Anna in Paris
Anna in Paris
vakantio.de/anna-in-paris

Woche 5: Ferien in Deutschland?

Veröffentlicht: 25.10.2020

Diese Woche war die erste von zwei Wochen Herbstferien. Und so viel, wie ich über Zoom in Deutschland unterwegs war und mit Menschen deutsch gesprochen habe, hab ich mich manchmal kaum so gefühlt als würde ich in Paris wohnen. Der Name des Blogs kommt übrigens nicht von der Serie "Emily in Paris", bei der ich gefühlt die einzige Person in meinem Freundeskreis bin, die diese Serie noch nicht gesehen hat! Aber vielleicht kommt ja bald die große Langeweile und ich kann mir mal anschauen, was diese Emily hier so getrieben hat.

Am Montag hab ich zum ersten Mal für diese Jahr mit Kürbis gekocht! Danke an KptnCook für das überragend leckere Rezept für eine Kürbissoße zu Nudeln. Abends wurde der restliche Kürbis natürlich noch à la Art de Felix Noll im Ofen gebacken. In der Zwischenzeit war ich am Montag im Louvre, dem meistbesuchten Musem der Welt. Im Louvre-Palast residierten früher die französischen Könige in Paris, mittlerweile beherbergt der Palast seit 1793 ein öffentlich zugängliches Museum. Seit 1989 dient die Glaspyramide im Innenhof des Louvre als Haupteingang zum Museum.

Eingang des Louvre

Ich bin ohne große Vorbereitung ins Museum gegangen, da man auch in diesem unter 26 kostenlosen Eintritt hat. Ich wollte einfach mal einen ersten Eindruck gewinnen und bin ohne festes Ziel durch die Ausstellungen gestreift. Angefangen habe ich bei Statuen, ob römisch oder antik, da hab ich keine Ahnung. Habe mich jedenfalls irgendwie fehl am Platz gefehlt, weil ich das Gefühl hatte, die Kunst nicht genug würdigen zu können. Irgendwann bin ich an einer Statue vorbeigekommen, um die herum circa 30 Menschen gesessen haben, die diese Statue aus genau ihrem Winkel auf ein Stück Papier gebracht haben. Da war es interessant, man der einen oder anderen Person über die Schulter zu schauen. Interessant wurde es, als ich die nachgebauten Zimmer von Napoleon III erreicht habe. Der hat schon nicht so schlecht gewohnt!

La Flute de Pan?
Napoleon III

Was es mir jedoch am meisten angetan hat, war sehr realistische Kunst. Hier konnte ich mich bestimmt 20 Minuten nicht lösen, als ich das Bild von Bellotto gesehen habe. Unfassbar, wie realistisch man malen kann!

Bernardo Bellotto

Oder hier, die Hand der Mutter. Könnte auch ein Foto sein. Faszinierend:

Natürlich hab ich auch die Mona Lisa gesehen. Aber sie ist sehr klein und es gab eine sehr lange Schlange. Als ich das Museum verlassen habe, hat mich ein schöner abendlicher Himmel über Paris erwartet, und zu Hause mein leckerer Kürbis.

Abendliche Aussicht
Hookaido

Am Dienstagmorgen hab ich meinen Tag mal nochmal mit Yoga gestartet, war mir echt im Ganzen einfach richtig gut getan hat. Habe allerdings gemerkt, dass mir eine Yogamatte fehlt und das auf meine To-Do-Liste für den Tag gesetzt. Prinzipiell hab ich in dieser Woche sehr viel mit Listen gearbeitet, weil es viele kleine Dinge waren, die ich erledigen musste, die aber auch trotzdem ihre Zeit in Anspruch nehmen. Für die Yoga-Matte bin ich ins Einkaufszentrum Les Halles gefahren, weil es da einen Laden namens GO Sport gab, und ich dachte mir dass das ungefähr das Konzept sein könnte nachdem ich suche. Dem war auch so, und neben der gewünschten Matte habe ich noch Schuhe gekauft, weil ich noch ein Paar brauchte um gegebenenfalls hier in einen Tanzkurs zu gehen.

Außerdem hatte ich am Dienstag tatsächlich eine Gesangsstunde bei Florence, meiner Mitbewohnerin! Ich war ziemlich nervös, vor neuen Menschen singen ist immer etwas aufregend. Aber es hat Spaß gemacht, und zum nächsten Mal hab ich vor allem viele Atemübungen als Hausaufgabe bekommen.

Abends war meine erste lange Zoom-Einheit der Woche. Verbunden war ich mit anderen Studierenden der Musikhochschule, weil wir eine öffentliche Stellungnahme bezüglich eines Profs der Hochschule verfasst haben. Dieser Prof ist nämlich schon seit längerer Zeit Mitglied der AfD, und seit kurzem auch ein in Bonn gewählter Politiker und Mitlgied des Stadtrats. Unserer Meinung nach sind die Werte der AfD nicht vereinbar mit den Werten, die wir an der Hochschule vertreten, und deshalb wollen wir uns mit einem Schreiben distanzieren, das möglichst viele andere Studierende unterschreiben. Mal sehen was daraus wird!

