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letzte Tage der Reise und Heimflug

Veröffentlicht: 02.04.2020

Am Mittwoch, 18.03.2020 bin ich morgens aufgewacht und hatte eine nicht besonder schöne Nachricht auf dem Handy, die mich letztendlich dazu gebracht hat, meine Reise abzubrechen und mir so schnell wie möglich einen Heimflug zu buchen. Mit meinen Eltern war ich in ständigem Kontakt, um über die aktuelle Lage des Corona-Virus im Bilde zu sein und habe ebenfalls im Internet die Lage stets beobachtet. Bereits bei den vorherigen Städten oder Ländern die ich besucht habe, war das Thema natürlich aktuell bzw. die Bedeutung dessen stieg, ich habe jedoch bewusst das Thema aus meinem Blog heraus gehalten, was nicht heißen soll, dass es kein ständiges Gesprächsthema war. Im Gegenteil, am Anfang der Reise fing jeder Smalltalk mit "Wo kommst du her?", "Wie lange bist du schon unterwegs?" oder "Wo warst du schon überall?" an, mittlerweile begannen Gespräche mit "Oh, in deinem Land ist die Situation aber sehr schlimm gerade, wirst du abbrechen oder weiter reisen?"

Deutschland hat an diesem Tag eine weltweite Reisewarnung ausgesprochen was früher oder später dazu geführt hätte, dass diverse Flüge gestrichen werden und es nur noch vereinzelt Heimflüge gibt. Ich hatte gerade erst mein Visum erhalten und finanziell war ich auch noch gut aufgestellt, sodass ich kein Problem damit hatte, für mehrere Wochen in Asien fest zu sitzen. Letztendlich sah die Lage jedoch so aus, dass ich frühstens im Juli nach Deutschland wieder einreisen dürfte. Angst, das ich das Virus bekommen würde hatte ich nicht, das hatte sogar niemand der ganzen Traveller, die ich getroffen habe. Sollte ich es bekommen, wäre ich allerdings in einem asiatischen Land, das mit Abstand ein schlechteres Gesundheitssystem hat als Deutschland und könnte weder zu meiner Familie noch könnte meine Familie mich nicht sehen.

Um mich abzusichern, bzw. mich in meiner Entscheidung bestätigt zu sehen, habe ich die deutsche Botschaft in Thailand kontaktiert. Mir wurde dringendst geraten, mich auf schnellstem Wege nach Hause zu begeben, egal wie viel der Flug kosten würde. Ich habe gefragt, ob ich bedenken haben müsse, bei einem Zwischenstopp untersucht zu werden und dann dort fest zu sitzen ohne weiterfliegen zu dürfen. Diese Zweifel wurden mir jedoch genommen, da Thailand (zu diesem Zeitpunkt) nicht als Risikogebiet zähle.

Die Suche nach einem Flug gestaltete sich, wie zu erwarten war, nicht besonders leicht. Mir wurden Flüge für 500€ angezeigt, bis ich zum Bezahlungsprozess gelang stieg der Preis jedoch auf 2.000€. Von der Fluggesellschaft "China Airlines" habe ich abgesehen, einen Zwischenstopp in China wollte ich auch nicht machen. Ich vermied es länger als 30 Stunden unterwegs zu sein und wollte nicht mehr als 2 Zwischenstopps haben. Im Endeffekt hatte ich einen Flug gefunden für Freitag, also 2 Tage später, und habe 1.000€ inklusive Gepäck bezahlt - das lag sogar in meinem Budget noch drin.

Nachdem ich den Flug gebucht hatte war mir zunächst alles andere als zum Feiern zumute und wir haben uns im Pool abgekühlt. Wir kamen mit vielen anderen Travellern ins Gespräch und haben uns dann dazu entschieden, das beste aus den letzten zwei Tagen zu machen und haben daher angefangen, mittags gemütlich Cocktails zu schlürfen. 

Auch die Situation im Hostel und in der Stadt Bangkok hatte sich drastisch innerhalb von zwei Tagen verändert: diverse Kosmetikläden mussten ihre Türen schließen, Clubs und Bars haben geschlossen, in Restaurants durfte man sich nur an jeden zweiten Tisch setzen, um einen größtmöglichen Abstand zu fremden zu halten. Bangkok ist für die berühmte Khoa San Road bekannt. Eine Straße, die in den Abendstunden bis früh morgens eine Fußgängerzone ist, das ist DIE thailändische Partymeile und unter normalen Umständen hat man wegen Überfüllung Probleme, in die Bars oder Clubs zu kommen, ganz zu schweigen von dem Gedränge auf der Straße selbst. Im Hostel wurden die Tische auseinander geschoben, maximal 4 Personen durften an einem Tisch sitzen, es wurde keine Musik gespielt dies würde Leute sonst zum Tanzen animieren, was zu Körpernähe führen würde. Die Polizei ist ständig Streife gefahren, um zu kontrollieren, ob alle Richtlinien eingehalten werden. Der einzige Trost war also, dass die kommende Zeit in Asien aufgrund fehlender Touristen nicht so schön gewesen wäre und viele Sachen geschlossen hätten.

