Veröffentlicht: 01.12.2017
29.11.
eine kurze nacht liegt hinter mir.
wird der transport der vepse nach puerto maldonado - nur ca. 220 km von der brasilianischen und ca. 60 km von der bolivianischen grenze entfernt - klappen?
wird die vepse wieder laufen, wenn sie die gewaltigen höhen der anden endlich hinter sich gebracht hat?
um 04:15 weckt mich das smartie.
um punkt 5 uhr stehe ich vor der werkstatt. eigentlich in der erwartung, einen lkw oder einen pick up dort vorzufinden.
doch hier, wie auch im übrigen ocongate herrscht noch friedliche nachtruhe. es hat die vergangenen stunden geregnet, die dämmerung setzt gerade ein, es ist eher eine ungemütliche, nasskalte temperatur. peruanische pünktlichkeit, so habe ich gelesen, wird nicht nach minuten, sondern nach stunden berechnet.
ich bin jetzt hier und da bleibe ich. keinen schritt werde ich von der verabredeten stelle weichen. das risiko ist mir zu groß, dass der pickup oder lkw wieder das weite sucht.
so verharre ich und erlaube mir nach einer halben stunde, doch die straße auf und ab zu gehen.
bei nora ist es schon später. sie ist auf und will wissen, wie es mir geht. sie schreibt, dass sie einen komischen traum hatte... ich beruhige sie, berichte von meinem derzeitigen standort, von meiner weiteren nacht im lehmhaus und den eskapaden, die die vepse erleben muss.
halb 6: keine regung hinter den fenstern der oben bewohnten werkstatt. die ersten motorräder sind schon richtung arbeit unterwegs, zu fuß gehende peruanerinnen mit ihren in den bunten farben perus bepackten decken auf dem rücken, einsame fußgänger mit kleinen rucksäcken und die ersten gas-laster, die die sonst noch schlafende straße entlang donnern.
6 uhr! ich wähle die nummer von ulisses, ich höre ein eher verschlafenes hallo, kann aber ulisses stimme nicht erkennen.
ich sage meinen namen, die verbindung scheint nicht zu klappen, erneutes hallo und wer ich bin - keine inhaltliche reaktion - nur wieder ein hallo.
ich spaziere wieder die straße hoch und runter.
dicke wolken am himmel. richtung osten erkenne ich den 6.400 m hohen mit schnee bedeckten ocongate, der teilweise auch noch in wolken eingehüllt ist. schon recht resepekteinflößend.
wenn ich mich tatsächlich auf ulisses vorschlag eingelassen und mit unzuverlässiger benzinpumpe losgefahren wäre...?
06:30 uhr!! die nachbarliche tischlerei wird wach, der meister lässt sich auf der straße blicken und ist nicht überrascht, mich zu sehen. wer weiss, wie lang er mich hier unten schon beobachtet hat. er weiss auch über unser vorhaben und grinst.
gut - ich habe verstanden. halb 7 ist eine zeit, die mir erlaubt, etwas rigoroser vorzugehen. eine klingel gibt es nicht, aber einen türklopfer, den ich energisch betätige. erst beim zweiten mal höre ich von oben eine stimme und erkenne ulisses in einem rotschwarz gestreiften schlafanzug. noch sehr verschlafen. peruanische gelassenheit?
er kommt runter, wirkt gut gelaunt und ohne schlechtes gewissen. sein vater habe ihm gesagt, der geldautomat würde erst um halb 8 funktionieren. entsprechend habe sich natürlich der abfahrtstermin verschoben. von halb 8 abends war die rede.
eine schlechte ausrede...
wenn sogar ich gestern den security-mann verstanden habe...
ulisses ruft seinen vater an, der sofort am handy ist. ich verabschiede mich zum frühstücken. bis der vater hier ist - wer weiss wie lange das noch dauert.
ich suche wieder das restaurant von gestern morgen auf, werde erkannt und nett begrüßt. erst einmal ist mir überhaupt nicht nach spiegeleiern, sondern nur nach kaffee oder noch besser nach heissem wasser, um wieder warm zu werden. die tür zur straße ist sperrangelweit geöffnet, der kalte wind verfängt sich in dem großen raum, aber langsam wird mir wieder warm, und der hunger stellt sich ein.
ich lasse mich nicht hetzen. was meine peruanischen freunde können, kann ich auch: gelassenheit leben!
