Wir reisen, also sind wir
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Ecuador: Mindo

Veröffentlicht: 11.08.2018

Auf vielseitigen Wunsch unserer Gäste fuhren wir von Quito aus mit dem Bus nach Mindo. Auf dem Weg dorthin fuhren wir erneut an der Mitad del Mundo vorbei, und diesmal zeigte uns der Handykompass tatsächlich einmal 0°0’0’’ N an. Wir hatten also tatsächlich noch den wahren und wirklichen Äquator gefunden!

Das kleine Städtchen Mindo liegt inmitten eines riesigen erloschenen Vulkankraters, ist also scheinbar umringt von Bergen. Die Einheimischen erzählen uns, dass dies auch der Grund sei, weshalb es hier sehr sicher sei und kaum Kriminalität gäbe. Da es nämlich nur einen Weg hinein und hinaus aus dem Ort gäbe, sei es nicht möglich unbemerkt zu flüchten.

Das Städtchen ist ganz hübsch, aber es wird einem schon auf den ersten Blick klar, dass der Tourismus hier die Haupteinnahmequelle ist. Tourbüros, Hostels und Restaurants mit überteuerten Preisen reihen sich aneinander.
Der Ort ist vor allem bekannt für Vogelbeobachtung und Wandern.

Da wir nur eineinhalb Tage Zeit hatten, buchten wir einige Touren und hatten damit ein volles Programm.

Am ersten Nachmittag sahen wir uns zunächst einmal ein wenig den Ort an und wanderten ein wenig in der Umgebung herum. Wirklich beinahe jedes Haus im Ort bietet entweder (natürlich gegen Bezahlung) Rundgänge im eigenen Garten an, wo man inmitten von vielen blühenden Pflanzen Kolibris beobachten kann, oder die Familie ist im Tubing-Geschäft tätig und hortet duzende Schwimmreifen vor dem Haus (dazu später mehr).
Unterwegs machten wir noch in einem kleinen Restaurant Halt, wo wir einen leckeren Fruchtsaft genossen und man auch diverse Vögel in der Nähe der aufgestellten Futterstation beobachten konnte. Ausserdem gab es ein Schmetterlingshaus, welches allerdings nur Othmar und Manuela besuchten, da Jörg und ich inzwischen schon in diversen Mariposarios gewesen waren.

Abends wurden wir abgeholt für eine Nachtwanderung. Die Wanderung fand auf dem Privatgrundstück eines jungen Kanadiers statt, der sich hier ein Stück Land gekauft hatte, um dieses für Ökotourismus-Projekte zu nutzen. Ein Teil des Erlöses aus der Tour ginge in Naturschutzprojekte, wobei damit gemeint ist, dass er das Geld nutzt, um weitere Ländereien zu erwerben und diese privat unter Naturschutz zu stellen. Warum nicht?
Auf der Tour sahen wir viele Frösche, für meinen Geschmack viel zu viele Spinnen, Insekten, Motten und Fledermäuse. Wir bzw. diejenigen die sich trauten (also Manuela und ich) durften sogar einen Tausendfüssler auf die Hand nehmen, das war ein wirklich schräges Gefühl, wenn der kleine Kerl herumkrabbelte. Leider begegneten wir keinen Schlangen, wie sie sich zumindest Manuela sehr gewünscht hätte. Der Kanadier hatte jedenfalls viel zu den einzelnen Tieren zu erzählen und man merkte, dass er eine grosse Leidenschaft hegt für all das Viehzeug, das auf seinem Grundstück herumkrabbelt.

Am nächsten Morgen hiess es mal wieder früh aufstehen, denn eine Vogelbeobachtungstour stand auf dem Programm. Um 05:30 wurden wir abgeholt. Absurderweise fand auch diese Vogelbeobachtungstour entlang einer Strasse statt. Teilweise befanden wir uns sogar mitten in einer Baustelle, wo schwere Fahrzeuge hin- und her rangierten. Jörg und ich waren stets davon ausgegangen, dass die Vogelbeobachterei auch ein gewisses Mass an Naturliebhaberei beinhaltet, aber offenbar hatten wir uns da gewaltig getäuscht. Also wanderten wir die Strasse hinab, hielten nach Vögeln Ausschau und waren stets darum besorgt, dass vorbeifahrenden Autos weder uns noch das Teleskop unseres Guides umnieteten. Wir sahen einen Motmot, einen Trogoon, sowie diverse kleine, farbige, hübsche aber uns gänzlich unbekannte Vögelchen. Offenbar gibt es auch hier Quetzales, allerdings nicht die gleichen wie in Zentralamerika, die hier hatten nämlich keine langen Schwanzfedern und das war ja schliesslich das speziellste am Quetzal, den wir schon gesehen hatten.
Nach der Tour gab es noch ein Frühstück in einem kleinen Restaurant der Strasse, welches ebenfalls entlang der Terrasse einige Futterstellen aufgestellt hatte, wo wir noch weitere Vögel, insbesondere Kolibris, beobachten konnten.

