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Mit dem Zug zu den Polarlichtern - Von Abisko nach Helsinki

Veröffentlicht: 28.10.2023

Zuerst noch ein Nachtrag zum vorherigen Blog. Ich habe die Bilder der Polarlicht-Tour in Abisko bereits erhalten und möchte sie hier gerne noch zeigen. Alle Fotos stammen von unserem Guide der Tour S. Rundquist.

Das bin ich 😃 Meine eigenen Bilder sind leider allesamt Schrott geworden.
Das bin ich auch 😃 Eingepackt in etliche Schichten plus Kälteanzug. 
Auf diesem Bild kann man "STEVE" sehr gut erkennen (der leicht violette lange Streifen links über der Hütte). STEVE ist ein seltenes Phänomen, dass erst Anfang diesen Jahrhunderts entdeckt wurde und über das noch wenig bekannt ist. Klar ist, dass es kein Polarlicht ist, aber oft zusammen mit ihnen auftaucht. Ich glaube ich habe an diesem Abend etwas sehr Seltenes und Besonderes beobachten dürfen.
Anfangs waren die Polarlichter noch nicht so intensiv, aber nach einer Weile fing es überall an zu leuchten und wir wussten gar nicht wo wir zuerst hinschauen sollen.
In Echt sahen die Lichter nicht ganz so intensiv grün aus, da das menschliche Auge nicht für das Farbsehen im Dunkeln ausgelegt ist. Besonders helle Polarlichter kann man aber auch mit den Augen in ihren Farben erkennen. Wie an diesem Abend.
Auch rötliches Licht ist bei Polarlichtern verhältnismäßig selten. Unser Guide meinte, es sei die beste Polarlichtnacht seit seinem Saisonbeginn dieses Jahr.

Irgendwie wirkt das voll außerirdisch.


Der letzte Abschnitt meiner Reise führte mich von Schweden nach Finnland. Ich hatte schon im Vorfeld einen Rückflug von Helsinki nach Berlin gebucht und musste somit spätestens am 24.10. in Finnlands Hauptstadt sein. Da mein ursprünglicher Plan, den Nachtzug von Kolari nach Helsinki zu nehmen, nicht funktionierte, musste ich von Abisko nach Luleå reisen und von dort über die Grenze nach Finnland. Etwas komplizierter und ich habe einen Tag dadurch verloren, aber so war ich mal in Luleå und bin zu Fuß über die schwedisch-finnische Grenze gelaufen. Aber davon später.

Ich kam erst gegen Abend in Luleå an, hatte mein Hotel aber gleich in der Nähe des Bahnhofs, sodass ich nicht weit laufen musste. Zu Luleå gibt es an sich nichts zu erzählen. Eine nette kleine schwedische Stadt. Aber ich war auch nur etwa 24 Stunden dort.

Die Nacht war gut, das Frühstück im Hotel besser als erwartet und auch das Café, in dem ich mich aufhielt bis mein Zug nach Haparanda ging, war echt schön.

Pünktlich gegen 16.35 Uhr ging es dann mit dem Zug nach Haparanda, ein Ort an der Grenze zu Finnland direkt an der Ostsee. Von dort musste ich nach Tornio, quasi der Nachbarort, nur eben auf der finnischen Seite. Vom Bahnhof in Haparanda bis zum Bahnhof in Tornio sind es knapp 5 Kilometer, die ich auf keinen Fall laufen wollte mit Gepäck und bei Minusgraden. Und ich hatte dort fast 4 Stunden Aufenthalt bis mein Nachtzug nach Helsinki gehen sollte - so dachte ich. Am Bahnhof in Luleå traf ich auf Markus, ein Schwede, der aber jetzt mit seiner Frau außerhalb Helsinkis lebt und der auch auf dem Weg nach Helsinki war. Wir unterhielten uns auf der Zugfahrt und er erzählte mir, dass es in Haparanda kaum Taxis gibt. Mein Plan war es nämlich mit dem Taxi in ein Restaurant zu fahren, dort Zeit zu vertrödeln und dann von da zum Bahnhof in Tornio zu fahren. Er sagte mir auch, dass wir in Finnland Zeitverschiebung haben. Eine Stunde plus. Das heißt nur 3 Stunden Aufenthalt. Gut zu wissen. Am Bahnhof in Haparanda war es wie ausgestorben und die Busse fuhren nur bis nachmittags. Gut, es war Sonntag. Markus meinte, dass es zu Fuß machbar ist und ich hatte auch keine andere Wahl. Zum Glück war er so lieb und trug einen Teil meines Gepäcks. Ein kurzer Stopp an einem schwedischen Einkaufszentrum, denn Markus musste seinen Kindern noch Süßigkeiten kaufen. Und dann ging es zu Fuß über die Grenze, inklusive Fotos an der Grenzmarkierung.

