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Die sechste Woche

Veröffentlicht: 20.11.2023

Tag 36- 42

Wir blieben in Chrouy Svay 2 Nächte. Mit den Rollern fuhren wir herum und lagen am Strand. 

Dort erlebten wir die negative Seiten: Sandfliegen und deutsche männliche Auswanderer, die in unserer Landessprache redeten im Glauben, dass sie niemand verstand. Während die Auswanderer mit ihren auch teilweise sexistischen Äußerungen nur noch eine kleinen Teil als Erinnerung im Kopf fest hängen (und hoffentlich bald vergessen sein werden), haben die Sandfliegen uns längerfristige Erinnerungen beschert!! Wer glaubt, dass ein Mückenstich fies sei, wurde noch nie von Sandfliegen (eigentlich eher Sandmücken) gebissen. Ja, sie stechen nicht sondern sägen die Haut auf und schlürfen das Blut und die Lymphflüssigkeit. Man merkt die Bisse auch erst kaum. Daher hatten wir erst Panik, dass wir eine Unterkunft mit Bettwanzen erwischt haben! 

Einen Tag später begannen die Bisse zu jucken. Aber wirklich wirklich schlimm zu jucken! Dieses Jucken wird uns auch die nächsten 5 Tage begleiten bis es endlich langsam abklingt. Wir haben uns gegenseitig ermahnt, wenn wir uns an den Stichen kratzten. 

So schöner Strand, aber Sandfliegen.. 

Wir fuhren 14.11. 160km nach Phnom Penh. Dort sind wir in einer Unterkunft, die "Kapseln" anbietet. Diese Kapseln sahen aus wie kleine Container, in 2 Reihen übereinander gestapelt. Jede Kapsel war 2m lang, etwa 1,50m hoch und 1,20m hoch. Es passte perfekt eine Matratze rein, mehr nicht. Jede Kapsel hatte eine Rolltür, so dass man wunderbar eine Privatsphäre schaffen konnte. Ganz unten im Sockel gab es noch Fächer für den Rucksack. 

Ivar guckt aus seiner Kapsel
So sieht es in der Kapsel aus!

Nach einer Dusche (da kam ganz schön roter Staub runter) und einem Päuschen, gingen wir in Phnom Penh herum. Wir aßen in einer der Garküchen und tranken ein Bier im Fluss Tonle Slap. 

Am nächsten Tag fuhren wir nach einem Frühstück zum Decathlon. Ein weiterer Running-Gag, weil wir bisher unsere Reisen im Wohnmobil oft am Decathlon genonnen oder diesen aktiv aufgesucht haben. Manchmal haben wir das Reiseziel spontan geändert und mussten zb. Wasserschuhe kaufen. Der Vorteil ist, dass wir sicher wissen, dass es in Decathlon Ivars Größe gibt!

Es ist keine große Überraschung, dass der Decathlon sehr leer war und die meisten Kunden dort hellhäutige Menschen waren. Ivar fand ein langärmliges Shirt. Bisher fuhr er auf seinem Roller in einem Pullover, der gefüttert ist. Bei Geschwindigkeit ist das aushaltbar. Aber sobald wir einen Stopp einlegten oder langsamer fuhren, zerfloss Ivar.

Da meine Brille zerkratzt ist kaufte ich mir eine neue Sonnenbrille (klar, ist am Straßenstand günstiger, aber es hat sicher kein UV-Schutz), ein Regenponcho für den Roller und ein Regenschutz für meinen Rucksack. 

Außerdem kauften wir eine Cortison-Salbe. Wir haben gelesen, dass es gegen die Sandfliegenbisse helfen soll. Leider war das nicht der Fall!

Auf dem Rückweg fanden wir ein Parkplatz für die Roller. Wir wollen ab Phnom Penh mit dem Bus weiter. Dieses Land ist sehr breit. Zwischen Phnom Penh und unserem nächsten Ziel Siem Reap liegen 305 km. Das wären mindestens 2 Tage auf dem Roller. 

Also fuhren wir am 16.11. in einem Mini-Van nach Siem Reap. Oh man, ist die Stadt touristisch!! Siem Reap ist der Ausgangspunkt für Ausflüge zum Angkor Wat. Die Preise für die Unterkünfte sind okay, aber die Preise für Tuk Tuks sind im Vergleich zu anderen Städten sehr saftig!

Am ersten Abend haben wir mit dem Besitzer der Unterkunft und einem polnischen Paar Bier getrunken. Ein Freund des Besitzers hat gekocht und uns alle eingeladen. Es gab ein total leckeres Curry! Eins der besten, die ich jemals gegessen habe! Außerdem gab es selbstgemachten Reiswein oder so. 

Tags darauf sprachen uns Maren und Hans beim Frühstück an. Die beiden haben ein Tuk Tuk-Fahrer, der uns zu verschiedenen Tempeln fahren könnte und wir könnten den Preis teilen. Gute Idee! Das machten wir.

Abends noch holten wir das 3-Tage-Ticket für Angkor und unser Fahrer fuhr uns zu Tempel Phnom Bakheng. Dieser liegt auf einem Hügel und man kann super den Sonnenuntergang sehen. Zusammen mit vielen anderen Menschen. 

Wir ließen uns hinterher in der Innenstadt absetzen. Dort liefen wir über einen Markt für Souvenirs und Kunstgegenstände, aßen dort etwas und liefen dann noch durch die "Pub Street". Eine Straße nur mit Bars und Restaurants. Wie gesagt, es ist sehr touristisch. Daher war viel los und die Händler dementsprechend aufdringlich. 

