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Die achte Woche

Veröffentlicht: 05.12.2023

Tag 44- 56 Am 28.11. haben wir uns ein ehemaliges Gefängnis der roten Khmer angeschaut. Dieses Gefängnis S-21 war sehr bekannt für die Brutalität und Folter, die dort durchgeführt wurden. Wie bereits erwähnt haben die roten Khmer alle Bewohner der Stadt (in deren Ideologie "neue Menschen") auf das Land getrieben (zu den Bauern, den "alten Menschen"). Jegliche Intellektuellen (dazu zählte man bereits, wenn man eine Brille trug) wurden erschossen oder in eins der über 200 geheimen Gefängnisse gebracht. Die roten Khmer waren scheinbar auch paranoid und dachten, dass ein Intellektueller ein Spion der CIA oder KGB wäre. Es wurden ganze Familie nach S-21 gebracht, da die roten Khmer der Ansicht waren, dass man Übles bei der Wurzel vernichten muss. Und das sind nun mal die Kinder der Intellektuellen. S-21 war früher eine Schule. In den ehemaligen Klassenzimmern wurden Wände eingezogen und Zellen raus gemacht. In einem Gebäude waren die Zimmer für die Folter. Tatsächlich mussten die Wärter*Innen aufpassen, dass sie nicht ausversehen während der Folter den Häftling umbrachten. Sonst landete der/die Wärter*in selber in einer Zelle. Tatsächlich wurden viele Wärter*Innen später Häftlinge. 
S-21. Als jemand die Folter nicht mehr aushielt und sich durch einen Sprung aus der 2. Etage suizidierte, wurde Stacheldraht vor den Balustraden gemacht.
Insgesamt 7 Menschen haben S-21 überlebt. Sie hatten eine besondere Stellung, weil sie über nützliche Fähigkeiten verfügten. Zum Beispiel waren 2 Maler und einer war Mechaniker und musste die Schreibmaschinen reparieren.Bevor Phnom Penh befreit wurde, haben die Wärter*Innen die letzten Insassen getötet um Zeugen zu vernichten. Die Befreier haben Fotos von den getöteten Insassen gemacht. Sie hingen in den Räumen aus. 
In diesen Gräbern ruhen die Insassen, die vor der Eroberung von Phnom Penh getötet und von den Befreiern gefunden wurden. Links das Gebäude, in dem gefoltert wurde.

Die 7 Überlebenden wurden mitgenommen und konnten fliehen. 

Der Ort war sehr bedrückend. Mit unserem Audio-Guide gingen wir von Raum zu Raum und lauschten den Erzählungen.


Am 29.11. fuhren wir weiter. Erstmal mussten wir unsere Roller abholen. Sie waren ganz verstaubt und wurden vom Parkplatz-Menschen fachmännisch mit einen Tuch angeklopft. Wir fuhren aus Phnom Penh raus. Aber wir wollten nicht die gleiche große Straße wie bei der Hinfahrt nutzen. Zu viele LKWs! Wir entschieden uns, am rechten Mekong-Ufer über Landstraßen entlang zu fahren.Wir fuhren bis Kampong Cham. Hier fanden wir eine günstige Unterkunft. Abends aßen wir auf einem Nachtmarkt. Da Kampong Cham wenig touristisch ist, wurden wir viel angeguckt, gegrüßt und angelächelt. In Kampong Cham schauten wir uns zwei Tempel an, die nebeneinander auf jeweils einem Hügel stehen. Ein Tempel den Männern und ein Tempel den Frauen gewidmet. Der Sage nach, gab es einen Wettbewerb darum, wer den Heiratsantrag machen muss. Die Männer und die Frauen sollten jeweils ein Berg bis der Morgenstern aufgeht errichten. Wer bis zum nächsten Morgen den höchsten Berg hat, hat gewonnen. Die Verlierer müssen ab da an den Heiratsantrag machen. Männer als auch die Frauen schuffteten. Die klugen Frauen, hingen eine Lampe hoch in eine Baum. Die Männer hielten die Lampe für den Morgenstern und legten sich schlafen. Die Frauen bauten unterdessen weiter. Am nächsten Morgen war klar: die Frauen haben dem höchsten Berg. Darauf wurde dann der Tempel für die Frauen errichtet und die Männer müssen seit dem den Heiratsantrag machen.
Die Treppen führen hoch zum Tempel der Frauen 
Zwischen den Hügeln liegen ein paar rechteckige Teiche. Daneben sind Hängematten und Getränkestände. Klingt erstmal nett, bis auf die Tatsache, dass dieser Bereich einmal ein sogenanntes Killing Field war. Also ein Feld, auf dem die roten Khmer die Menschen erschossen haben. Deshalb sind die Teiche auch rechteckig: mit Wasser vollgelaufene Massengräber. 