Auf der einen Seite Finnland, auf der anderen Schweden. Wir mussten die Markierung etwas suchen, denn sie stand eher unauffällig auf einer Wiese. Auf jeden Fall ziemlich cool zu Fuß über eine (latente) Grenze zu laufen.

Markus begleitete mich noch bis zu dem Restaurant in Tornio, in dem ich mich aufhalten wollte. Bis da hin waren wir ca. 3 Kilometer gelaufen. Von dort nahm ich dann ein Taxi, dass mir netterweise vom Restaurant organisiert wurde. Es gab an dem Abend tatsächlich nur 3 Taxen in der ganzen Gegend - das erzählte mir der Taxifahrer auf der Fahrt. Markus hatte leider einen anderen Zug gebucht und startete von einer anderen Stadt 20 Kilometer östlich von Tornio, aber fast um die selbe Zeit. Sehr schade, denn ich fand ihn echt sympathisch. Als ich am Bahnhof in Tornio ankam, musste ich schmunzeln und lachen zugleich, denn es gab dort nichts, außer einem halbdunklen Gleis. Ich hatte ja im Vorfeld schon herausgefunden, das es dort nicht viel gibt, aber so viel Nichts hatte ich keineswegs erwartet. Eine ziemlich surreale Situation, denn ich stand da alleine, im Dunkeln, mitten im Nichts. Wenn der Zug aus irgendeinem Grund nicht gekommen wäre, wäre ich definitiv verloren gewesen. Zumindest erfroren. Es waren -7 Grad. Aus einem parkenden Auto, dass mir bereits aufgefallen war, stiegen dann noch 2 Personen aus und ich war froh, andere Menschen zu sehen. Die Frau musste den selben Zug nehmen und war offensichtlich auch überrascht über das viele Nichts. Der Zug kam pünktlich und es stiegen tatsächlich Menschen dort aus. Ich hatte mein eigenes Schlafabteil, dass sehr sauber und sogar recht gemütlich war und so vergingen die zwölfeinhalb Stunden sehr schnell, obwohl ich eher schlecht geschlafen habe. Dafür bekam ich am Morgen ein Frühstück, dass ich schon im Vorfeld dazu gebucht hatte.

Der Bahnhof in Tornio, der quasi der Hauptbahnhof ist. Irgendwie gruselig. Zum Glück kam der Zug überpünktlich.
Meine Suite. Doppelzimmer mit Einzelbelegung.
Die Gänge des Zuges sahen etwas abgespaced aus.
Und mein Frühstück im Zug.
Der Hauptbahnhof von Helsinki und links mein Zug.

10.45 Uhr kam ich dann in Helsinki an und fand auch recht schnell zu meinem Hotel in der Nähe des Bahnhofs. Ich hatte noch einen ganzen Tag Zeit, um Helsinki zu erkunden, aber keinen Plan. Ich überlegte eine Stadtrundfahrt zu machen, aber scheinbar war die Saison dafür vorbei. Also lief ich etwas herum, schaute in ein/zwei Läden, kaufte etwas und landete am Hafen.

Der Senatsplatz mit dem Dom zu Helsinki.
Am Hafen von Helsinki. Das ist natürlich nur ein winziger Teil davon.

