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Eine erfolgreiche Auswilderung, Besuch von Roy und wieder Singapur

Veröffentlicht: 04.06.2019

Nun bin ich schon seit mehr als 2 Monaten auf Bali und die Zeit vergeht wie im Flug. Nicht zuletzt, da ich mit meiner Arbeit hier gut ausgelastet bin und es immer wieder neue Herausforderung gibt, die es zu meistern gilt.

Wie zum Beispiel die Auswilderung von 40 Balistaren hier im Bali Safari and Marine Park. Wer den Balistar noch nicht kennt: Ein wunderschöner weißer Vogel mit einer blauen Gesichtsmaske, der stark vom Aussterben bedroht ist und nur in 2, seit dem 26.4.19 in 3 Gebieten auf Bali vorkommt. Zum einen in seiner ursprünglichen Heimat im West Bali Nationalpark und zum anderen auf der Insel Nusa Penida vor Bali, auf der bis zu seiner Auswilderung keine Balistare vorkamen. Auch im Nationalpark gab es nur noch eine handvoll Individuen bis man dort erfolgreich wieder Tiere ansiedelte. Es wird im Moment von maximal 50 fortpflanzungsfähigen Individuen in freier Wildbahn ausgegangen. Und nun gibt es weitere 40 Balistare im und um das Gebiet des Bali Safari and Marine Parks, die zum Erhalt ihrer Art beitragen sollen.

Einer meiner Schützlinge im Bali Starling Breeding Center (BSBC)

Als ich hier am 30.3. im Bali Safari and Marine Park ankam, waren die Vorbereitungen für die Auswilderung schon in vollem Gange. Und an meinem ersten Arbeitstag, einen Tag später, wurden die 40 ausgewählten Kandidaten gerade in die Auswilderungsvoliere umgesetzt. Von dort aus hatten sie dann die Möglichkeit in eine zweite, provisorische Voliere zu fliegen, in der sie sich tagsüber aufhalten sollten. Ziel des Ganzen war es, die Vögel an die Klappe zu gewöhnen, durch die sie am Auswilderungstag entlassen werden sollten (über die Volieren hatte ich bereits im letzten Beitrag berichtet). Knapp einen Monat lang waren die Vögel tagsüber in der provisorischen Voliere und nachts in der sicheren Auswilderungsvoliere, immer durch die Klappe hindurch. Im Voraus wurden die Tiere individuell beringt, mit einer speziellen Farbkombitation.

Links die Auswilderungsvoliere, rechts die provisorische Voliere. Zwischen beiden erkennt man oben die geschlossene Klappe.

Jeder Vogel hat eine eigene Farbkombination, sodass wir ihn darüber jederzeit bestimmen können. Das ist zum Beispiel Nummer 38, ein Weibchen.

Auch Nester wurden in verschiedenen Teilen des Parks angebracht. Typisch indonesisch etwas abenteuerlich.

Unser Center bekam sogar extra ein hübsches Schild. Eine kleine Anekdote um zu verstehen wie Indonesier ticken: 10 Leute (die Leute von der Kreativabteilung, Tierpfleger, Kuratorassistent und ich glaube sogar ein IT-Typ) rätselten minutenlang in welcher Position sie die 7 kleinen Schilder anbringen sollten. Da man sich unsicher war (ist ja auch ne super schwere Aufgabe), schrieb man dem großen Chef mit 2 Varianten. Dann saßen alle bestimmt eine halbe Stunde kollektiv rum, bis eine Antwort kam, die nicht eindeutig war. Anschließend entschied man sich anscheinend doch selbst.

Auch im Park wurde auf die Auswilderung aufmerksam gemacht. Das Center selbst ist hinter den Kulissen.

Schon Tage vor der Auswilderung war um das Breeding Center ein reges Treiben. Alles wurde aufgebaut, vorbereitet und schick gemacht. Am 26.4. war es dann soweit. Allerdings sollte sich der Gouverneur verspäten, sodass die ganze Zeremonie auf den Vormittag verschoben werden musste. Erst wurden Reden gehalten: vom Zoodirektor, von Tony, vom Gouverneur von Bali und von einem Vertreter der Dörfer im Umkreis. Dabei wurden auch die Beteiligten für die ganze Aktion nach vorn gebeten :D

Der Kurator, ich, Stephan, die Organisatorin der Feierlichkeiten und Mr. Keni aus Bogor, der mich auch bei den Vorbereitungen zur Auswilderung unterstützt hat. Oben im Hintergrund Tony und links die Hände des Kuratorassistenten.