Dies zeigt, wie unterschiedlich die Kambodschaner mit der Geschichte umgehen. Zum einen wird aufgearbeitet aber da die Mehrheit der Kambodschaner Buddhisten sind, lässt man die Vergangenheit ruhen und macht weiter. 

Später fuhren wir noch zu einem anderen Tempel. Dieser Tempel hat einen alten Teil aus dem 11. Jh. Und direkt daran wurden neue Gebäude gebaut. 

Außerdem fuhren wir noch zur Bambusbrücke. Diese führt vom Festland auf die Insel Koh Pen. Früher war es die einzige Brücke, heute gibt es auch eine Betonbrücke. 

Die Bambusbrücke wird jedes Jahr zur Regenzeit von den Wassermassen weggespült und jedes Jahr zur Trockenzeit wieder aufgebaut. Als wir da waren, wurde noch an der Brücke gebaut. Schade!Wir saßen noch etwas am Ufer des Mekongs im Sand, bis uns der Regen vertrieb (von wegen Trockenzeit!!!).Wir mussten eh zum Kopierladen, da unser E-Visum für Vietnam bestätigt wurde und wir diese Bestätigung ausgedruckt zum Grenzübergang mitbringen sollen. Am 01.12. fuhren wir dann zur Grenze. Diesmal mussten wir unsere Pässe nur 3x vorzeigen! Wow! Die kambodianischen Grenzbeamt*Innen gaben uns den Ausreisestempel und beäugten unsere Roller. Sie fragten uns, ob wir bei der Einreise ein Papier ausgestellt bekommen haben. Öhm, ne! Komisch, meinten die, dass wir damit überhaupt über die Grenze gekommen seinen. Naja, sie ließen uns weiter zu den vietnamesischen Grenzbeamt*Innen. Dort musste ich einmal zum Zoll und die Papiere der Roller zeigen. Die Grenzbeamtin telefonierte ein bisschen und gab kurz darauf ein ok. Also weiter, den Einreisestempel holen!Der Grenzbeamte konnte erst die E-Visa nicht finden! Ohoh! Ein Grenzbeamter mehr, einige Telefonate und eine immer länger werdende Schlange hinter uns später wurden unsere E-Visas doch im System gefunden. Puh! Jetzt können wir offiziell bis zum 28.2.24 in Vietnam bleiben! Unser erster Stop war Tân Châu. Wir kamen in einer Art Motel unter. Eines Abends gingen wir essen. Während ich mit der Übersetzungs-App die Speisekarte studierte, schaute sich Ivar die Fotos vom Essen an, die an der Wand hangen. Generell gehen wir gerne in die Restaurants, in denen es Bilder vom Essen gibt. Dann kann man auf ein Bild tippen und nicken. Versteht jeder.Diesmal hat Ivar versehentlich ein Gericht bestellt, ohne es zu wissen! Zusammen haben wir bei einem anderen Kellner auch ein Gericht bestellt.Als erstes bekamen wir einen heißen Topf, Gemüse und Reispapier. Verwirrt schauten wir uns an. Wieder einmal musste man uns zeigen, wie das geht. Im Topf war etwas, dass erstmal aussah wie Pilze. Aber eine Recherche zufolge haben wir versehentlich Kutteln bestellt! Wer nicht weiß was das ist: es ist Pansen. Kuheuter oder Vormagen. Im großen eigentlich lecker!
Gericht Nummer 1: Kutteln mit Gemüse und Reispapier 
Dann kam der eigentlich bestellte Gericht: Fleisch mit Gemüse. Dazu wurde Kohle in ein Loch unseres Tisches getan. Es war wie grillen, nur direkt am Tisch!
Gericht Nummer 2: Steaks mit Gemüse 
Am 03.12.23 fuhren wir weiter und übernachteten in einem Hotel an der Straße. Wir gingen noch etwas spazieren. Neben dem Hotel waren Bäume. Diese waren angeritzt und eine Schale fing eine weiße Flüssigkeit auf. Sowas haben wir unterwegs öfters gesehen. Wir recherchierten und kamen zum Ergebnis, dass es Kautschuk ist! Aha!Wir liefen durch das absolut untouristische Dorf. Als wir an einer christlichen Kirche vorbei kamen, blieben wir auf dem Kirchhof stehen. Ein Mann stand unter dem Glockenturm und zog am Tau der Glocke. Als er fertig war und die Treppe runter kam, sah er uns. Er deutete mit dem Finger auf uns, rief irgendwas und alle Menschen im Kirchhof guckten uns an. Hupsi, Hallo!! 

So ging es weiter: wir grüßten entlang des Weges viele Menschen und aßen Irgendwann eine hervorragende Suppe!

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