Neuseeland: 8000km solo durch das schönste Ende der Welt
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Tag 41 - Durch die Marlborough Sounds auf die Nordinsel

Veröffentlicht: 09.08.2019

24.01.2015

Nach 21 Tagen Abschied von der Südinsel...

Heute vor einem Jahr begann meine erste Neuseeland-Reise in Christchurch. Ich war in der Nacht dort gelandet und hatte mir am 24.1. das Auto gemietet, mit dem ich dann 8 Tage auf der Südinsel fast 2.500km unterwegs war.

Der Wecker holt mich um 4.30h aus einem unruhigen Schlaf. Ich raffe meine Sachen zusammen, stopfe die letzten Dinge in die Tasche und will dann aus dem Hotel. Leider alle Türen abgeschlossen und mein Schlüssel paßt nicht. Ich stehe vor der Haupteingangstür und sie geht nicht auf. Ich irre durch das dunkle Hotel, finde einen Hinterausgang, stolpere über einen Igel im Gras und stelle fest, dass mein Weg an einem abgeschlossenen Gitter um den Garten endet. Wieder rein ins Hotel. Irgendwo steht Notausgang über einem Vorhang. Dahinter stehen Putzutensilien und eine Waschmaschine. Ich versuch es da und als ich einen Riegel am oberen Ende der Tür rausgepult habe, kann ich endlich das Haus verlassen. Ich bin erneut dankbar für meine Taschenlampen-App, ohne die ich hier nicht rausgefunden hätte. Meine Zeit ist eh knapp und solchen Mist konnte ich heute nicht brauchen. Also ab ins Auto und die 4 Minuten zur Autovermietung fahren. Auto parken, alles aus der Kiste rausholen und die dicke Tasche, Rucksack und einen Beutel zu Europcar schleppen. 50m weiter ist der Fährterminal und der ist irgendwie total dunkel. Es ist 5.15h und es ist ohnehin komplett duster in Picton. Ich frage mich, ob ich eine falsche Reservierung gemacht habe, finde aber einen Menschen, der meint, dass es gleich losginge. Also lasse ich mein Gepäck im Terminal, laufe zu Europcar und will jetzt den Schlüssel einwerfen, den ich eben lieber noch behalten habe, für den Fall, dass das mit der Fähre nicht klappt. Nun steht am Briefschlitz für die Autoschlüssel, man soll die Autos nicht auf dem Parkplatz der Firma abstellen, sondern auf einem 60min-Parkplatz vor der Bürotür. Also hirsche ich wieder zum Europcar-Parkplatz, hole mein Auto und fahre es wieder um den Pudding, bis ich richtig stehe.

Gepäck einchecken, selbst einchecken und dann müde auf die Abfahrt warten. Der Vorteil von Interislander ist, dass deren Terminal direkt bei den Autovermietungen ist und man über einen Finger gleich in Deck 7 einsteigt. Bei Bluebridge Ferries, mit denen ich hingefahren bin, mußte man zu Fuß über das Autodeck laufen und dann alles 4 Decks hochschleppen, bis man im Passagierbereich war. Am Ende stand man dann 20min auf dem Autodeck und wartete, bis die Rampe runterging. Das ist bei Interislander schon besser. Dafür hat das Schiff wenig Außenflächen und das Schiff ist schlecht gepflegt. Aber mir ist das egal. Es gibt einen traumhaften Sonnenaufgang in den Marlborough Sounds und nach einer Stunde liegt auch dieser schöne Teil der Südinsel hinter mir.





