Veröffentlicht: 09.08.2019
25.01.2015
Da ich keine Lebensmittel habe, bleibt es bei einem Instantkaffee vor meinem Zimmer in der Morgensonne. Ich belade mein Auto und bin um 10.00h nochmals in Napier unterwegs. In meinem Dumont Reiseführer stand etwas von zwei Stadtvierteln, Marewa und das älteste Viertel am Hafen. Ich finde auf der Karte einen Marewa Park und fahre dort hin. In der Tat finden sich hier viele Art Deco-Wohnhäuser, ganze Nachbarschaften und einzelne schöne Häuser.
Art Deco in Napier (Stadtteil Marewa)
Ich fahre an den Hafen, finde ein Restaurant in einer Seitenstraße, das Smith's heißt und in dem viele Leute draußen an Holztischen beim Frühstück sitzen. Ich setze mich auch und der Service ist völlig verpennt. Nach einer halben Stunde darf ich dann mein Frühstück bestellen, der Kaffee braucht nochmal 20min und da ich nur zwei Scheiben Toast mit Spiegeleiern bestellt habe, bin ich hier im Anschluß ziemlich verärgert schnell wieder raus. Fahre nochmal zur Marine Parade, der Straße, die am Pazifik verläuft. Hier sind viele schöne Parkanlagen und es sitzt dort auch Pania of the Reef.
Pania of the Reef
Eine Art Kleine Meerjungfrau aus Neuseeland. Es umgibt sie eine Maori-Sage, dass sich ein Maori-Junge in Pania verliebte, die nachts an Land kam. Da seine Kumpels nicht glaubten, dass er sich irgendwann mit Pania vermählt hatte, redete man ihm ein, er müsse das beweisen. Ein Maori-Alter empfahl, sie bewußtlos zu machen, indem er ihr unbemerkt gekochtes Essen verabreichen sollte, damit sie an Land bliebe und nicht zum Sonnenaufgang wieder ins Meer verschwinden würde. Pania wachte während dieser Attacke auf, erschrak und flüchtete ins Meer und wurde nie wieder gesehen. Man sagt, sie sei nun ein Riff vor der Küste und könne nicht mehr an Land kommen. Pania of the Reef...
Die Sonne meint es gut und ich versöhne mich etwas mit Napier, denn heute vormittag ist doch ziemlich viel los. Eher Touristen, aber die Läden haben auch vielfach offen und ich parke mein Auto nochmals für eine halbe Stunde und laufe die Tennyson Street entlang. Hier sind viele Art Deco-Häuser, in deren Erdgeschossen Läden und Cafés sind. Anstelle diese Straße zu einer Fußgängerzone zu machen, hat man das nur halbherzig umgesetzt und in Schlangenlinien führt eine einspurige Straße mittendurch, so dass man in den Cafes draußen sitzend doch immer Autos vor der Nase hat. In einem Laden sehe ich einen kleinen Trolley, der nur 1,9 kg wiegt und nehme den mit. Erstmal brauche ich eh einen solchen 1-2 Nächte-Koffer zuhause, der leicht ist und ich denke, dass in dieses Ding mehr reingeht, als in meinen Rucksack und ich damit das Handgepäck etwas ausweiten kann.
Gegen 13.00h komme ich los und es sind jetzt schon um die 30 Grad. Die Fahrt führt hinauf auf eine Hochebene, die fast konstant auf rund 800m verläuft. Es ist hier schon die Caldera des großen Vulkans, aus dem hier nicht nur Lake Taupo sondern die gesamte Region entstanden ist. Schöne grüne Hügel und die Aussicht auf die Waipunga Falls inmitten eines grünen Dschungels, sind meine Begleiter auf den 140km nach Taupo.
Am Ende der Straße liegt dann der See unter einem und ich biege nach rechts ab und ein Blick auf eine riesige Strandbucht eröffnet sich, auf der jede Menge Leben herrscht. Klar, der See ist bei Weitem nicht so kalt, wie der Pazifik oder die Tasman Sea.
Hier sitzen die Leute im Wasser und - ähnlich wie in Hahei Hot Beach auf der Coromandel Halbinsel, wo ich letztes Jahr war - kann man hier flache Kuhlen in den groben Strand schaufeln und hat sofort die unterirdische Wärme in die man sich setzen kann und sich vom Seewasser umspülen lässt.
