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Guatemala: Flores & Tikal

Veröffentlicht: 02.03.2018

Von Belize City nahmen wir einen direkten Bus nach Flores in Guatemala. Die Reise dauerte ca. 5.5h, war aber ziemlich angenehm, da der Bus fast leer war. Die Ausreiseformalitäten in Belize waren schnell erledigt, hauptsächlich ging es darum, die 20 USD Ausreisesteuer zu bezahlen. In Guatemala gab es nicht einmal ein richtiges Büro, sondern lediglich einen Unterstand, wo die Zollformalitäten erledigt wurden. Die Sache ging schneller, als alles was wir bisher erlebt hatten. Wir wurden überhaupt nichts gefragt, mussten nichts ausfüllen, niemand wollte unser Gepäck sehen, man hat uns nicht mal recht ins Gesicht geschaut. Buenas Dias, zack, Stempel im Pass, gute Fahrt.

Flores ist eigentlich keine richtige Stadt, sondern nur eine kleine Insel, die im Lago Peten Itza im Norden Guatemalas liegt. Die eigentliche Stadt liegt auf der anderen Seite einer kleinen Brücke zwischen Flores und dem Festland und heisst Santa Elena, wenn auch offenbar alle Leute die ganze Agglomeration schlicht als «Flores» bezeichnen. Jedenfalls muss man immer nach Santa Elena fahren, wenn man irgendwas anderes erledigen will, als Souvenirs zu kaufen oder sich zu betrinken. Auf Flores gibt es keine richtigen Einkaufsläden, keine Bankomaten, nichts. Die Insel ist wohl hautsächlich von Touristen bewohnt, und entsprechend ziemlich teuer. Deshalb bezogen wir auf der anderen Seeseite im Örtchen San Miguel Quartier. Von dort hatte man eine wunderbare Aussicht auf den See und auf Flores. Unser «Hotel» war mal wieder eine recht heruntergekommene Bleibe, die von einer Familie betrieben wurde. Es arbeiteten gefühlt 20 Leute dort, und alle waren sehr nett, aber sie waren leider auch alle gänzlich mit schlichtweg allem überfordert. Wir erhielten zwar nicht das Zimmer, was wir gebucht hatten, aber wir hatten Glück, denn wir erhielten immerhin ein Zimmer. Eine nach uns ankommende Dame wurde gebeten, im Zelt im Garten zu schlafen, da es bei den Buchungen ein Durcheinander gegeben habe. Ähnliche Szenarien gab es von da an fast täglich mitzuerleben, sobald neue Gäste angekommen waren. Die Leute dort waren leider auch nur in der Lage uns mit der Buchung der üblichen Standardtouren zu helfen. Wenn man etwas Spezielleres machen wollte, was nicht auf der Standardliste ALLER Reisenden steht, waren sie bereits mit dem Latein am Ende und schienen auch nicht mal mehr spanisch zu verstehen. Am Tag unserer Ankunft hatten wir den Rest des Tages komplett Stromausfall. Also sassen wir mit Kerzen auf der Terrasse und machten das Beste daraus. Gottseidank hatten wir unsere elektrischen Geräte tags zuvor in Belize noch allesamt frisch aufgeladen, so dass uns auch nicht langweilig wurde. Alternativ konnte man noch dem Touristenboot lauschen, welches täglich abendliche Seerundfahrten anbietet, in allen möglichen LED-Farben grell leuchtet und in einer derart höllischen Lautstärke die Informationen über die Sehenswürdigkeiten zum Besten gibt, so dass man es auch noch wunderbar hört, selbst wenn man sich auf der anderen Seeseite befindet. Diesem Spektakel konnten wir also allabendlich beiwohnen, so dass sich eine Teilnahme auf dem Schiff für uns absolut erübrigt hatte.

Um nach Flores oder Santa Elena zu gelangen musste man immer eine Fähre nehmen, dh. Eine kleine Nussschale, die von privaten Bootsmännern zu Hauf betrieben werden. Es gibt auch extra Fähren auf denen Autos Platz finden (wahrscheinlich höchstens 2 pro Boot), sowie ausserdem kleinere für Motorräder. Die Überfahrt ist relativ günstig und kostet 5 Quetzales (ca. 70 Rp. Pro Person)
Aufgrund der starken Regenfälle der letzten Tage, die es offenbar auch hier gegeben hatte, stand die halbe Insel unter Wasser. Es war gar nicht möglich, die äusserste Strasse, die ringförmig rund um Flores verläuft, zu betreten, höchstens zu beschwimmen.

Die ersten beiden Tage hingen wir erstmal ein wenig in Flores und Santa Elena rum. Wir erledigten Dinge, die schon länger liegen geblieben waren, kauften einige Sachen ein, besorgten uns eine lokale SIM-Karte, versuchten die übriggebliebenen Mexikanischen Pesos zu wechseln, die wir dummerweise vergessen hatten und urplötzlich wiederfanden (was leider ein ziemlich hoffnungsloses und nervenaufreibendes Unterfangen war) und faulenzten ansonsten ein bisschen auf der Terrasse des Hotels, wo noch nette Leute anzutreffen waren.

