Jambo Kenya
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vivir en Uruguay

Veröffentlicht: 23.03.2019

Tag 169


Colonia del Sacramento – 14:53. „Also die Fliegen nerven hier extrem“, gibt Linus gerade von sich. Dieses Luxusproblem ist aber auch schon alles, was man hier auszusetzten haben könnte. Die Blumen blühen bunt und die Sonne schimmert durch die grünen Pflanzen auf unsere Haut, wenn sie nicht gerade von dem gelben Schirm über uns daran gehindert wird. Um uns herum überwiegend ältere gut gekleidete Touristen. Wir sitzen in einem Restaurant am Ufer des Rio de La Plata, welches zu den wenigen zählt, in denen wir uns zumindest etwas zu Trinken leisten können. Es riecht gut, nach Gegrilltem, nach Spätsommer und nach Wohlstand. Das kleine Örtchen 50 Kilometer Luftlinie von Buenos Aires entfernt, versprüht alteuropäischen Charme und lässt uns mit seinen schicken bunten Häusern und den vielen Kopfsteinpflastergassen denken, wir wären auf einem spanischen oder italienischem Städtetrip. Dabei sind wir weit davon entfernt. Wir sind in Uruguay.

Gestern Abend ging für uns die Fähre auf dem Weg ins neue Land und wir hatten eine herrliche Fahrt inklusive Sonnenuntergang über der Skyline von Buenos Aires. Die Einreise verlief unkompliziert und so waren wir von jetzt auf gleich vom hektischen und riesigen Buenos Aires in der beschaulichen Kleinstadt Uruguays, von wo aus wir nun sogar ein paar Hochhäuser der Metropole über das Wasser hinaus erahnen können. Der Weg nach Uruguay begann gestern für uns allerdings nicht in der Hauptstadt Argentiniens, sondern schon in der etwas nördlicher gelegeneren Stadt Rosario. Von dort aus nahmen wir morgens den Bus nach Buenos Aires, fuhren von dessen Busterminal etwa eine Stunde mit dem Taxi durch die völlig verstopfte Innenstadt und kamen gerade noch rechtzeitig am Fährterminal an, sodass wir abends auch nach Uruguay übersetzen konnten. Dann hieß es den nächsten Bus für die Weiterfahrt buchen, etwas essen und nachdem wir die Unterkunft gefunden hatten, erschöpft ins Bett fallen.

Nun sind wir also nach Argentinien und Chile, wo wir Ende Januar ein paar Tage waren, in unserem dritten südamerikanischen Land. Und sitzen jetzt neben reichen Touris aus aller Welt in diesem kleinen Gartenrestaurant. Wenn die wüssten. Interessant ist aber auch, dass es das erste mal seit bestimmt fünf Wochen ist, dass wir andere Reisende sehen und das ist irgendwie auch mal wieder ganz schön.

Die letzte argentinische Stadt außerhalb von Buenos Aires in der wir zuletzt ein paar Tage waren, ist gleichzeitig die drittgrößte Stadt Argentiniens, nämlich Rosario. Dort ist Che Guevara geboren und aufgewachsen und viel wichtiger auch Lionel Messi. Das Geburtshaus von dem Revolutionär ist leider nicht bekannt, ebenso unspektakulär ist jenes von Che Guevara. Spaß beiseite, ehrlich gesagt hat es uns erstaunt wie wenig Würdigung der Nationalheld Messi in seiner Heimatstadt bekommt. Von Statuen, Straßennamen oder Denkmälern keine Spur. In das ärmliche Viertel zu fahren, in dem er geboren ist, wurde uns aufgrund von zu hoher Armut und Gewalt nicht empfohlen. Und das Geburtshaus von Guevara war wie bereits erwähnt weniger interessant, aufgrund der Tatsache dass man das bürgerliche Gebäude auch nur von Außen betrachten konnte und nur ein einziges kleines Informationsschild am Eingang hing.

Dafür war das riesige „Monumento historica nacional de la Bandera“, also das Monument der argentinischen Nationalflagge umso eindrucksvoller. An diesem Ort wurde die Argentinische Flagge 1812 zum ersten mal gehisst und einem wird dort der ausgelebte argentinische Patriotismus ein weiteres Mal bewusst. Man kann dieses hohe Gebäude mit einem Fahrstuhl hinauf fahren und hat so einen wunderbaren Blick auf die Stadt und den nah gelegenen zweitlängsten Fluss Südamerikas, den Rio Parana. Rosario hat uns aber auch sonst wirklich sehr gut gefallen, und wir waren froh nach so viel Plattenbau in Mar del Plata und La Plata endlich mal wieder eine ausgeprägte historische Altstadt vorzufinden. Wir sind was das angeht als Europäer aber auch einfach verwöhnt, wie uns dann aufgefallen ist. Der Fluss war leider, trotz seiner gewaltigen Größe viel zu schmutzig, um darin zu baden, das Wetter hätte es zugelassen, aber auch so war es entspannt an den vielen Skateparks und bunt angestrichenen Hafengebäuden an der Promenade entlang zu spazieren. Wir haben uns ein bisschen heimisch gefühlt und werden die Stadt mit etwa einer Million Einwohnern in guter Erinnerung behalten.

Und jetzt sind wir schon wieder in einem anderen Land, nur einen Tag später. Hier in Uruguay bleiben wir knapp eine Woche, reisen ein wenig an der südlichen Küste entlang, unter anderem natürlich in die Hauptstadt Montevideo. Dann hoffen wir weiter östlich noch ein letztes Mal auf unserer Reise im Ozean baden zu können. Das haben wir, egal ob im Pazifik oder Atlantik bis hierher so oft getan, dass wir das letzte Mal auch nochmal bewusst genießen müssen. Dann geht es zurück nach Buenos Aires, in die Mega-Stadt. Dort können wir uns dann sicherlich auch wieder etwas zu essen leisten.

Rechts von mir auf dem trüben Wasser der Bucht segelt ein Schiff entlang. Ich höre Gelächter und spüre eine lebensfrohe Leichtigkeit, die mich umgibt. Bei all den Dingen, die wir auf dieser Reise gesehen, gehört, gespürt und getan haben, fühlt sich das irgendwie unpassend an. Als wären wir für ein paar Tage Urlaub am Mittelmeer machen. So unpassend es wirkt, fühlt es sich doch gut an. Man spürt, dass es langsam Herbst wird hier in Südamerika. Die Blätter färben sich und die Sonne steht nicht mehr so hoch. Ein Oldtimer brettert über das Kopfsteinpflaster, das Schiff ist nun schon ganz weit weg. Die Zeit ren

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