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Goodbye My Love, Goodbye!

Veröffentlicht: 18.02.2024

Dieser Beitrag enthält eine XXXl-Menge Fotos. Wir können uns einfach nicht entscheiden, weil alle Erinnerungen so besonders sind und wir euch hier noch einmal daran teilhaben lassen wollen.
Warum?

Wir nehmen Abschied vom Château!

Blick auf Cartagena

Nein, leicht fällt uns diese Trennung nicht. Immerhin hat uns der Caravan viele wunderbare Erlebnisse, tolle Abenteuer, eindrucksvolle Aussichten, außergewöhnliche Geschehnisse und auch haarsträubende, schweißtreibende Situationen beschert:

https://vakantio.de/chateaugeschichten/schwarze-nacht

https://vakantio.de/chateaugeschichten/absturz-im-solling

Sonnenuntergang bei Mazarrón

Vielleicht erinnert ihr euch?
Wir haben das kleine Reisemobil vor fast genau fünf Jahren als Geschenk mit einem derben Wasserschaden übernommen. Und ursprünglich sollte das Schlößchen lediglich dem Meister als Sommerresidenz in Bad Gandersheim dienen.

Am Balsaltsteinbruch in Hessen

Nach kleinen Ausflügen sind wir bald auf den Wohnwagengeschmack gekommen. Vollständig infiziert hat uns dann die Weihnachtstour in den spanischen Süden, mit der auch dieser Blog begann:  
https://vakantio.de/chateaugeschichten/wintercamping-jetzt-gehts-los 

Cala Reona - und nein, wir haben das Schild nicht umgefahren!

Die morschen Bodenbretter, die auseinanderfallenden Armaturen, die Löchlein in den Wänden, das bei starkem Regen einsickernde Wasser, lange ignorierten wir den maroden Zustand unseres mobilen Heims. Doch selbst der beste Verdrängungsmechanismus bewahrt nicht vor der Erkenntnis, dass auch das schönste Schloß eines Tages auseinanderfallen kann.

Weg zur Bateria

Seit nunmehr zwei Jahren sind wir auf der Suche nach einem Ersatz. Diese wird erschwert durch diverse Parameter: der Wohnwagen muss ein Leichtgewicht sein, damit der Kangoo das Gefährt ziehen kann. Eine Dusche ist Bedingung, weil wir in der Hauptsache im Winter mit dem Caravan unterwegs sind und ich bin zu zimperlich, um mich bei Minusgraden, eisigem Ostwind und Schnee in einem kalt plätschernden Bächlein zu waschen. Ein bisschen Atmosphäre, Ambiente und Gemütlichkeit schaden auch nicht. Und der Preis sollte möglichst stimmen.

Uff! Absolut nicht einfach, ihr merkt es schon.

Prohibido vivir con miedo!

Nach eingehender Recherche stoßen wir auf britische Caravans, die sich besonders durch ein durchdachtes Raumkonzept, ein fantastisch einfaches System des Tisch-Bett-Umbaus, Behaglichkeit, Wohnkomfort, Bequemlichkeit und einen eingebauten Backofen auszeichnen.
Für Zappa ist sofort klar, es muss einer mit Backofen sein! Mir reicht eigentlich die Dusche.

In der Wüste von Tabernas...

Also stürzen wir uns auf die Angebote der Marken Sprite, Swift, Elddis, Abbey, Bailey, Compass und wie sie alle heißen.
Doch das passende Modell zu finden, ist gar nicht so einfach. Entweder sind sie zu schwer oder zu lang oder zu teuer oder sie werden uns vor der Nase weggekauft!