Nach den Reden wurden symbolisch Vögel an die Dorfvorsteher übergeben, um die gute Zusammenarbeit zu unterstreichen. Im Voraus wurde viel Aufklärungsarbeit mit den Dörfern um den Park geleistet, damit die Menschen im Umfeld die Tiere schützen und nicht fangen.

Außerdem wurden Schilder an die Dorfvertreter übergeben, auf denen so viel steht wie: Verbot der Jagd auf wildlebende Tiere in diesem Dorf.

Die Erklärung alle Singvögel und andere wilde Tiere zu schützen, wurde dann noch von allen feierlich unterschrieben. Am Ende wurde gemeinschaftlich für die Vögel gebetet, wofür sogar ein Priester mit einer gewissen lokalen Prominenz eingeladen wurde.

Nachdem der offizielle Teil der Auswilderung erledigt war, konnte es endlich losgehen:

Der Gouverneur (in blau mit roter Mütze) öffnete gegen 11 Uhr die Klappe. Die provisorische Voliere wurde einen Tag zuvor abgebaut, sodass die Tiere zwar wie gewohnt durch die Öffnung flogen, diesmal aber in die Freiheit. Man könnte ja erwarten, dass die Vögel ihr ganzes Leben darauf gewartet haben endlich raus zu dürfen. Allerdings haben die meisten Tiere kein bewusstes Freiheitsempfinden wie wir Menschen und so kann auch ein Gehege für einen Vogel als "zu Hause empfunden" werden. Und so flogen die Vögel etwas zögerlich aus der Voliere. Fast alle Balistare hielten sich die ersten Tage in der Nähe des Breeding Centers auf. Und auch jetzt sind die meisten Vögel in der näheren Umgebung oder kommen zum Fressen.

Schon wenige Tage nach der Auswilderung wurde das erste Nest besetzt :D

Ich hoffe, dass die Balistare schlau genug sind solchen Gefahren aus dem Weg zu gehen. Und auch ich muss ganz schön aufpassen, denn Schlangen gibt es hier einige, auch sehr gefährliche.

Seit der Auswilderung werden die Vögel jeden Tag beobachtet. Das heißt für die Pfleger stundenlanges Rumlaufen und alle Sichtungen mit Ort, GPS-Daten, Ringnummern usw. festhalten. Da die Jungs die meiste Zeit des Tages unterwegs sind, kümmere ich mich hauptsächlich um das Breeding Center. Füttern, beobachten, die Futtertiere pflegen, Arbeitsabläufe optimieren, Unterlagen sortieren und Futterpläne, Gewichtstabellen und andere Dokumente erstellen (natürlich in indonesischer Sprache). Bis ich mir hier einen Überblick verschafft und einiges korrigiert und überarbeitet hatte, hat es fast 2 Monate gedauert. Bevor ich kam, war wohl niemand so richtig hauptverantwortlich für das Breeding Center und das merkt man auch. Wie es wird wenn ich wieder weg bin? Keine Ahnung. Ich arbeite daran!

Dafür gab es schon mehrmals seit ich hier bin Nachwuchs im Breeding Center und es ist immer wieder super spannend den Kleinen beim Wachsen zuzusehen.


Wenn ich frei habe, fahre ich zumeist irgendwohin einkaufen. Da es hier nichts in der direkten Umgebung gibt, dauert das Ganze dann schonmal einen halben Tag. Ab und zu habe ich aber noch genug Vorräte zu Hause und kann dann mal einen kleinen Ausflug machen. Da ich einfach mal ein bisschen Ruhe und Zeit für mich haben wollte, entschied ich mich für den nahegelegenen Strand. Dieser ist nur ca. 1,5 km entfernt und so konnte ich gemütlich, bei 30 Grad im Schatten, zum Strand spazieren. Der Strand ist optisch zwar recht schön, ist aber trotzdem kein typischer Badestrand. Und so trifft man hier fast nur auf Einheimische und ein paar Surfer.

Auf dem Weg zum Strand läuft man an Feldern und einigen Häusern vorbei. Und man trifft eben auch auf Kühe, die einen nicht vorbeilassen wollen. Aber zum Glück konnten wir das Ganze friedlich klären.

