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Kolumbien - Teil 2

Veröffentlicht: 02.10.2019

Medellin – Buenos Dias aus der “Stadt des ewigen Frühlings“

Von Santa Marta nach Medellin stand uns eine 16-stündige Busfahrt bevor. Üblicherweise wurden es ein paar Stunden mehr, wobei dies neben geschätzten frostigen 16 Grad und einem Sitz der auseinanderzufallen drohte, noch das geringste Problem darstellte. Unsere Erwartung an Medellin war aufgrund Erzählungen und Schwärmereien von Freunden und Bekannten groß. Schon mal vorab: Wir wurden nicht enttäuscht 😊

Außer sich die Füße zu vertreten und gebührend Jürgens Geburtstag in einem leckeren mexikanischen Lokal nachzufeiern stand am ersten Tag nicht viel am Programm. Unsere erste Unterkunft befand sich im Viertel „Laureles“, wo wir in einer Unterkunft mit 3 Doppelbetten und einem eigenen Bad um nicht mal 4,50 Euro die Nacht schlafen durften. Yeaaaaah! Das Mittagsschläfchen am ersten Tag fand in getrennten Betten statt, da wir es genossen uns nach einer gequetschten Busfahrt wieder mal so richtig auszubreiten.

Medellin ist unglaublich vielfältig. Wir besuchten öffentliche Ausstellungen, diverse Parks, schlenderten viel in Fußgängerzonen und anderen Straßen. Unsere zweite Unterkunft befand sich im Touristenviertel „El Poblado“. Dort reihen sich die hippesten Restaurants und Bars aneinander und das wildeste Nachtleben ist genau dort zu finden. Bei Letzterem waren wir (natürlich) nicht live dabei, wobei wir anmerken möchten, dass sich unser Zubettgehen von anfänglich 19 Uhr zumindest auf 21 Uhr nach hinten verlegt hat. Da zu dieser Uhrzeit die Kolumbianer gerade mal beginnen ihr Abendessen vorzubereiten, haben wir es bis dato noch nicht geschafft uns an den Tagesrhythmus der Einheimischen anzupassen. 

Medellin


Kurze Facts zu Medellín: Als einst die gefährlichste Stadt weltweit war es vor einigen Jahren noch mit erheblichem Risiko verbunden Medellín und vor allem das Viertel „Comuna 13“ zu besuchen. Die Stadt ist im Wandel! Wo früher Bandenkriege herrschten und Drogenbarone willkürlich Menschen ermorden ließen, locken heute Graffitis eine Unzahl an Touristen herbei. Wir durften bei unserer Free Walking Tour in der Comuna 13 einiges über die Geschichte der Stadt, die Bedeutungen hinter den Graffitis und der Entwicklung von einer Kokainhochburg zur hippen Metropole erfahren. 2014 gab es jährlich lediglich 1.000 Touristen in der Comuna 13, heuer darf das Viertel monatlich gute 65.000 Touristen verzeichnen. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes in Medellin hat wesentlich zu einer Steigerung der Lebensqualität beigetragen. Vor allem mit dem Bau von Rolltreppen und Seilbahnen konnten die ärmeren Gegenden mit den anderen Vierteln verbunden und der örtliche Zugang zu Arbeit sichergestellt werden. Durch diese und weitere Maßnahmen ist es gelungen der Exklusion entgegenzuwirken und die einst so hohe Kriminalität deutlich zu reduzieren. In Summe können wir sagen, dass wir uns keine Sekunde unsicher gefühlt haben. 

Medellin - Comuna 13

Der oben erwähnte Tourismusboom betrifft nicht nur die Stadt Medellin, sondern ist auf ganz Kolumbien umzulegen. Große Investitionen in Infrastruktur, Gastronomie sowie Hotellerie untermauern dies. Dem explosionsartigen Anstieg der Besucherzahlen liegt laut Erzählungen von Einheimischen leider kein nachhaltiges Konzept für den Tourismus zugrunde. So wird in vielen Bereichen aufgrund fehlender Reglementierungen die kurzfristige Gewinnmaximierung zu Lasten der Umwelt verfolgt. Österreichische „How to act“-Basics wie zum Beispiel „Ich schmeiße keinen Müll auf den Boden - und schon gar nicht vor meine eigene Haustüre“ oder „Ich stelle den Motor des Autobusses ab, wenn ich eine Stunde an der Raststation stehe“ sind hier leider kein Usus. Wir waren jedes Mal aufs Neue schockiert, sind uns aber im Klaren, dass die kolumbianische Bevölkerung mit noch größeren (existenziellen) Problemen zu kämpfen hat, als sich mit CO²-Ausstoß und Co auseinanderzusetzen. Die „Friday for Future“- Bewegung ist jedoch auch schon nach Kolumbien durchgedrungen, so beobachteten wir kleine Demos für den Umweltschutz. Man darf nicht ungeduldig sein…