Ziegen im Kellerwald

Irgendwann entwickelt Zappa ein Konzept zur Château-Sanierung und beginnt mit ersten Schritten, noch bevor wir auf die Herbsttour gehen. Eben jener, bei der wir mit dem Kangoo nahe Lyon liegen bleiben und eine irrsinnige Château-Rettungs-Rückhol-Aktion vor den drohenden meterhohen Schneelasten des französischen Zentralmassivs ohne Rücksicht auf jedwede Verluste und unter gesundheitlichen Einschränkungen und ohne Gedanken an finanzielle Einbußen starten. Das Château muss nach Hause!!!

https://vakantio.de/chateaugeschichten/das-dicke-ende

Rettung durch Opa Achims roten Flitzer

Kaum haben wir den kleinen Wohnwagen auf dem heimischen Hof, entdecke ich im Internet einen Elddis Mistral XL. Das Gewicht passt, die Größe und der Preis auch. Mit Backofen und Dusche! Ich glaube es kaum und zögere kurz, ob ich Zappa das Schätzchen zeigen soll, es hat schließlich auch schon 30 Jahre auf dem Buckel. Doch ein kurzer Blick genügt auch ihm und schnell ist der Verkäufer angeschrieben.

Schnee im Taunus

Ein Wochenende später fahren wir ans Steinhuder Meer und schnell haben wir uns in die Miss-Marple-Ausstattung in After-Eight-Grün verliebt. Es ist einfach zu cozy, pleasant und fluffy. Ich nehme an, das Wetter auf der Insel ist schlichtweg zu oft sehr unbehaglich, so dass viel Zeit im Caravan verbracht werden muss, der eben deshalb zwingend gemütlich ist.
Leider hat der Elddis keinen TÜV und ist nicht angemeldet, aber wir werden uns mit Dirk sehr schnell einig.

Am Lutherweg an der Unstrut

Nach langem Suchen kann Zappa in Schöningen einen passend großen Trailer mieten, mit dem werktags Bagger zur Baustelle transportiert werden.
Freitagabend holen wir den Anhänger ab, der erst mal aus der Pampe gezogen werden muss.

Trailer in XXL

Am Sonntagmorgen vor dem Aufstehen wird das Geschoss an den geliehenen Mitsubishi gekoppelt und los geht die Fahrt.
Allein das Gehoppel des Autos durch den leeren, langen Anhänger auf der A7 rund um Hildesheim ist die Tour allemal wert.
Ein Abstecher zum Kameraeinsammeln muss unterwegs noch sein und dann sind wir pünktlich zum verabredeten Zeitpunkt in Mardorf.

Mitsubishi XXL

Jetzt kommt der kribblige Teil: der Wohnwagen steht eingezwängt zwischen zwei Kiefern im Sand des abschüssigen Grundstücks, auf dem Dirk schon einen Abwassergraben gebuddelt hat, in dem der Caravan möglichst nicht landen soll.
Das erste Hindernis, eine Steinkante zum Weg ist nach mehreren Anläufen und Wallaufschüttungen gemeistert.

...Elddis Mistral XL

Das Bugrad versinkt immer wieder im Sand, doch es liegen noch Waschbetonplatten herum, die schnell einen festen Untergrund bilden. Nach vielem Hau und Ruck, hier ausbuddeln, da eingraben, schieben, bremsen, stoßen, halten, mit und ohne Bremsklotz und schweren hydraulischen Wagenhebern, steht der Wohnwagen unbeschadet auf dem Weg. Der Trailer ist fix auf das Grundstück zirkuliert und mittels Seilwinde der Elddis drauf gezogen. Nun noch alles mit den 5-Tonnen-Ratschengurten festziehen, damit das gute Stück nicht bei der wilden Hoppelfahrt auf der Autobahn vom Hänger hüpft.

...aus dem Sand gebuddelt werden!
...nach zwei Stunden auf dem Anhänger!

Jetzt muss noch das Geschäft erledigt werden. Wir ziehen uns zum Kaffee auf die Terrasse zurück und sichten die Papiere. Dabei fehlt uns die deutsche Zulassung. Die gibt es leider nicht, nur einen grünen Fahrzeugschein für ein Kurzzeitkennzeichen. Das haben wir bereits gesehen und sind damit davon ausgegangen, dass es auch einen deutschen Fahrzeugbrief gibt. Gibt es aber nicht.

Glückliche Hühner mit Wach-Alpaka im Rothaargebirge

Dirk hat nur ein rotes Kennzeichen besorgt und den Caravan nicht so viel bewegt.