als ich wieder zur werkstatt komme, sehe ich schon über die mauer hinweg einen stattlichen lkw. zögerlich gehe ich durch das geöffnete metalltor - die vepse steht nicht mehr an ihrem platz. ich gehe weiter und werde schon von felice begrüßt. nett und freundlich, als ob nichts gewesen wäre. die vepse steht schon auf dem lkw, fest verzurrt.
ein zweiter mann schält sich aus dem dämmrigen innenraum der lkw pritsche. der zweite sohn.
nur noch wenige handgriffe, und die ladung ist sicher
nette begrüßung. jetzt wird es zeit, der vater drängt: vamos!
ich werfe noch einen blick in die garage, alle sachen sind im lkw, die vepse ist bepackt wie gestern.
ich verabschiede mich von ulisses. seine gehilfen sind schon da. er fragt mich noch, ob ich es war, der ihn heute morgen angerufen habe? ich bejahe und kann mir meine story über das morgendliche abenteuer nicht verkneifen. auch jetzt kein von einem schlechten gewissen gezeichneter gesichtsausdruck, sondern eher ein lachen wie über einen guten witz, in das seine mitarbeiter einstimmen. leider bleibt mir verborgen, worüber sie eigentlich lachen. über den gringo und seine pünktlichkeit? oder ist es eher ein verlegenes lachen - eine art entschuldigung?
8 bis 9 stunden fahrt liegen vor uns.
bevor es los geht, gebe ich felice die ausgemachte summe. er spricht von dieciseis - ich muss ihn daran erinnern, dass es sich jetzt nur noch diecicinco handelt. den ersten hunderter habe er doch schon gestern erhalten... erinnerndes grinsen, hände schütteln, alles gut.
solo dios sabe mi destino - nur gott kennt mein ziel
an der nächsten tankstelle stoppen wir, um zu tanken. die türen zur ladefläche werden nochmals geöffnet, die "ladung" auf sicheren sitz kontrolliert, und dann könnte es weitergehen. -
felice handy klingelt, seine gesichtsfarbe ändert sich etwas - sie hätten den helm vergessen. aber ulisses setzt sich auf eines der motorräder und wenige minuten später können wir fahren.
die interoceana sur und später die transoceanica werden meine ständigen begleiter sein
das wetter bleibt grau, aber trocken.
die straße ist in einem topp-zustand, die steigung moderat, keine nervenden serpentinen kurven. auf der gegenspur hat sich ein mega-truck mit seinem rechten vorderrad in der regenrinne verfangen und ist in ganzer länge zur seite gekippt. seine ladung besteht aus schweren holzbalken, die er aus dem regenwald mitbringt.
schulkinder laufen mit selbstgebasteltem an der straße entlang. sie haben noch einige kilometer vor sich, bis sie in ihrer schule sind.
ich bin froh, dass ich für 8 bis 9 stunden die verantwortung los bin und "gereist werde".
die carretera ist erst 8 jahre alt
als wir den scheitelpunkt erreicht haben, bitte ich um eine kurze pause. die ladung wird geprüft, alles sitzt, obwohl ich wegen der vielen buckel doch schon sorge hatte, dass die vepse zur seite gekippt ist.
vater und sohn tauschen die plätze, und langsam tasten wir uns die berge runter.
mich überkommt ein gefühl der erleichterung. endlich kann ich die anden hinter mir lassen. die letzten tage oder auch wochen waren sehr anstrengend und nicht unbedingt von der gewissheit getragen, dass mich die technik nicht im stich lässt. gerne wäre ich zwar noch die schlussstrecke mit der vepse gefahren, aber es soll nicht sein.
spärlich besiedelt. aufgehäufte steinmauern wie in irland
wir fahren ohne pause. bevor ich einschlafe, bewundere ich noch felice für seine kondition. als ich wieder aufwache, befinden wir uns im regenwald.
es ist wärmer geworden, die landschaft hat ein sattes grün angenommen, schmetterlinge in grellem gelb und blau überfliegen die fahrbahn und verschwinden im undurchdringlichen grün. auch den einen oder anderen bunten vogel sehe ich. mir fällt meine tour mit nora in den dschungel ein, die wir von manaus aus unternommen haben - vielleicht war es die falsche jahreszeit - schmetterlinge und bunte vögel haben wir nicht gesehen.