Tagestrip - La Piedra del Penol
Aufi am Felsen
Aussicht von oben :)
Tagesausflug - Guatape


Die Pazifikküste – El Valle

Nach 5 Tagen Großstadt sehnten wir uns danach etwas Meeresluft zu schnuppern. Nachdem sich der Monat September perfekt für eine Walbeobachtung an der Pazifikküste Kolumbiens anbietet, entschieden wir uns mit einer kleinen Propellermaschine über den Dschungel an die Küste zu fliegen. Wir landeten im Dorf Bahia Solano und fuhren mit dem TucTuc weiter in das Dörfchen El Valle. Bei Ankunft am „Flughafen“ (ein winziges Gebäude aus Holz- und Bambuskonstruktion ohne Türen) durften wir eine Einreisegebühr zahlen und uns erneut ausweisen. Bei Durchsicht der Pässe fing die Dame am „Checkpoint“ bei Martinas Nachnamen zu schmunzeln an. Als sie dann aber Jürgens Namen las und versuchte diesen niederzuschreiben brach sie in lautes Gelächter aus und schüttelte nur mehr den Kopf. Auf die Frage hin, was denn so lustig sei, bekamen wir nur die Antwort „Nombres“. Ist ja schön, wenn man so einfach Freude verbreiten kann 😊.

Die Pazifikküste ist eine sehr unberührte Region, da vom Rest des Landes durch den Regenwald abgeschnitten und auf dem Landweg nur sehr schwer erreichbar. Wir quartierten uns für 5 Nächte in einem Hostel in El Valle ein. Ein wirklich winziges Dorf…was nicht darauf schließen lässt, dass es hier ruhig sein sollte. Wir haben bereits festgestellt, dass in Kolumbien keine Ortschaft zu klein ist, um nicht zumindest bis 1 Uhr zu singen, zu tanzen oder einfach nur lautstark zu tratschen. Colombian Spirit – We love it!! Dass wir sehr vom Rest des Landes abgeschnitten lebten, bemerkten wir vor allem auch hinsichtlich der Verpflegung. Den Gedanken „Ich kaufe morgen das Gebäck, da ist es frischer“ kann man sich auf die Nase binden. Die Bäckerei wurde maximal 2x pro Woche beliefert und so hatten wir an einem Tag statt frischem Brot oder Brot vom „Vortag“ eine leere Vitrine vor Augen. Obst und Gemüse im Supermarkt bleibt scheinbar solange in der Kiste bis alles leer oder von den Mücken gefressen ist. Wälzung der Ware und Frischecheck – Fehlanzeige (wir haben wohl unsere Hofer-Brille noch nicht ganz abgelegt).

El Valle


Die Pazifikküste ist ein Naturparadies, so unternahmen wir stundenlange Spaziergänge auf einsamsten Stränden, machten einen Ausflug zu einem Wasserfall sowie eine wunderschöne Flusswanderung. Einziger Wermutstropfen: September ist Regenzeit! Aber von den täglichen Regenschauern ließen wir uns nicht die Laune verderben.







Unser absolutes Highlight – und das muss an dieser Stelle wirklich hervorgehoben werden – war die Begegnung mit einer ganzen „Herde“, einem ganzen „Rudel“, einem ganzen „Schwarm“ (oder wie auch immer man dazu sagt) von Walen. Mit der Hoffnung einen Wal aus der Ferne zu erblicken starteten wir unseren Ausflug. Das Endresultat waren etwa ein Duzend Wale 20 cm neben unserem Boot auftauchend. Dabei präsentierten sie sich und warfen sich in unterschiedlichste „Posen“. Da Buckelwale bis zu 15 Meter groß (also das etwa 3-fache von unserem Mini-Boot) und bis zu 30 Tonnen schwer werden können, wurde uns teilweise schon anders zumute als sie direkt neben uns aus dem Wasser aufstiegen oder nur knapp unter uns durchschwammen. Noch Tage danach hatten wir einen fetten Grinser im Gesicht bei der Erinnerung an dieses Erlebnis.