Am dritten Tag fuhren wir nach Tikal, ein Muss auf der Liste jedes Guatemala-Reisenden. Die meisten Reisenden machen eine Sonnenaufgangs-Tour. Darauf haben wir allerdings verzichtet. Erstens hätten wir dazu morgens um 2 mit der Fähre nach Flores fahren müssen, um den Bus zu erwischen, zweitens hatten wir inzwischen schon zu viele Maya-Ruinen gesehen, um uns das anzutun, und drittens erinnere ich mich noch sehr lebendig an ein ähnliches Unterfangen in Angkor Wat, wo es schlussendlich bewölkt war, und man vom Sonnenaufgang letzten Endes nicht allzu viel gesehen hat. Hinzu kommt, dass man den Sonnenauf- und den Sonnenuntergang nur im Rahmen einer geführten Tour anschauen kann, da die Anlage zu diesen Zeiten nicht regulär geöffnet ist, und wir hatten wirklich keine Lust an diesem Ort einer gestressten Herde hinterher zutraben. Nein, wir entschieden uns «auszuschlafen» und nahmen den Bus um 8 Uhr. Jawohl, 8 Uhr, wiederholten wir gegenüber dem verdutzten Hotelangestellten. Nein, keine Sonnenaufgangstour, danke.
Dafür entschieden wir uns, den ganzen Tag dort zu bleiben, da wir ohnehin in Flores auch nichts anderes mehr zu tun hatten, und erst den Bus um 18:00 Uhr zurück zu nehmen. Der einzige frühere Bus wäre schon um 15:00 Uhr gegangen, aber die Anlage ist so riesig, dass man gut einen Tag dort rumbringen und ein wenig im Wald spazieren kann. Vom äussersten Tempel, dem bekannten Tempel 4, sind es beispielsweise ca. 45 min Fussmarsch zurück zum Eingang.
Und wir hatten dasselbe Phänomen wie in Palenque: der Besucherandrang vom Morgen verschwand, so dass es am Nachmittag einiges ruhiger und angenehmer war. Gegen Abend kamen dann allerdings die Gruppen für die Sonnenuntergangs-Tour.

Tikal war einst eine der grössten und mächtigsten Maya-Städte und ist definitiv anders als die anderen Maya-Ruinen, die wir bisher besichtigt hatten. Zum einen gibt es hohe und steile Pyramiden, die sich im Baustil sehr von den bisher besuchten unterscheiden. Zum anderen sind eigentlich nur wenige Gebäude und nur 2-3 Pyramiden komplett ausgegraben. Die ausgegrabenen Pyramiden 3 und 5 sind wirklich sehr schön und geben wunderbare Fotomotive ab. Die anderen Pyramiden liegen immer noch unter Erde und Wald, so dass sie von unten eigentlich aussehen wie grosse, steile Hügel.
Das Besondere ist eigentlich der Blick von der Spitze des ca. 45m hohen Tempel 4 (natürlich das Touristenhighlight), von wo aus man über dem Dschungel die Spitzen der anderen Pyramiden sehen kann. Das ist wirklich sehr schön, aber genaugenommen auch alles. Der Pyramide kommt von unten überhaupt nicht zur Geltung, da sie wie gesagt, gar nicht ausgegraben ist. Lustigerweise kamen wir auf der Spitze der Pyramide (der Aufstieg ist dank einer Holztreppe nicht allzu schwierig) ins Gespräch mit 2 jungen Frauen aus Holland, die von Flores nach Mexiko weiterreisten. Und so kam es, dass wir auf der Spitze des Tempel 4 wenigstens ein paar der übrigen mexikanischen Pesos, die wir einfach nicht loszubringen schienen, zu einem guten Kurs gegen guatemaltekische Quetzales tauschen konnten.

Den Rest des Tages spazierten wir im scheinbar endlosen Wald herum und genossen die Atmosphäre. Immer wieder gab es auch Tiere zu sehen, die unseren Weg kreuzten.
Das absolute Highlight geschah, als wir die Anlage bereits verlassen hatten und vor dem Eingang auf unseren Bus warteten. Plötzlich gab es ein komisches Geräusch und ein junger Mann machte uns auf einen Baum aufmerksam: Dort sass, freilebend, live, in Farbe und in perfekter Pose: ein Toucan. Er sass eine Ewigkeit lang da, auf einem blätterlosen Ast und liess sich von den wenigen Menschen, die das Glück hatten vor Ort zu sein, ausgiebig fotografieren. Wirklich herrlich….

Antworten (1)

margrit
Hallo zäme wie immer schöne fotos und viel kommentar super. Ich wünsche euch weiterhin alles gute und viel spass an der reise. Manchmal möchte man grad selber dabei sein. Liebe grüsse und hebed sorg vo üs grosi

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#guatemala#flores#tikal