wir fahren durch langgezogene straßendörfer. die verkaufsstände biegen sich von leckerem obst und unmengen von bananen. die häuser sind jetzt aus holz - der mensch nimmt das, was ihm das land zur verfügung stellt.
die anden liegen weit hinter uns. eine ostfriesische landschaft macht sich breit. auch diese gegend - die größere stadt quince mil liegt schon lange hinter uns - ist wenig besiedelt. auch tankstellen und raststätten, auf die ich für meine spätere fahrt richtung atlantik hoffe, sind hier so gut wie nicht anzutreffen. wir befahren immerhin die interoceana - da müsste doch mehr infrastruktur für den autofahrer und die vielen busse sein.
flaches land bis zum horizont
ich nicke wieder ein. felices sohn hat es sich in der koje hinter uns bequem gemacht und bereitet sich auf die lange nachtfahrt nach ocongate vor. die beiden verlieren kein wort darüber - auch nicht darüber, dass ihnen ein teil der engen und unbeleuchteten carretera antigua bei dunkelheit bevorsteht. ich habe zeit und überschlage, was die beiden für einen stundenlohn bekommen: knapp etwas über 13 euro. vielleicht viel für peruanische verhältnisse. dabei ist der lkw noch nicht betankt...
wir nähern uns puerto maldonado. um den beiden das leben zu erleichtern überlege ich kurz, ihnen anzubieten, am stadtrand zu halten und die vepse und mich rauszulassen. zum glück lasse ich davon ab. im gegenteil: als sie mich fragen, wo ich rausgelassen werden will, wähle ich die plaza de armas. über das ausladen mache ich mir keine gedanken. es gibt eine rampe, so dass wir auf denkmäler mit treppenstufen nicht angewiesen sind.
bald halten wir vor einem langgestreckten holzhaus. es ist genügend platz für den lkw und den ausladeprozess da.
ich überlasse den beiden die regie. ein mann, der in dem haus wohnt und das sich später als hostel herausstellt, packt mit an. ich habe nichts zu tun, ausser meine nerven zu pflegen und nutze die freie zeit zum fotografieren.
der erste versuch, das hinterrad auf die rampe zu schieben, hätte fast zu einem fiasko geführt. das brett behielt nicht seine position, sondern rutschte weg.
jetzt ist sie in der schräglage, steht aber nicht mittig auf der rampe, sondern etwas schräg. da hilft nur ein kräftiger ruck am hinterrad, so dass die räder wieder genau mittig stehen. die rampe macht das mit und rutscht nicht weg.
langsam, ganz langsam rollt die vespe richtung rettenden asphalt
auf der straße angekommen springt die vepse stotternd an, verschluckt sich und schweigt. ich bin der überzeugung, dass sich das nach dem düsenwechsel ändert und lasse die beiden den rückweg antreten. herzliche verabschiedung. felice kann sich kaum trennen und schüttelt mir zweimal die hände mit anschließender umarmung.
nun bin ich wieder in der verantwortung.
düsenwechsel, benzinpumpentausch, düsenwechsel, keine reaktion. die vepse springt zwar ab und zu an, aber zu mehr reicht es nicht. jeder würde sagen, sie bekommt keinen sprit. ich weiss es mittlerweile besser.
ich darf die vepse im hostel lassen.
mich aber lasse ich von einem mototaxi zu einem hotel in der nähe der plaza bringen. auf bano compartido, wie ich es hier gesehen habe, steht mir wirklich nicht der sinn. auch nicht auf nette schnacks im gemeinschaftsraum, der von einer riesenglotze dominiert wird. mich zieht es in die kultivierte "einsamkeit".
erst die dritte hospedaje gewährt mir zutritt. die anderen beiden sind angeblich ausgebucht, was ich wohl meinem äußeren erscheinungsbild verdanken zu habe. die motorradhose ist von den eskapaden der letzten wochen an den knien lehmverfärbt. das tropische wetter mit dem feuchten klima und den hohen temperaturen tut sein übriges.
endlich angekommen. noch bis in den dritten stock das gepäck hochwuchten, doch vorher gibt mir eine eisgekühlte cola aus dem rezeptionskühlschrank dazu die nötige kraft.
mich empfängt eine laute, eine sehr laute stadt. der fernseher meines nachbarn gibt mir nun wirklich nicht das gefühl, alleine zu sein.