Mittwoch habe wieder einige Dinge von meiner To-Do-Liste erledigt und mich am Nachmittag spontan mit Lea in der Stadt getroffen, wir waren ein bisschen bummeln. Abends war ich mit einem Sprach-Tandem-Partner per Zoom verabredet, also einer Person, die französisch spricht und gerne besser deutsch lernen möchte. Diesen Partner namens Philippe habe ich in einer Facebook-Gruppe kennengelernt, weil er dort nach einer deutschsprachigen Tandemperson gesucht hat. Das war ziemlich cool, weil wir uuungefähr das gleiche Sprachniveau haben und auch circa gleich alt sind. Leider wohnt er gerade nicht in Paris, aber hauptsache ich habe noch einen Muttersprachler, mit dem ich ein bisschen Französisch sprechen kann. Danach hatten wir wieder eine lange Zoom-Sitzung mit Leuten von der Hochschule bis spät in die Nacht um die Stellungnahme zu verfeinern.

Für Donnerstagabend hat Lea mich zu sich nach Chennevières-sur-Marne eingeladen. Dort wohnt sie in einer Wohnung, die die Schule gestellt hat, wie es eigentlich in Frankreich üblich ist. Nur leider ist es eigentlich eine 4er-WG, in der sie gerade ganz alleine lebt. Wir haben Brokkolisuppe gekocht, dazu natürlich Baguette gegessen und einfach einen gemütlichen Abend verbracht. Da es ja genügend Zimmer gibt, konnte ich auch dort schlafen. Außerdem hat sie eine ganz süße Katze im Haus wohnen, die sich natürlich auch über ein paar Streicheleinheiten von mir freuen konnte.

Besuch bei Lea in Chennevières sur Marne
süße Gadse

Nachdem ich am Freitagmittag wieder in der Wohnung angekommen war, hat mich die nächste Zoom-Sitzung erwartet. Der neue AStA, also der Allgemeine Studierendenausschuss der Hochschule, wurde gewählt. Irrtümlicherweise dachte ich, als Schriftführerin des noch aktuellen StuPa, ich müsste Schrift führen, aber dem war nicht so. Seit Freitag ist nämlich auch offiziell das neue Studierendenparlament im Amt, zu dessen Wahl ich mich nicht aufstellen lassen durfte, da ich momentan ein Auslandssemester absolviere. Trotzdem habe ich einige Zeit an der Sitzung teilgenommen, bevor ich abends gemütlich ein Glas Wein in der Bar um die Ecke trinken war.

Am Samstag habe ich endlich das erste Mal sowas wie ein Hobby ausgeübt: ich war in einer Tanzschule bei einem Tanzkurs! Im Vorfeld hab ich mir sehr viele Tanzschulen in Paris und deren Instagramauftritt angeguckt, und mich für die Schule "L'école de danse du marais" entschieden, die über 140 Kurse anbieten in verschiedensten Stilistiken. Ich habe erstmal eine 5er-Karte, mit der ich bei 5 verschiedenen Lehrer*innen Stunden anschauen darf, um mich anschließend auf eine Lehrperson festzulegen. Gestartet hab ich mit HipHop für Anfänger bei JP Chandler. Da haben sich meine neuen Schuhe direkt gelohnt! Die Stunde war ziemlich cool, aber auch mit ziemlich viel Choreo, da die Gruppe natürlich vorher schon die Choreo kannte.

HipHop für offensichtliche Anfänger unter der Nummer 23

Corona-mäßig hab ich mich so halbwegs wohl gefühlt. Prinzipiell habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht, wie ich jetzt damit umgehe und ob ich komplett in meinem Zimmer bleibe. Habe mich dazu entschieden, die Gesetze der Regierung natürlich einzuhalten (Maskenpflicht im Freien, Ausgangssperre ab 21 Uhr usw.), aber ansonsten die mir gewährten Freiheiten in Maßen zu nutzen. Beispielweise möchte ich weiterhin gerne ins Café gehen um einen Kakao zu trinken oder im Kino einen Film zu schauen. Beim Tanzen war es jetzt zum ersten Mal so, dass ich in eine etwas größere Gruppe mit fremden Menschen gekommen bin, die sich aktiv in einem Raum aufgehalten haben. Die Fenster waren offen, aber es hat höchstens die Hälfte der Leute eine Maske getragen. Das ist auch wirklich elendig warm beim Tanzen, und mir hilft es ja nicht so wirklich was, wenn niemand im Raum eine trägt. Also bin ich da etwas zwiegespalten.

Sonntag war ein klassischer Sonntag: Frühstück mit leckerem Baguette vom Bäcker, ansonsten den Tag bei Regen im Zimmer verbracht mit vielen Telefonaten mit Familie und Freunden. Wir hatten abends Besuch von Geoffrey, einem Freund der Familie, bei dem ich "offiziell" wohne, weil hier wohl eigentlich keine Untermiete erlaubt ist. War lustig, ihn auch mal kennenzulernen! Danach hatte ich nochmal ein sehr langes und interessantes Zoom-Gespräch mit meinem Tandem-Partner Philippe, und ja, dieser Blog hat dann auch noch einige Minuten des Sonntagsabends in Anspruch genommen, und das sehr gerne.

Antworten