Am Morgen des Freitags, 20. März habe ich mich schweren Herzens von allen, die ich in den letzten Tagen kennen gelernt habe und die mich in der schweren Zeit unterstützt haben, verabschiedet. Mit einem Mini-Van Shuttle bin ich zum internationalen Flughafen in Bangkok gefahren, der circa 1 Stunde vom Hostel entfernt lag. Beim Check-In lief alles wie gewöhnlich, Schuhe und Schmuck musste ausgezogen werden, Temperatur wurde gemessen und überall stand Desinfektionsmittel zur Verfügung. Bis zur letzten Sekunde hatte ich damit gerechnet, dass mein Flug gecancelt wird, was mit einem Blick auf die Anzeigetafel auch gar nicht so unwahrscheinlich war: bei circa 90% der Flüge stand "annuliert". Erst als ich im Flieger drin saß war ich mir sicher, er würde mich nach Hause bringen. 

Von Sicherheitsabstand war hier natürlich nicht zu reden. Das Flugzeug, eins der größeren Modelle natürlich, war bis auf den letzten Platz belegt und so habe ich versucht, möglichst oft meine Hände zu desinfizieren und möglichst nicht das einzuatmen, was mein Nachbar "ausgehustet" hat. Das Essen war wie zu erwarten in Ordnung und keine Gourmetküche. Die Aussicht von meinem Fensterplatz dafür atemberaubend.

Wie nach Plan sind wir 12 Stunden später, deutsche Zeit um 18.00 Uhr, meine innere thailändische Uhr Mitternacht, in Amsterdam gelandet und hatten einen schönen Sonnenuntergang. Hier hatte ich einen Aufenthalt von 3 Stunden. 

Als ich das Flugzeug verlasse habe bin ich direkt auf Toilette, um meine Hände und mein Gesicht zu waschen. Weder Seife, noch Desinfektionsmittel war hier vorhanden, was in Anbetracht der momentanen gesundheitlichen Situation nicht nachvollziehbar ist, da ist Asien wohl definitiv besser aufgestellt. Nach einer Sicherheitskontrolle bin ich zu meinem Gate gelaufen, auch wenn ich natürlich viel zu früh war. Anzeichen, den Virus eindämmen zu wollen, hat es hier, wohl bemerkt an einem Flughafen, nicht gegeben. Nicht mal meine Temperatur wurde gemessen, auch hier muss man wieder sagen: Asien ist besser vorbereitet. 

Mit Erschrecken ist mir dann aufgefallen, dass ich mein Handy nicht mehr bei mir hatte. Es gab nur eine Möglichkeit wo es sein konnte: auf der Toilette. So ohne weiteres kam ich dort natürlich nicht mehr hin. Im gleichen Atemzug habe ich eine Durchsage gehört. Sie war auf deutsch - was in Amsterdam doch ungewöhnlich war, da ansonsten alles auf holländisch ist und danach in englisch - und mein Name wurde ausgerufen, ich solle bitte zum Fundbüro kommen. Voller Hoffnung, dass damit mein Handy gemeint war, habe ich erstmal panisch alles andere abgesucht aber dann zum Glück festgestellt, dass ich meinen Geldbeutel mit meinem Reisepass und dem Flugticket noch hatte und es sich daher nur um mein Handy handeln kann. Am Fundbüro angekommen haben wir festgestellt, dass ich am falschen Schalter war. Zum anderen konnte ich jedoch nicht, da würde ich den Sicherheitsbereich verlassen und müsste neu einchecken. Einer der Mitarbeiter hat also kurzerhand beschlossen, sich selbst auf den Weg zu machen, und so hatte ich 30 Minuten später tatsächlich mein Handy wieder in der Hand. Zum Glück hatte ich so einen langen Zwischenstopp, und so bin ich pünktlich am Gate angekommen und das Boarding konnte beginnen. Als ich im Flieger saß - dies war natürlich eine deutlich kleinere Maschine- waren noch lange nicht alle Plätze belegt, anscheinend war aber jeder Fluggast an Board. 

Schon voller Vorfreude, dass wir gleich abheben, kam dann leider die Durchsage, dass das Flugzeug einen technischen Defekt hat und es noch ein wenig dauert, bis wir abheben können. Man wusste zunächst nicht, wo der Fehler lag und als man ihn gefunden hat, konnte man ihn zunächst nicht beheben. Ich habe mir schon alle Varianten ausgemalt und gedacht, ich müsste eine Nacht in Amsterdam verbringen und wir können erst morgen fliegen - schließlich war es mittlerweile 22.00 Uhr. Nach weiteren 20 Minuten warten kam dann nun doch endlich die erlösende Durchsage und wir konnten starten. Der Pilot hatte uns versprochen, "extra schnell" zu fliegen und hat dies auch tatsächlich eingehalten: nach bereits 40 Minuten befanden wir uns im Landeanflug in Frankfurt.

In Frankfurt war der Flughafen wie ausgestorben, kaum jemanden haben wir gesehen. Das Problem dazu war, dass unser Gepäck wohl angeblich in der Halle E ausgeladen werden sollte, der Zugang dazu jedoch mit einem großen Rolltor versperrt war. Wir hatten Mühe und Not einen Mitarbeiter zu finden, der uns weiterhelfen kann aber nach weiteren 30 Minuten warten, hatte ich endlich meinen Rucksack und konnte dann endlich in die Arme meiner Eltern fallen. Im Turbo-Tempo ging es nach Hause in mein langersehntes Bett.

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