Veröffentlicht: 14.05.2022
Heute war alles viel einfacher als vorher befürchtet, die Anspannung ist jetzt zum Glück weg.
Monica kümmert sich auch beim Frühstück wie eine Mama um mich und fährt für mindestens zwei Personen auf, dabei bin ich alleine mit ihr im Frühstücksraum mit den weißen Tischtüchern und der Opernmusik im Hintergrund. Sie meint, ich müsse doch vor so einer anstrengenden Radltour viel essen. Ich mag keinen gebratenen Speck, heute esse ich ihn, halb aus Höflichkeit und halb mangels nicht-süßer Alternative trotzdem. Beim Abschied fragt sie, ob sich noch ein Foto von mir machen dürfe.
Mein erstes Etappenziel ist die Post in Solara, wo ich mein gestern gepacktes Päckchen aufgeben möchte. 29€ möchte der geduldige Mann am Schlater dafür haben, was ich als passionierte Ebayerin, die auch öfter Dinge ins Ausland schickt und die DHL-Preise auswendig kennt, ziemlich viel finde. Nun denn, ich bin froh, dass ich die Maloja-Klamotten und vor allem die dritte Gaskartusche nicht länger mitschleppen muss. Mein Schwager meinte, diese Sorte von skandinavischen Schraub-Gaskartuschen gäbe es in Italien nicht zu kaufen, ich solle sie lieber mitnehmen. Das mag sein, aber sie halten viel länger als gedacht, vor allem viel länger als die normalen blauen Camping-Gas-Kartuschen.
In Crevalcore stoße ich wieder auf den EuroVelo 7, die Beschilderung ist wirkliche Luxus. Und an Kreuzungen sind immer auch noch gelbe Sonnen, das Logo der Ciclopista der Sole, wie der Abschnitt hier heißt, auf den Asphalt gemalt. Zwischendurch erfahre ich, dass er 2021 erst eingerichtet wurde, kein Wunder also, dass Schilder und Bodenbemalung noch so neu aussehen. Schneller als erwartet - vielleicht hat ja der Speck geholfen - bin ich im Großraum Bologna, am Horizont zeichnen sich wieder Hügel ab.
Auch durch die Innenstadt von Bologna gibt es inzwischen Radwege, die Bolognesen selbst radeln sehr viel - rote Ampeln an Zebrastreifen sind für sie eher so eine Empfehlung, kein Grund zum Bremsen.
Wirklich Bedenken hatte ich ob des Campingplatzes, erwarte Schlimmstes, als ich unter Autobahnbrücken durchfahre, die vom Navi vorgeschlagene Route gesperrt ist, weil dort ein Zirkus gastiert und ich schließlich am Straßenstrich lande, entsprechende Wohnmobile stehen überall herum. Der Campingplatz selbst ist dann eine Oase der Ruhe und deutsch sprechenden Rentner, wie überall anders auch. Mir ist das sehr recht, es fühlt sich für mich in meinem dünnen Zelt sicher an.
Ich bin zu erschöpft, um nochmal loszufahren um einzukaufen, so gibt es halt die restlichen Linsen, die ich seit Österreich mit mir herumfahre. Aber der heutige Tag stimmt mich zuversichtlich, wenn ich Bologna schaffe, schaffe ich auch Rom.
https://www.komoot.de/tour/769091599?ref=itd
Centro Turistico Cittá di Bologna, 16€, mit ordentlichen Sanitäranlagen, Klopapier und WIFI