Ich hole mir einen Tee und ein Sandwich und beantworte ein paar Emails. Bei strahlendem Sonnenschein laufen wir um 9.30h in Wellington ein. Ein weiterer Vorteil von Interislander ist, dass in deren Terminal auch die Autovermietungen sitzen und mir so das Gehühner mit dem Gepäck von dem Bluebridge Ferry Terminal hierher erspart bleibt. Meine Lieblings-Nuschel-Tante von Europcar arbeitet heute wieder und ich bin kurz davor meine Geduld zu verlieren, weil die Tante weiterhin völlig undeutlich rumnuschelt. Es stellt sich raus, dass meine Reservierung tatsächlich für ein manuell geschaltetes Auto gemacht wurde. Nicht von mir, soviel ist mir klar. Aber es war ja eben so, dass auf den letzten Metern die Europcar Reservierung 700 EUR billiger wurde und Sunny Cars mir auch nicht sagen konnte warum. Es ist mir jetzt klar, denn die haben die komplette Autoklasse geändert. Mit etwas Rumheulen erspare ich mir jetzt 75 Dollar für 5 Tage Aufpreis für ein Automatik-Auto und kriege von Nuschel-Tussi einen Ford Focus. Als ich noch meine Papiere einpacke versuchen schon die nächsten gut Englisch sprechenden Touristen mit Nuschel-Tussi einen Mietvertrag zu schließen und können sie auch nicht verstehen. Das beruhigt mich schon etwas. Frage mich nur, warum man diese Tante in so einer Position dort lässt. Und sie muß doch auch völlig genervt sein, weil sie alles immer 3 x sagen muss. Vielleicht hat sie auch einen Sprachfehler oder spricht einen südländischen Neuseeland-Dialekt, den man bei den Zwergen hinter den sieben Bergen spricht. Keine Ahnung.

Ich sitze in meinem schnittigen Auto und sehe schon nach 60km die Tanknadel wandern. Was für ein Schluckspecht diese Schüssel. Nach 277 km tanke ich auf und kriege fast 26 Liter ins Auto. Bei einer Schnittgeschwindigkeit von 56km/h durch die elenden Kurven verbraucht der 10 Liter auf 100? Da bin ich ja mal froh, dass ich den nur 4,5 Tage nutze und derzeit die Benzinpreise historisch niedrig sind. Ich tanke an einer Tankstelle, wo der Liter mit 91 Oktan (Normalbenzin) 1,61 NZ Dollar kostet. Das Teuerste, wofür ich mal am Anfang der Reise getankt habe, waren 2,06 NZ Dollar!


Ich mache in Masterton Halt. Dort wollte ich den Woolshed besuchen, um einer Schafschur beizuwohnen. Das hatte ich in einem Prospekt gelesen. Als ich an dem extrem gut gemachten, kleinen Museum ankomme, machen die das aber nicht. Aber zwei alte Herren, selbst Schaffarmer betreuen heute das Museum und ich plausche mit denen.



Masterton ist einmal im Jahr Anfang März Austragungsort einer Art Weiltmeisterschaft der Schafscherer. Es gibt mehrere Ausscheidungsrunden, in der letzten müssen die Finalisten dann 20 Schafe scheren. Es gibt eine Filmdoku von dem Event von 2008, das ist unglaublich, wie schnell die die Schafe da abrasieren. Auch ansonsten ist das Museum sehr interessant. Mit vielen alten Schafscherer-Gegenständen und alten Rasiermaschinen. Es gibt auch ganz viele verschiedene Schafsorten mit vielen unterschiedlichen Wollsorten, die dort zur Ansicht liegen. Teilweise sehen die wie weißes langes Haar aus, andere wie kleine Würmer.


Der eine der beiden Herren erklärt, dass es pro Jahr zwischen 1 und bestenfalls 6 Schuren gibt. Merino-Schafe werden nur 1 x jährlich geschoren. Kein Wunder, dass die Wolle so teuer ist und die Schafe so selten. Das ist ja doch eher wenig Output. Denn ein Schaf gibt zwischen 4 und 6 kg Wolle ab pro Schur.


