Veröffentlicht: 23.04.2019
Unser zweiter und letzter Tag in Ica stand ganz unter dem Motto Natur und Tierbeobachtungen. Wir hatten einen Tagesausflug zum Paracas-Nationalpark gebucht, der sich an der Küste befindet. Nachdem wir früh aufgestanden und eine Stunde mit dem Auto nach Paracas gefahren waren, war erst einmal eine zwei stündige Bootstour zu den Islas Ballestas geplant. Ursprünglich wusste ich nicht, dass diese inklusive war und hatte eigentlich geplant einen großen Bogen um solche mit Touristen vollgepackten Boote zu machen, aber wie das immer so ist, überraschen einen die Dinge, bei denen man die geringste Erwartung hat, dann doch am Ende.
Den ersten Halt mit dem Boot machten wir an einem Inselabschnitt an dem das Symbol eines dreiarmigen Kerzenhalters (Candelabra Geolyphen) in den Sand eingefurcht ist. Es gibt zahlreiche Spekulationen zur Entstehung: von Navigationshilfen für Seefahrer, haluzinogenen Effekten eines Kaktusses, bis hin zu Freimauersymbol oder einer ähnlichen Bedeutung wie die Nasca-Linien. Bei diesen Erdzeichnungen sahen wir auch die ersten Horden von Pelikanen und anderen Seevögeln wie Kormorane oder Tölpeln, die sich an den Steinhängen versammeln. Je weiter wir kamen, desto bizarrer wurden die großen Felsformationen und Inselchen, welche auch kleine Höhlen und Felsbögen formen. Auf allen tummelten sich weiterhin unzählige Vögel. Bald kamen zu den verschiedenen Seevögeln auch eine große Ansammlung kleiner Humboldpinguine dazu, die meist in Pärchen hin und her watschelten und die große Anzahl an Pelikanen noch zu toppen schien.
Ein Stück weiter bestaunten wir den ersten Seelöwen, der sich auf einem Felsen in der Sonne aalte, noch nicht ahnend, dass um die Ecke eine große Horde Seelöwe sich schon am Strand durch lautes Gebrüll ankündigte. Das war schon ein beeindruckendes Spektakel und auch im Wasser spielten und tummelten sich einige Seelöwen, unteranderem auch eine Mutter (braun) mit ihrem Jungen (schwarz).
Die Islas Ballestas sind weltweit bekannt für Guano. Das ist Vogelkot, der dort an dem Küsten abgebaut wird und dann zu biologischem Dünger verarbeitet und in der ganzen Welt verkauft wird. Dieses lukrative Geschäft führte sogar in der Vergangenheit zu einem Seekrieg. Die Peruaner wissen eben, wie man aus Scheiße Geld macht! Die Gewinnung erfolgt aber nur in einem Turnus von 8 Jahren, wir sahen davon noch die Überbleibsel in Form von großen Holzgestellen.
Etwas weiter beobachteten wir noch, wie einheimische Fischerboote unter lauten Rufen gerade ein großes Netz mit einem frischen Fang an Land zogen. Als wir gerade schon auf dem Rückweg zum Festland waren, kam eine überraschte Durchsage vom Bootsführer. Wir sollten aufmerksam das Wasser beobachten, es seien gerade Wale gesichtet wurden. Dies sei sehr selten so nah an der Küste und auch er erlebe das nur zwei bis drei Mal im Jahr mit viel Glück. Und tatsächlich der Rücken eines großen Wals tauchte kurz aus dem Wasser auf und einen kurzen Moment später eine weitere mächtige Flosse inklusive Wasserfontaine. Bei genauem Hinschauen sah man neben dem einem Wal noch einen zweiten kleineren: scheinbar eine Mutter mit Jungem! Noch ein paar Mal zeigten sich die imposanten Tiere unter Oh- und Ah-Rufen der Passagiere (leider zu schnell für ein Foto), bevor sie in der Weite verschwanden und auch wir zurückkehrten.
Wieder an Land aßen wir gemeinsam mit unserem Vermieter etwas und stiegen dann ins Auto, um das Naturreservat der Paracas-Halbinsel weiter zu erkunden. Wir fuhren wieder durch die Wüste, vorbei an Sanddünen so weit das Auge reichte. Unser Ziel war eine Salzlagune, in der ein Grüppchen Flamingos durch das Wasser stakste. Die hellrosanen Vögel sahen vor dem mondlandschaftartigen Hintergrund aus wie von einem anderen Planeten.
Weiter ging es zu den Klippen an der Küste. Hier kletterten wir einen steilen und etwas unwegsamen Abhang hinunter zu einem einsamen Steinstrand. Um solche versteckten Schmuckstücke zu sehen, lohnt es sich, die private Tour zu buchen. Wir genossen eine Weile das Tosen der Wellen und den Blick auf die mächtigen Felsen, bevor es dann unter dem Blick der Geier wieder im Auto zurück nach Ica ging.
Wir wurden im Zentrum abgesetzt und waren nach langer Suche nun endlich erfolgreich beim Kauf einer SIM-Karte fürs Handy. Dazu muss noch gesagt sein, dass man für diesen bürokratischen Aufwand mit mehreren Unterschriften, drei Fingerabdrücken und eingescannten Reisepässen in Deutschland schon fast einen Waffenschein bekommen hätte und nicht nur eine SIM-Karte für umgerechnet gerade einmal 1.50 €.
Am späten Abend fuhren wir dann mit dem Taxi zum Busterminal und bestiegen unseren Nachtbus nach Ayacucho für eine achtstündige Fahrt Richtung Hochland.