Am Hafen gab es einen kleinen Markt mit Souvenirständen für Touristen, aber auch ein paar Imbiss-Zelte. Dort aß ich ein sehr leckeres Mittagessen - für recht viel Geld. Als ich aus dem Zelt raussteuerte, entdeckte ich eine Fähre, von der gerade Leute ausstiegen. Ich erinnerte mich, dass mir Markus etwas über viele kleine Inseln vor Helsinki erzählt hatte, die wohl sehenswert sein sollen. Also beschloss ich spontan mitzufahren, auch wenn ich nicht so recht wusste, wohin die Fahrt geht. Aus dem Augenwinkel hatte ich noch lesen können, dass die Fähre für Besitzer einer gültigen Fahrkarte für die Öffentlichen Helsinkis inklusive ist. Ich hatte mir zuvor ein 24-Stunden-Ticket gekauft - perfekt. Ich liebe solche spontanen Sachen. Und wie sich herausstellte, war das genau die richtige Entscheidung.

Auf der Fahrt mit der Fähre kam man an solchen kleinen Inseln vorbei. Ich frage mich wer da wohl wohnt.
Auf dieser Insel wohnen auf jeden Fall Kormorane.
Der Blick auf Helsinki von der Fähre aus.

Die Fahrt dauerte nur ca.10 Minuten und endete auf Suomenlinna, im Grunde ein Stadtteil Helsinkis, der aus vier miteinander verbundenen Einzelinseln besteht. Dort war es super ruhig und entspannt, genau das was ich an dem Tag brauchte. In der Stadt war mir viel zu viel Trubel, das war ich nicht mehr gewohnt und mag ich auch nicht sonderlich.

Ich lief ein bisschen herum und fand heraus, dass sich auf einem Teil der Insel eine Seefestung befindet, die 1748 erbaut wurde. Sie diente in mehreren Kriegen als Militärbasis und ist heute UNESCO Weltkulturerbe. Ich hatte zwar gehofft ein paar Wasservögel zu sehen, aber außer Stockenten und ein paar Möwen war nichts in Sicht. Aber dafür war die Festung und die ganze Insel super interessant. Es gab sogar einen Supermarkt und ein paar Restaurants und Cafés und es schienen einige Menschen dort zu leben. Die Architektur war aus verschiedenen Epochen und Stilen und auch dadurch fühlte ich mich ein bisschen wie in einer anderen Welt.

Diese Brücke verbindet zwei der vier Einzelinseln miteinander.
Ein U-Boot aus Kriegszeiten.
Ein paar Wasservögel habe ich dann doch gesehen: Höckerschwäne mit Jungtieren.
Voll die Attraktion 🙂
Blick auf Helsinki.
Die Festung, die sich im unteren Teil der südlichen Insel befindet.
Ich denke das sind Schutzbunker und/oder Lagerräume.
In einen der Bunker habe ich versucht reinzuschauen, da die Tür offen stand. Aber irgendwie war es mir dann doch zu gruselig.
Die Festung war echt interessant, aber auch die Küste und die Umgebung waren richtig schön.
Helsinki im Hintergrund.
Auf den kleinen versteckten Wanderwegen der Inseln sah es wunderschön aus.
Und ein paar andere Vögel habe ich auch noch gesehen.
Es lohnt sich auch mal verstecktere Wege zu gehen, denn so kam ich hier am Hafen raus. Völlig surreale Welt und ich habe keine Ahnung was die ganzen Menschen, die dort wuselten, eigentlich taten.
Auch die Architektur der Insel war sehr interessant. Auf einer der Inseln soll es wohl auch ein Gefängnis geben. Was das auf dem Bild ist, weiß ich aber nicht.
Fast wieder zurück am Fähranleger.

Gegen frühen Abend nahm ich dann eine Fähre zurück und ging fast ohne Umwege ins Hotel. Mein Kopf brummte ganz schön und ich musste am nächsten Tag sehr zeitig raus. Mein Flieger ging am nächsten Morgen 10 Uhr und ich war etwas traurig, dass die Reise schon vorbei war. Ich werde definitiv nochmal eine Tour durch Skandinavien machen, dann aber im Sommer. Und vielleicht mit Zelt. Auf jeden Fall ist mir Skandinavien und auch die Menschen echt sympathisch und das merkte ich umso mehr, als ich wieder nach Deutschland zurückkam.

Vielen lieben Dank fürs Begleiten auf meiner Reise zu den Polarlichtern.



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