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Die siebte Woche

Veröffentlicht: 27.11.2023

Tag 43- 50

Am 21.11. fuhren wir mit dem Bus von Siem Reap nach Battambang. Nachmittags kamen wir an und liefen ein bisschen durch dieses kleine Städtchen. Früher waren die Franzosen hier und deshalb gibt es viele Kolonialbauten. Am Ufer des Flusses Sangker gibt es schöne Promenaden und Parks. Verteilt stehen dort fest installierte Fitnessgeräte. Halb ernst machten wir ein paar Übungen oder rätselten, welche Übung man an den Geräten machen soll. Es war nämlich nicht immer selbsterklärend. 

Eigentlich sollten wir auch ernster die Übungen machen. Zwar gehen wir viel zu Fuß, aber das kann es ja auch nicht gewesen sein! Am nächsten Tag liehen wir uns einen Roller. Damit fuhren wir zum Bamboo Train. Eine Draisine mit Bambusgestell. 2 Achsen mit Rädern werden auf die Schienen gestellt und darauf kommt das Bambusgestell samt Motor.

Damit wurden wir mit ca. 40-50 km/h in die Reisfelder gefahren. Es ruckelte sehr und war unglaublich laut! Zwischendrin gab es Gegenverkehr. Wir mussten dann absteigen, unsere Draisine wurde zur Seite gelegt, die andere Draisine fuhr ein Stück weiter und unsere Draisine wurde wieder auf die Schienen gebaut. An einem bestimmten Punkt wurde gehalten und die Draisine wurde wieder von den Schienen gehievt. Wir mussten auf den Zug aus Phnom Penh warten. Danach fuhren wir wieder zurück. 

Wenn die Kinder nicht mehr alle auf den Roller passen.

Nach diesem netten Ausflug fuhren wir zum Tempel Banan. Zum Tempel gehen über 300 Stufen hoch. 

Leider sieht nicht alle Stufen. Hinter dem Blätterdach ging es weiter!

Vor der Treppe verkaufte eine Frau kleine Vögelchen, die dicht gedrängt aufgeregt in ihren Käfigen flatterten. Sie meinte, ich könnte einen kaufen und frei lassen. Das bringe Glück. Soll sie doch alle Vögel frei lassen und selber ganz viel Glück bekommen!

Oben angekommen waren wir verschwitzt, aber ein angenehmer Wind kühlte uns ab und blies die Mücken weg, die durch unseren Geruch gierig wurden. Der Tempel Banan ist zwar nicht groß, aber schön und sehr alt. 
Tempel Banan
Als wir wieder unten war, war die Vogel-Verkäuferin weg, die Käfige aber noch da. Gerne hätte ich alle Käfige einfach aufgemacht, aber die Polizei war in der Nähe. Tierschutz ist in Südostasien in den Kinderschuhen, oder eher in den Baby-Schuhen. Eine Tatsache, mit der wir immer wieder klar kommen müssen. 

Als letztes fuhren wir nach Phnom Sampow. Oben auf dem Berg besuchten wir den "Killing Cave": ein Loch, das steil hinab in eine Höhle führt. In dieses Loch haben die roten Khmer Menschen geworfen. Wer tot war, war tot, wer überlebte, starb irgendwann. 

Das Killing Cave 
Heart killing cat!
Aussicht vom Phnom Sampow 

Aber Phnom Sampow hat nicht nur grauselige Höhlen zu bieten. Eine Höhle ist für Menschen nicht zugänglich. Jeden Abend zum Sonnenuntergang findet ein absolut faszinierendes Naturschauspiel statt! Die Menschen, die dort wohnen, haben deshalb auch Tische und Stühle aufgestellt. Wir setzen uns zu den anderen Schaulustigen und bestellten Bier und Kokosnuss.

Alle warten auf das Eine...

Irgendwann fing es dann an: Fledermäuse strömten aus der Höhle! Ein langes Band an Fledermäuse schlängelte sich hinaus in die Dämmerung. Wir saßen ungefähr 30 Minuten und schauten fasziniert zu. Die meisten Schaulustigen waren bereits gegangen und die Stühle wurden eingesammelt, als auch wir los fuhren. Aber noch immer kamen Fledermäuse aus der Höhle! Das müssen Millionen sein (laut Reiseführer 2-3 Millionen)!!

