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Die neunzehnte Woche

Veröffentlicht: 18.02.2024

Tag 129- 135

Der 12.02. begann mit Schmerzen und endete mit Schmerzen. Das ganze Bia Hơi am Vortag zu Ivar's Geburtstag war einfach zu viel gewesen. Man wird nicht jünger! Und tatsächlich habe ich Ivar noch nie so leidend sehen! Eigentlich ist er der trinkfestere! Aber als ich am Morgen in sein Bett schaute, blickten mich trüb-wässrige Augen an und ich wurde mit den Worten "Mit 35 wird der Kater schlimmer!" begrüßt.

Leider mussten wir raus. Raus aus dem Hostel, weil wir eine andere Unterkunft gefunden haben. Ein großes Zimmer mit kleiner Küche und Bad. 

Leider wollte die Vermieterin auch noch das Geld im vorraus haben und wir hatten nicht genug Bargeld! Also rafften wir uns auf uns suchten ein Geldautomaten. Auf dem Weg aßen wir eine Suppe, die uns ein bisschen voran brachte! 

Den Rest des Tages verbrachten wir im Bett. Abends aßen wir noch eine Pizza, suchten uns aber was in der Nähe. Die Pizza war dann auch zu viel, dass der Magen nun auch noch weh tat.

Der 12.02. war schon besser! Wir schliefen lange, tranken Kaffee im Bett, lasen unsere Bücher fertig und gingen dann los.

Bei den Gehwegen hier muss man aufpassen!

Wir besuchten das Mausoleum von Ho Chi Minh. Er hat den Vietnamkrieg entscheidend mitgestaltet und wird deshalb ziemlich verehrt. Es gibt keine Schule, wo man nicht sein Bild finden könnte. Ein wahrer Personenkult. Ho Chi Minh war sehr bescheiden. Nach dem Krieg wurde er Präsident und zog nicht in den Präsidentenpalast, sondern in eine einfache Holzhütte. Er verfügte, dass er nach seinem Tod verbrannt wird und seine Asche in Süd-, Mittel- und Nordvietnam vergraben wird. 

Leider widersetzte sich die damalige Regierung seinem letzten Willen. Ho Chi Minh wurde einbalsamiert und liegt nun in einem Mausoleum, der dem Mausoleum von Lenin nachempfunden ist. 

Nun kann man Ho Chi Minh besuchen. 

Mausoleum von Ho Chi Minh 

Wir nicht, weil wegen den Feiertagen zum neuen Jahr das Mausoleum geschlossen war. Aber einen toten Mann angucken ist auch nicht auf unserer Favoritenliste.

Aber wir konnten die Einsäulenpagode besuchen!

Einsäulenpagode 

Wir liefen noch etwas herum, tranken Kaffee und aßen in einer gut besuchten Seitenstraße BBQ. 

Der darauf folgende Tag begann wieder spät. Wir aßen bei einem Straßenstand frittierte Banane. Glücklich, überhaupt etwas gefunden zu haben! Wegen dem neuen Jahr sind noch immer viele Läden zu. Nur unzählige Cafés haben auf. Bei einem tranken wir leckeren Kaffee (Ivar hatte Kokosnuss-Kaffee, ich hatte Salzkaffee. Klingt beides seltsam, ist aber unglaublich lecker!).

Dann fuhren wir mit dem Bus zu Westlake. Dort haben wir uns wieder mit Hana verabredet. 

In einem Café (mal wieder) tranken wir etwas und gingen dann am See entlang. Sie zeigte uns einen Tempel, der aber leider schloss, als wir ankamen. Dafür schön beleuchtet!

Egal, wir haben schon so viele Tempel gesehen. Dafür kaufte Hana uns eine Süßigkeit. Zum Glück kein Eis, dafür ein dünner Teig und darin eingerollt waren getrocknete Kokosstreifen, schwarzer Sesam und noch eine süße Leckerei. War sehr köstlich!

Wir liefen zurück. Hana wollte uns noch ein typisches Gericht aus Hanoi zeigen: Bún chả. 

Leider waren alle Restaurants geschlossen. Also endeten wir in einer Bar mit Bia Hoi. Hana bestellte noch Frühlingsrollen, gebratenen Reis, Erdnüsse und von den netten Herren am Nebentisch bekamen wir geräuchertes Ochsenfleisch. Alles insgesamt super lecker!!!

Ivar packt hier gerade eine in Bananenblättern gekochte Wurst aus.

