Bunter Herbst im Osten Kanadas
Bunter Herbst im Osten Kanadas
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8.10.18 Fast in den USA

Veröffentlicht: 21.10.2018

Um 9.30h sind wir aus unserem Haus raus, fahren kurz Tanken, bevor wir nochmals der 114 durch den Fundy National Park folgen. Wer hier nur durchfährt, braucht keinen Eintritt zu zahlen. Oberhalb des Parks, in Sussex liegt der nächste Supermarkt für Alma - rund 45km entfernt. Wir wollen uns etwas ausrüsten, da wir die nächsten 3 Nächte eine Ferienwohnung in St. Andrews-by-the-Sea haben und müssen feststellen, dass an diesem Thanksgiving-Feiertag (Montag!) sogar die üblichen Supermärkte wie WalMart und Sobeys geschlossen haben. Das Wetter ist traumhaft, die Laubfärbung atemberaubend. Neben uns liegen riesige Blaubeer-Felder, die jetzt im Herbst rot-grün verfärbt sind. Wie Teppiche. Kurz darauf entdecken wir das erste Kürbis-Feld. Eigentlich hatten wir mit vielen gerechnet, aber das wird das erste und letzte Feld sein, das wir sehen. Die Temperatur an diesem sonnigen Tag bleibt bei 12°C stehen.

Unser erstes Ziel heute ist St. Martins. Ein Ort von dem uns die Australier vorgeschwärmt haben, die wir gestern in unserem Frühstücks-Café getroffen hatten. Hinter St. Martins beginnt der Fundy Trail Provincial Park und es gibt hier Höhlen in der Steilküste und auch der Ort soll mausig sein.

Wir fahren durch den kleinen Ort mit seinen bunten Holzhäusern hindurch und kommen letztlich zu einer kleinen covered bridge, neben der 1 Bäcker und 1 Trödel/Souvenirlädchen in kleinen Holzbuden tatsächlich geöffnet haben. Was wir in Kanada an dieser gesamten Reise immer wieder vermißt haben, sind Toiletten an größeren Parkplätzen vor Sehenswürdigkeiten. Der Bäcker ist unsere Rettung und ich kaufe einen Keks, damit es nicht ganz so peinlich ist. Wir hören hier einen Weißkopfseeadler schreien, aber leider zeigt er sich nicht. Am Ende der Straße - hinter der alten covered bridge, die man nicht per Auto überqueren darf - ist der Eingang zu diesem Provincial Park. Da wir aber keine Zeit zum Wandern haben, drehen wir ab und stoppen kurz an den Fundy Caves. Auch hier ist die Bucht (ggf. als Beach tituliert) komplett steinig und Sand ist weit und breit nicht zu sehen. Aufgrund der Flut kann man die caves nur wenig sehen. Das kleine Restaurant mit Aussichtsterrasse auf die Bucht hat - geschlossen.

In St. Martins stoppen wir an einer Bude und essen in der Sonne lobster rolls. Die mittlere Größe ist mit 17,99$ für ein take away nicht wirklich auf der günstigen Seite, aber ganz lecker - das Wabbelbrötchen kann man sich aber eigentlich schenken.

Wir fahren nun parallel zur Küste der Bay of Fundy nach Westen, kommen an St. John vorbei, wo einige Industrie-Schlote heftige Wolken ausstoßen und kommen hier auf den super ausgebauten Hwy 101, auf dem wir mit 110 km/h fahren dürfen. Wenngleich wir nur gut 250km unterwegs waren, erreichen wir durch die Landstraßen und Stopps, St. Andrews erst nach fast 6 Stunden am Nachmittag. Wir sind nur einen Steinwurf von Maine/USA entfernt.

Unsere Wohnung ist toll. Es ist eines dieser typischen Häuser mit den grau-braunen Holzschindeln, einem Deck vor der Tür und dem Blick auf die Bucht. Unter uns ist Ebbe. Bei 7m Tidehub in St. Andrews merkt man schon, dass man weiter am Atlantik ist und an der Mündung der Bay of Fundy, wo die Neigung noch nicht so groß ist. Immerhin 6m weniger Tidehub als gestern an den Flowerpot Rocks. Wir sind hier allerdings auch in einer Bucht neben der Bay of Fundy mit dem nahezu unaussprechlichen Namen: Pasamaquoddy Bay.

Vom Wohnzimmer mit Küchenzeile gehen zwei Zimmer ab. Eines mit einem Fenster auf die Bucht, das andere eher wie ein Schrank mit einem Fenster in der Größe von 1,5 A4-Blättern. Das Aufklappen meiner Reisetasche ist nur bedingt möglich und beim Aussteigen aus dem Bett stehe ich mit einem Fuß in der Tasche ;-). Das Wohnzimmer ist an 2 Seiten verglast und man kann hier oberhalb des Wassers demselbigen zusehen und blickt nach rechts auf die Mole mit bunten Booten. 

Das Bad ist geräumig, beheizt und hat viele Handtücher und einen Fön. Auch die Küche ist gut ausgestattet. Die Anlage ist fast leer, was uns angesichts der Feiertags-Woche enorm wundert.

Wir gehen die Water Street (was hier die Hauptstraße ist) entlang zum Ende, stehen auf der Mole herum und beobachten das Wasser, die Boote und Möwen. Auf der Waterstreet gibt es einige ganz nette Lädchen, die natürlich alle geschlossen haben) bis wir im Restaurant Gables einkehren und lecker essen. Wir freuen uns schon darauf morgen andere Sachen von der Speisekarte zu essen und erfahren an der Kasse, dass ab morgen "closed for the season" ist. Der Laden ist heute echt voll. Das scheint hier wirklich keinen zu interessieren. Mal sehen, was wir morgen noch finden...Der Supermarkt hat noch offen und wir kaufen uns noch ein paar Sachen, was letztlich dazu führt, dass wir morgen Selbstversorger sein werden.

Die Geschichte von St. Andrews ist in gewisser Weise bemerkenswert. Schon Ende des 18. Jahrhunderts  gegründet, zählt es zu den ältesten Orten in Kanada. Vertriebene Loyalisten, die aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg mit samt ihren Häusern hier herflüchteten, haben das Ortsbild maßgeblich geprägt. Deswegen gibt es hier auch eine große Zahl von historischen Häusern überall im Ort, die alle bewohnt sind. Aufgrund der Lage an der Mündung des St. Croix River, war St. Andrews in alten Zeiten ein wichtiger Handelsknotenpunkt für den Handel mit den West Indies, die - wie wir alle wissen - in der Karibik liegen. Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich hier eine touristische Perle, die sowohl aus Amerika als auch aus Kanada von wohlhabenden Bürgern genutzt wurde. Mittlerweile nennt sich St. Andrews selbst St. Andrews-by-the-Sea, um dem Ferienschwerpunkt noch mehr Bedeutung zu verleihen. Schade nur, dass das schon Anfang Oktober um Thanksgiving dennoch viele Läden veranlasst bis zum Frühjahr zu schließen.


Wir kommen in der Dunkelheit zu unserem Quartier zurück und finden nur mit der Taschenlampen-App sturzfrei den Weg zu unserer Tür, da der Parkplatz der Anlage hinter den Häuschen gänzlich im Finstern liegt.


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