Veröffentlicht: 16.04.2024
08. März, 2024
Unser erster Gang des Tages führte uns direkt zu einem Stand, der unsere geliebten Kai Tao (frittierte Süßkartoffelbällchen) verkaufte [Bild 1], mit denen wir uns für unseren Ausflug eindeckten. Die Nachbarschaft lag mit ihren unbelebten Straßen mehr oder weniger schlafend vor uns [Bild 2] , während der Verkehr der überfüllten Hauptstraße stetig die Atmosphäre mit ihrem Lärm füllte. Die Menschen mieden es, während des heißen Tages auf den Straßen unterwegs zu sein und hielten sich daher eher gegen Abend, wenn es abgekühlter war, dort auf.
Wir besuchten das nahe gelegene Einkaufszentrum, um uns jeweils SIM- Karten für unsere Handys zu kaufen, um unterwegs auch Internetzugriff zu haben und somit besser navigieren zu können. Das Einkaufszentrum war (anders als viele Zentren in Deutschland) sehr kunstvoll gestaltet. Jugendstil Elemente prägten hier hauptsächlich die Ästhetik. Eine interessante Kombination, beachtete man Merkmale und Bauweisen der Moderne [Bild 3 und 4]. Die gesamte Gestaltung der Verkaufsstände und Läden selbst war eher nach einer gewissen, verspielten Ästhetik ausgerichtet [Bild 5] und sorgte dafür, dass der Blick hängen blieb.
In der gesamten Gegen waren wir die einzig weissen Menschen. Hier blieben die Thai sehr unter sich.
Wir stellten an diesem Ort schon fest, dass es eine Mehrklassengesellschaft zu geben schien, die auch nicht weit voneinander gelegen war. Im Einkaufszentrum, in dem wir uns aufhielten, schien die Mittelschicht zu verkehren. Die Preise waren höher und es zeichnete sich ein bestimmtes Personenbild ab, das durch die Gänge schlenderte. Gut gekleidet- jedoch nicht zu formell.
Verließ man jedoch diesen Platz und bog in die daneben gelegene Straße ein, so fielen alle Preise rapide ab. Ästhetik spielte keine Rolle mehr und die Menschen gaben sich eher einfach.
Auffallend war im Vergleich zu Deutschland auch, dass die gesamte Atmosphäre im Einkaufszentrum auch sehr ruhig war. Leise lief im Hintergrund Lounge Musik, die Menschen unterhielten sich leise miteinander und grundlegend war es für einen so großen und mäßig vollen Ort sehr still.
Bangkok als recht moderne Metropole beherbergt so manche Überraschung. So waren wir recht verdutzt, wie schlecht ausgebaut doch das Nahverkehrsnetz war. Züge gab es nur in bestimmten Regionen und so nahmen wir, wie die Lokale Gesellschaft auch, den Bus in den Stadtkern. Auch hier zeigte Bangkok sich von einer sehr kontrastreichen Seite, denn die Busse schienen noch aus einem anderen Jahrhundert zu stammen [Bild 6]. Für umgerechnet 0,25ct drückte uns der Mitarbeiter, eine uralten Geldkassette vor der Brust tragend, zwei kleine Papierscheine in die Hand und der Bus drückte sich ,mit uns als Fahrgästen, durch den dichten Verkehr. Eine Klimaanlage gab es natürlich nicht, doch die offenen Fenster schafften hier und dort eine kleine, von Abgasen getränkte, Brise.
Wir stiegen am zentralen Kreisverkehr aus, dessen Mitte das Demokratiedenkmal schmückt [Bild 7]. 1940 gebaut, ist es ein Wahrzeichen der Stadt und erinnert an den Fall des Reiches Siam durch militärischen Putsch und an die Einführung einer konstitutionellen Monarchie.
Die ursprüngliche Idee des Auftraggebers (ein Generalmajor) war, ein zweites Champs- Élyssées und damit einen zweiten Arc de Triomphe zu schaffen. Doch stieß der Bau des Denkmals nicht gerade auf Begeisterung, da die dort ansässige, chinesische Bevölkerung dafür weichen und und unzählige Bäume gefällt werden mussten.
Symbolisch stellt es mit seinen 4 Flügeln die Streitkräfte Heer, Marine, Luftwaffe und Polizei dar, mit seinem sechseckigen Schrein in der Mitte die sechs erklärten Ziele des inneren Friedens, der Unabhängigkeit, der Gleichheit, der Freiheit, des Handels und der Erziehung und mit seiner Figur und den zwei Goldschalen auf dem Dach die Verfassung dar.