Am 15.02. hatte ich ein Termin im Krankenhaus. Ich hatte mir extra das French Hospital Hanoi raus gesucht. Die vietnamesischen Krankenhäuser haben einen schlechten Ruf, die Ausbildung der Ärzte ist nicht so gut und Englisch ist auch so eine Hürde. 

Um 9:30 Uhr war mein Termin. Pünktlich aber ohne gefrühstückt zu haben kam ich dort an. Nachdem ich ein paar Formulare ausgefüllt habe, wurde ich in den nächsten Wartebereich gelotst. 10 Minuten später saß ich beim Arzt, der eine anständige Anamnese machte. 

Er sagte, ein MRT wäre gut. Fand ich auch, fragte aber, wann das sein würde. In Deutschland wartet man ja wochenlang auf sein MRT-Termin. Der Arzt meinte, dass das MRT heute noch gemacht werden würde. In Wahrheit musste ich 2 Minuten warten, dann wurde ich schon aufgerufen! 

Auf die Ergebnisse musste ich 30 Minuten warten. So lange ging ich ins Restaurant des Krankenhauses. Ich erwartete sowas wie eine Kantine. Aber nix da! Schöne Tische mit Platzsets und Rose! Und günstig war es auch noch!

Zurück beim Arzt zur Besprechung der Bilder bestätigte sich meine Befürchtung: Bandscheibenvorfall. Zum Glück nur ein milder. Ich brauche weder Schmerzmittel noch OP. Nur Übungen, die der Arzt mir ausdruckte. 

Zurück in unserer Unterkunft holte ich Ivar ab. Wir gingen zur laotischen Botschaft um ein Visum zu beantragen. Der Antrag war in 5 Minuten fertig. Der Angestellte brüllte alle möglichen Leute an, die Fragen stellten. Das war schon etwas witzig!

Um 16 Uhr konnten wir unsere Pässe mit dem eingeklebten Visum abholen. In einem Karton lagen sicher 30 Pässe und ein Angestellter musste alle deutschen Pässe durchgucken, bis er unsere fand. 

Wir liefen noch etwas umher und aßen endlich eine Bún chả. Die war super köstlich! Man bekommt einen Teller Nudeln, einen Teller voll Grünzeug (Salat und verschiedene Kräuter) und eine Schüssel Suppe (Fleisch, Gemüse und leicht fettige Brühe). Es war eine der leckersten Suppen in ganz Vietnam!!! 

Bún chả!

Zur Verdauung gingen wir noch zur Train Street (Zugstraße). Der Zug fährt hier durch eine ganz enge Gasse. Man kann rechts und links von den Gleisen in Cafés oder Restaurants sitzen, während ganz nah der Zug vorbei fährt.

Ivar ließ seine Schuhe putzen

Aber leider nicht bei uns. Wegen dem neuen Jahr fahren weniger Züge. Trotzdem setzten wir uns und beobachteten die Touris, die witzige Fotos machten oder kleine Kinder, die auf Grund der Gleisen und des groben Steinbettes, oft lang hin schlugen. Es war eh ein eher dahin gestolpere als graziles Fortbewegung. 

Am 16.02. war Abreisetag. Leider verschliefen wir etwas! Also mussten wir uns etwas beeilen, um es noch pünktlich zum Check Out zu schaffen. Kurz vorher klopfte auch die Reinigungskraft bereits an der Tür. 

Wir mussten bis 15:30 Uhr Zeit überbrücken, dann würden wir bei der laotischen Botschaft abgeholt und zum Bus gebracht werden. Also aßen wir eine letzte Phố und gingen dann in ein Café mit gemütlichen Stühlen. 

Pünktlich kam ein Mann auf einem Motorrad uns abholen. Wir guckten etwas doof, weil er doch hoffentlich nicht glaubte, dass wir mit Gepäck zu dritt auf diesen Motorrad passen würden?! Ne, zum Glück wollte er nur das Geld und hat uns ein Taxi bestellt, dass uns zum Busbahnhof brachte. 

Dort angekommen wurden wir direkt zum Bus gebracht und bekamen die Sitze ganz hinten. Vielleicht schwankt es hinten mehr, dafür konnten Ivar's Beine über die Sitze hinaus in den Gang ragen. 

Wir waren in einem Schlafbus, dass heißt man saß nicht sondern lag eher. Die Sitze sind sehr schmal und es gibt 3 Reihen (eine ganz rechts, eine mittig und eine ganz links) auf 2 "Etagen". Wir lagen oben. 

