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Tag 45-50 - Tierschutz in Kroatien

Veröffentlicht: 04.11.2018

Wir waren lange unschlüssig, ob wir die Ereignisse der letzten Tage mit euch teilen sollen, denn sie gehören nicht zu den schönsten Momenten unseres Trips. Man neigt dazu, mit seinen Freunden und vor allem über Social Media Kanäle nur die positiven Erfahrungen einer Reise zu teilen. Aber zum Leben gehört Licht ebenso wie Schatten und auch die düsteren Momente dieser Reise haben hier im Blog ihre Daseinsberechtigung. 


Ein Häufchen Katze


Im letzten Blogeintrag hatten wir bereits berichtet, dass wir auf einem Campingplatz in Kravica an der Küste Kroatiens, als wir eigentlich schon Montenegro und Albanien als nächste Ziele im Blick hatten, ein kleines Kitten fanden. Janja war vielleicht vier Wochen alt, ganz allein und ohne Unterstützung definitiv nicht überlebensfähig. Da wir die Mutter nicht finden konnten und es zu allem Überfluss auch noch zu regnen und stürmen anfing, nahmen wir Janja erstmal bei uns im Van auf. 


Nach der ersten Aufregung lebte sie sich gut ein, ließ sich füttern und streicheln und schnurrte (oder döste) zufrieden, wann immer sie auf den Arm genommen wurde. So lieb wir sie auch direkt gewonnen hatten (und wer hätte das nicht, so niedlich wie sie war), wussten wir auch, dass sie bei uns auf Dauer nicht bleiben konnte. Bei ihrem Bedürfnis nach ständigem Körperkontakt und nach Futter alle paar Stunden hätten wir uns während der Reise nicht um sie kümmern können, mal ganz abgesehen davon, dass wir noch einige Grenzen überqueren wollten. Also begannen wir nach einem neuen Zuhause für Janja zu suchen. 



Leider gibt es in Kroatien unfassbar viele Tiere, die ein Leben auf der Straße führen, vor allem Katzen und Hunde. Das waruns durchaus schon vor unserer Reise nach Kroatien bewusst und auch, dass uns das als große Katzenliebhaber nahe gehen würde. Tierschutz ist in Kroatien wie in vielen südlichen Ländern kein großes Thema, denn die Menge der zu versorgenden Tiere ist unüberschaubar und das Land hat genug andere Probleme. Die staatlichen Tierheime sind im Regelfall maßlos überfüllt und erst vor kurzem wurde das Gesetz abgeschafft, nachdem Tiere, die über 60 Tage in einem Heim waren, getötet wurden. Dennoch gibt es viele tolle Menschen, die sich für Straßenhunde und -katzen einsetzen. Seien es Einzelpersonen, wie die junge Tierärztin, zu der wir Janja brachten und die sie ganz umsonst untersuchte und uns Katzenaufzuchtmilch schenkte oder ein paar Damen, die sich auf eigene Kosten um junge Kitten kümmern. Oder größere Organisationen wie zum Beispiel Streunerglück und kroatische Tierschutzvereine, die Tierheime leiten, Kastrationsprojekte durchführen, öffentliche Futterstellen einrichten und versuchen, die Tiere nach Deutschland, Österreicht oder ähnliche Länder zu vermitteln. Vor allem die Kastrationsprojekte sind wichtig, damit sich die Anzahl leidender Tiere in den Städten nicht immer weiter vergrößert. Auch wenn die Beteiligten alles geben, ist dem Problem natürlich nicht so einfach bei zu kommen und die Tierheime sind immer überbevölkert. 


Katzenkumpels auf dem Hof in Rab

Da wir zunächst niemanden fanden, der Janja nehmen wollte, freundeten wir uns mit dem Gedanken an, unser Pflege-Kätzchen auf einem privaten Hof auf der Insel Rab zu lassen. Also fuhren wir 300 Kilometer an der kroatischen Küste entlang zurück, um Janja bei ihrem neuen Zuhause abzuliefern. Ljubica, eine kroatische Rentnerin kümmert sich auf ihrem Grundstück nicht nur um Katzen und einige Hunde, sondern auch um zwei Möwen mit nur einem Flügel und ein verloren gegangenes Schäfchen. Da sie den Laden dort ganz alleine schmeißt, gingen wir ihr noch zwei Tage beim Füttern, Putzen und Ausbessern der Anlage zur Hand. 


