Anna in Paris
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Woche 20&21: Februarferien, Fécamp und Französisch

Veröffentlicht: 03.03.2021

In der ersten Ferienwoche hatte ich die Möglichkeit, in der Ecole holisée in Saint-Germain-en-Laye, westlich von Paris, einen Kurs zu musikalischer Früherziehung durchzuführen. Mit drei Jungs im Alter von 5, 7 und 11 Jahren habe ich jeden Vormittag von 09h15 bis 10h45 gearbeitet. Zeitlich hat sich das nicht so richtig gelohnt, weil ich auch 1,5h pro Weg gebraucht habe. Aber der Stundenlohn war hoch genug, dass es nicht allzu schlimm war. Außerdem hatte ich ja Ferien und deshalb nichts zu tun, und endlich nochmal ein musikalisches Projekt, das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen.
Montagmorgen hab ich dann also Ilyès, Jassim (Brüder) und Antonin kennengelernt, und wir haben erst einmal ein Begrüßungs- und Vorstellungslied auf Französisch gelernt (J’ai un nom). Dazu hab ich Gitarre gespielt, weil das Klavier das im Raum steht leider so verstimmt ist, dass es unbenutzbar ist :D Danach sind wir nach draußen gegangen um mal zu hören, was es überhaupt so für Geräusche gibt. Neben einer Sirene, den Vögeln und den Wind in den Bäumen konnten wir auch den Regen auf dem Dach hören und sogar das Knirschen vom Gehen im Schnee. Diese Geräusche haben wir dann versucht, wieder in der Schule, mit unserem Körper, den verfügbaren Instrumenten oder alltäglichen Gegenständen zu imitieren. Danach haben wir uns aus dem Karneval der Tiere den Elefanten und die Vögel angehört, dazu gemalt und getanzt und zum Abschied ein deutsches Lied gelernt (Guten Tag sagen alle Kinder). Das hat richtig viel Spaß gemacht!

Ferienprogramm
Zeichnungen zum Elefanten
ein verstimmtes Klavier
cloches et carillon

Am Nachmittag habe ich wie immer meine Schüler*innen unterrichtet, und abends gabs ein wichtiges Treffen von Bubs.: Wir planen nächstes Jahr eine EP aufzunehmen, für die verschiedene Songwriterinnen für uns schreiben, und in der nächsten Zeit wird dieses Projekt genauer geplant. Am Montag haben wir uns schon mal mit Sophia Wahnschaffe und CassMae getroffen, um ein paar Fragen zu klären und gemeinsam zu brainstormen. Traum ist es, das als rein weibliches Projekt zu stemmen und Thema soll „Labels“ sein. Mal sehen was da so passiert bald :)

Dienstag habe ich mit den Jungs wieder mit J’ai un nom und Guten Tag angefangen und danach ein bisschen Call-Recall mit verschiedenen Klatschrhythmen ausprobiert. Anschließend hab ich eine Geschichte vorgelesen, in der die ganzen Geräusche, die wir gestern entdeckt haben, vorkommen und die Kinder sollten die Geschichte damit untermalen. Danach haben wir getanzt, und zwar eine Choreographie die ich für den Kurs „Bewegung und Tanz“ an der Hochschule schon mal gemacht habe, zu „Im Fluge“ von Strauss. Nach ein bisschen freiem Bewegen wie im Zirkus, hatten wir sehr viel Spaß beim Lernen dieser Choreo. Und dann wars auch schon vorbei, und wir haben uns mit „Guten Tag“ verabschiedet. In Saint-Germain-en-Laye ist es übrigens wunderschön und man hätte einen fantastischen Blick auf Paris, wenn es nicht gerade so bewölkt wäre wie diese Woche.

Schloss in Saint-Germain-en-Laye
Hier könnte ihre Aussichtsplattform sein

Dienstagnachmittag hatte ich einen Termin auf der Polizeistation, um meine Anzeige wegen des Handydiebstahls, die ich online schon ausgefüllt hatte, vor Ort abzuschließen. Ich war eine gute Stunde da, und es war sehr unterhaltsam. Der Polizist, der aus seiner Einhorntasse gut riechenden Maronentee getrunken hat, hat mich über deutsche Spezialitäten ausgefragt, mir von seinem Traum von einem Haus auf dem Land in Österreich erzählt, zwischendurch einfach mal „Scheiße“ gesagt, lustige Anekdoten über die Selbstbeschreibung von Anklägern eingeworfen und mir am Ende noch ausführlich erklärt, wie ich wo welche Wertgegenstände aufbewahre, wenn ich mich in Paris bewege. Es war sehr nett!

