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Das Glück der 10.000 Jahre

Veröffentlicht: 18.08.2022

Als ich frühmorgens am Lago del Miserin aufwachte freute ich mich schon. Der erste Pass stand an, der Fenetre de Champorcher. Und dann würde es endlich mal bergab gehen. Flugs packte ich meine Sachen, und vorbei an ein paar tiefenentspannten, wahrscheinlich auch von psychedelischem Jazzrock betäubten Rindviechern nahm ich die letzen 300 Höhenmeter in Angriff. Diese waren nochmal recht anstrengend, mit vielen steilen und verblockten Passagen, aber dann hatte ich es geschafft und der Blick öffnete sich weit zum Gran Paradiso. Der südlichste 4000er der Alpen offenbarte sich mir in seiner ganzen Pracht.

Argwöhnisch beobachtet von einer Herde Steinböcke stürzte ich mich sodann in die erste Abfahrt der Tour. Recht flüssig ging es durch nicht allzu enge Spitzkehren bis zur nächsten Alm im ziemlich verlassen wirkenden oberen Vallone dell Urtier. Nur noch ein weiterer Aufstieg trennte mich vor dem ersten großen Highlight der Tour - dem Banzai Trail. Eine Legende der Westalpen, und daher schon sehr lange auf meiner ToDo-Liste. Da dieser sich nun wohl nicht so ohne Weiteres erobern lassen wollte, gestalteten sich gerade die letzten Höhenmeter mit dem schwer bepackten Bike wieder als ein zähes Ringen mit der Schwerkraft. Aber irgendwie gewann ich wider Erwarten gegen den gefühlt übermächtigen Gegner.

Oben angekommen lag er dann vor mir, der Banzai. Ein plüschiges Trailmonster, das sich durch ein flaches Hochtal hindurch schlängelte und Glück für unzählige Jahre versprach. Die Abfahrt auf diesem gutmütigen Tier war ein butterweicher Ritt der endlos durch sanfte Kurven in beinah idealem Gefälle führte. Eine Freude sondergleichen. Im Mittelteil wurde es mal etwas bockig, und schüttelte sich etwas, beruhigte sich aber schnell wieder und trug mich runter, bis direkt in die Arme eines kleinen Cafés im Bergdörfchen Gimillan. Hier war Endstation. Den Espresso und das Panini bildete ich mir ein nun redlich verdient zu haben. Der Banzai hielt noch viel mehr als er versprochen hatte.

Gemütlich rollte ich noch weiter bis nach Cogne und von dort wieder ein paar Meter hoch nach Valnontey im Talschluss, überragt von den mächtigen Steilabbrüchen und Hängegletschern des Gran Paradiso Massivs. Ein wunderbar entspannter Campingplatz lud zum Verweilen ein. Dankend nahm ich an, und beschloss die nächsten zwei Nächte erstmal hier zu bleiben, um die Freude und das Glück der 10.000 Jahre in mich einsickern zu lassen. Banzai, Banzai, Banzai!

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