Von Atlanta nach Philadelphia - eine Reise durch die amerikanische Geschichte
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Die Magnolia Plantation & Charleston (South Carolina)

Veröffentlicht: 19.05.2021

Dienstag 25.05. Savannah – Charleston (South Carolina)

Wir kommen erst gegen ½ 10 los und fahren die Landstraße 17 nach Norden und zunächst nach Beaufort, was sehr schön sein soll. Es ist nicht so. Irgendwie nur normale Wohnhäuser aus Holz, Bäume, Wasser. Naja. Wir haben schon schönere Dinge gesehen. Also weiter.

Wir wollen heute Plantagen ansehen und uns mit der Siedler- und Sklaven-Geschichte befassen.

Also stoppen wir an der Middleton Plantation, finden einen schattigen Parkplatz und sind etwas entsetzt über $25 Eintrittsgeld, die die haben wollen. Die Middleton Plantation ist bekannt für ihre Gärten und Blumen. Anfang des 18. Jh. waren in Kontinentaleuropa und in England, sehr geradlinig angelegte Gärten in Mode. Dies wurde auch in Amerika so übernommen und um das Herrenhaus Middleton Place sind grandios angelegte Gärten, zum Teil in Terrassen zum Wasser hin angelegt. Auch diese Anlage wurde von 100 Sklaven geschaffen. Trotz alledem – wir sehen die Bilder und erkundigen uns nach dem Blumenvolumen und werden belehrt, dass hier gar nichts blüht. Es ist zu früh im Jahr. Also verlassen wir unseren schattigen Parkplatz und fahren weiter zur Magnolia Plantation.

Hier wachsen über 900 unterschiedliche Kamelien- und über 250 Azaleenarten. Selbst ein unter Naturschutz stehendes Sumpfgebiet gehört zu der Anlage, in dem ebenso Schlangen wie Alligatoren und Schildkröten leben. 

Vor der Einfahrt zum Parkplatz stehen zwei unwirklich wirkende weiße Pfauen und schlagen fotogen ein Rad. Das ist ein echtes Schauspiel!

Magnolia Plantation
Magnolia Plantation

Für nur $ 15 kaufen wir uns Tickets, die uns ungehinderten Zutritt zu den zahlreichen Wanderwegen ermöglichen und noch für $ 7 ein Ticket für eine kleine Bootstour und für nochmals $ 7 ein Ticket für eine geführte Tour zu den Sklavenunterkünften. Es ist also nicht billiger, als die Middleton Plantation, aber wir haben mehr davon.

Magnolia Plantation

Wir erwischen die Bootstour 10 Minuten nach dem Ticketkauf und sehen im Schilf große Reiher, drei Alligatoren und erfahren hier, wo heute Marschland ist, vor 200 Jahren mit Hilfe der Sklaven Reis angebaut wurde.

Magnolia Plantation


Das Wissen der Sklaven um Reisanbau hat die Weißen hier reich gemacht. Nach heutigen Verhältnissen so reich wie Bill Gates. Da Marschland sowohl Salz- als auch Süßwasser hat, hat man die Reisfelder mit kleinen Schleusen vom Marschland getrennt. Da Salzwasser schwerer ist, als Süßwasser, setzte man einen Test-Wasser-Schmecker in Form eines Sklavenkindes auf diese Schleusen. Wenn das Kind kundtat, daß das Wasser anfängt salzig zu schmecken (also die Flut vom Meer in die Marschlande drückte), wurde die Schleuse geschlossen. So erhielten die Reisfelder nur Süßwasser und durch den Tidenhub ließ sich dies problemlos regeln.

Heute ist von Reisfeldern gar nichts mehr zu sehen. Offenbar sind die Ufer der Marschlande begehrte und teure Bauplätze und sie sind gesäumt von dicken Villen, viele mit eigenem Jetty plus Boot.

Die Bootsfahrt ist leider schon nach 35 Minuten zuende (statt 45 Minuten – wo ist das Beschwerdebuch!?) und wir wissen nun auch, daß es hier 32 Schlangenarten gibt, wovon 6 giftig sind. Na bravo!

Magnolia Plantation
Magnolia Plantation

Beim anschließenden Bummel durch die Garten und Waldanlagen, sehen wir in einem Tümpel noch einen dicken Alligator. Eine Wasserschildkröte mit einem völlig bewachsenen Panzer paddelt auch durch den Tümpel. Ich trete in ein hübsches Ameisennest und habe einen rechten zerstochenen Fuß.

Magnolia Plantation
Magnolia Plantation


Sklavenhäuser auf der Magnolia Plantation

Unsere Tour zu den Sklavenunterkünften geht los und wir erfahren, daß die Sklaven in sogenannten „family units“ lebten, also in Familien-Einheiten, was sich zunächst nett anhört, aber in Wirklichkeit eine von der Herrschaft bestimmte Aufteilung von Menschen war, die wie eine Familie zusammenleben mußte, aber eigentlich nichts miteinander zu tun hatte.

Magnolia Plantation
Magnolia Plantation - Sklavenunterkunft für bis zu 13 Personen

Zwischen 8 und 13 Personen teilten sich so ein Häuschen mit zwei Zimmern. Darunter waren eben Männer, Frauen und Kinder.

Unser Weg führt uns durch diese Häuschen, die tw. noch bis 1960 bewohnt waren, in dritter oder vierter Generation.

Magnolia Plantation

Es ist schon ½ 5 als wir Magnolia Plantation in Richtung Charleston verlassen.

Charleston ist ebenfalls eine alte Stadt, die 1670 zu Ehren des englischen Königs gegründet wurde.

Das Days Inn, unser Hotel, ist nicht ganz so schön, wie das Best Western in Savannah. Wir trudeln los in die nahegelegene Market Street, doch in den langen Markthallen bauen die Leute gerade hunderte Stände ab. Sieht aber überwiegend eh nach Touri-Mist aus. Mir kommt die Szenerie bekannt vor und ich erinnere mich, daß ich in den 90er Jahren mal auf einer Kreuzfahrt zwischen New York und Miami hier gewesen sein muß. Peinlich, wenn man sowas schon nicht mehr aktiv erinnert…

Charleston

Anders als in Savannah gibt es hier keine schattigen Parks und üppige Bäume. Es ist ein nobler Ort, mit unzählig vielen sehr eleganten Häusern.

Wir sparen uns die Besichtigung des auf einer Insel vorgelagerten Fort Sumter, wo im April 1861 der erste Schuß im amerikanischen Bürgerkrieg fiel, als die Truppen der Konföderierten das von Unionssoldaten gehaltene Fort angriffen.

Wir suchen mal wieder ein gutes Fischrestaurant (Betonung auf „gut“). Wir finden auch ein Restaurant am Wasser, das Essen ist eher mittelmäßig mit fast 40$ pro Person aber nicht gerade billig. Ich beende hier die aktive Suche nach einem guten Fisch zum Abendessen, weil in den USA einfach immer alles paniert wird („breaded“, wie das heißt) – da kann man fast Brot essen.

Während wir noch essen, regnet es mal wieder. Wir gehen ins Hotel zurück, weil wir dem Wetter nicht trauen und hocken vor unserem Zimmer auf dem umlaufenden Balkon und lesen. Das Wetter hat sich beruhigt, es hat nicht geregnet aber wir haben zwei Bier getrunken und so will keiner mehr fahren, um den Sonnenuntergang am Strand zu sehen.

Fester Bestandteil jeder USA-Reise ;-)


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