Hungrige Fledermäuse 
Der nächste Tag war unglaublich heiß und schwül! Unsere Gastgeberin schlug uns das Hotel Banan vor. Für 3$ kann man dort in den Pool. Das taten wir auch! Wir wollten eh Reiseplanung machen und warum nicht am Pool?! Am 24.11. machten wir eine geführte Tour in die Umgebung von Battambang. Unser Guide, Kim, erzählte uns viel zur Geschichte von Kambodscha und von Battambang. Er zeigte uns diverse Gebäude und Statuen. Außerdem zeigte er uns, wie die kambodschanischen Menschen Fisch trocknen oder wie die riesigen Wasserbottiche hergestellt werden, in dem Wasser während der Regenzeit für die Trockenzeit gesammelt wird. Wie so vieles wird noch viel per Hand hergestellt und in der Familie weitergegeben. Wir besuchten auch eine Bude, in dem Klebreis in Bambus hergestellt wird und eine Reiswein-Destillerie. 
Der Klebreis wird zusammen mit Kokosmilch und roten Bohnen in den Bambus gefüllt und mit einem Bananenblatt abgedichtet.. Alles kommt für mehrere Stunden über das Feuer. Anschließend wird bis auf eine dünne Schicht viel Bambus weg geschlagen. So kann man den Klebreis wunderbar transportieren! Wenn man ihn essen will, muss man die verbliebene Bambusschicht weg knicken.
Reiswein-Destillerie 

Abends tranken wir mit dem Besitzer unserer Unterkunft ein paar Bier. Er kommt aus der Nähe von Paderborn, eher aus der Nähe von Rüthen. Im Laufe des Abends stellten wir fest, dass er sein bester Kunde ist. Dank des Marihuanas, was er viel und pur rauchte, wurde das Gespräch sehr schräg. Irgendwie kamen wir vom Thema "Gendern" ab und er kam von einer Verschwörungstheorie auf die nächste. Und er weiß angeblich ganz viel, weil er hat gute Freunde in hohen Positionen die ihm Informationen gegeben haben, die er eigentlich nicht wissen dürfte. Aja, alles klar.

Irgendwann sagte er "Man muss nur den Weg des Geldes folgen. Wisst ihr wer alle Banken kontrolliert?" Wir guckten uns an, sagten "Nein." Und er sagte "Die Juden!" Bevor es noch antisemitisch werden konnte, traten wir einen taktischen Rückzug an. Das war alles eine Spur zu krass. 
Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Zug nach Phnom Penh. Der Zug ist sehr schlicht. Aber die Sitzbänke sind gepolstert und alles, was in die Toilette geht, landet direkt auf den Schienen. Wie früher! Nur ohne die Durchsage, dass man im Bahnhof nicht aufs Klo gehen darf. 

Wir saßen vorne im Zug. Bei jeden Bahnübergang hupte der Zug mehrmals und ausgiebig. Auch wenn es Schranken gab (die gab es allerdings selten). Davon bekam ich ein bisschen Kopfweh.

Auf der Hälfte der Strecke gab es einen Halt. Man hätte sich Essen kaufen können. Aber uns wurde gesagt, wir würden nur 5 Minuten bleiben und daher haben wir uns nicht getraut, was zu kaufen. Aus dem 5 Minuten wurden aber irgendwann 10 Minuten, dann 15 und länger. Die Verkäufer:Innen waren bereits wieder weg. Das gesamte Zugpersonal stand an einem Rad. Unter dem Zug werkelte jemand herum. Uns wurde etwas mulmig, weil wir nicht so gerne irgendwo stranden wollten. Plötzlich ging ein Ruck durch den Zug. Scheinbar hatte sich eine Bremse nicht lösen wollen (laut Herr Ingenieur Ivar). Dann wurde noch die Lok hinten abgekoppelt und vorne am Zug wieder dran gekoppelt. Wer weiß warum. Aber gut war, dass das Gehupe leiser wurde!

Es wurde dunkel, die Lichter gingen an, flackerten wild und gingen wieder aus. Es war zappen duster. Es gibt auch keine Straßenbeleuchtung, die rein scheinen könnte. So blieb es bis Phnom Penh. Der Mond war hell und alles wurde silbern beleuchtet. Die Menschen redeten leise, die Kinder schliefen ein. Hin und wieder sah man Glühwürmchen über die Reisfelder tanzen. Eine herrliche Stimmung!

