Veröffentlicht: 21.06.2018
05.06.-12.06.2018 Endlich stand unser langersehnter Trip zum Golf von Mexiko an. Sommer, Sonne, Strand, Meer und Palmen. Von New Orleans fuhren wir auf dem Highway 90 Richtung Gulfport in Mississippi über kleine Brücken, wenig befahrene Straßen und dünn besiedeltes Gebiet. Der Straßenrand war entweder durch Sumpfgebiet/Wald oder Stelzenhäuser geprägt. Da es in dieser Region gerne mal zu Überschwemmungen kommt, werden die eigenen vier Wände eben auf 10 Meter hohe Baumstämme bzw. Betonsäulen gestellt (wobei die erste Version verbreiteter ist). Meist sind das eingeschossige Häuser, aber wir haben auch zwei- oder dreigeschossige Exemplare gesichtet. Unter den Häusern stehen dann die Autos und Boote und eine laaaaaange Treppe führte hoch ins eigene Reich. Einkäufe oder Koffer möchte ich persönlich nicht da hochtragen müssen.
Nachdem wir Louisiana verlassen und die Bay St. Louis überquert hatten, wurde die Moor- und Sumpflandschaft weniger (und damit die potentielle Sichtung von Alligatoren/Krokodilen) und die kilometerlangen Strände mehr und mehr. Auch wenn die Fahrt nur knappe zwei Stunden dauerte, konnte Patrick diese nicht so richtig genießen. Trotz Einnahme fiebersenkender Mittel stieg das Fieber wieder. Wir beließen es nur bei einem 5-minütigen Spaziergang über den Strand von Gulfport. Nachdem wir in unserem Hotel eingecheckt hatten, legte ich mich gleich ins Bett. Bella ging in der Zwischenzeit zu Walmart Lebensmittel einkaufen. Die preisgünstigste Methode etwas halbwegs gesundes Essbares zwischen die Zähne zu bekommen. Außer essen und schlafen bot der Tag nichts spannendes. Leider. Wollten wir doch eigentlich die meiste Zeit in der Sonne und am Strand verbringen.
Am Mittwoch fuhren wir weiter nach Foley, einem kleinen Ort östlich von Mobile (Alabama) und in der Nähe vom Orange Beach, einem der schönsten Strände der USA. Wieder war die kurze Fahrt dorthin eine Qual für einen von uns. So dass leider ein Ausflug zur USS Alabama, welche in Mobile liegt und um die eine Ausstellung über den Zweiten Weltkrieg und nachfolgend veranstaltete Kriege mitsamt Kriegsmaterial angelegt wurde, leider ausfiel. Zumindest aus der Ferne konnten wir das riesige Schlachtschiff begutachten, welches in etwa vergleichbar ist mit den deutschen Schlachtschiffen der Bismarck-Klasse. Nachdem wir die Mobile Bay überquert hatten und endlich im Hotel eingecheckt hatten, gingen wir diesmal gemeinsam zum einkaufen. Das Wetter war, wie schon die Tage zuvor, sehr warm und von einer hohen Luftfeuchtigkeit geprägt. Im Auto und draußen war es eindeutig zu warm. Im Walmart eindeutig zu kalt, auf Grund der exzessiven Nutzung der Klimaanlage. Als der Einkauf eingekauft war und wir wieder im Hotel angekommen waren, hieß es wieder schlafen und eine Kleinigkeit essen. Es wollte einfach nicht besser werden mit des Königs Gesundheit. So sah dann auch der Donnerstag aus. Schlafen, essen, hoffen, dass das Fieber endlich weggeht. Wir verbrachten bei traumhaften Wetter den ganzen Tag im Hotelzimmer und schauten fern. Langsam machten wir uns Sorgen. Also beschlossen wir am späten Nachmittag des Donnerstag, einen Arzt aufzusuchen. Ab in die Notaufnahme hieß das. Nachdem wir ein paar Zettel ausgefüllt hatten und den Damen am Anmeldeschalter verständlich gemacht hatten, dass wir versichert sind und ihnen die Adresse von Bellas Gastfamilie gegeben hatten (ohne diese wird man nicht behandelt), durften wir Platz nehmen. Zu unserer Überraschung mussten wir nur 5 Minuten warten, bis wir dran kamen. Zwei Krankenschwestern machten die Aufnahme und wir wurden in