und wieder denke ich: das ist peru! das werde ich so schnell nicht mehr wieder erleben. die vielen unterschiedlichen spielarten von krach. unten an der ecke hat der provider claro beispielsweise recht ansehnliche boxen auf die straße gestellt, die mit getunten bässen für erhöhten herzschlag sorgen und kundschaft anziehen sollen.
mein zimmer ist ok- es hat wandlampen, die für gemütlichkeit sorgen und einen zutritt zum flachdach gibt es auch. zwar fehlt eine aircondition, dafür aber sorgt ein deckenpropeller für angenehmen wind.
ich bin in den tropen angekommen.
unglaublich, dass ich heute morgen noch auf der straße vor der werkstatt auf und ab gegangen bin, um mich vor der nassen kälte zu schützen.
hier sind es 27°, es können tagsüber bis zu 32° werden.
die alpaca pullover und schals sind aus den schaufenstern verschwunden. winter gibt es hier nicht.
mein nierengurt und einer der vier reservekanister sind in ocongate geblieben...
am abend finde ich - da sind es angenehme 23 bis 25° - ein restaurant, das draußen auf er straße leckere spieße grillt. sehr gut gewürzt und zart.
30.11.
das ankommen in der höhe ist mir leicher gefallen, als die aklimatisation hier in den tropen. es ist wie in deutschland in einem nasskalten winter: bloß nicht rausgehen. so ist das hier für mich noch tagsüber.
ich lasse mir zeit, unternehme so gut wie nichts, schreibe und hole informationen ein, was mit meinem patienten noch sein könnte.
sie steht sicher in dem anderen hostel. aber heute gehe ich nur zum mercado und erhoffe mir einen ebenso guten und reichlichen obstsalat wie in pisaq. weit gefehlt. auch die obstsäfte, die angeboten werden, sind nicht frisch gepresst, sondern stehen bestimmt schon seit stunden in einer großen kühlbox und werden nach bedarf mit anderen säften gemixt.
das, was ich bisher von puerto maldonado gesehen habe, zeigt mir, dass sich hier touristen nur spärlich einfinden.
der himmel ist sauber gewaschen, die temperaturen gehen langsam zurück
mir reicht es erst einmal, und ich gehe zurück ins hotel. der propeller an der decke fächelt mir kühlung zu und eine wohlverdiente siesta ist fällig. in der zwischenzeit kommt draußen ein kräftiger tropenregen runter, der von einem beeindruckenden gewitter begleitet wird. ich schaue im halbschlaf auf die uhr und erhoffe mir für die nächsten tage eine bestimmte regelmäßigkeit, damit ich mich später auf meiner tour in etwa darauf einstellen kann. der himmel ist für mich noch kein zuverlässiger hinweis. nichts deutete bei meiner rückkehr auf diese wassermassen hin.
abendliches treiben auf der plaza
das straßenbild wird vorwiegend von motorrädern, motorradtaxis, mototaxis und wenigen autos beherrscht. t-shirts, kurze hosen und sommerliche kleidung bestimmen die mode, das traditionelle aus den anden gibt es hier nicht mehr. die befürchtete mückenplage bleibt aus. keine schwarzen wolken um lichtquellen, so wie ich sie im amazonasgebiet mit nora erlebt habe.
ich taste mich ungewohnt langsam an diese stadt heran.
01.12.
der heutige tag dient auch fast ausschließlich der anpassung an die tropenhitze. ich wache erst spät auf, der propeller muss die ganze nacht arbeiten, sonst wäre es nicht auszuhalten.
ich finde einen eisladen, der auch obstsalat anbietet. die portionen sind überschaubar - eine zweite muss her. ich hätte wohl noch lust auf einen capucchino, der mich richtig wach machen soll, aber ich passe mich den umständen an und ziehe eine nachmittagssiesta vor.
vorher statte ich der patientin noch einen besuch ab. sorgenvolle hände haben eine folie über sie gelegt, um sie vor den wassermassen zu schützen.
heute kommt der regen eine stunde später als gestern. viel bekomme ich davon nicht mit, weil ich scheinbar tief und fest schlafe.
am abend gehe ich wieder in das restaurant, das mich - so wie gestern abend - mit ceviche verwöhnt. rohe forelle in kleine stücke geschnitten, angemacht mit zwiebeln und vorher in limetten eingelegt, maiskörnern, süskartoffeln und gegrillten scheiben von gemüsebananen.
