Jambo Kenya
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Der Countdown läuft

Veröffentlicht: 17.03.2019

Tag 163


Sich hier beim schreiben zu konzentrieren ist gar nicht so einfach. Das moderne Eiscafé in dem wir sind ist sehr gut besucht. Vor mir ist die lange Theke, an der eine Menge Leute auf ihren Café oder ein Stück Apfel-Torta warten. Das Geschirr scheppert und die Menschen um mich herum unterhalten sich enthusiastisch. Das mächtige Schokoladeneis, das ich gerade verspeise lässt mich bangen vor dem Submarino, der noch unberührt auf dem Tisch vor mir steht und auf mich wartet. Aber wir haben Zeit. Wir lassen es entspannter angehen, auch wenn unser kleiner Strandurlaub in Mar del Plata seit gestern vorbei ist. Nun sind wir schon wieder fünf Busstunden weiter nördlich in der Studentenstadt La Plata. Buenos Aires ist nur noch 52 Kilometer entfernt.

Die Tage in Mar del Plata waren super erholsam und vorweg sei gesagt, dass wir mit dem Wetter anders als am ersten Tag dann doch Glück hatten. Wir waren ein paar mal am Strand, haben uns am Pool gesonnt und haben es genossen mal fest an einem Ort zu sein. Die Stadt an sich ist allerdings mit Ausnahme des langen Strandes weniger attraktiv, da sich dort ein Plattenhochhaus an das andere reiht. Ganz viele Maritims nebeneinander also, nur noch ein Tick überholter. Auch die Promenade war nur selten ausgebaut und kam daher leider ein wenig trist daher. Aber was solls, wir waren am Strand, sind nochmal ordentlich braun geworden und das Hotel, das wir uns ausnahmsweise mal gegönnt hatten, war eh erste Klasse. Nun sind wir in La Plata, im Sechsbettzimmer. Linus und mir fällt vermehrt auf, dass man die Dinge sowieso erst so wirklich schätzt, wenn sie schon wieder vorbei sind. Das wird uns auch immer wieder bewusst, wenn wir auf bereits Erlebtes zurückblicken, aber so scheint der Mensch halt gestrickt. Jetzt sind wir zumindest hier in La Plata, wo eine der größten Kathedralen der Welt steht. Buenos Aires ist nur eine Busstunde entfernt, was wir uns beide gar nicht vorstellen können, aber dass wir in die Metropole zurückkehren, um von dort aus zurück nach Deutschland zu fliegen dauert noch ein bisschen. Vorher gilt es noch einmal eine etwas tiefer im Inland liegende Millionenstadt aufzusuchen und einen Abstecher in das Nachbarland Uruguay zu machen.

Trotzdem können wir es beide nicht verschweigen, dass das Ende unserer Reise schon längst begonnen hat. Wir können es noch weniger verstehen, als glauben und der Gedanke bald wieder in Deutschland aufzuwachen und festzustellen, dass es das dann einfach war, fühlt sich komisch an. Verständlich. Wir sind bei all diesen Gedanken aber keinesfalls traurig, wir können es eigentlich gar nicht mehr abwarten und reden oft über den Moment, in dem uns der Kapitän auf dem Flug nach Frankfurt begrüßt oder die letzten Tage in Buenos Aires. Natürlich auch über die ersten Tage in Deutschland und wie diese so aussehen werden. Mann kann die Vorfreude auf die Heimat vielleicht mit der Vorfreude vergleichen, die wir vor dieser Reise hatten. Man freut sich, genießt aber noch die letzten Wochen und weiß überhaupt nicht was dann auf einen zukommt. Und klar macht man sich dann Gedanken. Man kann das alles gar nicht so richtig verarbeiten. Die Reise ist normal für uns geworden, dieses ständig woanders sein, der Rucksack, das Ungewisse. Wir leben seit fast einem halben Jahr einfach in der Welt und lernen diese ständig neu kennen. Das ist unheimlich aufregend, wir haben so viel gesehen, wie es in so einer Zeit fast unmöglich ist. Wir werden auch noch einiges sehen. In Uruguay, einem völlig neuem Land und auch noch in Buenos Aires, wo wir uns für die letzten Tage nochmal ein paar Dinge vorgenommen haben. Trotzdem ist es jetzt fast Ende März und das ist ohne viel Abgeschweife einfach krass. Was jetzt kommt ist das Ende. Der Countdown läuft. Und aus Deutschland kommen langsam die ersten Planungen oder Ideen wie es dann überhaupt so weiter geht.

Noch sind wir aber hier in Argentinien. Noch sind wir auf Reise. Und noch ist das für uns auch ganz normal.

Drei Stationen sind es jetzt insgesamt bis zur Hauptstadt Buenos Aires, in der das zweite große Kapitel begonnen hat und wo alles enden wird. Diese werden wir jetzt noch mit vollem Bewusstsein bestreiten. Auch wenn alles so langsam absehbarer wird, noch genießen wir alles was wir erleben, ich bin mir sicher das wird noch einiges sein. Wir reisen jetzt noch ein bisschen, mit dem Gedanken, dass jeder Tag der letzte sein könnte.

Denn das ist ja gar nicht so weit hergeholt.

Antworten

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