Reisefieber - Alltag ade
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Lares Trek - Zelten in den Anden

Veröffentlicht: 10.05.2019

Der ursprüngliche Grund für unsere Peru-Reise war, dass ich einen Blogartikel über einen Mehrtagestrek durch die Anden nach Machu Piccu gelesen hatte und fest stand: das wollen wir auch mal machen. Wir haben uns aber aktiv gegen den klassischen 4-Tagesinkatrail entschieden, der ziemlich überlaufen ist und stattdessen den Lares-Trek als alternative Route gewählt. Der Vorteil ist, dass es hier weniger Stufen gibt und man durch kleine ablegene Andendörfer kommt und trotzdem auf einem alten Inka-Weg unterwegs ist (und das Hauptgepäck wie Zelte und Verpflegung kann von Maultieren zu den Campingplätzen gebracht werden). Nach langer Recherche haben wir Alpaca Expedition als Touranbieter herausgesucht, da sie den dreitägigen Lares-Trek in einer Kombination mit einem auf zwei Tage verkürzten Inkatrail anbieten.

Früh um 5 Uhr wurden wir am ersten Tag in Cusco abgeholt. Die erste Überraschung war, dass scheinbar niemand anderes zu diesem Datum diese spezielle Tourkombination gebucht hatte und wir wieder eine private Tour bekamen, mit allem dazugehörigen Brimborium. Die Fahrt zum Ausgangspunkt führte uns schon durch das saftig grüne heilige Tal und ließ Vorfreude aufkommen. Nach einem kurzen Stop in kleinem Dorf mit Besuch eines lokalen Marktes für ein paar Snacks kamen wir am Startpunkt an. Der kleine Ort Lares (auf 3200m) ist bekannt für seine heißen Quellen und so begann der erste Tag ganz entspannt mit einem Bad in den verschiedenen heißen Becken und einem leckeren Frühstück im Freien. Die erste Etappe umfasste einen ca. zweistündigen Marsch bergauf. Chris erinnerte die Landschaft an die Hohe Tatra in der Slowakei, wo er früher oft mit seinen Großeltern wandern war. Unterwegs passierten wir schon die ersten ablegenen Steinhäuschen von Einheimischen und sahen auch Frauen in traditioneller Kleidung auf kargen Boden Kartoffeln ernten. Das Mittagessen fand in der kleinen Gemeinde Quiswarani statt und uns wurden auch gleich verschiedene selbstgestrickte Produkte aus Alpakawolle pfeilgeboten. Anschließend ging es bei leichtem Nieselregen weiter bergauf, vorbei an einem schönen Wasserfall namens „Die Sieben Schwestern“, bis wir gegen späten Nachmittag an unserem Ziel ankamen. Uns stockte fast der Atem: unsere Tourkumpanen (ein Koch, ein Cowboy für die 4 Maultiere und ein Porter) hatten schon das Nachtlager auf 3900m Höhe neben einem einsamen Steinhäuschen an einer traumhaften Lagune umgeben von hohen Bergen aufgeschlagen. Langsam zog Nebel auf und ließ die umliegenden Gipfel ganz mystisch aussehen. Hier lässt sich die Abgeschiedenheit wirklich genießen. Unser Koch (ein Meister der Campingküche) tischte uns, nach einem Appetizer mit frischem Popcorn, ein königliches Essen mit Reis, Fleisch, Gemüse und Quinuaküchlein auf. Die Nacht wurde eiskalt und wir hatten schon gefürchtet, frierend kein Auge zu zumachen, aber die Daunenschlafsäcke, eine Wärmflasche und eine besonders hohe selbstaufblasbare Iso-Matte ließen uns schlafen wie ein Babyalpaka.

Am nächsten Morgen war der Ausblick aus dem Zelt auf die Lagune himmlisch und es standen auch schon zwei Schüsseln mit heißem Wasser für die Katzenwäsche bereit. Nach einer kleinen Lehrstunde mit dem liebenswürdigen Lama der Gemeinde ging es für uns am zweiten Tag mit der längsten Etappe los: 3,5 Stunden teilweise steil bergauf bis zum höchsten Punkt des Treks, den Condor-Pass auf 4650m, und anschließend noch einmal genauso lange wieder über Geröll bergab zu unserem zweiten Camp, wieder auf 3954m in der nächsten kleinen Gemeinde Cancha Cancha. Unterwegs gaben sich Blicke auf glasklare Lagunen frei, in denen sich die Berge spiegelten, bevor es leider wieder anfing zu regnen und alles in dichtem Nebel versank. Keuchend kamen wir auf fast 4700m an und hatten leider keinerlei Sicht auf die imposanten Berge ringsum, dafür blickten uns aus dem Nebel ganz seelenruhig mal wieder ein paar Alpakas an. Wir hatten uns im Vorherein natürlich auch etwas Sorgen gemacht, ob wir mit der Höhe und der Anstrengung klar kommen würden, aber bis auf eine natürlich schnelleren Atem- und Herzfrequenz hatten wir keinerlei gesundheitliche Probleme wie Schwindel oder Kopfschmerzen. Die stückchenweise Akklimatisierung hatte sich also gelohnt, auch wenn der Weg natürlich trotzdem ein ganzes Stück Arbeit war. Wir klopften uns stolz auf die Schultern, dass wir es bis hier hin ohne Notfallpferd oder Sauerstoffflasche hoch geschafft hatten (unser Guide erzählte uns, dass er einmal sogar einen 2m großen und eigentlich sportlichen Soldaten hatte, der das Notfallpferd für den Aufstieg brauchte).

