Veröffentlicht: 10.04.2023
Unsere Busfahrt zurück nach Chile dauerte gute 5 Stunden. Wir fuhren so früh los, dass wir noch einen letzten tollen Sonnenaufgang in El Calafate erleben konnten und kamen am frühen Nachmittag bereits in der Kleinstadt Puerto Natales an. Sie gilt als Ausgangspunkt für Exkursionen in den Torres del Paine Nationalpark. Natalis, nach Christi Geburt, nannten zwei deutsche Einwanderer 1894 einen von ihnen am 24. Dezember entdeckten kleinen Fluss im Norden der heutigen Stadt. Von diesem Fluss erhielt die Siedlung ihren Namen. 1911 wurde dann die Stadt Puerto Natales gegründet. Sie zählt heute etwa 20.000 Einwohner. An diesem Nachmittag waren wir im Supermarkt, haben gekocht und uns auf die nächsten zwei Ausflugstage im Nationalpark Torres del Paine vorbereitet.
Der Nationalpark ist mit seinen hoch aufragenden Bergen, eisigen Gletschern, blauen Seen und goldenen Pampas einer der bekanntesten in Chile. In der Sprache der Tehuelche-Indianer heißt er übersetzt „Türme des blauen Himmels“. Ziemlich treffend, denn das berühmteste Wahrzeichen sind die 3 Granittürme. Der Park nimmt eine Fläche von 2.420 Quadratkilometer ein und grenzt an den argentinischen Los Glaciares Nationalpark. Gegründet wurde er 1959 und 1978 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt. Wir sind gespannt.
7.30 Uhr wurden wir am nächsten Tag abgeholt. Auf der Schnellstraße fuhren wir in den Nationalpark. Vorbei ging es an weiten Graslandschaften. Kühe, Pferde und Schafe grasten hier bei unendlich viel Platz. Angekommen im Park sahen wir nun ganz viele Guanakos, eine Art Lama. Wir besuchten die Stromschnellen des Rio Paine und den See Nordenskjöld. Zum fast 30 Meter hohen Wasserfall Salto Grande, der die zwei Seen Nordenskjöld und Pehoe verbindet, haben wir eine 35-minütige Wanderung bei tollen Landschaftspanoramen, Sonnenschein und riesigem Sturm gemacht. Bis zu 120km/h weht hier der Wind. Nach einer Mittagspause liefen wir zum See Grey. Das dauerte eine Weile, denn wir mussten einen super breiten Kiesstrand überwinden und gegen weiteren Sturm ankämpfen. Vom Aussichtspunkt auf einer kleinen erhöhten Insel konnten wir weit in den See hineinblicken und den Grey-Gletscher am anderen Ende des Sees sehen. Nach 1.45 Stunde traten wir langsam die Rückfahrt in Richtung Puerto Natales an. Einen letzten Stopp machten wir an der Cueva del Milodon. Vor rund 14.000 Jahren endete die letzte Eiszeit in Patagonien. Seitdem ziehen sich die Gletscher zurück und Tiere siedelten sich wieder in der Gegend an. 1895 fand der deutsche Siedler Hermann Eberhard in einer Höhle einen unbekannten Fellrest. Jahre später wurde das Fell des Mylodon, eines eiszeitlichen Riesenfaultiers, identifiziert. Als Wahrzeichen steht ein riesiger Mylodon auch in Puerto Natales zur Begrüßung auf einem Kreisverkehr und um 17.30 Uhr waren wir dahin wieder zurückgekehrt.
Am nächsten Morgen ging es noch einmal eine Stunde früher los zum Nationalpark. Wir starteten mit einem tollen morgendlichen Blick über den See Azul. Von dem aus wir fast einen wolkenfreien Blick auf die 3 Granitnadeln werfen konnten. Gestern war leider auch kein ganz klarer Blick möglich. Dann machten wir uns zu Fuß auf, um Wandmalereien zu entdecken, die vor 6.500 Jahren angebracht wurden. Außerdem genossen wir einzigartige Blicke über die schöne Landschaft, sahen Guanakos und Kondore. Wir fuhren einige Kilometer durch den Park und stoppten wieder am Wasserfall Salto Grande. Hier wollten wir heute ebenfalls eine Wanderung unternehmen, zum Aussichtspunkt auf das Bergmassiv. Wir starteten. Es wurde immer stürmischer und der Himmel zog sich immer mehr zu, von den Bergen war nichts mehr zu sehen. Ben und ich brachen ab und liefen zum Auto zurück. Unsere 5 Mitreisenden liefen weiter. Eine Stunde später kamen sie völlig nass, durchgefroren und ohne Ausblick zurück. Wir waren froh, dass wir umgekehrt sind. Wir machten uns auf den Rückweg und kamen 18.30 Uhr wieder in Puerto Natales an.
Der nächste Tag war völlig verregnet. Wir gingen nicht vor die Tür. Wir kochten, erholten uns und betrieben ein bisschen Urlaubsvor- und -nachbereitung.
Am 8. April schien über Puerto Natales wieder die Sonne. Wir mussten all unsere Sachen aber leider wieder zusammenpacken. Wir liefen noch ein bisschen durch die Stadt, fanden das ein oder andere Mitbringsel und am Nachmittag ging es zum Flughafen.
Wir haben Sonnenauf- und -untergänge, Regenbögen, Stürme und Regen erlebt, haben eine vielseitige Natur mit Gletschern, Bergen, Flüssen, Seen, Wäldern und Pampas betrachtet, haben eine bunte Tierwelt beobachtet, lange Geschichte und spannende Geschichten gehört. Patagonien in Chile und Argentinien war wirklich ein tolles Erlebnis und wir hatten eine rundum schöne Zeit.