Nun bin ich schon seit mehr als 2 Monaten auf Bali und die Zeit vergeht wie im Flug. Nicht zuletzt, da ich mit meiner Arbeit hier gut ausgelastet bin und es immer wieder neue Herausforderung gibt, die es zu meistern gilt.
Wie zum Beispiel die Auswilderung von 40 Balistaren hier im Bali Safari and Marine Park. Wer den Balistar noch nicht kennt: Ein wunderschöner weißer Vogel mit einer blauen Gesichtsmaske, der stark vom Aussterben bedroht ist und nur in 2, seit dem 26.4.19 in 3 Gebieten auf Bali vorkommt. Zum einen in seiner ursprünglichen Heimat im West Bali Nationalpark und zum anderen auf der Insel Nusa Penida vor Bali, auf der bis zu seiner Auswilderung keine Balistare vorkamen. Auch im Nationalpark gab es nur noch eine handvoll Individuen bis man dort erfolgreich wieder Tiere ansiedelte. Es wird im Moment von maximal 50 fortpflanzungsfähigen Individuen in freier Wildbahn ausgegangen. Und nun gibt es weitere 40 Balistare im und um das Gebiet des Bali Safari and Marine Parks, die zum Erhalt ihrer Art beitragen sollen.
Einer meiner Schützlinge im Bali Starling Breeding Center (BSBC)
Als ich hier am 30.3. im Bali Safari and Marine Park ankam, waren die Vorbereitungen für die Auswilderung schon in vollem Gange. Und an meinem ersten Arbeitstag, einen Tag später, wurden die 40 ausgewählten Kandidaten gerade in die Auswilderungsvoliere umgesetzt. Von dort aus hatten sie dann die Möglichkeit in eine zweite, provisorische Voliere zu fliegen, in der sie sich tagsüber aufhalten sollten. Ziel des Ganzen war es, die Vögel an die Klappe zu gewöhnen, durch die sie am Auswilderungstag entlassen werden sollten (über die Volieren hatte ich bereits im letzten Beitrag berichtet). Knapp einen Monat lang waren die Vögel tagsüber in der provisorischen Voliere und nachts in der sicheren Auswilderungsvoliere, immer durch die Klappe hindurch. Im Voraus wurden die Tiere individuell beringt, mit einer speziellen Farbkombitation.
Links die Auswilderungsvoliere, rechts die provisorische Voliere. Zwischen beiden erkennt man oben die geschlossene Klappe.
Jeder Vogel hat eine eigene Farbkombination, sodass wir ihn darüber jederzeit bestimmen können. Das ist zum Beispiel Nummer 38, ein Weibchen.
Auch Nester wurden in verschiedenen Teilen des Parks angebracht. Typisch indonesisch etwas abenteuerlich. Auch im Park wurde auf die Auswilderung aufmerksam gemacht. Das Center selbst ist hinter den Kulissen.
Schon Tage vor der Auswilderung war um das Breeding Center ein reges Treiben. Alles wurde aufgebaut, vorbereitet und schick gemacht. Am 26.4. war es dann soweit. Allerdings sollte sich der Gouverneur verspäten, sodass die ganze Zeremonie auf den Vormittag verschoben werden musste. Erst wurden Reden gehalten: vom Zoodirektor, von Tony, vom Gouverneur von Bali und von einem Vertreter der Dörfer im Umkreis. Dabei wurden auch die Beteiligten für die ganze Aktion nach vorn gebeten :D
Der Kurator, ich, Stephan, die Organisatorin der Feierlichkeiten und Mr. Keni aus Bogor, der mich auch bei den Vorbereitungen zur Auswilderung unterstützt hat. Oben im Hintergrund Tony und links die Hände des Kuratorassistenten.
Nach den Reden wurden symbolisch Vögel an die Dorfvorsteher übergeben, um die gute Zusammenarbeit zu unterstreichen. Im Voraus wurde viel Aufklärungsarbeit mit den Dörfern um den Park geleistet, damit die Menschen im Umfeld die Tiere schützen und nicht fangen.
Außerdem wurden Schilder an die Dorfvertreter übergeben, auf denen so viel steht wie: Verbot der Jagd auf wildlebende Tiere in diesem Dorf.
Die Erklärung alle Singvögel und andere wilde Tiere zu schützen, wurde dann noch von allen feierlich unterschrieben. Am Ende wurde gemeinschaftlich für die Vögel gebetet, wofür sogar ein Priester mit einer gewissen lokalen Prominenz eingeladen wurde.
Nachdem der offizielle Teil der Auswilderung erledigt war, konnte es endlich losgehen:
Der Gouverneur (in blau mit roter Mütze) öffnete gegen 11 Uhr die Klappe. Die provisorische Voliere wurde einen Tag zuvor abgebaut, sodass die Tiere zwar wie gewohnt durch die Öffnung flogen, diesmal aber in die Freiheit.Man könnte ja erwarten, dass die Vögel ihr ganzes Leben darauf gewartet haben endlich raus zu dürfen. Allerdings haben die meisten Tiere kein bewusstes Freiheitsempfinden wie wir Menschen und so kann auch ein Gehege für einen Vogel als "zu Hause empfunden" werden. Und so flogen die Vögel etwas zögerlich aus der Voliere. Fast alle Balistare hielten sich die ersten Tage in der Nähe des Breeding Centers auf. Und auch jetzt sind die meisten Vögel in der näheren Umgebung oder kommen zum Fressen.Schon wenige Tage nach der Auswilderung wurde das erste Nest besetzt :D
Ich hoffe, dass die Balistare schlau genug sind solchen Gefahren aus dem Weg zu gehen. Und auch ich muss ganz schön aufpassen, denn Schlangen gibt es hier einige, auch sehr gefährliche.
Seit der Auswilderung werden die Vögel jeden Tag beobachtet. Das heißt für die Pfleger stundenlanges Rumlaufen und alle Sichtungen mit Ort, GPS-Daten, Ringnummern usw. festhalten.Da die Jungs die meiste Zeit des Tages unterwegs sind, kümmere ich mich hauptsächlich um das Breeding Center. Füttern, beobachten, die Futtertiere pflegen, Arbeitsabläufe optimieren, Unterlagen sortieren und Futterpläne, Gewichtstabellen und andere Dokumente erstellen (natürlich in indonesischer Sprache). Bis ich mir hier einen Überblick verschafft und einiges korrigiert und überarbeitet hatte, hat es fast 2 Monate gedauert. Bevor ich kam, war wohl niemand so richtig hauptverantwortlich für das Breeding Center und das merkt man auch. Wie es wird wenn ich wieder weg bin? Keine Ahnung.Ich arbeite daran!