Gleich im Anschluss an die Vogelbeobachtungstour ging es weiter mit dem nächsten Programmpunkt: Fluss-Tubing auf dem Rio Mindo!.
Die ganze Sache sah auf den ersten Blick ziemlich diletantisch aus, jeder wurde mit einer Schwimmweste und einem Helm ausgestattet, einzelne Schwimmreifen wurden mit Seilen zusammengebunden, auf die sich alle draufsetzten, und dann ging es auch schon los, den Fluss und die Stromschnellen hinab. In der Schweiz wäre das definitiv undenkbar, so etwas unter diesen Bedingungen durchzuführen, der SUVA-Inspektor würde wohl sofort einen Herzanfall erleiden.
Dem Guide allerdings merkte man sofort an, dass er das nicht zum ersten Mal macht, und es wurde einem klar, dass dieser Kerl einen ziemlich anstrengenden Job hat. Er sprang abwechselnd vom Schwimmreifen-Gebilde ins kalte Wasser und wieder hinauf, schob, zog und drehte das Gebilde um die Steine und durch die Wasserströmungen, immer darauf bedacht, dass keiner von uns irgendwo anschlug, vom Reifen fiel oder sonstwie verletzt würde. Es war ein wilder Ritt und es war absolut unmöglich bei der Sache trocken zu bleiben.
Lustigerweise fanden wir im Anschluss an das Tubing erst heraus, dass eigentlich vorher niemand so richtig Lust darauf gehabt hatte, da alle noch etwas müde waren vom frühen Aufstehen und der Vogel-Tour. Trotzdem hatten alle mitgemacht, und es wurde ein riesen Spass und niemand hätte im Anschluss das Erlebnis missen wollen.

Derlei Adrenalin-berauscht waren wir wieder wach und entschlossen uns, am Nachmittag eine Wanderung zu den nahegelegenen Wasserfällen zu unternehmen. Dafür mussten wir zuerst mal mit der Tarabita-Seilbahn ein tiefes Tal überqueren. Bei der Seilbahn handelt es sich um eine kleine Blechbüchse, die mit einem alten LKW-Motor angetrieben wird. Die ganze Sache ist also nicht unbedingt geeignet für Leute mit Höhenangst.
Auf der anderen Tal-Seite angekommen, wurde uns von einem Angestellten die Route zu den 5 Wasserfällen erklärt. Der Weg war einfach zu finden, es gab auch viele Touristen unterwegs, aber die Wasserfälle waren nun wirklich nichts wahnsinnig spektakuläres, im Gegenteil. Aber nun ja, zumindest Othmar wandert gerne, und so wanderten wir halt um des Wanderns willen, wenn schon nicht wegen der Wasserfälle. Das eigentliche Highlight geschah unterwegs, als Jörg plötzlich rief, er sehe einen Toucan. Zum Glück hatten wir unser Fernglas dabei, denn tatsächlich sass nicht weit von uns ein Toucan auf dem Ast. Kurz darauf sahen wir noch 2 weitere, diesmals war ich es, die sie erspähte. Jörg und ich sollten und wirklich langsam Gedanken machen, über eine Karriere als Vogeltour-Guides. Es handelte sich offenbar um «Chocolate»-Toucane, mit einem schwarz gelben Schnabel, und war damit die 3. Art Toucan, die Jörg und ich bisher in freier Wildbahn gesichtet hatten.

Nach diesem anstrengenden und vollgepackten Tag unternahmen wir abends nicht mehr viel. Nach dem Abendessen setzten wir uns noch eine Weile in den Park und beobachteten die Menschen und die im Park herumschwirrenden Mäuse.

Am nächsten Tag würde es bereits weitergehen nach Otavalo. 

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