Lake Taupo ist 600qkm groß und eine Vulkan-Caldera. Der Taupo-Vulkan zählt zu den Supervulkanen, deren Ausbrüche eine monatelange Verdunkelung großer Teile der Welt, die unter dem Aschefallout litten. Gleichzeitig gehen mit solchen Ausbrüchen oft Artensteben einher, da Nahrung fehlt und Licht, oft auch Wasser, um Wachstum von Pflanzen zu regenerieren. Zu diesen Supervulkanen gehören auf der Welt anonsten noch der Yellowstone. Als ich vor 4 Jahren dort unterwegs war, sind wir praktisch von unserer Ankunft in Denver bis bis zum Yellowstone auf einer 2.000m hohen Ebene gefahren. Dies ist die Caldera des Yellowstone Vulkan und der Yellowstone National Park ist eben noch die aktive Region. Hier ist es ähnlich. Die größte Eruption ist ca. 25.000 Jahre her und noch in 100km Entfernung findet man 1,5m dicke Ascheschichten im Erdreich.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass es nicht so bald zu einem erneuten Ausbruch kommt. Die Schlote des Vulkans liegen unter Wasser im See.
Mein Motel habe ich rasch gefunden und bin erfreut, dass das Zimmer so groß ist. Und das für 115 Dollar - gegenüber 130 für das gestrige, das so veraltet war und wirklich Möbel aus den 70ern hatte mit uralten Holzschränken in der Küche, deren Türen schief waren und nicht schlossen. Für 115 Dollar in Taupo so ein schönes Zuhause zu haben, ist gut. Das Zimmer besteht aus zwei Zimmern, in einem ein großes Bett und Küchenzeile und Esstisch mit drei Stühlen, im anderen Zimmer zwei schmalere Betten. Bad mit der üblichen Blechboden-Dusche. Sieht aber alles schön aus.
Ich laufe runter zum See und es ist echt heiß. Hier gibt es alles, was die Zivilisation so braucht und ich hole mir bei McDonalds einen großen flat white und später noch eine riesige Coke Zero, da ich langsam kalte Getränke den warmen vorziehe.
Bevor ich mich in der spätnachmittäglichen Sonne mit meinem Buch niederlasse, laufe ich an der Hole in One-Challenge vorbei. Hier kann man von einem Golfabschlag probieren einen gut 100m entfernten Ponton zu treffen, auf dem drei Löcher zu treffen sind. Wenn man das eine in der Mitte trifft, gibt es 10.000 Dollar Preisgeld. Eine Gruppe fröhlicher Männer drischt hier Bälle und als ich mich kurz darauf etwas weiter auf einer Bank niederlasse, ist der Jubel unüberhörbar und die Zahl der erfolgreichen Hole-in-One-Sieger steigt um einen Zähler.
Hinter dem See sieht man deutlich die drei Gipfel des Tongariro Nationalparks. Dort, wo ich vor etwa 4 Wochen auf über 2.000m Höhe in den Wolken saß ist heute Sonnenschein. Die Sicht auf den Gipfel des Ruapehu mit seinen 2.700m ist unverhangen, auch, wenn er 85km entfernt ist. Davor erkennt man die anderen beiden Vulkane, die neulich auch so fröhlich Dampf abgelassen haben. Ein toller Blick - sicher auch für die Parasailer, die hier über den See geschleppt werden.
Ich fahre um halb sieben nochmal los zu den Huka Falls. Der Parkplatz ist seit 18.00h geschlossen und ich parke vor der Schranke und laufe zu den kleinen Fällen, die eher eine Stromschnelle sind, in der sich der ansonsten breite Waikato River zusammenquetscht, weil er durch eine Felsspalte von vielleicht 150m quetscht und dadurch ziemlich schnell wird. Am Ende fällt er vielleicht 10m tief in sein eigenes Flußbett. Der Waikato ist der längste Fluß Neuseelands und der einzige, der aus dem Lake Taupo entspringt, während es fast 50 Zuflüsse aus den Bergen gibt. Ich drehe noch eine Runde zu den langen Rohren, die die geothermalen Gegebenheiten der Region abzweigen, um daraus Energie zu gewinnen, aber ich komme nicht ran, weil eine Zufahrtsstraße geschlossen ist.
Huka Falls
Aufgrund der Tatsache, dass die Sonne schon tiefer steht, sind die Lichtverhältnisse für Fotos nicht gut. Ich muß morgen nochmals wiederkommen. Bis zum Sonnenuntergang sitze ich dann oberhalb von Taupo an einem Lookout und genieße die Aussicht auf die Vulkane, den See und die wenigen Wolken, die sich mit der tiefer sinkenen Sonne dramatisch verfärben.
Hier geht die Sonne jetzt schon vor 21.00h unter. Das ist mindestens eine halbe Stunde früher, als im Süden der Südinsel.
Bei Countdown hole ich mir einen Salat, Paprika und zwei Brötchen und sitze um 21.30h beim Abendessen in meinem Domizil. Schöner Tag und die Aussicht auf 2 weitere hier, ist prima.
Nochmal Zuhause anrufen und das Anstellen der Heizung erbitten. Die Rückreise rückt näher und ich sehe jetzt schon die Wetteraussichten für meinen ersten Tag zuhause in Berlin.
Tageskilometer: 181km