Gegen 23 Uhr kamen wir in Phnom Penh an. Total fertig und hungrig (zum Glück hatten wir Kekse und Trockenobst dabei!). Unsere neue Unterkunft ist super! Wir haben ein Zimmer mit Empore. Oben liegt eine Matratze und unten ist das Badezimmer, eine kleine Sofaecke und eine Mini-Küche mit Waschmaschine! 

Naja, die Hälfte des Kochgeschirrs dient dazu, das Kondenswasser aus der Klimaanlage aufzufangen! 

Morgens ging ich auf den Markt, kaufte Obst und Avocado. Im Supermarkt noch Haferflocken, Joghurt und Brot. Seit langem Mal wieder sich selber verpflegen. Darauf habe ich mich komischerweise gefreut!

In Phnom Penh ist aktuell das Wasserfest (Bon Om Touk) und heidewitzka ist hier was los!!! So viele Menschen!! 

Vor dem Palast des Königs 

Es wird das Ende der Regenzeit zelebriert und die Umkehr der Fließrichtung des Flusses Tonle Sap. In Phnom Penh fließt der Tonle Sap in den Mekong, der dann durch Vietnam fließt und im südchinesischen Meer mündet. In der Regenzeit führt der Mekong auf Grund der Monsunregen und dem Schmelzwasser aus dem Himalaya dann 4-mal so viel Wasser als üblich. Dieses Wasser drückt sich in den Fluss Tonle Sap, der dann seine Fließrichtung ändert. 

Während des Wasserfestes gibt es das Drachenbootrennen auf dem Tonle Sap. Lange bunte Boote treten in K.O.-Runden gegeneinander an. Am 3. Tag kommt dann das Finale aus dem der endgültige Sieger hervorgeht. Abends gibt es ein Feuerwerk und es fahren Kähne mit Lichtinstallationen auf dem Fluss. Jedes Ministerium muss sich präsentieren. Der König entscheidet dann, wer die schönste Lichtinstallation hat. 

Überall gibt es Essen (Baguette, Suppen, Raupen, Spinnen, Kakerlaken, Obst, Fleischspieße usw), Getränke, Luftballons, Kinderspielzeug und so vieles mehr!! Immer wieder schmunzeln wir über die Essenstände. Während man in Deutschland den Essenstand anmelden muss (wahrscheinlich muss man auch irgendwelche Hygienestandards einhalten), drehen die kambodschanischen Menschen einen Eimer um, stellen ein Tablett oben drauf und präsentieren darauf ihre Verkaufsgegenstände. Oder sie bauen einfach ein Grill auf (kein Feuerlöscher in Sicht) oder wenden dünne runde Teiglinge geschickt mit 2 Stöckern über der Glut, bis der Teig aufgeht. 

Wer Getränke verkauft, hat bestenfalls eine Kühlbox. Verkauft werden kann alles. Ohne Schanklizenz. Ist schon lustig! 

Oft sitzen Kinder mit dabei oder sie laufen  mit einem Tablett auf dem Kopf herum und sollen Sachen verkaufen (oft Obst). Wenn niemand was kauft, kommt ein Erwachsener mit dem Roller und bringt das Kind an den nächsten Ort. Hm. 

Heute, am 27.11., war für uns ein ruhiger Tag. Mal nach Deutschland telefonieren und abends nochmal ins Gedränge. Wir aßen leckere Spieße und Ei, was in kleine Schälchen gefüllt und auf dem Grill gestellt wurde, bis das Ei gestockt war. Außerdem kaufte ich Würmer. Ich weiß nicht, ob die frittiert oder gekocht wurden. Sie schmeckten mehlig, aber okay. Geschafft habe ich meine Portion trotzdem nicht. Wir probieren uns weiter herum, manchmal schmeckte es lecker, manchmal okay. Wir haben uns bis zu einem Jahrmarkt mit Fahrgeschäften genascht. 

Auf Bühnen sangen kambodschanische Sänger:Innen, alles war sehr bunt und laut. 

Irgendwann schlenderten wir satt und müde zurück in unsere Unterkunft.


Im übrigen jucken seit kurzem die Bisse der Sandfliegen nicht mehr. 

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