12. Tag: White Sands

Morgens ist es heute bedeckt und kühler  und es fühlt sich gut an. Also immer könnte ich in diesem Teil des Landes nicht leben. Schon seit mehreren Wochen erreichen die Temperaturen in Arizona und New Mexico deutlich über 30°. Das ist mir definitiv zu viel. Ohne Klimaanlage. Im Auto und Zimmer hält man es kaum aus. Und so fühlt sich dieser Morgen trotz frühem wach werden gut an.

Ich fahre ein paar Meilen die Strecke zurück, um dann Richtung Westen abzubiegen. Ich bin nur noch circa 800 km von Phoenix entfernt. Das mag sich für deutsche Verhältnisse weit anhören, hier ist es ein kleiner Ritt.

Wenn man Höhe gewinnt, wird aus der Wüste schnell eine Waldlandschaft. New Mexico hat trotz seines ariden Klimas in vielen Landesteilen auch einen strengen Winter mit viel Schnee. Von dem ist hier aber im Gegensatz zu Wyoming nichts zu sehen.

Nach 100 km wird die Landschaft wieder karger und die Sonne knallt wie gewohnt auf die Erde als ich an meinem Zwischenziel, dem White Sands Nationalpark ankomme. Ich war hier vor ein paar Jahren schon einmal - Ein einmaliges Naturschauspiel. Der weiße Sand sieht exakt aus wie Schnee, und manchmal erwischt man sich, wie man denkt, dass man gleich schleudern müsste. Die Abstrahlung des hellen Untergrundes treibt die Temperatur noch ein wenig höher. Es ist relativ wenig los hier, und wer an den zahlreichen Picknicktischen Platz genommen hat, freut sich über den Schatten, denn diese spenden. 

Nach 2 Stunden ist mein Hitzelevel erreicht, und ich mache mich wieder auf den Weg. Da es noch relativ früh ist, nehme ich nicht den Interstate wie von Google Maps vorgeschlagen, sondern die Landstraße. Direkt hinter Las Crusces tauchen rechts und links Baumplantagen auf, die ich überhaupt nicht kenne. Immer der selbe Baum, 30 km eine nach der anderen.

Meine App gibt mir letztendlich Auskunft, es sind Pecan Bäume. Eine Nuss, die ich so gar nicht mag. Keine Ahnung warum, ich finde sie eklig. Früchte sieht man allerdings an den Bäumen noch nicht.

Die Fahrt führt mich weiter durch Hatch, einem Zentrum der hiesigen Chili Industrie. Die Früchte werden hier in jedem Supermarkt verkauft, und sind mit circa 1,20 € das Pfund auch sehr günstig. New Mexico ist stolz auf seine grünen Chilis und Chili Saucen bekommt man hier von Dutzenden von Herstellern.

Es ist unerträglich heiß, als ich in Deming ankomme und zunächst den Walmart aufsuche. Hunger habe ich nicht richtig, also kaufe ich mir zwei Salat Schüsseln. Und reichlich Getränke. Im Supermarkt selber ist es angenehm kühl, in Deutschland würde er wahrscheinlich nach zwei Monaten wegen der Energiepreise in den Konkurs gehen.

Am Butterfield Stage Motel von 1959 empfängt mich Cass - was eine absolute Seltenheit ist. Bisher waren alle Besitzer oder Angestellte in den Motels auf meinem Trip Einwanderer. Das Zimmer ist umwerfend und riesig. Das bisher größte auf der ganzen Fahrt. Mit viel Liebe zum Detail sieht es innen wesentlich besser aus als außen. Ich bin froh, hier gelandet zu sein. Eine perfekte Unterkunft auf einen roadtrip.