Veröffentlicht: 04.06.2017
Auch wenn wir die Grenze zum Northern Territory schon vor einiger Zeit überquerten, genauer gesagt auf dem Weg zum Ayers Rock, welcher von roter Erde umgeben ist, blieb mir das Northern Territory vor allem als Grün in Erinnerung... und schwül.. Und voller hinterhältiger Tiere.
Genauso schnell wie die Vegetation wieder zugenommen hatte, veränderte sich auch das Klima: 32°. Neben der Hitze machte mir vor allem das schwüle Wetter zu schaffen. Als wir fix und foxy in einer Tankstelle 2$ Cornetto Eis kauften und den Verkäufer, einen dieser Menschen, bei denen man sich fragt welche Kette von schlechten Zufällen dazu geführt hat, dass sie nun irgendwo im nirgendwo und Stunden entfernt von Zivilisation hinter dem Tresen einer Tankstelle stehen, auf das extreme Wetter ansprachen, meinte er nur trocken das sei gar nichts im Gegensatz zu den 54° von letzter Woche (Läuft bei ihm).
Die Hitze raubte mir 2 Nächte lang komplett den Schlaf und duschen war einfach nur für die Katz - 5 Minuten danach waren wir sowieso wieder durchgeschwitzt. So nass abends im Campervan zu liegen war einfach nur noch ekelhaft und ich fühlte mich mehr wie eine glitschige Schnecke als so etwas wie ein Mensch. Wie ein gestrandeter Wal lag ich nachts auf dem Rücken um zu verhindern, dass irgendein Körperteil das andere berührt und noch ein Bach meinen Körper hinunterrinnt. Dazu kamen die unzähligen Moskitos, welche die hohe Luftfeuchtigkeit natürlich gern hatten. Nach Sonnenuntergang ging die Tortur eine knappe Woche lang los. Leider musste ich feststellen, dass mein Mückenschutz ein Witz ist und selbst Klamotten die Biester nicht aufhielten.
Nachts konnten wir uns also aussuchen: Mücken oder 40° im Auto. Eine goldene Mitte konnten wir irgendwie nicht finden und so wachte ich morgens nass und zerstochen auf. Nächtelang weckten mich die Mückenstiche nachts ständig auf und ich war innerlich am eskalieren wenn die knapp 50 Mückenstiche pro Fuß (ja, so viele Striche passen tatsächlich auf eine Schuhgröße 39 drauf) wie abgesprochen zu jucken begannen.
Da wir im Northern Territory wieder einige Zeit im Auto verbrachten, konnte ich wenigstens auf den langen Fahrten etwas Erholung nachholen. Anstatt von Schäfchen zählen konnten wir allerdings nur Kühe zählen, tot am Straßenrand liegende. Iiiii. An einem Tag sahen wir 16, wohl von Roadtrains überfahrene Kühe und wohl alle Stadien der Verwesung, die ein in der Hitze liegender Kadaver durchleben, oder eher durchsterben kann. Danke, das wollten wir sehen!
Für den Abenteuerfaktor sorgten die in der Ferne aufsteigenden Rauchwolken der vielen Brände im Northern Territory. Was mir anfangs schon ein schlechtes Bauchgefühl vermittelte, gipfelte sich an einer Stelle, in der links und rechts von der Strasse die trockenen Gräser vor sich hin brutzelten und der penetrante Rauch durch die offenen Fenster den Van füllte.
Für Abkühlung sorgte etwa 500km vor Darwin dann ein von Gott gesandter Rasenspränkler, bevor wir uns abends wieder in den aufgeheizten Van legten bis wir in der Nacht den Kofferraum aufrissen und mit allen Türen offen weiterschliefen. Tag des offenen Kofferraumes, Mozzies welcome. Über die Nacht war die Luft einigermaßen abgekühlt, was genau so lange anhielt, bis die Sonne wieder über den Horizont gekrochen kam und die Umgebung nach 10 min wieder komplett aufgeheizt vor sich hin schmorte. Gott sei Dank stand an diesem Morgen eine Thermalquelle auf dem Plan. Selbstbewusst marschierten wir durch das Resort, von dem der Pool umgeben war und verbrachten 2 Stunden in dem wunderschönen Becken, welches von Palmen umgeben in einem kleinen Wald versteckt lag. Nachdem wir erfolgreich die Duschen des Resorts gesnackt hatten, packten wir wieder unsere mittlerweile von Pfauen umgebene Autos und machten uns auf den Weg in den berüchtigten Kakadu Nationalpark.