Da staunen wir nicht schlecht und Zappa flucht, dass er den Wohnwagen nicht ohne Papiere kauft!

Es hat zwei mühsame Stunden gedauert, das Gefährt auf den Anhänger zu bekommen und nun soll alles wieder runter?
Es hat zwei mühsame Jahre gedauert, einen Caravan zu finden, der unseren gehobenen Ansprüchen genügt und nun soll alles umsonst gewesen sein?

Steht aber doch...

Ich glaubs nicht! Dirk auch nicht. Er ruft bei dem Händler an, bei dem er vor fünf Jahren den Wohnwagen gekauft hat und der nimmt am Sonntagnachmittag sogar ab. Er sagt, der Elddis hat damals eine ordnungsgemäße deutsche Vollabnahme bekommen und hätte innerhalb von zwei Jahren ganz normal zugelassen werden können. Ein Kurzzeitkennzeichen reicht nicht! Er hat aber keine Zweifel, dass das gute Stück auch ein zweites Mal den deutschen TÜV besteht.

Also gut. Château Mistral kommt mit.

Erstes Kerzenlicht im Château Mistral

Wir machen wieder einen Abstecher ins Weserbergland, noch mal alte geschenkte Kameras abholen. Dabei muss Zappa mit dem XXXL-Gefährt rückwärts zwischen abgestellten Autos aus einer Sackgasse rangieren, weil auf dem Wendeplatz irgendwer doof parkt. Egal, kein Problem, nur ich schwitze wieder Blut und Wasser.

...mit Sonnenaufgang

Als wir gegen Abend zu Hause ankommen, ist die Bushaltestelle, auf der wir eigentlich halten wollen, von der blinkenden Feuerwehr besetzt. Zum Glück keine Havarie, sondern nur ein kurzer Zwischenstopp und so können wir unseren Neuerwerb vom Trailer manövrieren.
Das Seil der Winde ist nicht ordnungsgemäß eingehakt und rutscht beim Ablassen aus der Rolle. Der Wohnwagen rast zum Glück nicht vom Hänger, steht aber nun schräg und muss geradegerückt werden. Zappa kurbelt am Bugrad, der Caravan poltert vom Trailer und fällt mit der Kupplung auf seinen Fuß!
Beim nächsten Mal wissen wir: die Haxen stehen lassen, dann fällt alles auf die Stahlkappe und zerquetscht nicht die Zehen.

Ankunft zu Hause

Jetzt muss der Mistral nur noch auf den Hof, das Château steht schon auf der Straße.

Doch noch ist der Tag nicht zu Ende, der Trailer muss wieder nach Schöningen. Ich habe zwischenzeitlich allen Kram aus dem Mitsubishi geräumt, den wir für unseren Sonntagsausflug benötigten. Kaffeetassen, Keksdose, Stullenbüchse. Auch die Tüte mit Zappas Ratschengurten kommt auf Nachfrage wieder in die heimische Werkstatt.

Feinste Spitzen von handgeschältem, jungen grünen Spargel an knallroter, knackiger Coctailtomate, mit liebevoll von Hand geriebenem, aromatisch-feinen Grana Padano, gekrönt mit einem Spritzer von hochwertigem, intensiv würzigen Aceto Balsamico di Modena

Dann gehts noch mal auf die 40km lange Fahrt an den Rand des ehemaligen Braunkohletagebaus. Am finsteren Abend muss der Anhänger rückwärts an einer steil abschüssigen Straße um die Kurve, auf einen unbeleuchteten Hof, durch eine enge Einfahrt zwischen Pfosten und Straßenlaterne gezirkelt werden.
Bei der Übergabe stellen wir fest, dass die Papiere für den Hänger zu Hause in der Tüte mit den Ratschengurten liegen. Also machen wir Morgen noch mal einen Ausflug nach Schöningen.
Dabei können wir einen Plan machen, wie der Elddis am besten eine deutsche Zulassung bekommt.

Schafe im Schnee

Aber bis dahin haben wir ja noch das Château, das hat immerhin noch ein Reisejahr lang TÜV.

Offroad im Eichsfeld


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