P P P Polizei
Pink Panter an der Station Opera

Florence hat mir am Montagabend einen Vorschlag gemacht: ich könne mein Zimmer mit Gloria tauschen. Die Wohnsituation ist gerade so, dass Florence, Victoria und ich unsere Zimmer in der oberen Etage nebeneinander haben, und dann eine Treppe ins Wohnzimmer führt. Durch eine Tür kommt man dann in den Flur der unteren Etage, von dem die Küche, das Bad, die Toilette und eben Glorias Zimmer abgehen. Dadurch, dass dann unsere Zimmer nicht mehr direkt nebeneinander wären, müsste ich abends nicht mehr im Wohnzimmer oder in der Küche telefonieren, sondern in meinem eigenen Zimmer. Ich hab natürlich eingewilligt und am Dienstagabend mein ganzes Zimmer geräumt. Die Idee, mir eine neue WG zu suchen, ist damit vom Tisch.

Ein neues Ritual was ich mit den Kindern in der Musikwoche angefangen habe, ist das Stimmen der Gitarre (fanden sie vorgestern soo toll dass wir das gestern direkt mal gemeinsam gemacht haben). So lernen sie die Namen der Saiten, den Umgang mit dem Stimmgerät und hören ein bisschen hin, wie sich die Saite verändert wenn man oben "am Rädchen" dreht. Neu dazu kam auch noch das Lied "Petit Escargot", von dem ich seitdem einen Ohrwurm habe. Die drei Strophen haben wir mit Bewegungen auswendig gelernt, und danach mit Glockenspiel, Boomwhackern und Glocken begleitet. Das war schwieriger als erwartet, und sehr aufregend für die Kinder.

Am Nachmittag fand dann der Zimmertausch statt: alle Koffer und Taschen runter bringen, Matratze, Bett, dann Glorias Sachen hochbringen, Matratze raus, Bett hoch, Boden geputzt, eingeräumt. Mal sehen ob es sich lohnt.

leeres Zimmer
viele Taschen
volles Zimmer

Und total unwirklich: ich musste schon meinen Stundenplan fürs Sommersemester planen, weil die Frist für die Anmeldung der Unikurse schon jetzt ausläuft. Merkwürdig, aber mir macht das Planen im Vorfeld immer viel Spaß. Außerdem werde ich wahrscheinlich einen Kurs bei Lea belegen, was schon seit 5 Jahren ein Witz zwischen uns ist. Zu cool wenn das endlich wahr wird!

Stundenplan Sommersemester?
diese Kekse werde ich vermissen

Am Donnerstag haben wir dann in der Ecole maternelle neben dem Gitarrenstimmen, Singen (J'ai un nom, Guten Tag), einem Rhythmusspiel und dem Fortführen von "Petit Escargot" noch einen Tanz zu "Aquarium" aus dem Karneval der Tiere gelernt. Morgen, am letzten Tag, haben wir dann die Möglichkeit, ein kleines Konzert für Marie zu spielen, der Frau die die Kinder zwischen und während der einzelnen Stunden betreut und auch ansonsten in der Schule arbeitet. Sie ist 27 und wir verstehen uns richtig gut. Sie hat auch Lehramt studiert, dann aber den Concours hier in Frankreich, vergleichbar mit dem Referendariat, nicht geschafft. Sie hat dann entschieden, sich auf alternative Schularten zu konzentrieren und ist hier sehr zufrieden.

Donnerstagnachmittag bin ich mit Rémi nach Versailles, das waren nur noch 20 Minuten weiter von St. Germain en Laye, gefahren. Leider kann man momentan weder das Schloss noch den Schlossgarten besichtigen, aber es gibt ein großes Gelände auf dem man eine große Runde spazieren gehen kann, und zumindest von außen einen kleinen Eindruck von den Dimensionen gewinnen. Ein paar Zahlen: In den 26 Jahren in denen Ludwig der 14. dort gelebt hat, hat er nur 4 Mal gebadet. Auch in der Stadt waren wir kurz unterwegs, aber leider es hat den ganzen Tag ein bisschen geregnet, weshalb es etwas ungemütlich und kalt war. Aber da ich ja sowieso nochmal nach Paris zurückkehren will, um die Stadt mal richtig kennenzulernen wenn sie lebt, werde ich dann auch nochmal die Chance haben nach Versailles zu fahren.

