Einmal um die Welt... zumindest halb!
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Tag 16 - Sounds der Fjordlande: Der Milford Sound

Veröffentlicht: 18.05.2019

Meine Wünsche wurden erhört, das erste Geräusch, das ich nach dem Erwachen hören durfte, war strömender Regen. Ich habe dann erstmal das Handy gezückt, um sicherzugehen, dass das Wetter auch im 1,5h entfernten Milford Sound so nass ist und konnte frohlockend festgestellt, dass es auch dort den ganzen Tag regnen sollte.
Mit diesen guten Nachrichten starteten wir in den Tag. Frühstücken, packen, auschecken und ab auf die Straße.

Die Strecke war die selbe wie die zum Lake Marian, nur noch ein paar Kilometer weiter. Der erste Teil war somit eher langweilig. Die paar Kilometer weiter zur Ablegestelle in den Milford Sound waren dafür umso beeindruckender. Dort regnete es ordentlich und lieferte so die Basis für das was kommen sollte. Zerklüftete Felswände auf beiden Seiten, an denen unzählige kleine Rinnsale oder auch große Wasserfälle ins Tal flossen.

Aussicht vor dem Homer Tunnel

An dieser Aussicht konnten wir uns kaum satt sehen, mussten aber weiter, um nicht zu spät zu kommen. Es folgte aber nicht viel später ein weiteres kleines Abenteuer: der Homer Tunnel. Ein relativ kleiner Tunnel, der an einen Minenschacht erinnert. In Deutschland wäre so etwas undenkbar. Grob behauene Wände, nur spärlich beleuchtet und von oben kommendes Wasser wurde mit Blechen behelfsmäßig zur Seite abgeleitet. Zudem gab es keine Notausgänge oder ähnliches. Ein paar Feuerlöscher die hier und da waren das Einzige, was an Vorsichtsmaßnahmen erinnern könnte. Zum Glück ist dieser Tunnel nur etwa 1km lang und somit schnell passiert.

Die Fahrt durch den Tunnel überstanden, bot sich uns beim Herausfahren ein atemberaubender Anblick. Stellt euch vor, ihr fahrt durch ein Tal, links und rechts erheben sich riesige Felswände und alle 20 Meter rauscht ein weiterer Wasserfall in die Tiefe.
Ach wieso vorstellen, wir haben ein Foto davon:

Das "Wasserfalltal" nach dem Homer Tunnel

Nachdem wir das (liebevoll von uns benannte) Wasserfalltal verlassen haben, waren wir auch schon fast am Startpunkt der Tour durch den Milford Sound. Dort angekommen waren Check-in und Boarding angesagt. Klingt sehr wichtig, aber im Prinzip war es nur Eintrittskarte abholen und aufs Schiff laufen...
Wir natürlich direkt oben aufs Schiff, schön draußen bleiben, damit wir keinen Anblick verpassen. Dank unserer regenfesten Ausrüstung war der stetige Regen natürlich kein Problem (wir haben die ganze Fahrt draußen an Deck verbracht, wie richtige Seefahrer).

Bereits in den ersten Minuten der Fahrt kamen die ersten Wasserfälle in Sicht, die die Berge herunter rannen und den Sound speisten. Und es sollten noch viele mehr werden...

Manaaki war sehr begeistert...


Wir schipperten also durch den Sound, ließen uns von unserem Guide einiges über den Milford Sound erzählen und bestaunten dabei die temporären Wasserfälle auf allen Seiten. Temporär deshalb, da die Wasserfälle (anscheinend) bereits ein paar Stunden nach Ende der Regenfälle verschwunden sind. Aber das ist kein Problem, denn im Milford Sound regnet es durchschnittlich um die 200 Tage im Jahr. Er gehört zu den feuchtesten Orten der Erde.


Die Wasserfälle sind zudem nicht nur schön anzusehen, denn durch die vielen Regenfälle lagert sich auf dem darin befindlichen Meerwasser eine 3-4 Meter tiefe Schicht aus Süßwasser ab. Diese Schicht enthält wiederum Mineralien von den Bergen, wodurch sie wie eine Sonnenbrille für das darunter liegende Salzwasser wirkt. Somit finden sich in etwa 40 Meter tiefe bereits Tiere und Pflanzen, die sonst nur in der Tiefsee gefunden werden können. Aber uns wurde geraten besser nicht spontan danach zu tauchen, das Wasser sei wohl sehr kalt...

