Unterwegs in der Volksrepublik

In Deutschland gehen aktuell tausende Menschen auf die Straße, um für die Demokratie zu streiten. Wir sind währenddessen seit vier Monaten in den sozialistischen Volksrepubliken Vietnam und Laos und dem defacto-Einparteienstaat Kambodscha unterwegs.

Dabei haben wir weder beim aufmerksamen Eintauchen in das ganz normale Leben, noch beim vertraulich-kritischen Gespräch mit den Menschen vor Ort eine Unzufriedenheit wahrnehmen können, wie sie in westlichen Demokratien und speziell auch in Deutschland oft gegenüber der jeweiligen Regierung geäußert wird.

Das lässt uns aber längst noch nicht daran zweifeln, dass die Demokratie es nicht wert wäre, für sie zu kämpfen. Denn die Vorzüge demokratisch regierter Staaten offenbaren sich auch hier im Gespräch ganz schnell: Meinungs-, Presse- und Reisefreiheit, bessere Mitbestimmungsmöglichkeiten, Bildungs- und Aufstiegschancen, um nur ein paar zu nennen.

Der zentrale Begriff dabei ist die Freiheit. Diese möchte aber auch genutzt werden. Wenn wir uns immer mehr darauf verlassen, dass „die da oben“ alle unsere Probleme lösen, statt sie selbst anzugehen, geben wir eben jene Freiheit auf. In den quasi-autoritär regierten Staaten Südostasiens nutzen die Menschen die Freiräume, Dinge selbst anzugehen, wo die Regierungen oft schon keine finanziellen Mittel haben und gestalten so ihre Gemeinschaft: Schule und Tempel werden renoviert, Reisbauern legen neue Bewässerungskanäle ums ganze Dorf und zu jedem Fest, ob Hochzeit, Ehren- oder Trauerfeier ist das halbe Dorf zu Gast.

Auch auf dem Reisfeld hilft man sich gegenseitig: wenn du mir heute pflanzen hilfst, schulde ich dir einen Tag Arbeit, den du jederzeit einfordern kannst. So sieht man oft gleich 20 Leute, die ein kleines Feld bearbeiten, am Ende des Tages aber auch die Früchte ihrer Arbeit sehen. So funktioniert Gemeinschaft: es wird zusammen gefeiert, aber auch gemeinsam gearbeitet, zum Wohle aller.

Demokratien nach westlicher Vorstellung gibt es in diesen drei Ländern deswegen noch lange nicht. Den Drang, Dinge konkret zu beeinflussen spüren wir bei den Menschen hier dafür aber umso mehr.

Robert