Unser zweites persönliches Highlight in El Valle war das Öffnen und Verzehren einer Kokosnuss mit bloßen Händen. Wie Tarzan und Jane im Dschungel (nur mit Gewand) aßen wir die köstliche Frucht und feierten uns wie nach dem Sieg eines Meistertitels. Diesem Erfolgserlebnis ging – das muss schon ehrlicherweise dazugesagt werden – ein klägliches Scheitern voraus. Als wir unseren Fund mit brachialer Gewalt gegen einen Baumstamm schleuderten und diesen Vorgang 20-mal ohne sichtlichen Fortschritt wiederholten, hatte ein vorbeigehender Kolumbianer wohl Mitleid mit uns und schnitt uns die Kokosnuss mit seiner Machete in mundgerechte Stücke. Mit einer Mischung aus Scharm und Freude verspeisten wir diese. Wobei selbst „erlegt“ schmeckt die Beute dann doch nochmal besser 😊


Tamesis

Unser nächster Stopp führte uns in ein touristenunübliches Städtchen namens Tamesis. Ein Bekannter von Martina, hat uns diesen Ort wärmstens empfohlen – danke Mario! Dass unsere Destination abseits des Touristenpfades lag bestätigte uns bereits der Busfahrer, welcher beim Einsteigen fragte, ob wir uns sicher seien, dass wir nach Tamesis wollten: „Solo un pueblo pequeno!“ Dieser Aussage stimmten wir souverän mit einem „Si“ zu und begaben uns auf einem wunderschönen Weg noch weiter in die Berge. Tamesis ist eine Stadt ohne große Highlights mit aber umso mehr Herzlichkeit und Zufriedenheit der dort lebenden Menschen. Wir haben uns vom ersten Moment an total wohl gefühlt, viel gelesen, gespielt, geschlafen, Bier getrunken und jede einzelne Gasse erkundet. Die harmonische Stimmung wurde nur beim Jollyspielen auf die Probe gestellt (siehe Foto). Am letzten Abend saßen wir in einer Dorfkneipe, wo uns kurz bevor wir gehen wollten weitere 2 Bier an die Bar gestellt wurden. – gesponsert vom Herren gegenüber an der Bar. Wir spekulierten, dass dies der Bürgermeister gewesen sein muss, welcher sich über hellheutige Spezies gefreut hat oder sich sein Image kurz vor der Wahl noch aufpolieren wollte.


Tamesis
Tamesis - Top Unterkunft
Jolly Battle
Jeder Kommentar überflüssig

Salento

Als letzte Station unserer 40-tägigen Kolumbienreise besuchten wir die Kaffeeregion Salento. Neben einem Besuch bei einem jungen Kaffeebauern, welcher uns den Anbau und die Verarbeitung (inkl. Verkostung) von Kaffee näherbrachte, waren es vor allem die XXL-Wachspalmen im Cocora Valley, welche uns in Staunen versetzten.

Kaffeepflanze

Wachspalmen - Cocora Valley
Wachspalmen - Cocora Valley



Was im Allgemeinen noch über Kolumbien zu sagen ist

Das Land im Norden Südamerikas hat uns vor allem durch seine Vielfältigkeit überrascht, fasziniert und verzaubert. Außerdem war es total schön zu erleben, wie lebensfroh und vor allem auch hilfsbereit die kolumbianische Bevölkerung ist. Egal ob mit desorientiertem Blick in der Stadt, am Busbahnhof oder im Bus selbst…ständig wird einem weitergeholfen – da macht Reisen noch mehr Spaß 😊 Besonders hervorzuheben ist die Anzahl an Straßenverkäufern mit einer enormen Produktbreite: neben Essen und Getränken (das erschien uns ja noch logisch) wurden von Bleistiften über Putzfetzen bis hin zu Antennen und Musikboxen wirklich alles verkauft. Die meisten Gegenstände ganz schnell im Vorgehen oder im Autobus. Ob hier die richtigen Artikel für einen Impulskauf ausgewählt wurden, sind wir nicht ganz sicher. Das Leben auf Kolumbiens Straßen ist meist vibrierend und es ist immer was los - Latino-Musik inklusive. Da kann man nur gute Laune haben. 

Auch noch anzumerken ist die unserer Meinung nach etwas ungewöhnlich enge Beziehung zwischen Kolumbianern und Käse. Ja, Käse ist echt lecker (Anm. der weibl. Redaktion: und vor allem für Veggies essentiell), aber bitte nicht immer und überall! Wir waren über die Kombination süße Mehlspeise mit Käse bereits etwas verwundert, aber Käse als Topping auf Eis? Auf gut österreichisch würde man sagen: „Das geht auf keine Kuhhaut!“

Generell steckte die kolumbianische Küche voller Überraschungen. Vor allem die frittierten Teigtaschen sind eine Art Lotteriespiel und für Vegetarier ist die kulinarische Vielfalt oft begrenzt. Wir haben in den letzten Wochen auch in diesem Bereich so einiges dazugelernt.

Da bekanntlich Bilder mehr sagen als tausend Worte - seht selbst!

Kolumbianisches Überraschungsei (Wortwörtlich)
Der Klassiker - kostengünstiges Menu del Dia
Suppen machen können sie...
Merengon (Baiser-Dessert mit Creme und Früchten)
Arepa mit Chicharon (Schweineschwarten = kolumbianische Leibspeise)


In diesem Sinne „Adios“ aus Kolumbien und „Hola“ Ecuador!



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