02.12.
heute haben wir 25° - die hitze und luftfeuchtigkeit ist erträglich. es sieht nach einem wolkigen, aber einem regenfreien tag aus.
mir ist wieder nach einem obstfrühstück und einem leckeren capucchino hinterher.
danach werde ich der vepse einen besuch abstatten und das kabel, das mit dem zündkerzenstecker verbunden ist, auf festen sitz überprüfen. ich habe die hoffnung, dass der sporadische kontakt zur zündkerze der grund für das absterben des motors ist. wie sonst ist es zu erklären, dass er von pisaq über einen 4.200er ohne beanstandung gelaufen ist?
es muss etwas mit der elektrik zu tun haben.
vielleicht auch mit der benzinpumpe, aber der motor stirbt auch dann sporadisch ab, wenn ich den reservenkanisterzulauf direkt an den vergaser anschließe.
die neugierde auf meine umgebung ist wieder da, der aklimatisationsprozess so gut wie abgeschlossen, aber so lange ich die diagnose für die patientin nicht kenne, stelle ich meinen unternehmensgeist noch etwas zurück.
das wetter macht mir einen strich durch die rechnung. was erst aussieht wie ein gewöhnliches tropengewitter, das nach einer halben stunde weiterzieht, entwickelt sich zu einem stakkato, das den tag bestimmt und unmassen von wasser und zackige blitze vom himmel schickt.
scheinbar kein gewöhnliches tropengewitter - die einheimischen fotografieren diese szenerie. das lässt hoffen, dass es sich um eine ausnahme handelt.
abwechslungsreiche wasserspielewährend ich unter einem dachvorsprung stehe und mir dieses naturschauspiel ansehe, bewegt sich die imaginäre tachonadel von einer erhofften durchschnittsgeschwindigkeit von 90 km/h steil auf langsame 30 bis 50 km/h zurück. denn bei solchen wettern ist an fahren nicht zu denken. der regenreiche januar steht mir noch bevor. natürlich überkommt mich auf der einen seite schon die ungeduld verbunden mit der hoffnung, dass ich noch im dezember den atlantik begrüßen kann, aber das wird knapp. und hier schließt sich dann der kreis:
kenne ich wirklich die ursache oder liegt sie ganz woanders, sodass ein ganz anderes ersatzteil aus deutschland erforderlich ist?
im grunde verfüge ich über genügend zeit. die brasilianische grenze st nicht weit. aus- und einreiseformalitäten sollten schnell erledigt sein, um mein visum für peru ein drittes mal zu verlängern.
zur not muss die vepse mit dem pickup zur grenze gefahren werden. denn auch sie muss die zollformalitäten über sich ergehen lassen.
4.000 km können in maximal 20 tagen abgefahren sein, so dass ich in jedem fall pünktlich in montevideo sein werde.
also kein grund zur sorge - sondern schauen, wie ich die zeit hier sinnvoll nutze und die vepse dauerhaft zum laufen bringe.
zwischen zwei schauern komme ich halbwegs trocken wieder in mein hotel.
der tag gehört der erholung und vorwiegend der recherche in sachen vepse. lesen von foren und überlegen, wo noch der grund für ihre unpässlichkeit liegen könnte.
morgen werde ich den blog im hinblick darauf prüfen, wann die symptome, wie ich sie jetzt beobachte, begonnen haben und wie ich sie zeitweise ausschalten konnten.
der verkehr lässt sich von den gewittern nicht großartig beeindrucken. die motorradfahrer stülpen sich entweder plastiksäcke über den körper oder gummi-ponchos, die auch noch für die mitreisenden reichen. sie sind so geschnitten, dass sie nicht tuchfüllung mit den speichen oder der kette aufnehmen können.
das lässt hoffen - es gibt kein schlechtes wetter, sondern nur schlechte kleidung...
wenn sie dann wieder fährt, werde ich mich auch mit diesem schutz versorgen, damit ich wenigstens weiterkomme - und sei es nur bis zum nächsten unterstand.
aventura!