In der Zwischenzeit meldeten sich dann Jessi und Andy bei uns, die Janja ein Zuhause schenken wollten. Da ein „richtiges“ Zuhause mit viel Aufmerksamkeit natürlich viel schöner ist, als nur eine von vielen Katzen zu sein, reisten wir mit Janja im Gepäck also wieder ab, um sie in Österreich ihren neuen Besitzern zu übergeben. Es kam uns selbst verrückt vor, der ganze Aufwand „nur“ für eine Katze. Aber das Würmchen ist uns in 6 Tagen wahnsinnig ans Herz gewachsen. Es ist schwer genug, das gesamte Elend weit genug auszublenden, um seinen Urlaub zu genießen, aber unmöglich, die Katze im Stich zulassen, die man tagelang im Arm gehalten hat. 

Der Abschied fiel uns leicht, fest in dem Glauben, Janja ein wundervolles Zuhause organisiert zu haben und mit dem Versprechen, sie im Februar zu besuchen. Endlich fiel all der Stress der letzen Tage von uns ab und Erleichterung machte sich breit, als wir Richtung Italien fuhren, um unsere Reise fortzusetzen. 



Leider reicht es im Leben nicht immer aus, das Richtige zu tun und nicht jeder bekommt das, was er verdient. Janja konnte ihr neues Zuhause in Deutschland kaum wirklich begrüßen. Innerhalb weniger Stunden verwandelte sie sich von einem fröhlich schnurrenden, agilen, fressenden Kätzchen in ein todkrankes, das nicht mehr allein aufstehen konnte und schließlich starb. Wir waren unendlich traurig, als uns diese Nachricht erreichte und sind immer noch durch den Wind. Gerade war endlich alles gut und dann das. 

Wir wollen uns an dieser Stelle bei Jessi und Andy und auch bei Ljubica bedanken, die bereit waren Janja aufzunehmen und bei allen anderen, die uns bei der Suche nach einem liebevollen Zuhause unterstützt haben. 



Janja, du warst das niedlichste und coolste Kätzchen, das es überhaupt nur geben kann. Wir sind unglaublich froh, dich gefunden zu haben und auch wenn wir dich noch lange vermissen werden, würden wir doch immer wieder so handeln, wie wir es getan haben. Es ist ein tröstlicher Gedanke, dass wir dir ein paar schöne letzte Tage schenken konnten, in denen du bis zum Ende nicht alleine warst. Wie du an unseren Beinen hochgeklettert bist und Gretchen für dich entdeckt hast, hat unsere Reise wahnsinnig bereichert und wir würden deine Bekanntschaft nicht missen wollen, auch wenn sie viel zu kurz war. Du hättest noch mindestens 20 wundervolle Jahre Katzenleben verdient gehabt!



Auch wenn unser Zusammentreffen mit dem kroatischen Tierschutz so ein trauriges Ende hatte, ist es doch ein Thema, dass uns gerade deswegen umso mehr am Herzen liegt. Denn Janja ist kein Einzelfall und es gibt so viele Tiere, die ein Happy End verdient hätten. 

Schaut nicht weg, wenn ein Lebewesen eure Hilfe braucht, auch wenn es nur ein „unbedeutendes“ Kätzchen unter Tausenden ist. Natürlich kann man nicht alle retten. Aber das sollte kein Grund sein, nie damit anzufangen. 


Die Organisationen und Privatpersonen, die sich für die kroatischen Straßentiere einsetzen, sind hauptsächlich auf Spendengelder angewiesen und falls ihr zum Ende des Monats ein bisschen Kleingeld übrig habt, freuen sie sich bestimmt sehr darüber. Ich verlinke euch ein paar der Organisationen ganz unten. Aber auch ohne Geldspenden könnt ihr etwas tun. Wenn ihr mit dem Gedanken spielt euch ein Haustier anzuschaffen, schaut euch doch mal im Tierheim um. Wenn ihr kein eigenes haben wollt oder könnt, viele Tierheime auch in Deutschland suchen Streichel- oder Gassi-Paten. Nehmt auf der nächsten Heimfahrt ein bereits vermitteltes Tier mit, das die neuen Besitzer nicht selbst holen können. Helft einen Tag in privaten Einrichtungen aus, dort gibt es immer was zu tun.

Geht mit offenen Augen durch die Welt und denkt daran: Ein Tier zu retten, verändert nicht die ganze Welt, aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier. 








Tierschutz-Organisationen in Kroatien:


http://streunerglueck.de


https://tierhilfe-istrien.org


www.urlaubspfoten.de 


http://www.tierhilfsnetzwerk-europa.de


TSV Insel Rab:


https://m.facebook.com/profile.php?id=403082216556505&ref=content_filter

Antworten (1)

Paul
Da habt ihr echt treffende Worte gefunden! :-(