Reisefieber - Alltag ade
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Huchuy Qosqo

Veröffentlicht: 04.05.2019

In Cusco angekommen wollten wir uns, vor unserem Mehrtages-Treck in den Bergen, ein wenig Akklimatisieren und entschieden uns nach längerer Recherche für eine noch relativ unbekannte Tageswanderung nach Huchuy Qosqo. Wir hatten die geführt Tour über „Get your guide“ gebucht und waren etwas überrascht, als wir am Vorabend einen Anruf bekamen, dass man sich mit uns noch zu einem Briefing in unserem Hotel treffen wollte. Wir staunten nicht schlecht, als unser Guide uns zusammen mit einem Mann in traditionellen Gewändern begrüßte. Er erklärte uns, dass dies ein Schamane sei, der uns für die morgige Wanderung nach alten Gebräuchen segnen sollte. Die Berge werden im andinen Glauben als heilig angesehen und so begann er in Quechua Gebete zu sprechen und sich bei Pachamama (der Mutter Erde) dafür zu bedanken, dass wir die Wege in den Anden nutzen dürfen. Wir bekamen jeweils drei Coca-Blätter mit, welche wir auf unserem höchsten Punkt der Wanderung Pachamama als Dank zurück geben sollten. Das war schon mal eine Erfahrung und so konnte gar nichts schief gehen bei unserer ersten großen Wanderung.

Am nächsten Morgen wurden wir um 6.30 Uhr abgeholt und fuhren ca. eineinhalb Stunden mit ersten Blicken auf schneebedeckte Berge durch Täler und Dörfer zu dem kleinen Ort Tauca ( ca. 3800m Höhe), wo unsere Wanderung knapp hinter einem großen See beginnen sollte. Langsam stiefelten wir bergauf, immer höher und umgeben von karger Vegetation und atemberaubenden Berggipfeln. Bei dem ersten großen Pass mussten wir erst einmal durchschnaufen und betrachteten zufrieden in der Ferne die kleinen Lagunen und dort grasenden Wildpferde. Wir verstanden uns bestens mit unserem Guide Renato (findet man auf Facebook unter Renato Paz Gonzales), der uns mit allerlei Informationen zu Geschichte und Kultur fütterte und auch auf jede meiner Fragen zur hiesigen Pflanzen- und Tierwelt eine Antwort parat hatte.

Noch ein Stück weiter und wir hatten den höchsten Punkt der Wanderung mit 4230m erreicht. Ganz stolz auf uns, freuten wir uns, dass wir kaum gesundheitliche Probleme wie Schwindel oder Kopfschmerzen bei der ungewohnten Höhe hatten. Die erste Herausforderung Richtung Mehrtages-Treck in den Anden war also gemeistert. Hier legten wir erst einmal eine Pause für einen kleinen Snack ein, um etwas Energie zu tanken, denn natürlich ist das Wandern in dieser Höhe anstrengender und auch der Atem geht deutlich schneller. Wir vereinbarten, auf diesem Pass Pachamama unsere Cokablätter zu opfern und uns bei der Natur für unseren Weg durch die Berge zu bedanken. Mit einem Dank und einem Wunsch auf den Lippen pusteten wir jeder unsere drei Coca-Blätter in die frische Andenluft. Mit Blick auf unser Ziel, das ferne Tal, ging es weiter durch schroffen Felsen und endlose Graslandschaft. Plötzlich tauchte vor uns eine Lamaherde auf, die genüsslich das Gras der Hochebene fraß. Was für ein idyllischer Anblick, wir waren sofort wie gebannt von diesen Tieren, die auch noch mehrere niedliche Jungen zu haben schienen. Peruanischer ging es wohl kaum für unsere erste Wanderung.

Endlich konnten wir uns von den Lamas losreißen und liefen jetzt wieder langsam bergab Richtung Tal. Man merkte auch sofort, wie sich die Vegetation änderte und hier und da bunte Wildblumen, wie die kräftig lilane Lupinie, den Wegesrand säumten. Nach einer Weile hatten wir dann den atemberaubenden Blick auf unser eigentliches Ziel: die Inkaruinen Huchuy Qosqo. Vielleicht können sie nicht ganz mit Machu Picchu mithalten, aber wir genossen sehr die unberührte Natur und den traumhaften Weg zu diesem imposanten Bauwerk. Da es mehrere Wege hierher gibt, hatten wir erwartet, dass die Einsamkeit jetzt ein Ende hat, aber auch hier zeigte sich, bis auf den Peruaner der die Eintrittskarten verkaufte, keine Menschenseele. Das war wirklich eine sehr private Tour und mehr als wir erhofft hatten! Mit Blick auf die alten Bauwerke verdrückten wir hungrig unser Lunchpaket und schauten den neuen Bewohnern von Huchuy Qosqo beim Grasen zu: Lamas und Alpakas. Anschließend gab es noch einige Geschichtsinfos und eine kleine Führung durch die Ruinen der Inkas, die perfekte Architekten waren. So wurden die Steine passgenau gehauen, sodass keinerlei Mörtel verwendet werden musste.

Weiter bergab begegneten uns einige wenige Häuser von Einheimischen Leuten und so bekamen wir einen ersten Einblick in das Landleben hier mit der Haltung von Lamas, Alpakas und Schafen, sowie der Landwirtschaft.

Jetzt wurde es aber noch einmal anstrengend, da ein steiler eineinhalbstündiger Abstieg von 700m in das saftig grüne Tal vor uns lag. Zum Glück hatte Chris zum Schutz für seine Knie Wanderstöcke bekommen, doch trotzdem blieb es eine etwas rutschige Partie bergab mit dem vielen Geröll. Unterwegs überflogen uns einige Papageien, eine große Stabheuschrecke kreuzte unseren Weg und auch einen kurzen Blick auf einen Kolibri konnten wir erhaschen. K.O. und glücklich kamen wir unten im Dorf Lamay auf 2941m an. Was für eine schöne Wanderung, aber am nächsten Tag wird es Muskelkater geben!

Antworten (1)

Karin
Ich fasse die Segnung des Schamanen so auf, dass euch hier nicht nur der Glaube der Einheimischen demonstriert wird, sondern den Fremden bewusst gemacht werden soll: Dieses Land ist uns heilig, bedeutet uns alles. Wenn wir euch diese Pfade nutzen lassen, dann begeht sie mit Respekt vor der Natur. Manche Touristen brauchen so eine Erinnerung. Beim Wandern auf eine Lamaherde zu treffen, ist schon ziemlich ungewöhnlich. Die Kleinen sind ja niedlich. Aber von Papageien überflogen zu werden, übertrifft wohl so einiges.

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