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Norwegen mit Hurtigruten // Tag 5 // Polarkreis-Überquerung und Saltstraumen

Veröffentlicht: 06.07.2018

ÜBER DEN POLARKREIS HINWEG

Gestern Abend wurde es uns schon „angedroht“: Heute musste jeder früh an Deck sein, der beim Überfahren des Polarkreises gegen 7 Uhr live dabei sein wollte. Wir waren natürlich auf die Minute pünktlich vor Ort! Auch, wenn uns die Dame an der Rezeption gestern verraten hat, dass das alles gar nicht sooo spektakulär ist und wir auf dem Rückweg Richtung Bergen eh noch mal an der Stelle vorbeikommen würden...zu einer angenehmeren Zeit. Egal, Sonnenaufgang um 3 Uhr morgens mache ich weiterhin nicht mit, aber Polarkreis sollte schon drin sein!

An Deck gab es als Begleitung ein Glas Champagner für jeden Frühaufsteher, aber auf den haben wir gerne verzichtet. Und dann, gegen 07:08 Uhr, war es soweit: Es ging rüber, über den Polarkreis. Wir sind jetzt echte Nordland-Fahrer und nicht mehr nur „normale“ Norwegen-Touris! 

Und tada - hier ist sie nun: Die kleine Weltkugel, die die imaginäre Trennlinie bei 66° 33‘ 51“ markiert:



Also in der Tat nichts besonders Dramatisches. Spektaktulärer war da fast, als uns kurze Zeit später wieder einmal eines unserer Schwesterschiffe gekreuzt hat und wir uns gegenseitig mit lautem Tröten begrüßten - die alten Leutchen waren bei all dem am frühen Morgen wieder so aufgeregt, dass sie andauernd halb über herumstehende Klapptstühle fielen. Aber keine Sorge, niemand wurde verletzt ;-):



Wir sind nun auch wirklich im arktischen Sommer angekommen, heißt, graue Wolkendecke und ca. 14 Grad. Aber das macht nichts, die Landschaft ist auch bei dem Wetter schön, es kommt nur drauf an, dass man sich warm genug einmummelt!

Das Beste nach dem Polarkreis: Man konnte direkt zum Frühstück laufen! Hier mal eine Innenaufnahme unseres Restaurants mit der Haupt-Essensstation (sieht harmlos aus, aber manche Passagiere entwickeln sich hier zu gefährlichen Tieren auf der Jagd nach Futter):


Morgens kann man immer schon sehen, was es am Abend zu essen geben wird - heute, der Nachhaltigkeit zuliebe, ein rein vegetarisches Menü. Als Begleitung wird diesmal das lokal in Tromsø gebraute Mack-Bier empfohlen, dem kommen wir gerne nach. Und auch mal auf das lustige „Wussten Sie schon?“ ganz unten auf Seite 2 achten:



KULINARISCH HOCH GETAKTET
Nach dem Frühstück haben wir uns dann wieder in die Lounge verzogen, um dort in unseren jeweiligen Büchern weiter zu schmökern. Eine Gruppe Mitreisende wurde in dieser Zeit zu dem Ausflug Richtung Svartisengletscher - der zweitgrößte Gletscher Norwegens - abgeholt, aber wir hatten bis zu unserem Ausflug noch bis mittags Zeit.
Nach einigen Stunden Lesen hieß es dann auch schon um 11 Uhr: Mittagessen ist fertig! Die Crew ist hier sehr auf unser leibliches Wohl bedacht. Und wenn man, wie wir, um 12:30 Uhr zu einem Ausflug startet, wird das Mittagessen einfach mal auf 11 Uhr vorverlegt, damit keiner verhungern muss. Die 5 Kilo Gewichtszunahme während der Reise sind glaube ich noch optimistisch geschätzt...wir waren jedenfalls „tapfer“ und haben jeder zwei Teller verputzt, damit die Zeit bis zum Abendessen sinnvoll überbrückt wird. Und man meint ja immer, man sei der Einzige, der so viel isst. Aber nein, die Bude bzw. das Restaurant war mal wieder brechend voll! 