den nächsten Wartesaal geführt. In der Zwischenzeit durfte ich einen Urintest abgeben, mir wurde Blut abgenommen (zwei Mal) und ein Röntgenbild wurde auch noch gemacht. Toll. Und das in dem Land, wo selbst das Angucken eines Arztes mit mindestens 5.000$ zu Buche schlägt. Vorsorglich habe ich bereits meine Seele verkauft, um die (noch unbekannte) Rechnung später zu bezahlen. Nach zwei Stunden warten wurden wir dann in ein Behandlungszimmer geführt, wo wir dann wieder eine halbe Stunde warten mussten, bis dann mal der (Assistenz-)Arzt vorbeischaute. Er erklärte uns, dass ich mir eine Lungenentzündung im linken Lungenflügel zugezogen hatte. Jackpot. So ein Brett willste in deinem Urlaub vor den Kopf kriegen. Mir wurde ein Antibiotika und noch irgendwas anderes gespritzt, sowie drei Antibiotika-Tabletten verabreicht. Glücklicherweise musste ich die Nacht nicht im Krankenhaus verbringen. Wir mussten dann nochmal eine halbe Stunde warten, eh die Schwester uns den Befund ausgedruckt und die Rezepte für meine, nun zu nehmenden, Medikamente ausgehändigt hatte. Ab gings ins Hotel. Erstmal auf den Schock was essen....und natürlich schlafen nicht vergessen.
Am nächsten Morgen ging es mir schon besser. Die Medikamente hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Wir verbrachten den Vormittag am Strand und im Wasser. Herrlich. Badewannenwarmes Wasser, welches die ersten 50 Meter maximal Hüfthoch war. So ließ es sich aushalten. Um das Blatt aber nicht komplett zu überreizen, verbrachten wir den Nachmittag im sonnengeschützten Hotelzimmer. Irgendwann am späten Nachmittag setzte sich Bella in Jim Bob und machte sich auf den Weg zum nahegelegen Outlet um ihrer Lieblingsbeschäftigung nachzugehen.....SHOPPEN! Doch der am späteren Abend einstellenden Freude über die erbeuteten Shoppinggegenstände sollte gleich die nächste schlechte Nachricht folgen. Auf dem Heimweg vom Outlet zum Hotel wollte Jim Bob an einer Kreuzung nicht mehr. Machte keinen Muks mehr. Zum Glück hatte Bella des Königs Brieftaube dabei, um seiner Majestät eine Nachricht zukommen zulassen. Flux machte ich mich zu Fuß auf dem Weg zur Unglücksstelle. Was auf Google Maps nach einem kurzen Trip aussah, waren dann doch etwa 25 Fußminuten über nicht beleuchtete Gehwege. Im Land der unbegrenzten Freiheit läuft natürlich keiner. Alles wird mit den eigenen vier Rädern zurückgelegt (wie bereits in einem der vorherigen Beiträge erläutert). Braucht man auch kein Licht für Gehwege. Jedenfalls halfen ein paar vorbeifahrende Amerikaner Bella bei der Bergung von Jim Bob, stand er doch schließlich mitten auf einer Kreuzung. Nach kurzer Zeit trafen die Polizei und die Feuerwehr ein. Letztere wurde dazu benötigt, das ausgelaufene Benzin mittels Sand zu binden. Wir schauten uns beide ratlos an. Wussten die ganze Szenerie nicht so recht einzuordnen. Als endlich der Abschleppwagen eintraf, um unseren Dicken aufzubocken, räumten wir noch ein paar wichtige Sachen aus dem Auto. Wir wussten ja nicht, was damit geschehen sollte und wo der Kleine stehen würde. Glücklicherweise fuhr uns der anwesende Polizist noch zum Hotel. Fazit: Ein amerikanisches Polizeiauto ist für die Insassen auf der Rückbank nicht sonderlich bequem. Schließlich handelt es sich um "Plastik"-Bank, welche sich im mit Plastik ausgekleideten hinteren Teil des Autos befindet. Dafür geeignet, Überreste von Kot, Blut, Kotze oder Innereien mit dem Gartenschlauch schnell zu entfernen. Praktisch denken sie ja, die Amis. Die Ratlosigkeit sollte den gesamten Abend und nächsten Morgen noch Teil von uns sein. Wie soll es jetzt weiter gehen? Gibt