Gestern Abend wurde es uns schon „angedroht“: Heute musste jeder früh an Deck sein, der beim Überfahren des Polarkreises gegen 7 Uhr live dabei sein wollte. Wir waren natürlich auf die Minute pünktlich vor Ort! Auch, wenn uns die Dame an der Rezeption gestern verraten hat, dass das alles gar nicht sooo spektakulär ist und wir auf dem Rückweg Richtung Bergen eh noch mal an der Stelle vorbeikommen würden...zu einer angenehmeren Zeit. Egal, Sonnenaufgang um 3 Uhr morgens mache ich weiterhin nicht mit, aber Polarkreis sollte schon drin sein!
An Deck gab es als Begleitung ein Glas Champagner für jeden Frühaufsteher, aber auf den haben wir gerne verzichtet. Und dann, gegen 07:08 Uhr, war es soweit: Es ging rüber, über den Polarkreis. Wir sind jetzt echte Nordland-Fahrer und nicht mehr nur „normale“ Norwegen-Touris!
Und tada - hier ist sie nun: Die kleine Weltkugel, die die imaginäre Trennlinie bei 66° 33‘ 51“ markiert:
Wir sind nun auch wirklich im arktischen Sommer angekommen, heißt, graue Wolkendecke und ca. 14 Grad. Aber das macht nichts, die Landschaft ist auch bei dem Wetter schön, es kommt nur drauf an, dass man sich warm genug einmummelt!
Das Beste nach dem Polarkreis: Man konnte direkt zum Frühstück laufen! Hier mal eine Innenaufnahme unseres Restaurants mit der Haupt-Essensstation (sieht harmlos aus, aber manche Passagiere entwickeln sich hier zu gefährlichen Tieren auf der Jagd nach Futter):
Nach so viel neuen Eindrücken hieß es wieder: Erst mal ein gutes Buch lesen! Zwischendrin haben wir aber mit vielen begeisterten Franzosen das WM-Spiel gegen Uruguay angeschaut. Hätte Frankreich verloren, wäre hier an Bord eine Grabesstimmung eingezogen, da bin ich sicher. Gerade noch mal gut gegangen! Es ist sowieso recht voll geworden seit unserem Halt in Bodø. Das liegt daran, dass es hier oben kein Schienennetz mehr gibt und man nur mit Auto, Flugzeug oder eben den Hurtigruten weiter gen Norden kommt. Selbst eine Gruppe Studenten von Zypern hat sich her verirrt, wir sind wirklich eine sehr bunte Mischung hier an Bord! Oh, und ich habe zwischendrin noch Zimtschnecken probiert, ich habe heute ja erst sehr wenig gegessen (öhm...). Gut waren sie, aber die in Schweden waren besser und die in Köln-Ehrenfeld bei meinem Lieblingsbäcker „Zeit für Brot“ auch ;-).
Wir kommen gerade in Stamsund an, dem ersten Hafen auf den Lofoten, eine der angeblich schönsten Inselgruppen der Welt. Papa puzzelt, ich trinke Sprite und schreibe Blog. Nebenbei spielen noch zwei Mitreisende auf dem „Quetschbüggel“ Lieder für uns, wie heißt das noch mal auf Deutsch ;-)?
Wir haben Zeit, denn erst um 20:30 Uhr gibt es für uns das oben erwähnte vegetarische Menü. Gegen 23:30 Uhr fahren wir dann, wenn es das Wetter zulässt, in den berühmten Trollfjord. Den sehen wir ansonsten aber auch noch auf dem Rückweg, weil dort unsere gebuchte Seeadler-Safari stattfindet. Aber, falls wir reinfahren, werde ich morgen natürlich nachträglich über das Spektakel berichten! Heute Abend werde ich zu müde fürs Blog-Schreiben sein ;-).
NACHTRAG: WIR WAREN TATSÄCHLICH IM TROLLFJORD!
Während des Abendessens sind wir in Svolvaer angekommen. Hier steht am Eingang zum Hafen eine Statue in Form einer Frau, die aufs Meer hinausblickt. Das soll an all die Frauen erinnern, die ihre Männer hier auf dem Meer verloren haben:
Und es werden überall Fische zum Trocknen aufgehangen: Nach dem Abendessen haben wir uns noch eine Stunde in die Bar gesetzt. Die Strecke Richtung Trollfjord wird im Reiseführer als „Augenverführung“ beschrieben. Tatsächlich sieht man hier riesig hohe, gezackte Berge überall, die von den Wolken wir Zuckerwatte umkringelt werden. Richtig interessant wurde es dann gegen 23 Uhr, als wir alle zur Einfahrt in den Trollfjord an Deck 7 „beordert“ wurden. Abendessen war ja schon eine Stunde her, daher gab es noch mal Fischsuppe vom Küchenchef für alle, man muss ja bei Kräften bleiben: Hier links rein geht es zum Trollfjord, soweit noch relativ unspektaktulär: Aber wenn man einmal drin ist, ist da wirklich wenig Platz links und rechts: Das Schiff muss einmal ganz durch den Fjord fahren und kann dann erst ganz am Ende wenden, wie bei so einer Art Wendehammer sieht das aus. Und dann geht‘s den gleichen Weg wieder zurück: Mittlerweile war es nach Mitternacht und das hieß: Alle Mann müde, alle Mann in die Koje!