besonders eckige Ruinen) besichtigt.
Kein Wunder, dass sich der märchenhafte und zu dieser Jahreszeit menschenleere Strand Voidikilias so dagegen abgehoben hat. Er ist einer der unzähligen Strände an der Küste rund um Pylos und lädt mit seinem flachen blauen Wasser wirklich zum Baden ein. Durch Felsen bis auf eine kleine Öffnung abgeschirmt ist er der perfekte natürliche Swimmingpool.
Auch sehr beeindruckend war unsere Fahrt über den Langada Pass von Kalamata nach Sparta. Die Straße windet sich bis auf 1300 Meter in die Höhe und ist kaum befahren. Dank blauem Himmel hatten wir beste Sicht und konnten die Aussicht über die Felsen genießen. Auch Gretchen kam mal wieder auf ihre Abenteuer-Kosten, denn die Straße führt direkt unterhalb von notdürftig freigesprengten Felsen entlang.
Als wir den höchsten Punkt bereits passiert hatten, fragte uns eine griechische Frau, ob es denn heute Glatteis gegeben hätte, was wohl auf dem Pass keine Seltenheit sei. Ups. (Nein, wir haben seit dem Olymp nichts dazu gelernt.)
Fährt man Richtung Sparta wieder abwärts, liegt links übrigens die Stelle, an der die Spartaner einst die männlichen Säuglinge hinab warfen, die zu schwach für das harte Leben in Sparta waren.
Generell war Sparta wohl einer der wenigen Orte dieses Zeitalters, an denen es von Vorteil war ein Mädchen zu sein. Die Jungen nämlich, also die, die die erste Hürde passiert und nicht in der Schlucht gelandet waren, wurden mit gerade ein Mal sieben Jahren aus ihren Familien gerissen und wurden fortan vom Staat in der so genannten „Agoge“ für den Militärdienst erzogen. Das beinhaltete hartes Training, Kampfspiele, Bildung und viele abhärtende Maßnahmen. Unter anderem wurden die Jungen ausgepeitscht, wobei der tapferste eine Opfergabe für die Götter erhielt. Außerdem erhielten sie bewusst wenig zu essen, um sich an Hunger zu gewöhnen und zum stehlen ermuntert zu werden. Mit 20 schließlich traten sie in den aktiven Militärdienst ein und galten erst mit 30 Jahren als vollwertige Bürger Spartas – wenn sie denn bis dahin überlebt hatten.
Die Mädchen hingegen wurden zwar ebenfalls vom Staat erzogen, allerdings war dies nicht auf die Kampfausbildung ausgerichtet, sondern galt hauptsächlich der körperlichen und geistigen Ertüchtigung. Die Mädchen lernten Lesen und Schreiben und sollten nicht vor dem 20. Lebensjahr verheiratet werden. Wenn sie es jedoch taten, mussten sie eine Weile mit abrasierten Haaren und in Männerklamotten leben, damit die bis zur Hochzeit in reinen Männergruppen lebenden Spartiaten nicht verschreckt würden. (Jetzt habe ich doch eine kurze Historik-Passage reingeschummelt, sorry.)
Dementsprechend sind wir doch beide ganz froh, dass wir uns nur mit unseren eigenen Luxus-Problemen der heutigen Zeit herumschlagen müssen. Und was ist unser Luxus-Problem Nummer 1?
Richtig, unser Ladebooster, der schon wieder Zicken macht. Bis wir allerdings bemerkten, dass unser Ladebooster nicht wie vorgesehen unsere Zweitbatterie auflud, war diese so gut wie leer und wir verbrachten notgedrungen einige Abende bei romantischen Kerzenlicht. Morgen geht es wieder zurück nach Leonidio, wo wir uns auch diesem Problem stellen werden.
Bis dahin, candlelight on!