Als wir endlich im Camp ankamen, hatten wir uns nach fünf Uhr frühen Aufstehen und einem siebenstündigen Marsch unser Mittagessen wirklich verdient und danach den Nachmittag erst einmal frei. Wir hielten eine kleine Siesta ab und erkundeten etwas die Umgebung und jetzt zeigten sich auch die Sonne und die schneebedeckten Berge. Gegen frühen Abend stand noch ein wenig Kultur an. Wir wollten eine Familie in der ortsansässigen Gemeinde besuchen und unser Guide erzählte uns einiges zur Lebensweise der Menschen hier und übersetzte fleißig für uns, da man hier nur Quechua spricht. Wir betraten das schlichte Steinhaus, welches nur aus einem Raum bestand. In einer Ecke befand sich eine offene Feuerstelle, auf dem Boden lagen ein paar Felle als Bett und in der anderen Ecke stand ein einfacher Holztisch, unter dem freilaufende Hühner und ein paar Meerschweinchen ihr Unwesen trieben. Wir fühlten uns ins Mittelalter zurückversetzt, nur die eine kahle Glühbirne (seit einem Jahr gibt es hier Strom) erinnerte etwas an die Neuzeit. Hier wohnte ganz ursprünglich eine fünfköpfige Familie, die uns freundlich empfing. Ohne das wir danach gefragt hätten, wurden uns traditionelle Gewänder gereicht zum anprobieren, damit wir etwas in Ihre Kultur eintauchen konnten. Auch wenn uns das anfänglich etwas touristisch vorkam, tragen die Menschen hier ganz selbstverständlich ausnahmslos traditionelle Röcke, Ponchos, Mützen und Hüte (sowie erschreckender Weise bei der Kälte nur Sandalen). Auf Chris‘ Größe war man hier nicht ganz vorbereitet, da sein europäischer Dickschädel erst nicht so ganz durch das kleine Loch im bunten Poncho passen wollte. Ich dagegen wäre wahrscheinlich auch als kleine Peruanerin durchgegangen. Nachdem wir uns von der Familie verabschiedet und im Camp Abendbrot gegessen hatten, wurde es dann bei bestem klaren Wetter Zeit fürs Sterne gucken. Die Menge an hellen Sternen war unbeschreiblich und auch die Milchstraße, sowie das Kreuz des Südens, waren deutlich zu erkennen. K.O. und zufrieden schliefen wir im Zelt ein.

Am dritten Tag brach unsere letzte Etappe für den Lares-Trek an. Wir liefen an einem plätschernden Fluss ca. drei Stunden bergab, vorbei an grasenden Lamas und Alpakas. Der klimatische Unterschied war deutlich zu spüren: Die Vegetation wurde üppiger und die Temperatur wärmer und auch die Bedingungen für Farmland schienen sich bergab wieder zu verbessern. Pünktlich zum Lunch kamen wir im etwas größeren Dorf Huaran auf 2700m Höhe an. Wir aßen gemeinsam mit unserer Truppe und danach hieß es, sich auch schon voneinander zu verabschieden, jedoch nicht bis vorher noch ein Erinnerungsgruppenfoto geschossen wurde und wir uns beim ganzen Team bedankten. Weiter ging es für den restlichen Tag nur mit unserem Guide, mit dem wir wieder ins heilige Tal fuhren und zwischendurch noch einen Abstecher zu den bekannten Salzminen von Maras machten. Diese Salzminen bestehen aus über 3000 kleinen Pools, die terrassenförmig angeordnet sind. Eine salzhaltige Quelle speist die Pools und wenn das Wasser in der Sonne verdampft, kann das Salz abgetragen werden. In Maras kümmert sich jede Familie um einen solchen Salzpool. Wir waren beeindruckt, dass dieses ausgeklügelte System schon aus Prä-Inkazeiten von vor 600 Jahren stammt. Weiter ging es mit dem Auto dann bis in die Stadt Ollantaytambo, wo wir mal wieder eine Nacht in einem Hotel verbringen durften, bevor wir am nächsten Tag zum zweiten Teil dieses Mehrtagestreks aufbrechen sollten: Dem Inkatrail nach Machu Picchu.

Antworten (1)

Karin
Die sieben Schwestern sehen sympatisch aus. Kulinarisch seid ihr ja bestens versorgt worden. Äußerst bedauerlich, dass ihr für diesen anstrengenden Aufstieg wegen des Nebels nicht mit einer tollen Sicht belohnt werden konntet. Aber der einmalige Sternenhimmel mit dem Kreuz des Südens war sicher überwältigend.

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