Der Blick in einem Seitenarm des Milford

Unzählige Wasserfälle, einiges an Regen und zwei Stunden später waren wir wieder zurück im Hafen. Ein bisschen ausgekühlt, aber dafür schön trocken und sehr zufrieden mit unserem Ausflug gingen wir zum Auto.
Den Rest des Tages verbrachten wir im Auto, um nach Wanaka zu fahren. Unsere letzte Station vor Queenstown und der Startpunkt für die kommenden zwei Tage.

Auf der Straße nach Wanaka (Lake Wakatipu)

Am Abend in der Unterkunft sitzend konnten wir gestern und heute noch einmal Revue passieren lassen. Anfangs wussten wir nicht, welchen der Sounds wir uns anschauen wollen, da beide sehr gute Bewertungen haben. Um schlussendlich ein Urteil fällen zu können haben wir uns einfach für beide entschieden. Nun haben wir beide gesehen und es ist gar nicht so leicht zu sagen, welcher schlussendlich die bessere Wahl ist.
Für uns beide war der Milford (Sound) viel interessanter, da er viele neue Eindrücke und imposante Wasserfälle zu bieten hatte. Beim Doubtful (Sound) gab es für uns nicht diesen Wow-Effekt, wobei das aber daran liegen könnte, dass wir die vergangenen Tage so viel gesehen haben und bereits abgestumpft sind.
Ich persönlich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass der Doubtful bei Regen auch nur ansatzweise so imposant ist wie der Milford, da die baumbewachsenen Hänge des Doubtful wahrscheinlich nicht so schöne Wasserfälle hervorbringen können.
Dem Doubtful muss man aber anrechnen, dass die Fahrt über den Manapouri See und über den Pass auch eine kleine Tour für sich sind.
Als grobe Empfehlung, würde ich vorschlagen sich an dem (leider sehr schwer vorhersehbaren) Wetter zu orientieren, sollte man sich zwischen beiden Sounds entscheiden müssen: Bei Regen definitiv der Milford! Bei Sonnenschein wirken die grünen Hügel und die weitläufigen Seitenarme des Doubtful wahrscheinlich viel imposanter, als die kargen Felswände des Milford. Schlussendlich kann man sich aber nur ein Bild machen, wenn man sich beide angeschaut hat. Denn wunderschön anzusehen sind auf jeden Fall beide!

Aber nun genug berichtet, bewertet und geschrieben, Zeit für Feierabend. Denn morgen steht unsere letzte Wanderung in Neuseeland an. Wenn ich da nicht bei voller Stärke bin lässt Tobi mich bestimmt zurück. In diesem Sinne, gute Nacht und bis morgen!


Ach und hier habe ich euch noch ein paar (mehr oder weniger witzige) Fakten:

1. Der Milford Sound ist nicht ganz richtig benannt, da ein Sound eigentlich durch einen Fluss entsteht. Der trägt Landmassen ab und die so entstehende "Lücke" wir mit Meerwasser gefüllt.

Der Milford Sound (wie auch der Doubtful Sound) wurden aber durch einen Gletscher erzeugt, der das Land geformt hat, wodurch eigentlich beides Fjorde sind.

Der Grund dafür, dass sie als Sounds bezeichnet werden, ist die Tatsache, dass es damals als sie benannt wurden noch keine derartige Unterscheidung in der englischen Sprache gab. Und daher heißen sie bis heute so, wie sie damals benannt wurden: Sounds!

2. Der Eingang in den Milford Sound ist vom Meer aus kaum zu sehen. Das hat dazu geführt, dass James Cook zweimal daran vorbei gesegelt ist ohne die Meerenge zu entdecken. Er hat es beide Male als kleine Bucht abgetan...

3. Bei der Fahrt nach Wanaka sind wir an einem Polizeiauto vorbei gekommen, das ausgebüchste Schafe eingefangen hat, die auf die Straße gelaufen sind. MIT BLAULICHT! (Also nicht die Schafe hatten Blaulicht, sondern das Polizeiauto. Nur damit hier keine Missverständnisse entstehen...)

(Ich weiß das letzte ist weniger ein Fakt, aber witzig war es auf jeden Fall)

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