Der Sand ist ziemlich dunkel und leider liegt auch viel Müll herum. Obwohl es seit neuestem per Gesetz verboten ist seinen Müll im Meer zu entsorgen. Das Wasser war aber erstaunlicherweise glasklar.

Immer am Strand entlang. Und es war heiß. Und es gab nirgens Eis.

Der "Masceti-Strand".

Auf meinem Weg den Strand entlang entdeckte ich dieses interessante Bauwerk. Keine Ahnung ob es ein Tempel ist oder eine Art Bühne, auf jeden Fall sah es recht imposant aus. Ich umrundete den Tempel um einen Eingang zu finden, aber scheinbar war dieser stillgelegt, denn alle Türen waren verrammelt.

An einer Seite des Tempels entdeckte ich dieses "Büro" der Polisi Air (Wasserpolizei). Aber auch das sah aus als wäre es schon vor Jahrzehnten verlassen worden.

Ich habe keine Ahnung wo das Wasser herkam, auf jeden Fall floss es direkt ins Meer hinter mir. Der Hund fand das Wasser gut.

Ein Reisfeld.

An dieser Stelle ließ ich mich dann nieder. Kaum eine Menschenseele, nur das Meeresrauschen, ein toller Ausblick und ab und zu mal ein Eisvogel. Mit Musik im Ohr habe ich dort bestimmt 2 Stunden verbracht.

Am Nachmittag ging es dann die ca. 3 km zurück zum Bali Safari, begleitet von 2 Hunden, die mich tatsächlich bis zur Supermarkttür verfolgten und sich dann dort die Nase an der Scheibe platt drückten. Leider gab es kein Hundefutter in dem Laden.


Am 10. Mai war es dann endlich so weit: Roy kam zu Besuch! Da wir nicht die ganzen 5 Tage im Bali Safari verbringen wollten und beide mal raus mussten, buchten wir im Vorfeld ein Hotel im Südosten von Bali. Eine sehr gute Wahl wie sich herausstellte. Das Hotel war super schön, richtig ruhig (da Nebensaison war) und das Personal war überfreundlich.

Wir hatten unseren eigenen Bungalow. Obwohl Bungalow etwas untertrieben klingt. Eigentlich war es ein eigenes kleines Haus im balinesischen Stil. Im Meer im Hintergrund wollte man aber nicht baden, da der Strand fast unpassierbar war.
Dafür gab es Abkühling im Pool, den wir immer für uns alleine hatten.

Das Frühstück war der Hammer. Direkt auf unserer Terasse serviert gab es für mich immer Obst mit Joghurt und für Roy Toast und Ei. Dazu das Meeresrauschen im Hintergrund, das war richtig toll. Wir hätten da locker eine Woche verbringen können ohne uns zu langweilen.

Der Ort an sich ist ein typischer Touristenort. Hotel an Hotel, Restaurant an Restaurant, Souveniershop an Souveniershop und kaum Einheimische. Dafür gab es für uns zum Essen lecker Pizza, Rippchen oder Salate. Das gibt's sonst leider selten. Da wir ja nicht nur rumgammeln wollten, mieteten wir uns ein Motorrad für 2 Tage. Als erstes fuhren wir zu einer nahegelegenen Schokoladenfabrik.

"Charlies Chocolate" bestand eigentlich nur aus 4 Hütten, in der die Schokolade hergestellt und verkauft wurde. Die Schokolade schmeckte aber sehr gut.

Und auch das Gelände war echt schön.

Danach ging es zu einem Strand, der auf der Karte als "White Sand Beach oder Virgin Beach" bezeichnet wurde.

Die Fahrt dorthin war echt schön und es gab mehr Kühe als Menschen.

Und auch der Ausblick von dem Hügel über den wir mussten war toll.

Am Strand angekommen suchten wir uns einen Ort an dem es halbwegs ruhig war. Fast ganz am Ende fanden wir ein nettes Plätzchen. 

Der ganze Strand war voller Sonnenliegen, Boote und Touristen. Zum Glück war aber Nebensaison und so hatten wir einigermaßen unsere Ruhe. Bis auf das ständig Frauen, Männer und Kinder vorbeikamen und irgendetwas verkaufen wollten. Massage, Armbänder, Drachen und sogar Maniküre und Pediküre. Naja, wer's mag.

Der Drachenverkäufer.

Super idyllisch eigentlich...