Die Toilette an einem Rasthof. Indiskreter habe ich es noch nie erlebt!

Insgesamt hatten wir 5 Sitze, die wir uns mit einem französischen Pärchen teilen durften. Wir hatten also schon gut Platz! Gegen 16:30 Uhr fuhren wir los. Zwar mussten wir an einer Stelle länger auf Leute warten, aber ok. 

Obwohl ich bequem lag, schlief ich trotzdem nur 1 Stunde. Gegen 03:00 Uhr kamen wir in Điện Biên an. In dieser letzten Stadt in Vietnam wurden wir in einen kleineren, älteren Bus verfrachtet, in dem unsere Knie nicht hinter den Vordersitz passte, so dass man schief sitzen musste. Dieser Bus wurde noch befüllt mit allen möglichen Kisten und Säcken. Als der innen voll war, wurde auf dem Dach weiter gemacht. Selbst ein Wassertank für ca. 500 Liter wurde auf dem Dach befördert.

Gegen 6 Uhr etwa fuhren wir endlich Richtung Grenze nach Laos. Zwischendrin wurden noch ein paar Säcke und noch ein paar Leute eingesammelt. 

An der Grenze durften wir problemlos ausreisen. Bye Bye Vietnam! Es war wunderbar mit dir! Wir haben dich wirklich (lange) genossen! Ich glaube, ich war noch nie so tief und intensiv in einem Land, wie Vietnam! Zumal man meistens Länder nur für ein paar Wochen im Urlaub besucht. Aber Vietnam, nein. Mit Vietnam hatten wir unsere Höhen und Tiefen und sind super netten Menschen begegnet. Diese Zeit kann und wird nicht vergessen werden.

Die Einreise nach Laos lief auch soweit unproblematisch. Nur ein Tourist um Bus musste umkehren, weil er kein Visum hatte. Dummerweise gibt es sehr widersprüchliche Aussagen im Internet: es gibt für Laos das Visa on arrival (also Visum bei der Ankunft) aber nicht an allen Grenzen! Zum Glück haben wir vor langer Zeit schon den Hinweis bekommen und waren vorbereitet. 


Laos also. Das einzige Binnenland von Asien. Deshalb machen auch viele Touristen ein Bogen um Laos und folgen lieber dem Meer. Die Währung heißt Kip oder Lak. 1€ sind 22.000 Kip. Die Straßen sollen sehr schlimm sein. Die Straße, die unser Bus nimmt, ist aber gut asphaltiert.

Kurz hinter der Grenze nahmen wir eine kleine Familie mit. Die Mutter mit ihrem Säugling saß neben mir. Das kleine Kind guckte mich groß an! Wie immer brachten ein paar Schmalzgeräusche das Kind zum Strahlen. 

So verging die langsame Fahrt: das Baby wurde gestillt, der Mann daneben erbrach sich wegen den ganzen Kurven und eine Reihe weiter vorne weinte bitterlich ein Kleinkind. Herrlich. 

Gegen 12 Uhr kamen wir in Muang Khua an. Wir suchten uns eine Unterkunft und schliefen direkt 2 Stunden. Schließlich haben wir seit 20 Stunden kaum geschlafen. 

Gegen Nachmittag gingen wir los um uns Geld zu besorgen. Der erste Bankautomat ging schon mal nicht. Also auf zum nächsten. Ein junger Mann, ein Schwede namens Karl, der auch mit uns im Bus war, kam uns entgegen. Er kam gerade von dem anderen Bankautomat und berichtete, dass es kein Geld mehr gibt. Scheiße.

Es ist Samstag und es gibt bis Montag kein Geld mehr. Wir haben kein einzigen Kip und Hunger. 

Bei der Touristeninformation fragten wir um Hilfe. Der Mann sagte uns, dass der Inhaber des Restaurants Sabaidee Geld tauschen könnte. Zum Glück haben wir sowohl ein paar Euro bei uns als auch noch US$!

Wir tauschten 100$ und konnten endlich was essen!

Karl der Schwede hatte kein Bargeld in jeglicher Währung mehr. Also verabredeten wir uns mit ihm, da er als auch wir am nächsten Tag das Boot nach Nong Khiaw nehmen wollten.

Ich muss glaube nicht erwähnen, dass wir früh ins Bett gingen und wirklich gut geschlafen haben.


