9.10.18 St. Andrews/New Brunswick Ebbe & Flut unter dem Wohnzimmer

Es ist 9.45h (!!) als ich in meinem Schrank-Zimmer erwache. Das erste Mal haben wir tatsächlich lange in den Tag hinein gesachlafen. Vor dem Haus steigt das Wasser schon an. Ich mache mir einen Kaffe, setze mich in den Schaukelstuhl vor dem Fenster und beobachte die Szenerie. Nachts hat es kräftig geregnet und über den Wäldern auf der anderen Seite der Passamaquoddy Bay hängt der Nebel in den Wäldern. Wir frühstücken ausgiebig und ohne Zeitdruck und sind dann erstmal damit beschäftigt, die Wasserstands-Entwicklung unter unserem Wohnzimmer zu dokumentieren. Um 12.47h ist Höchststand bei 7,6m und das Wasser plätschert um die Hausmauer. Die Holztreppe vom Apartment unter unserem, die praktisch auf den "Strand" führt, steht mit den untersten Stufen unter Wasser. Vor unserer Hausmauer sind die Seetangberge nun überflutet. Wenn man nun im Wohnzimmer aus den Fenstern nach rechts und geradeaus guckt, hat man den Eindruck, auf einem Schiff zu sein. Man sieht nur Wasser ringsum.

Schon 30min nach dem Scheitelpunkt kann man deutlich sehen, dass das Wasser wieder abläuft und kurz darauf liegen die untersten Treppenstufen der Holztreppe wieder frei.

Etwa um 14h setzen wir uns dann in Bewegung, fahren kreuz und quer durch den Ort, sehen Rehe und fahren zum Leuchtturm, den wir von unserem Apartment aus sehen. Er ist nicht begehbar, aber rundherum stehen ziemlich tolle Häuser. Wir sehen von hier unser Haus. Weiter geht es hoch zu den Kingsbrae Gardens, die in St. Andrews eine Sehenswürdigkeit sind, aber nun im Herbst weniger durch Blumen als durch Skulpturen Besucher locken. Wir sparen uns den Eintritt von $16 (!), laufen in dem frei zugänglichen Teil etwas rum und freuen uns, dass das Wetter deutlich aufklart. Plötzlich sind 17°C und die Sonne strahlt von einem wolkenlosen Himmel. 

Wir brechen unsere Erkundungstour und den geplanten Shopping-Bummel in der Water Street ab und kehren zu unserer Terrasse zurück, sitzen in der Sonne, lesen und beobachten das weiterhin ablaufende Wasser, das einen riesig breiten Strand hinterlässt und rechts an der Orts-Mole das türkise Boot mal wieder nach unten befördert. Heute Mittag lag es fast auf der Höhe der Mole, nun eher fast auf dem Boden.

Kurz nach 17.00h ist die Sonne nun nicht mehr so stark und so gehen wir auf der Water Street bummeln, ohne etwas zu kaufen. Einige Läden haben ohnehin zu. Entweder "for the season" oder weil sie um 17.00h ohnehin schließen. Anstelle eines Restaurants gibt es heute Dosenfutter aus dem örtlichen Supermarkt, der bis 21.00h offen hat. Vorher holen wir uns außerhalb von St. Andrews noch einen Kaffee und kehren zum Sonnenuntergang gegen 18.30h zu unserer Terrasse zurück und beginnen die einzige Flasche Wein zu trinken, die wir in diesem Urlaub genießen werden.

Der Sonnenuntergang entfaltet sich vor uns zu einem grandiosen Schauspiel, während langsam ein unglaubliches Sternenzelt sichtbar wird und die Milchstraße direkt über uns verläuft. Es sind immer noch fast 20°C an diesem Abend - das hatten wir noch nie.