Das Highlight des Parks stand einige hundert Meter hinter dem Nationalpark Eingangsschild Gras fressend am Straßenrand: ein Stier mit grossen Hörnern, vielleicht auch ein Wasserbüffel. Um den Kakadu etwas aufzuwerten, belassen wir es bei dem Wasserbüffel. Die Landschaft in dem gehypten Park unterschied sich kaum von dem Buschgedöns von zuvor und auch die angeschriebenen Lookouts waren, naja, schön aber nicht unbedingt breathtaking, wie man es von einem 'Top 10-Dinge, die man in Australien gesehen haben muss' Nationalpark erwarten würde. Was den Tag nicht zu meinem Liebling machte, war zum einen die Nachricht von der Autovermietung, dass ich 75$ (!!!) zahlen musste, weil ich zu schnell gefahren bin (ja das tat dem Backpacker Geldbeutel weh!). Das witzige daran? Die 75$ waren gerade einmal die Gebühr für die Strafe. Kein Witz. Es gibt eine Gebühr für die Strafe. Die TATSÄCHLICHE Strafe trudelte einige Wochen später ein. Im Endeffekt zahlte ich knapp 300 $. Und ich dachte 75 tun weh!
Dazu kam die Reifenwechselaktion irgendwo verlassen im Nationalpark, nachdem Mayk eine riesige Furche im Reifen entdeckte, die den Reifen zu reissen drohen ließ. Nachdem Mayk als einziger Mann, der in der Lage war einen Reifen zu wechseln, unserer kleinen Schrottkarre ein neues Schühchen angezogen hatte nahmen wir uns den nächsten Campingplatz und brateten uns unser erstes Känguru Steak. Kann man essen, muss man aber nicht. Der Abend verlief wiedermal mit schwitzen, kratzen, aggressivem Mücken erschlagen.. mäßig geil. Um halb 9 lagen wir alle im Van und die Nacht sollte zu einer der längsten werden, die ich je erlebt habe. Nachdem ich um halb 2 das letzte mal auf mein Handy sah und hoffte, die Nacht wäre bald zu Ende, wachte ich um halb 4 wieder auf und starrte bis halb 7 die Decke an bis endlich die Sonne aufging und ich aufstehen könnte. Jap, die eine oder andere Nacht war wirklich zum kotzen.
Mit einigen gut erhaltenen und detaillierten Malereien der Aboriginies konnte der Park dann doch noch ein paar Punkte sammeln, doch bei unserer Fahrt durch den restlichen Park wurden wir durch einige aufgrund von Überschwemmungen und Krokodilen abgesperrte Wege enttäuscht und nach 2 mehr oder weniger sehenswerten Lookouts, die übrig blieben verließen wir den berühmten Kakadu Nationalpark. Im Endeffekt hatte der Park unsere Erwartungen leider nicht im geringsten erfüllt. doch was ich man wieder einmal zugeben muss: wir sind viel zu verwöhnt was geile Landschaften betrifft, wofür ich mich oft selbst gerne hauen würde.
Ein absolutes Highlight des gesamten Australientrips lag ein paar Stündchen entfernt am Adelaide River und wartete im Wasser vor sich hin treibend im Fluss auf uns: Krokodile. Um endlich einmal ein Krokodil zu sehen, vor denen wir bereits auf etlichen schildern gewarnt wurden (#be crocwise) nahmen wir an einer einstündigen Bootstour teil, auf der man scheinbar springende Krokodile sehen würde. Gott sei Dank waren wir insgesamt nur 8 Touris auf dem Boot, plus einem supercoolen Guide, der einen Cowboyhut geschmückt mit Wildtierzähnen trug. Bei seiner Einweisung wies er uns darauf hin, dass Krokodile auf bunte Farben reagieren und wünschte uns im Falle eines Notfalls viel Glück mit den neonorangenen Schwimmreifen. Das lachen aller Teilnehmer war halb herzlich, halb nervös bis panisch. Tja, unser Guide hatte keinen Witz gerissen. Angesichts der Tatsache, dass auf den 150km Fluss 7000 Krokodile Leben (was knapp 5 Krokodile, die dich im Blick haben, auf den 100 m bis zum Ufer macht) hoffte ich einfach auf die Fähigkeiten der Bootsfirma und das Schicksal im Allgemeinen. Wir cruisten in Schlangenlinien den Fluss entlang, bis der Motor plötzlich gestoppt wurde. Unser Guide deutete auf einen winzigen Fleck im Wasser, von dem kaum eine Welle entstand. Und tatsächlich, der kleine Fleck, welcher exakt die gleiche Farbe wie das schmutzige Braun des Flusses hatte, kam näher und aus einigen Metern Entfernung konnten wir 2 gelbe Augen erkennen. Unser Guide erwarnte uns zu irgendeinem Zeitpunkt die Arme über das Boot hinauszustrecken. Seine Formulierung, nicht das Krokodil, das er anlockt, sondern die 3 anderen, die uns beobachten, ziehen uns ins Wasser, faszinierte mich unbeschreiblich. Die Vorstellung, dass die Krokodile uns wie ein paar Fischstäbchen auf einem schwimmenden Teller sehen, machte die ganze Tour aufregend bis zur letzten Minute.