...wenn da nicht auch wieder überall Müll liegen würde. Selbst im Wasser hatte man ständig irgendein Plastikteil am Körper kleben (siehe rechts von Roy). Ich meine mich zu erinnern, dass das früher als ich ein Kind war, nicht so schlimm war. Selbst in Bulgarien vor 20 Jahren waren die Strände sauberer.

Nichts desto trotz hatten wir einen echt schönen und entspannten Tag. Und auf dem Rückweg hatten wir dann noch diesen tollen Ausblick.

Für den nächsten Tag hatten wir keinen Plan. Und da wir so lange gefrühstückt und uns dann mit unserer Nachbarin verquatscht hatten, war der halbe Tag auch irgendwie schon rum. Deshalb fuhren wir zu einem Wasserfall in der Nähe. Ich weiß gar nicht warum Wasserfälle so beliebt sind. Vielleicht aus Magel an Alternativen und der Hitze in Südostasien? Dieser Wasserfall war jedoch scheinbar ein weniger gut besuchter. Jetzt wissen wir auch warum...

Klingt erstmal nicht weit. Da es ab hier durch den Wald ging, ließen wir das Motorrad stehen und gingen zu Fuß weiter.

Der Weg war zum Teil kaum zu finden und wir mussten ständig auf der Karte nachschauen.

Die meiste Zeit ging es vorbei an wunderschönen Reisfeldern. Die Fähnchen aus Platiktüten dienen zur Abschreckung von Vögeln und werden über Fäden von einer Hütte aus bedient. Die Äste mit den Tüten schwingen dann horizontal über das Reisfeld.

In einer Hütte saßen ein paar Kinder die uns fragten wo wir hin wollen. Eines der Mädchen, vielleicht 10 Jahre alt, führte uns dann, einfach so, zum Wasserfall.

Bis dahin sah der Pfad ja noch ganz wegsam aus, aber nach einer Weile wurde es immer steiler und der Weg führte quer durch den Wald und Gestrüpp, direkt am Abgrund zum Flussbett entlang. Wir krakselten, kletterten und trieften und unser Sicherheitsgefühl wurde immer geringer. Als Roy dann einmal ausrutschte und fast den 20 Meter tiefen, steinigen Abhang runtergerutscht wäre, brachen wir ab. Die Kleine verstand irgendwie gar nicht warum, denn es waren doch nur noch 15 Meter bis zum Wasserfall. Aber das Ganze war viel zu gefährlich und ich hatte ehrlich gesagt keine Lust in irgendeinem Abgrund auf Bali zu enden, nicht wegen eines schnöden Wasserfalls. Wer lebensmüde ist, dem kann man die Strecke nur empfehlen, allen anderen sollte man dringend von der Strecke abraten. Aber ich frage mich, wie es einige Touristen bis zum Wasserfall geschafft haben, denn ich fand tatsächlich Fotos von Leuten am Wasserfall im Internet. Die Kleine jedenfalls hatte keine Probleme mit der Gefahr. Sie hopste munter über alle Hindernisse und über rutschige Steine die direkt in den Abgrund führten, wohlbemerkt in Flip Flops. Entweder es ist tatsächlich noch nie etwas passiert oder die Leute dort sind sich der großen Gefahr gar nicht bewusst. Immerhin ist die Kleine ja auch mit zwei völlig Wildfremden alleine in die Wildnis gestapft.

Nach der ganzen Aktion mussten wir erstmal wieder runterkommen, denn wir hatten zwischenzeitlich wirklich richtige Angst um unser Leben. Deshalb gab es an dem Tag dann nur noch ungefährliche Aktivitäten wie den Strand erkunden und Essen gehen.

Überall gab es diese kleinen künstlichen Inseln, die als Wellenbrecher dienten und auf die man drauf gehen konnte.

Der "Sand" bestand nur aus Korallen, vielleicht sogar die ganze künstliche Insel.