Um 9 Uhr trafen wir Karl am nächsten Tag am Pier. Der "Ticketschalter", welches aus einem Stuhl und einem kleinen Tisch besteht, war noch geschlossen bis 9:30 Uhr.

Also gingen wir noch frühstücken. Zusammen mit Karl, da er ja kein Geld mehr hatte. 

Kurz nach 9:30 Uhr waren wir dann am Tisch um unsere Tickets zu kaufen. 350.000 Kip pro Nase.

Das Boot ist ein einfaches blaues Holzboot. Längst der linken als auch auf der rechten Bootsseite waren ungepolsterte Holzbretter als Sitzbänkchen vorgesehen. Auf diesen hockte man eher, als das man saß. Insgesamt waren wir 13 Touris im Boot. 

Unser Boot
Im Boot

Pünktlich um 10 Uhr wollte das Boot ablegen. Wollte. Der erste Spaß war schon mal, dass der Motor nicht ansprang. Der Kapitän versuchte es immer wieder. Mittlerweile waren wir schon auf die Mitte des Flusses. Zumindest ist die Strömung sehr schwach. 

Der Motor wollte aber nicht anspringen. Also holte ein anderes Boot uns wieder zum Ufer und der Mechaniker wurde geholt. Dieser reparierte den Motor und die schöne Fahrt konnte losgehen, nachdem es einen lauten Applaus für den Mechaniker gab.

Wir fuhren den träge vor sich hin fließenden, braunen Nam Ou entlang. Rechts und links gab es steile Böschungen, an denen Bäume, Bananen und Bambus wuchsen. Hin und wieder sah man kleine Dörfer mit Holzhütten. 

Der nächste Spaß war, als der Motor plötzlich einfach ausging. Ohne zu stottern oder so. Einfach Zack aus. Der Kapitän machte irgendwas am Motor und er tat seinen Dienst wieder. 

Nach ca. 30 Minuten machte der Motor das wieder. Einfach ausgehen. Mit dem Unterschied, dass er nicht wieder ansprang!!!

Wir machten schon Witze darüber, dass es wenigstens Fische gäbe und wir nicht verhungern müssten. Oder wie man jetzt am besten aufs Klo ginge. 

Der Kapitän hatte ein Ruder, mit dem er uns auf der Mitte des Flusses hielt. Eine leichte Strömung gab es, aber super langsam. 

Wir kamen nach einer Weile an einem Dorf an. Der Kapitän sagte, wir sollten im Boot bleiben, aber nix da! Halb sitzend, halb hockend auf den harten Holzbalken, taten uns die Hintern und die Knie weh.

Wir stiegen alle aus um uns zu bewegen und vor allem, zu erleichtern! Ha, da kommen mal Touris ins Dorf und dann pinkeln die überall hin!

Der Kapitän telefonierte mit irgendjemandem, während wir uns das kleine Dorf anschauten. Es gab nur Hütten aus Holz oder geflechteten Wänden. Der Boden war lose Erde. Immerhin gab es ein paar Satellitenschüsseln! Ein paar Kühe, Schweine, viele Hühner. Das war es.

Das Dorf
Süß!

Der Kapitän tat irgendwas am Boot und plötzlich sprang der Motor an! Er machte ihn mehrmals aus und wieder an, und der Motor gehorchte! Yeah!

Irgendwann machte der Kapitän das Zeichen einzusteigen.

Es konnte also weitergehen. Die Fahrt war nun recht problemlos! Wir erreichten einen Damm. Der Fluss Nam Ou wird an mehreren Stellen gestaut. Eine chinesische Firma betreibt dies. 

Am Damm mussten wir aussteigen, wurden mit Tuk Tuks um den Damm herum zum nächsten Anleger gebraucht. Dort durften wir in das nächste Boot und die Fahrt ging weiter. Diesmal wurde die Landschaft sogar noch schöner!

Gegen 17 Uhr kamen wir in Nong Khiaw an. Endlich. Wir haben auch lang genug auf den harten Brettern gesessen! 

Zum Glück ergatterten wir ein letztes Bungalow direkt am Fluss. Außerdem fanden wir einen funktionierenden ATM! Darüber hinaus fanden wir ein Restauran mit leckerem Essen und unserem ersten Beerlao! Kann es besser werden?!

Beerlao

Zur Erklärung: Beerlao ist das laotische Bier, welches das bestes Bier von ganz Asien sein soll.

Jetzt sind wir angeduselt und glücklich!

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