Unser Guide lockte das Krokodil mit einem Stück Fleisch an einer Angel an und es schwamm tatsächlich unheimlich nach an unserem Boot bis zur Spitze des Bootes. Hätte ich den Arm ausgestreckt, hätte ich die schönen Schuppen berühren können, so nah kamen uns die Tiere. Da Krokodile allerdings 40 mal schneller als Menschen reagieren, ließ ich aber meine Griffe bei mir. An der Angel angekommen, sprangen die Krokodile dann tatsächlich aus dem Wasser und rissen das Fleisch in der Luft von der Angel. Die Fotos die dabei entstanden - Affengeil!
Auf der Tour konnten wir sogar das zweitgrößte Krokodil im Fluss ausfindig machen: 6,1 marschierten träge durch den dicksten Schlamm ans Ufer direkt an unser Boot. Auch wenn das Verhältnis zwischen den Krokodilen und unserem Guide oft vertraut wirkte, entfernte er unser Boot immer wieder von dem Koloss, welcher selbst unserem Guide oft etwas zu nahe zu kommen schien.
Zuletzt demonstrierte uns unser Guide, wieso man an abgesperrten Ufern wirklich niemals ans Wasser gehen sollte. Zum Einen hören Krokodile Schritte aus kilometerweiter Entfernung und bleibt man schliesslich stehen, signalisiert es dem Tier natürlich, dass man am Ufer steht. Wir fuhren mit dem Boot komplett ans Ufer und warteten. Jeder suchte das Wasser nach einem Krokodil ab, doch weit und breit rührte sich nichts. Gerade, als wir aufhörten, nach dem Krokodil zu suchen, tauchte einen Meter von dem Boot entfernt ein riesiger Kopf auf und jeder einzelne von uns war sichtlich geschockt, dass wir das Tier keine Sekunde kommen sahen bis es schliesslich direkt vor uns Auftauchte. Wäre man hier nur mit den Füssen im Wasser gestanden, wäre Feierabend und Dinnertime für das Krokodil gewesen.
Die Kunst dieser Tiere sich komplett unbemerkt anzupirschen war wirklich beeindruckend und wird mir wohl auf ewig im Hinterkopf bleiben.
Die restlichen Fleischfetzen warf unser Guide ins Wasser, woraufhin unzählige Adler sich im Sturzflug darauf stürzten. Ein Spektakel nach dem anderen! Das machte den laschen Kakadu Park wieder gut. Der Abend war Wieder einmal.. ihr könnt es euch denken. Lassen wir ihn einfach lässig beiseite.
Am nächsten Morgen ging es nach Darwin, wo ich endlich wieder meiner Familie schreiben konnte!
Nach einem kleinen Marsch durch Darwin wurde uns bewusst, dass der Bär hier ganz bestimmt nicht steppt. Dazu kam, dass bis auf einen kleinen Abschnitt im Meer, welcher mit Netzen gesichert war, das Baden aufgrund der vielen Krokodile überall verboten war. Als wir uns aber zu der kleinen Lagune aufmachten, stießen wir auf ein Wellenbad direkt am Meer. Der Pool Stiel uns allen sofort das Herz und mit tausenden von Kindheitserinnerungen im Kopf verbrachten wir den Nachmittag dort. Mit Schwimmreifen bewaffnet hatten wir einen morts Spaß zwischen größtenteils kleinen Kids. Später konnte ich sogar noch mit meinem Daddy, welcher im Morgengrauen fotografieren war und daraufhin mit Mama und Papa telefonieren, was mich jedes mal wieder unheimlich glücklich macht.
Nach einer wundervollen Dusche bekamen wir noch eine Kiste voller Lebensmittel von einer Art Tourguide geschenkt, welcher uns armen Backpacker am Tag darauf ein Festmahl von Burgern bescherte!
Am Vormittag brachten wir unser Auto zum Verarzten unserer erstellten Liste von Dingen, die nicht funktionierten.
Fast wie neu düsten wir dann mit unserem Van in den Litchfield Nationalpark, welcher zwar unbekannt ist, den Scherz von Kakadu aber um Welten übertraf. Wir steuerten zunächst das Rockhole an, wo entlang eines Baches die Leute in den Becken zwischen den kleinen Wasserfällen badeten. Am Ende zauberte der Wasserfall so etwas wie einen natürlich Whirlpool, was ein absoluter Traum war (Für uns eklige verschwitzte Backpacker). Der schwer zu schlagene Pool wurde dann sogar noch von den Florence Falls getoppt, welche nach einem langen freien Fall ebenfalls in einem kleinen See umgeben von hohen Felsmauern landeten. Nach über einer Woche staubtrockenem Outback war das Baden an diesem Tag das grösste Geschenk, das wir je bekommen hätten können.
Der nächste Tag sollte dann auch schon wieder der letzte im Northern Territory sein. Nach einer Laundry Session führte unser Weg durch den hübschen Gregory Nationalpark (yes, in Australien führt der Highway gelegentlich mal durch Nationalparks) bis an die Grenze zu Western Australia. Dieses begrüßte uns erst einmal in Form einer einstudiert lächelnden Dame, die uns eine Liste von Dingen, welche hier und jetzt im Müll landen, durch das Fenster ins Gesicht streckte. Das fängt ja schon mal gut an!