Gegen Nachmittag wollten wir dann zurück in den Bali Safari fahren. Allerdings erwies sich das als schwieriger als gedacht. Wir versuchten ein Taxi über Grab oder Gojek zu bekommen. Wer beides nicht kennt: Das sind Apps über die man eine Fahrt buchen kann, ähnlich wie ein Taxi, nur dass die Fahrer Privatleute sind und ihr eigenes Auto nutzen. Der Preis ist immer fest und wird von der App festgelegt. Eigentlich schlecht für die Taxiunternehmen und deshalb ist sowas in Europa nicht erlaubt. Übrigens gibt es auf Bali so gut wie keine öffentlichen Busse, deshalb ist man hier gezwungen mit einem Taxi o.ä. zu fahren. So komme ich übrigens auch immer zum Einkaufen in die nächste Stadt, für etwa 2,50 Euro pro Strecke. Auf jeden Fall fand die App keinen Fahrer in der Nähe und so fragten wir im Hotel nach einem Taxi. Den Preis dafür konnte oder wollte man uns nicht verraten. Da es über Grab aber wesentlicher günstiger ist, versuchten wir es parallel weiter. Wir fanden dann einen Fahrer und sagten dem Hotelangestellten Bescheid, dass wir kein Taxi mehr brauchen. Nur hatten wir nicht mit der balinesischen Taximafia gerechnet. Unser Fahrer kam, die Taxifahrer auch und es gab einr große Diskussion. Angeblich sei es nicht erlaubt in Candidasa (so hieß der Ort) Grab zu nutzen. Verbotszonen für Grab und Co. gibt es wirklich, aber in Candidasa haben wir keine Verbotsschilder entdecken können. Die Typen behaupteten von der Regierung unterstützt zu werden als Vereinigung gegen Grab und Co. Auf deutsch gesagt: Taximafia. Da es keinen Sinn machte weiter mit den 3 Mafiosi zu diskutieren, mussten wir wieder aussteigen und den Fahrer ziehen lassen. Ziemlich angepisst sind wir dann erstmal ein Stück gelaufen, bis wir merkten, dass uns einer von den Typen mit dem Motorrad verfolgt. Zwischendurch fragten wir noch andere Taxifahrer nach dem Preis, aber die wollten mehr als das Doppelte von dem was Grab kostet und jammerten was von Familie ernähren. 25 Euro im Vergleich zu 10 Euro. Das Ganze war so verlogen und reine Abzocke. Aber mit den dummen Touris kann man es ja machen. Wir zogen deshalb weiter, in der Mittagshitze auf der Landstraße, immernoch verfolgt von dem Typen, der sich prinzipiell in die Verhandlungen mit den Taxifahrern einmischte. Hätte er das noch einmal gemacht, hätte ich ihm mit Polizei gedroht wegen Verfolgung und Bedrohung. Vor einem Laden versteckten wir uns dann und warteten ab. Aber der Typ kam uns nicht mehr nach. Wir versuchten es erneut über Grab (Alternativen gab es ja nun nicht mehr) und fanden unseren Fahrer wieder, der zum Glück so schlau war an der nächsten Tanke auf uns zu warten. Wie bei einer Verfolgungsjagd sprangen wir in sein Auto und fuhren los. Er hätte richtig Ärger bekommen können, wenn sie ihn erwischt hätten, auch wenn wir schon längst aus Candidasa raus waren. Das war eine Aktion! Und wir waren froh, als wir dann endlich im Bali Safari ankamen.

An Roys letztem Tag bei mir fuhren wir nach Denpasar. Vogelmarkt anschauen und shoppen. Am Abend ging dann Roys Flieger zurück nach Java. Die paar Tage waren viel zu kurz, aber echt schön und ich hoffe, dass wir noch viele solcher entspannten Tage auf unserer Reise erleben werden.


Ende Mai musste ich dann wieder raus aus dem Land, da mein Businessvisum immer nur für 60 Tage gilt. Danach kann man einfach wieder einreisen und erneut 60 Tage im Land bleiben. Indonesische Bürokratie eben. Also ging es wieder nach Singapur, zum fünften Mal übrigens. Diesmal probierte ich ein anderes Hotel aus, allerdings wieder in Little India. Das Hotel war zwar etwas günstiger als das Letzte, aber dafür sehr hellhörig und unpersönlich. Da ich 2 Termine im Krankenhaus hatte, einen für ein CT und einen mit der Ärztin zur Auswertung, blieb gar nicht so viel Zeit für größere Ausflüge. Nach dem CT im Krankenhaus hatte ich noch einen halben Tag, aber keinen Plan. Da ich noch nie in Chinatown war, dachte ich mir es wäre mal an der Zeit. Zuerst fand ich scheinbar den Markt von Chinatown. Dort gönnte ich mir einen Fruchtsaft (neudeutsch: Smoothie).

Beim Erkunden der Gegend fand ich dann diesen hübschen Tempel.

Chinatown war voller Touristen und deshalb gab es auch ein paar Straßen voller Souvenierstände an denen man undefinierbaren Kitsch kaufen konnte. 

