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Tag 149: Das Leben im Dschungel

Veröffentlicht: 21.07.2017

8 Uhr, gleiches Spiel wie gestern. Wir treffen uns mit den anderen zum Frühstück. Doch einen Unterschied gibt es: heute ist mein Geburtstag! Und weil es an meinem Geburtstag immer regnet, regnet es auch heute, und wie. Auf der Tagesordnung steht heute der Besuch eines Dorfes im Dschungel. Mit Regenjacken ausgerüstet setzen wir uns in das Kanu. Der Regen ist kompromisslos. Zunächst noch von dem Gedanken motiviert uns Tiere zu zeigen und zu erklären, gibt unser Guide schnell auf und wir fahren mit hoher Geschwindigkeit durch den peitschenden Regen zum Dorf. Die Fahrt ist alles andere als angenehm. Wir sitzen wie versteinert auf unseren Plätzen, in schwarze Regenjacken gehüllt, das Gesicht nach unten schauend und die Augen geschlossen. Die Fahrt dauert ca. eine Stunde. Nass und kalt kommen wir in einer Art wandloser Strohhütte an. Die Stimmung ist nicht die Beste. Während wir auf die einheimische Frau warten, die mit uns etwas traditionelles kochen wird, zeigt uns unser Guide ein Blasrohr, das die Einheimischen zur Jagd nutzen, und wie man es benutzt. Es entwickelt sich eine Art Wettkampf. Nachdem sich jeder mal an dem riesigen Rohr versucht hat, trifft auch schon die Frau ein. Sie hat einige Maniokwurzeln dabei und wird uns zeigen wie man traditionell "Casave" herstellt. Wir arbeiten als Gruppe zusammen, befolgen die Anweisungen der Frau und kämpfen uns durch den interessanten Prozess. Irgendwo mitten im ecuadorianischen Dschungel, unter einem Strohdach vorm Regen geschützt. Während wir mit der Zubereitung unseres Mittagessens beschäftigt sind, stößt ein Mann zu unserer Truppe. Er trägt ein langes blaues Gewand, sein Hals wird von mehreren Ketten aus Leopardenzähnen und Nussschalen geschmückt, auf seinem Kopf sitzt eine Krone aus bunten Federn. Er entpuppt sich als der Ehemann der Frau und Schamane des Dorfes. Er wird uns vorgestellt, unser Guide hat großen Respekt vor ihm. Während wir noch mit dem Essen beschäftigt sind, setzen wir uns ihm gegenüber und stellen ihm Fragen. Er erklärt uns das Dasein eines Schamanen und woher seine Heilkräfte kommen. Im Prinzip dreht sich alles um "Ayahuasca", ein psychedelisch wirkender Pflanzensud. Unser Schamane hat sich mit 8 Jahren dazu entschieden in die Fußstapfen seines Großvaters zu treten. Seine Ausbildung bestand darin das liquide Halluzinogen täglich zu sich zu nehmen, der "Großschamane" wird dann im Rausch zu ihm sprechen und ihm alles erklären. Wir stellen ihm alle unsere Fragen, er beantwortete alle und zeigte uns am Beispiel zwei junger Mädels wie eine traditionelle Heilungszeremonie aussieht. Mit einem Medium, in diesem Fall eine Hand voll getrockneter Blätter, streicht er die Krankheiten und negativen Energien aus dem Patienten und überträgt sie auf das Medium, während er unverständliche Worte spricht. Schenkt man dem Schamanen und seinen heilenden Kräften keinen Glauben, sieht man hier nur einen Mann in der Mitte seiner vierziger Jahre, der seit seinem achten Lebensjahr täglich starke Drogen zu sich nimmt und sein Geld damit verdient vor ausländischen Touristen eine wenig überzeigende Show abzuziehen. Aber wie gesagt: nur, wenn man ihm keinen Glauben schenkt. Wir bezahlen den Schamanen und seine Frau für ihre Zeit und bedanken uns respektvoll. Unser Guide führt uns durch Kakao-, Bananen- und Kaffeefelder zum nächsten Dorf, wo wir auf sehr nette Einheimische treffen. Unser Kanu wartet am Flussufer auf uns. Es geht zurück zur Lodge, aber bevor wir ankommen hat unser Guide noch eine Überraschung für uns. Obwohl das Fischen von Piranhas mittlerweile illegal ist, wird es von den Einheimischen immer noch betrieben. Unser Guide zeigt uns wie. Wir fahren an eine ruhige Stelle zwischen den Ästen am Flussufer. Aus einem Stock und einer Schnur bastelt er eine Angel. Als Köder benutzt er ein Stück Fisch. Er wirft ihn in das trübe Wasser und schlägt mit dem Stock auf die Oberfläche. 16 Touris blicken gespannt auf das Geschehen. Es dauert ca. 2 Minuten und unser Guide zieht ein recht großes Exemplar aus dem Wasser. Er zeigt uns die unglaubliche Beißkraft des Fisches am Beispiel eines kleinen Stockes. Jeder darf ein Foto schießen und er wirft ihn wieder ins Wasser. Wir fahren zur Lodge. Nachdem jeder Duschen war und sich von dem aufregenden Tag erholt hat, treffen wir uns zum Abendessen. So schön der Tag auch war, er fühlte sich nicht nach Geburtstag an. Dafür haben einfach zu viele wichtige Menschen gefehlt. Ein bisschen Geburtstag gibt es dann allerdings doch. Nach dem Abendessen gehen plötzlich die Lichter aus, alle fangen an zu singen und ein großer Schokokuchen mit Kerzen wird hereingebracht. Ein sehr schöner Moment. Ich feiere also mit meinen neuen Freunden, wir essen Kuchen, hören Musik, trinken einen sehr billigen Rum und spielen Karten.

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