Am nächsten Tag holte uns unser Fahrer gegen 8 Uhr ab. Als erstes sahen wir das Weltkulturerbe Angkor Wat! Um ehrlich zu sein: ich dachte es beeindruckt mich mehr. Vielleicht wieder eine typische Situation von "zu viel erwartet und dann passt die Vorstellung nicht zu der Realität". Zugegeben, es ist schon erstaunlich, wie die Menschen damals die schweren Steinblöcke aufeinander gepackt haben. Die Reliefs und Verzierungen sind auch Achtungsgebieten. 

Angkor Wat
Reliefs über eine buddhistische Mythologie: das Quirlen des Urmeeres aus Milch.
Apsaras-Tänzerinnen

Überall gibt es Reliefs von den Apsaras-Tänzerinnen, die alle unterschiedliche Körperhaltungen haben. Keine gleicht der anderen. Auch jetzt noch kann man den Apsaratanz in Phnom Penh studieren. Jede Handbewegung (es gibt 1.500 unterschiedliche Handgesten), jede Haltung, jeder Gesichtsausdruck hat eine andere Bedeutung. Dementsprechend werden die Tänzerinnen schon früh trainiert, damit sie die Flexibilität in den Händen und den Füßen und überhaupt im ganzen Körper für den langsamen aber hoch komplexen Tanz erhalten.

Maren, Hans, Ivar und ich schlenderten durch Angkor Wat und irgendwann zum verabredeten Platz mit unseren Fahrer.

Hans, Maren, Ivar und ich 

Anschließend fuhren wir zum Tempel Prasat Banteay Kdei und dann zum Ta Prohm. Der letzte genannte Tempel muss ich zugeben, hat mir sehr gut gefallen! Es wurde beschlossen, den Tempel der Natur zu überlassen. Daher winden sich die riesigen Wurzeln von Bäumen (genauer Tetramelaceae) um die alten Gemäuer. 

Tempel Ta Prohm 

In einem ganz kurzen Moment, als kein Touri sonst da war und ich nur die Papageie und den Wind hörte, hatte ich ein bisschen das Gefühl eine Entdeckerin zu sein, die durch einen unentdeckten Tempel lauft. Dann kam wieder ein Touri vorbei und weg war das Gefühl. Aber einen Moment war es sehr schön!

Im Tempel Ta Prohm wurde auch eine Sequenz vom Film "Tomb Raider: Lara Croft" gespielt. Daher heißt der Tempel auch "Tomb Raider - Tempel" oder "Angelina Jolie- Tempel". Der Film, der 2001 erschien, war die erste große Hollywood Produktion in Kambodscha seit den roten Khmer. Auch wurde Kambodscha Dank des Filmes im Tourismus populärer. 

Tempel Ta Prohm 

Als letztes besuchten wir noch den Tempel Prasat Ta Keo. 

Am nächsten Tag besuchten wir noch mehr Tempel. Als Highlight sahen wir uns den Sonnenaufgang in Angkor Wat an. Um 4 Uhr aufzustehen ist wahrlich kein Highlight, aber das Farbenspiel der aufgehenden Sonne hinter der Silhouette von Angkor Wat ist glorious! Von einem der zahlreichen Besuchern hörte ich, dass dieser einzige extrem helle Stern am Himmel die Venus ist. 

Sonnenaufgang bei Angkor Wat
Angkor Wat im morgendlichen Nebel 

Als die Sonne vollends erschienen ist, gingen die meisten Menschen in dem Angkor Wat hinein. Wir Füchse dachten: wenn jetzt alle hier sind, gehen wir in einem anderen Tempel und haben den so gut es geht für uns alleine! 

Wir fuhren nach Angkor Thom, der ehemaligen Hauptstadt des Angkorreiches. In Angkor Thom steht der Tempel Prasat Bayon. Dieser ist eindrucksvoll, weil die Türme riesige Gesichter haben! Wir waren tatsächlich fast die einzigen dort! Wunderbar! 

Gesichter von Prasat Bayon

Danach besuchten wir die Terrasse der Elefanten und die Tempel Baphoun, Phimeankas, Prasat Preah Khan, Prasat Preah Neak Pean, Prasat Ta Some, Easter Medon und Prasat Pre Roup. 

So viele Tempel! Und wir haben noch nicht einmal alle gesehen!!

Viele Tempel. Zum Ende ließen Ivar und ich uns noch am Angkor Wat abladen. Wir wollten gerne die Abendstimmung dort genießen und blieben so lange, bis die Wärter uns gegen 17:40 Uhr raus baten. 

Unser Fahrer schlief, während wir die Tempel besuchten. Er war kaum aufweckbar. Aber er arbeitete bereits bis Mitternacht und hat uns dann um 4 Uhr abgeholt!


Mönche in Angkor Wat

Hans und Maren haben sich den Sonnenuntergang nochmals angeschaut und haben uns dann wieder eingesammelt. 

Zurück in der Nähe der Unterkunft aßen wir im Restaurant. 

Das war ein echt langer Tag und wir sind ungemein müde ins Bett gegangen.

Für den letzten Tag in Siem Reap liehen wir uns einen Roller. Ist billiger als ein Tuk Tuk. Wir fuhren zu einer Werkstatt, in der verschiedene Handwerke gelehrt wird: Bildhauerei mit Stein und Holz, Kupferarbeiten, Webarbeiten mit Seide und Bilder auf Holz. 

Am Abend schauten wir uns noch den Sonnenuntergang bei dem Tempel Phnom Krom. Er steht auf einem Berg und die Sonne geht im See Tonle Slap unter. Es war sehr schön!

Abends aßen wir noch das traditionelle Khmer-Gericht Sour Soup und besorgten Bier. Heute Abend können wir unseren Gastgeber auf ein Bier einladen!

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