Versailles. Von weitem.
ein seltener Augenblick von Rémi vor der Kamera

Freitagmorgen war schon die letzte Einheit der musikalischen Früherziehung mit den drei Jungs, und ich war ein bisschen traurig darüber. Wir haben noch ein neues Lied geübt, zu dem es auch einen Tanz gibt, es heißt Macotue tu nanana und macht einfach nur Spaß! Am Ende hatten wir also ein 20-minütiges Konzertprogramm für Marie, bei dem wir gesungen, getanzt und musiziert haben. Antonin hat Petit Escargot am Ende am Klavier begleitet, Jassim an der Gitarre, und zusammen mit Ilyès habe ich gesungen. Ich habe den Eindruck, dass allen dreien (und mir) die Woche sehr viel Spaß gemacht hat!

So sieht es im Inneren der Schule übrigens aus
Saint-Germain-en-Laye die zweite

Hab zum Mittagessen Kniedeln mit Maggi und Kirschen gekocht und hatte richtige Heimatgefühle.

Kniedeln <3

Am Wochenende war ich mit Luca im Park bei strahlendem Sonnenschein und hab gemütlich am Kanal gelesen. Die Ferien also mal als Ferien genutzt.

Buttes Chaumont
Luca in Buttes Chaumont
buntes Abendessen
Canalliebe
Frühlingsgefühle

Genau so entspannt ging es in der zweiten Woche weiter: Anja, meine Kollegin vom Lycée, hat ein Haus in Fécamp in der Normandie. Da habe ich mit Rémi die zweite Woche verbracht, Anja war auch die Hälfte der Zeit da, und das war wirklich ein richtig schöner Urlaub. Viel geschlafen, lecker gegessen (ich hab Muscheln probiert!), jeden Tag am Strand gewesen. Ein bisschen Gitarre gespielt, nach Etretat und Veules-les-roses gefahren, Schach und Kniffel gespielt und natürlich den ganzen Tag Französisch gesprochen! Ich war kaum am Handy und habe die Zeit sehr genossen. In diesen zwei Wochen Ferien habe ich so viel Französisch gesprochen wie noch nie zuvor in meiner Zeit hier. Das war richtig toll.

Sonne in Fécamp
Strand in Fécamp
Der kleinste Fluss (fleuve, nicht rivière!) Frankreichs, nur 1,2km lang in Veules-les-roses
Frühstück
Witze in der Kirche
Anna und Muscheln
Muscheln und Majo
Bierdegustation
Solo!
Resteverwertung Deluxe
Etretat
Etretat
Etretat
Ohne Serviette wäre dieses Foto sogar schön

Der letzte Ferientag war dann ein ganz seltsamer. Morgens wie immer mit Mama und Papa telefoniert, und sie haben mir die traurige Nachricht überbracht, dass unser Kätzchen Halloween gestorben ist. Vermutlich wurde es in der letzten Woche angefahren und hat sich davon einfach nicht erholt. Da war ich sehr traurig, weil Mama und Papa auch sehr traurig waren. Um auf andere Gedanken zu kommen bin ich raus gegangen um eine Runde zu spazieren, und gleichzeitig um das Geld für meine Miete abzuheben (ja, ich zahle bar.) Neben dem Geldautomaten saß eine obdachlose Frau, die auf Französisch auf mich eingeredet hat. Ich hab sie nicht verstanden, war aber auch genervt und hab dann gesagt, dass ich kein Französisch verstehe. Dann hat sie auf Englisch weitergesprochen, aber ich hab ebenfalls nichts verstanden und dann einfach den Kopf geschüttelt und versucht sie zu ignorieren. Und auf einmal boxt die mich gegen meinen Oberarm! Richtig feste, und ruft dabei immer "Mais pourquoi?" Ich war total perplex, habe sie gebeten mich nicht anzufassen und hab am Geldautomaten auf Abbrechen gedrückt, um mich schnell aus dem Weg zu machen, aber es hat etwas gedauert bis meine Karte wieder rauskam, und sie hat mich nochmal echt feste geboxt. Dann bin ich schnell weggegangen und war einfach richtig durcheinander. Suuuuper seltsam!!

Glücklicherweise hat der Tag noch schön geendet, ich war nämlich zu Mathilde eingeladen, wir haben ein bisschen Bier getrunken, was gegessen, uns gegenseitig Musik gezeigt und Die fabelhafte Welt der Amélie geguckt. Wir haben uns einen schönen letzten Abend der Ferien gemacht, der auch gleichzeitig der letzte Tag des Februars war.

Carneval am Canal
Halloween <3


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