Einer von diesen Top-Scherern kriegt 2 Dollar pro Schaf und die guten Schaffen durchaus im Normalbetrieb 150-200 Schafe am Tag. Daher ist dann auch klar, warum diese Experten-Scherer für viele Schafzüchter unerschwinglich bleiben, denn bei 400 Dollar pro Tag für nur einen Scherer ist die Einnahme aus der Wolle praktisch hinüber.

Also macht man vielfach dieses Scheren selbst oder eben mit billigeren, nicht so schnellen Scherern. Vielfach wird sogar noch per Hand mit Scheren geschoren. Ich drücke eine solche Schere viermal zusammen, dann ist meine Hand schlapp.


Die meiste der neuseeländischen Wolle wird exportiert. Rund 80%. Das Meiste geht nach Italien und China. Etwa 30 Mio Schafe gibt es wohl derzeit in NZ. Die größeren Herden sind durchaus um die 10.000 Tiere stark. Da man aber von der Rinderzucht mehr hat, weil man für Milch deutlich mehr Geld kriegt als für die Wolle alle paar Monate und die Nutzung der Rinder mit Fleisch und Milch wohl einträglicher ist, als Schafe, sieht man jetzt eben auch deutlich, dass Rinderzucht auf dem Vormarsch ist.

Ich fahre um halb 2 dort ab und bin nach einer Fahrt mit weniger Kurven als vorher, durch sanftes Hügelland, dann um 17.30h in Napier

Mein Motel hat den Charme aus den 70ern und die Preise von 2015. 130 Dollar für wirklich nix Dolles. Naja.

Ich fahre gleich wieder los auf der Suche nach den vielen Art Deco Häusern und einer samstäglichen Stimmung der Bevölkerung. Und stelle fest: Napier und ich werden keine Freunde. Die Art Deco Häuser sind zu sehen, aber oft einfach durch Werbung verschandelt oder durch hässliche Läden unten drin und nur oben ist es noch schön. 




In Napier hat es Anfang der 1930er ein schweres Erdbeben gegeben, bei dem große Teile der Stadt zerstört wurden. Man hat dann viele Häuser ein Jahr später in dieser schönen Art Deco-Weise wieder aufgebaut und Napier gilt als weltweit eine Ausnahmeerscheinung, was die Zahl und Geschlossenheit der Art Deco-Gebäude angeht. 


Napier

Ich finde allerdings auch viele schöne viktorianische Holzhäuser an den Hängen der Stadt. Die Innenstadt ist völlig ausgestorben und es ist einfach nur öde. Klar ist es schön, nochmal den Pazifik zu sehen und dort sind auch noch Leute in der Abendsonne unterwegs. Aber es gibt keine Restaurants oder Kneipen am Wasser (bestenfalls durch eine mehrspurige Straße und einen Park vom Wasser getrennt) und ich gebe nach einem Abstecher zum Bluff Hill Outlook auf. 

Der Blick über die Hafenanlagen - der Blick über die Stadt ist durch Büsche hübsch zugestellt - ist nichts Schönes und total vertane Zeit. Ich laufe noch etwas durch die ausgestorbenen Straßen der Innenstadt und finde dann bei einem Thai Restaurant ein bezahlbares Reisgericht und sitze noch ganz nett.

Napier

Bin um 20.00h wieder im Hotel und wasche kurz mal meine beiden Wanderhosen aus, als mir einfällt, dass meine anderen (trockenen) Hosen im Kofferraum sind. Also entweder die Hosen sind morgen früh trocken, oder ich muß in der Unterhose auf den Parkplatz ans Auto...

Tagebuch schreiben und Bilder sortieren, was heute nicht viel Zeit in Anspruch nimmt.

Meinen Plan ggf. hier eine Nacht dranzuhängen habe ich aufgesteckt und vorhin drei Nächte in Taupo gebucht. Morgen ist Sonntag. Am Mittwoch fahre ich von Taupo nochmal eine ziemlich lange Strecke nach Auckland. Ansonsten ist die Fahrerei jetzt überschaubar.

Tageskilometer: 362km

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