SALTSTRAUMEN - EINMAL PER BUS, EINMAL PER SPEEDBOAT
Der Saltstraumen ist der stärkste Gezeitenstrom der Welt und wir hatten heute die Wahl, ihn mit dem Bus oder mit dem Boot zu besuchen. 
Papa hat lieber den gemütlichen Bus genommen und wurde, nach einer kurzen Tour durch Bodø (die Stadt wurde 1940 stark zerbombt und hat daher heute wenig, außer Beton, zu bieten), zur Bogenbrücke gefahren, die den Saltstraumen überspannt: 





Allzu viel gab es aber ansonsten - laut seiner Aussage - nicht zu berichten ;-).
Da kann ich schon mehr erzählen! Ich bin nämlich nach dem Anlegen in Bodø, mit einigen anderen Mitreisenden, von Bord der MS Polarlys aus zu dem Anleger der „RIB-Boot-Safari“ geführt worden. Es waren mehr Leute, als ich dachte, denn vorab wurde gewarnt, dass man diesen Ausflug auf keinen Fall mit irgendwelchen Rückenproblemen machen soll. Es versprach interessant zu werden!
Am Anleger wurden wir professionell abgefertigt: Erst die Handschuhe, dann die Mütze, eine Schutzbrille, Schutzweste und ein fetter Overall. So sieht das aus, wenn fertig - schön mit der Queen Eilzabeth im Hintergrund, die wir vor ein paar Tagen zuletzt gesehen hatten und hier erneut getroffen haben:


Wir wurden dann auf insgesamt drei Boote verteilt, ich hatte taktisch klug den Sitzplatz vorm Fahrer gewählt. Dann noch eine kurze Einweisung: Niemals aufstehen. Wenn einem übel wird, einen Arm heben. Wenn man Spaß hat, zwei Arme heben. Das war einfach, würde ich mir merken können! Ich hatte übrigens die Hoffnung, dass mir nicht speiübel werden würde - die einzige Fahrt, die ich mal mit einem Speedboat gemacht hatte, war die durch eine Schlucht in Mexiko. Und das war damals eine Riesen-Gaudi für uns alle! Würde also hier auch schon klappen. 
Erst mal ging es gemächlich durchs Hafenbecken. Als wir da fast raus waren, noch ein verschwörerisches Tuscheln zwischen unserem Fahrer und unserer Reiseleiterin. Und dann noch mal eine Ansage: Die See wäre heute sehr rau. Man solle bitte ordentlich beim Fahren „mitfedern“, damit die Belastung für den Rücken so gering wie möglich gehalten werde. Was auch immer das heißen sollte. 


Bald würden wir es merken: Kaum aus dem Hafenbecken raus, ging es für ca. 20 Minuten mit „full speed“ über die Wellen Richtung Saltstraumen. Heidewitzka! Das Boot ist so stark gehüpft, dass wir uns alle erst mal verschreckt - überall wo möglich, zur Not auch am Vordermann - festgeklammert haben. Aber als wir uns dran gewöhnt hatten, war das einfach nur noch eines, nämlich ULTRA-SPASSIG! 
Wie die Hasen sind wir über die Wellen gehoppelt, das Wasser spritzte überall herum, der Wind pfiff in den Ohren, die Landschaft drum herum etwas bedrohlich grau, aber trotzdem schön, war das herrlich!!
Wie Papa auch, kamen wir dann an der Bogenbrücke an und haben den Strom angeguckt, wenn auch aus einer etwas anderen Perspektive:


Bilder konnte ich davon kaum machen, mein Handy wäre sonst auf Nimmerwiedersehen im Wasser verschwunden. Einmal schwappte so eine große Welle vom Nebenboot in unseres rein, dass mein rechtes Bein samt rechtem Socken und Schuh klitschenass war. Aber egal, weiter geht‘s!
Auf dem Rückweg sind wir dann um eine Insel herumgefahren und haben noch mal ordentlich was geboten bekommen: Erst haben wir uns eine Lachs-Farm angeschaut (wieder was gelernt: weltweit werden täglich 14 !!! Millionen Gerichte serviert, die norwegischen Lachs enthalten) und dann sind wir die Küste entlang und haben dabei drei Seeadler und einen Elch entdeckt. Was ein cooler Ausflug!
Wieder zurück im Hafen fanden wir es höchst schade, dass die 2 Stunden so schnell vorbei gegangen waren und wären am liebsten direkt wieder eingestiegen.