Ich staunte darüber, wieviele Menschen zusammengefercht in den Wohnblocks lebten [Bild 8]. Jede Wohnung glich der nächsten und war im Endeffekt wahrscheinlich auch kein Ort des Rückzuges, des Wohlergehen, ein "schönes Heim", sondern viel mehr funktional ein Ort, an dem zwischen den Arbeitsschichten geruht wird.
[Bild 9-12] Das absolute Zentrum Bangkoks schien bestrebt danach zu sein, eines Tages mal ein Time Square zu werden. Große, digitale Reklametafeln bewarben die neueste Kosmetik, schöne, sehr westlich aussehende Gesichter präsentierten die neuesten Trends und Hochpreisige Läden reihten sich in der Mall aneinander. Dies schien ein weiteres Gesicht Bangkoks zu sein. Und auch hier lagen die Kontraste sehr eng beisammen. Denn einige Schritte weiter lag eine weitere Shopping Mall, die ich stets liebevoll das "Plastikparadies" nannte. Ein Ort vollgestopft mit sehr günstiger Kleidung, Schmuck, Kosmetika, Gebrauchsgegenständen, alles was das Konsumherz begehrte- hauptsächlich aus Kunststoff.
Und wie erwartet war das Klientel, das hier verkehrte, das der ärmeren Schichten.
In der High Class Shopping Mall fand zu diesem Zeitpunkt eine Veranstaltung statt, in der eine thailändische Internetbekanntheit ihre neuesten Produkte für die sogenannte "glass skin" bewarb- eine Trend, bei dem die Frauen darum bemüht sind, ihre Haut möglichst wie die einer Porzellanpuppe aussehen zu lassen.
Allgemein hatte ich den Eindruck, dass die Frauen sich viele Cremes und Tinkturen in ihre Gesichter schmierten, um diese auszubleichen und weisser wirken zu lassen. Eine Mode, die sich scheinbar nach wie vor durch all die Jahrhunderte zieht. Ursprünglich stellte möglichst weisse Haut nämlich nicht nur ein Schönheitsmerkmal dar, sondern auch einen Status. Edeldamen, die vermögend genug waren und somit nicht auf dem Feld und in der Sonne zu arbeiten hatten, waren folglich weniger gebräunt als die, die es mussten.
Zweifelsohne spielten Amerikanisierung und grundlegend westlicher Einfluss ebenfalls eine entscheidende Rolle.
Auch hier waren wir beiden fast die einzig weissen. Der hauptsächliche Tourismus schien aus Asien selbst zu kommen.
An wirklich jedem Ort, auch neben dem Haupt-Einkaufszentrum, waren kleine Schreine zu finden. Menschen nutzten diese auch regelmäßig. Sie brachten ihnen kleine Opfergaben in Form von Nahrungsmitteln oder geöffneten Limonadeflaschen mit Strohhalm, oder Blumenkränzen dar.
Sie waren die Überreste des alten, animistischen Glaubens, der Elementarwesen (Naturgeister) ehrt und nun mit dem Buddhismus koexistierte. Folglich ehrten die Thai nicht nur Buddha und seine Lehren, sondern erwiesen den Elementaren ihre Ehrerbietung durch erwähnte Opfergaben.
Diese sogenannten "Geisterhäuschen", die stark an den Shintoismus erinnerten, wurden immer dann errichtet, wenn ein Grundstück neu bebaut wurde. Sie waren für die Wesenheiten ("Phra Phum"), die durch die Bebauung ihr altes Heim verloren und nun mit dem neuen Heim beschwichtigt werden sollten.
Auch wurden Geisterhäuser an unfallträchtigen Straßen errichtet. Ich kann nur vermuten, dass es sich hierbei auch um die Beschwichtigung der Geister handelte, die die Unfälle begünstigten. Da Thailand mitunter die meisten Unfalltoten hatte und viele Menschen ohne Helm Motorrad fuhren, werden künftig wohl noch so einige dieser Häuschen an den Straßen errichtet werden.
Neben dem Haus der Geister gab es eine zweite Art kleiner Schreine.
Diese waren die Häuser der Verwandten, wie wir zu einem späteren Zeitpunkt im Gespräch erfuhren. Sie waren den Ahnen gewidmet und erfuhren die Gleiche Hingabe und Aufmerksamkeit.