Zum bummeln ganz nett, aber es gab nichts was auch nur annähernd nützlich oder brauchbar gewesen wäre, außer das Obst. Einheimische gehen hier bestimmt nicht einkaufen. Was das ist konnte ich nicht herausfinden. Auf jeden Fall ist es recht günstig.

50 Meter weiter stand ein riesiger Tempel, der von außen recht hübsch aussah, ich mich aber nicht hinein traute. Man muss in Tempeln oder an heiligen Orten einige Verhaltens- und Kleidungsregeln beachten, z.B. müssen Schultern und Knie immer bedeckt sein und oft muss ein Sarong getragen werden (ein langer Rock für Männer und Frauen). Nachdem ich eine Weile ratlos herumstand, da ich mal wieder keinen weiteren Plan hatte, entdeckte ich einen jungen Mann, stehend und betend, mit einem Schild in der Hand. Ich hab mich erst nicht getraut mir das Schild von Nahem anzuschauen, aber hätte ich es nicht getan, hätte ich Ben niemals kennengelernt. Auf dem Schild stand etwas über den Buddhismus und auch die Info, dass man gerne nachfragen kann. Da ich den Inhalt des Schildes nicht verstand, fragte ich nach. Ben kommt ursprünglich aus Estland, lebt aber in Australien und ist Buddhist. Er war fast einen Monat lang in Singapur um Spenden zu sammeln für ein Projekt, dass er zusammen mit seinem Guru initieert hat: Eine umfassende Enzyklopädie über den Buddhismus im Internet, vielleicht sogar die Größte. Aus meiner Frage entstand ein Gespräch über Gott und die Welt, das mehrere Stunden dauerte. Irgendwann saßen wir wie die Hippies auf dem Boden. Zwischendurch brachte ein Mann, den Ben zuvor kennengelernt hatte, Essen für Ben vorbei. Im Buddhismus ist teilen üblich und deshalb bekam ich von Ben eine Orange und einen Apfel geschenkt. Das Gespräch war unglaublich interessant, auch, da ich mich mit dem Buddhismus noch nicht so richtig auseinandergesetzt hatte. Diese Begegnung war definitiv eine der interessantesten und eindrucksvollsten mit einem Fremden die ich je hatte. Später brachte ich Ben noch etwas Obst vorbei und spendete etwas für das Projekt. Jedes Mal wenn jemand etwas Geld spendete, betete Ben für diese Person. Und so betete er auch für mich und für meine Vögel. Am nächsten Tag erfuhr ich, dass ihm jemand einen vergifteten Kaffee geschenkt hatte und er deshalb ins Krankenhaus musste. Er sagte mir, dass er froh war in diesem Moment das Obst gehabt zu haben. Später wurde er wohl noch 3 Mal versucht zu vergiften. Ich habe keine Ahnung wer so etwas tut und warum. Später schrieb er mir, dass unser Gespräch das erste gewesen sei, dass alles danach veränderte. Und er meinte es im positiven Sinne. Vielleicht hat ihn alles was danach kam gestärkt und er hatte eine spirituelle Erleuchtung, ich weiß es nicht. Ich finde man sollte viel öfter offen für solche Begegnungen sein, nicht immer im Tunnelblick durch die Welt gehen und vorallem nicht ständig Scheu oder gar Angst haben vor fremden Menschen oder Religionen. Andernfalls verpasst man vielleicht die Chance auf eine Bereicherung des eigenen Geistes und des Intellekts. Die meisten anderen Touristen haben an diesem Tag einfach nur Chinatown gesehen und vielleicht ein paar Souveniers gekauft.

Im Tempel selbst war ich übrigens auch noch. Es gab Tücher und Sarongs zum Ausleihen am Eingang.

An meinem Zweiten Tag in Singapur habe ich nicht allzu viel gemacht. Vormittags Krakenhaus, danach lecker Bagel essen und ab Nachmittag im Bett liegen und Filme schauen.

Der beste Bagel der Stadt. Na gut, ich kenne nur einen Laden. Aber dort gibt es den besten Bagel den ich je gegessen habe. Mit Pilzen, Halloumi, Grünzeug und ich hab vergessen was noch.


Zurück auf Bali ging dann meine spannende Arbeit weiter. Ende Juni muss ich dann schon wieder nach Singapur, zum Kontroll-CT.

Ich danke euch wie immer fürs Lesen und hoffe dass es wieder interessant war. Viele Grüße aus Bali.

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