GEMÜTLICHER TAGESAUSKLANG

Nach so viel neuen Eindrücken hieß es wieder: Erst mal ein gutes Buch lesen! Zwischendrin haben wir aber mit vielen begeisterten Franzosen das WM-Spiel gegen Uruguay angeschaut. Hätte Frankreich verloren, wäre hier an Bord eine Grabesstimmung eingezogen, da bin ich sicher. Gerade noch mal gut gegangen! Es ist sowieso recht voll geworden seit unserem Halt in Bodø. Das liegt daran, dass es hier oben kein Schienennetz mehr gibt und man nur mit Auto, Flugzeug oder eben den Hurtigruten weiter gen Norden kommt. Selbst eine Gruppe Studenten von Zypern hat sich her verirrt, wir sind wirklich eine sehr bunte Mischung hier an Bord! Oh, und ich habe zwischendrin noch Zimtschnecken probiert, ich habe heute ja erst sehr wenig gegessen (öhm...). Gut waren sie, aber die in Schweden waren besser und die in Köln-Ehrenfeld bei meinem Lieblingsbäcker „Zeit für Brot“ auch ;-).

Wir kommen gerade in Stamsund an, dem ersten Hafen auf den Lofoten, eine der angeblich schönsten Inselgruppen der Welt. Papa puzzelt, ich trinke Sprite und schreibe Blog. Nebenbei spielen noch zwei Mitreisende auf dem „Quetschbüggel“ Lieder für uns, wie heißt das noch mal auf Deutsch ;-)? 


Wir haben Zeit, denn erst um 20:30 Uhr gibt es für uns das oben erwähnte vegetarische Menü. Gegen 23:30 Uhr fahren wir dann, wenn es das Wetter zulässt, in den berühmten Trollfjord. Den sehen wir ansonsten aber auch noch auf dem Rückweg, weil dort unsere gebuchte Seeadler-Safari stattfindet. Aber, falls wir reinfahren, werde ich morgen natürlich nachträglich über das Spektakel berichten! Heute Abend werde ich zu müde fürs Blog-Schreiben sein ;-).


NACHTRAG: WIR WAREN TATSÄCHLICH IM TROLLFJORD!

Während des Abendessens sind wir in Svolvaer angekommen. Hier steht am Eingang zum Hafen eine Statue in Form einer Frau, die aufs Meer hinausblickt. Das soll an all die Frauen erinnern, die ihre Männer hier auf dem Meer verloren haben:


Und es werden überall Fische zum Trocknen aufgehangen:

Nach dem Abendessen haben wir uns noch eine Stunde in die Bar gesetzt. Die Strecke Richtung Trollfjord wird im Reiseführer als „Augenverführung“ beschrieben. Tatsächlich sieht man hier riesig hohe, gezackte Berge überall, die von den Wolken wir Zuckerwatte umkringelt werden. 
Richtig interessant wurde es dann gegen 23 Uhr, als wir alle zur Einfahrt in den Trollfjord an Deck 7 „beordert“ wurden. Abendessen war ja schon eine Stunde her, daher gab es noch mal Fischsuppe vom Küchenchef für alle, man muss ja bei Kräften bleiben: 

Hier links rein geht es zum Trollfjord, soweit noch relativ unspektaktulär:

Aber wenn man einmal drin ist, ist da wirklich wenig Platz links und rechts:

Das Schiff muss einmal ganz durch den Fjord fahren und kann dann erst ganz am Ende wenden, wie bei so einer Art Wendehammer sieht das aus. Und dann geht‘s den gleichen Weg wieder zurück:

Mittlerweile war es nach Mitternacht und das hieß: Alle Mann müde, alle Mann in die Koje!

Und morgen: Wir besuchen die Husky-Farm!


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