uns eine höhere Macht zu verstehen, dass wir nach Hause sollen....mmmhhh. Aber wir wollten noch nicht aufgeben und unsere Route wie geplant fortsetzen. Wir brauchten eine Werkstatt. Zu unserem Glück, war es Freitagabend. Niemand erreichbar. Und noch viel glücklicher waren wir, als wir erfuhren, dass samstags so gut wie alle Werkstätten geschlossen haben. Mit Ausnahme von einer. Also schnell dort angerufen und gefragt, ob ein etwas betagterer Dodge-Truck repariert werden würde. Glück gehabt, ja. Also schnell den Abschleppdienst angerufen und zur Werkstatt gelotst. Gleich noch 200$ für den Service abgedrückt. So kanns weiter gehen. Nachdem sich der Werkstattbesitzer, ein aus der Türkei ausgewanderter Mann mittleren Alters (ausgesprochen aufgeschlossen und freundlich), sich unseren Truck angenommen hatte, mussten wir noch bei einem Hotel anrufen und unsere Reservierung stornieren. Denn: Kurz bevor Bella am Vortag zum Shoppen gefahren war, hatten wir für den Folgetag, also Samstag, und Sonntag bereits ein Hotel in Panama City, Florida, gebucht gehabt. Eigentlich sollte unsere Reise nämlich weiter gehen. Da wir aber nicht genau wussten, was denn unser Dicker hatte, war an eine Weiterfahrt nicht zu denken. Leider erstattete uns das Hotel nur die zweite Nacht zurück, da wir zu kurzfristig storniert hatten. Die Begründung "leider ist mein Auto kaputt und ich weiß nicht, wann es wieder fahrbereit ist" ließ das Hotel leider nicht gelten. Blöde Arschkrampen.
Eine gute Nachricht hatte der Nachmittag jedoch noch: Lediglich die Benzinleitung von Jim Bob war gerissen und deren Erneuerung dauerte nur knappe 2h. Und kostete am Ende des Tages auch nur knapp mehr als der Abschleppservice. Es war gegen 15 Uhr. Theoretisch hätte man also noch die 3h nach Panama City fahren können, um das vor wenigen Stunden stornierte Hotel doch aufzusuchen. Da man aber so wenig kooperativ war und wir außerdem unser Hotel in Foley am Vormittag sicherheitshalber um einen Tag verlängert hatten, blieben wir in Foley. Auch noch die Nacht von Sonntag auf Montag. Zu gut gefiel uns das Hotel. Und der in der Nähe befindliche Orange Beach. Den Tag wollten wir am Abend eigentlich mit einer Partie Minigolf ausklingen lassen, doch unglücklicherweise schüttete es wie aus Eimern. Am Sonntag verbrachten wir dann endlich wieder etwas Zeit am Strand und im mollig warmen Wasser. Gegen Nachmittag fuhren wir wieder ins Hotel, sah es doch so aus, als ob es jederzeit wieder regnen würde. Tat es aber nicht. Sehr witzig, Petrus. Am Abend kamen wir wieder und verbrachten ein paar Stunden an einer Strandbar mit kühlen Getränken und leckerem Seafood. Es war der letzte Abend hier in Alabama. Es machte sich Wehmut breit. Uns gefiel es sehr an diesem Fleckchen Erde. Aber wir mussten weiter. Wir hatten noch einige Stopps auf dem Weg Richtung Washington abzuarbeiten, wo wir spätestens Freitag erwartet wurden. Zum Ausklang des ganzen liefen wir noch etwas am Strand entlang und beobachteten das Meer (so gut man das Meer bei Dunkelheit eben begutachten kann). Zu unserem Glück braute sich ein Gewitter über dem Golf von Mexiko zusammen, was wir uns in aller Ruhe vom Strand aus anschauen konnten. Hatten wir schon erwähnt, wie schön es hier ist...
Am nächsten Morgen sattelten wir unser Maultier und verließen langsam die Golfregion mit einem kleinen Zwischenstopp am Perido Key (Strand in Florida). Auch hier war der Sand butterweich und das Wasser mega klar. Wir werden definitiv wieder kommen. So viel steht fest. Das Tagesziel für heute war: Jacksonville, Florida. Ob wir es bis dorthin geschafft haben??