03.12.
es ist nur ein kurzer, aber kräftiger regenschauer am frühen vormittag, noch ein paar wolken, die vor der kraft der sonne schützen, dann sind auch diese weg und das thermometer klettert auf 33°, begleitet von einer entsprechenden luftfeuchtigkeit.
gestern war es der sturzregen, heute ist es die kräftige sonne, die mich dem zimmer mit dem wind zufächelnden propeller den vorzug geben lassen würde.
doch die vepse wartet und verhandlungen mit der rezeption über den zimmerpreis, wenn ich auf 10 weitere nächte verlängere.
wir werden uns schnell einig. ich muss pro nacht 5 soles weniger bezahlen und bekomme dafür ein geräumigeres zimmer. das liegt daran, dass in diesem zimmer das tv-gerät nicht funktioniert, das aber - so der chef des hauses - für die peruaner ein grund sei, sich ein anderes hotel zu suchen. win win für beide.
den obstsalat - wieder zwei portionen - bekomme ich in einem anderen restaurant, das kleiner ist. hier gibt es auch einen cupuchino und empanadas mit käsefüllung.
der blick aus dem restaurantfenster - weihnachtsbaum, palme und vergänglichkeitnach dem umzug von 301 zu 302 widme ich mich der vepse. das wetter bleibt stabil und ich bin gespannt, ob ich die ursache finde.
vielleicht einen teil der ursache, denn das kabel zum kerzenstecker sitzt nicht fest in seinem gewinde. da sind noch einige umdrehungen drin. meine hoffnung steigt. mittlerweile haben sich einige männer eingefunden, die neugierig sind, fragen stellen und gute ratschläge geben. neues ist nicht dabei. ich schneide noch das kabelende einen halben zentimeter ab, damit ein guter kontakt zur zündkerze hergestellt ist und probiere nun aus, ob sie einen ansehnlichen und blauen funken gibt. dazu halte ich die zündkerze, die wieder im kerzenstecker steckt, an den motorblock und betätige den anlasser. die farbe und stärke überzeugt mich nicht. sie ist so gut wie neu. ich habe sie noch in ocongate eingesetzt. leider habe ich die neuen zündkerzen im hotel.
vielleicht habe ich einen teilerfolg erzielt? ich werde es morgen wissen.
alex aus köln wird mir die zündspule schicken und gibt mir seinen kontakt zu seinem sachbearbeiter, der gleichzeitig mecanico sei, schnell sei und sich mit vespas auskenne. er bekommt von mir eine ausführliche lagebeschreibung, und ich hoffe, dass wir zu einer stimmigen ferndiagnose kommen.
gegen 17:00 uhr bin ich fertig und genieße die verhältnismäßige sonntagsruhe in der stadt. es stehen plastiktische vor den mehr oder weniger geöffneten läden, familien oder biertrinkende peruaner feiern sonntag und hören schöne südamerikanische musik. die typische andenmusik - chinesenopern - habe ich wohl auch hinter mir gelassen.
der erste advent ist heute...nach einem guten ceviche mache ich einen verdauungsspaziergang runter zum rio madre de dios und entdecke hier ein wohnviertel für die ärmeren bewohner dieser stadt. eigentlich sieht es aus wie in den bergdörfern. statt der lehmhäuser stehen hier holzhäuser, die straßen sind nicht befestigt, es gibt so viele kinder hier, dass sie mühelos die hälfte eines fußballplatzes füllen, fußball und handball spielen. was aber ist, wenn der fluss über die ufer tritt? bei den regenfällen, die noch kommen werden...?
der rio madre de dios - ein nebenfluss des amazonas - mit einer kräftigen strömung. die brücke wird mich nach brasilien führen und ist die noch recht neue verbindung nach cuscoinapari ist die grenzstadt -rio branco mein etappenziel
puerto maldonado verdient mit goldwaschen, holz, paranüssen, bootsbau für die touristen und dem ökotourismus sein geld. 2005 lebten hier noch ca. 50 tsd menschen. bedingt durch die fertigstellung der interoceana sur haben sich weitere menschen hier angesiedelt.
interessant ist, dass die paranusssammler und die verarbeitenden fabriken - bedingt durch eine eu-verordnung - die mitgliedsländer als kunden verloren haben. die konzentration von aflatoxin in den schalen der nüsse seien höher als es die eu-norm erlaube. ein grund weshalb die nüsse nicht mehr importiert werden dürfen. sie dürften jetzt nur noch geschält verkauft werden.
die bäume sehen von der ferne aus wie kastanien, werden auch in etwa so hoch.
zurück zur vepse: es soll vier kreuzungen weiter von hier ein electronico geben. vielleicht kann er die vepse auf kabelbruch untersuchen. irgendwo muss ein wackler sein...
04.12.
ich habe glück. während meines obstfrühstücks geht ein kräftiger tropenregen runter. ich nutze die zeit und stöbere weiter im internet. mich interessiert, was getan werden muss, wenn die zündkerze trocken ist. ich stelle für mich fest, dass ich diese dinge alle schon gemacht und geprüft habe. was noch bleibt ist zu prüfen, ob der ansaugschlauch seiner aufgabe gerecht wird und wie es um den auspuff steht.
dazu gibt es eine geschichte aus wilfrieds werkstatt:
ein peugeot-roller wollte einfach nicht anspringen. und jetzt macht sich jahrelange erfahrung bezahlt. wilfried stochert kurz vor der mittagspause noch in der auspufföffnung herum, stößt auf einen nicht erklärlichen widerstand, stochert weiter bis er nachgibt, startet versuchsweise und eine fontäne gelben blütenstaubs entlädt sich in seine werkstatt. der roller hustet, schluckt und verschluckt sich - dann ist der auspuff frei und der motor läuft ruhig und rund. wie der blütenstaub da reingekommen ist?
nach dem frühstück ist es wieder trocken, und die sonne scheint. ich gewöhne mich an die tropische wärme, die energie ist wieder da.
fast hätte mich ein golf-fahrer mit seiner motorhaube erwischt. ich bewege mich vorschriftsmäßig auf dem zebrastreifen. er kommt mit schmackes um die ecke, ist mit etwas anderem beschäftigt und ich habe schon mit meiner rechten hand tuchfühlung mit seiner motorhaube.
wenn er meine unflätige schimpferei verstanden hätte, wäre er bestimmt ausgestiegen. da aber die peruaner kein deutsch können, konnte ich ihn so richtig schön zusammenbrüllen.
heute ist wieder ein vepsentag. das hostel, in dem sie steht und gut bewacht wird, kann eigentlich nur mit mundschutz und handschuhen betreten werden. die banos und überhaupt... trotzdem ist es auch hier nett und freundlich.
ich mache mich an die arbeit und stelle fest, dass ich bei meiner ankunft nur eine 90iger eingeschraubt habe. dank der piaggio-vertretung in meinem heimatort weiss ich jetzt, dass auf meeresspiegelhöhe eine 105er eingesetzt werden muss., damit ist der grund klar, warum die zündkerze trocken ist.
das ist schnell behoben, die vepse zündet, macht ein paar kolbenstöße, stirbt aber wieder ab.
ich klemme die benzinpumpe wieder an - auch jetzt wieder zündung, und jetzt lässt sie sich kurz auf höhere umdrehungen bringen! dann ruckeln und verschlucken - sie stirbt wieder ab. ich prüfe die zündkerze, sie ist verrußt. spricht eigentlich dafür, dass sie zuviel sprit beklommt. ich schraube eine neue rein, die vespe läuft kurz, die zündkerze sieht aus wie die vorherige - verrußt.
nach reinigung der zündkerze prüfe ich den zündfunken - er ist blau und kräftig.
während ich am arbeiten bin gesellt sich ein bewohner des hostels zu mir und sagt, dass er mich kenne. ich bin überrascht und frage ihn woher: er habe mich in cusco bei der werkstatt schon gesehen, da hätte ich auch an der vespa geschraubt...
ja - soweit ist es gekommen. ein werkstatt-hoping? auch eine form, ein fremdes land kennenzulernen.
der ansaugschlauch macht, was sein name sagt. ich schließe ihn mit meiner handfläche und spüre beim anlassen kräftiges saugen.
die batterie ist schon ziemlich ausgeleiert - ein kräftiger regenguss zwingt mich zu einer halbstündigen pause - danach baue ich sie aus und bringe sie zusammen mit dem hostelsenor - ich nenne ihn julio - zum aufladen.
er verfolgte schon die ganze zeit mein tun. erst bin ich genervt, aber er will mir helfen, und ich übe mich darin, technische sachverhalte halbwegs verständlich zu übermitteln. in der zwischenzeit war er schon für mich bei einem mecanico, der hat aber keine zeit, hierher zu kommen.
jetzt aber bietet julio mir an, mich zur batterieaufladestation zu fahren. mit seinem moto.
auf dem rückweg kommen wir an einem hondaservice vorbei, der einen sehr professionellen eindruck macht. es gibt ca. 10 arbeitsstationen. hier können die motorräder auf eine rampe gefahren werden, und jeder mecanico kann gut arbeiten. ich nehme mir vor, in einer stunde, wenn die batterie aufgeladen ist, hier mal zu fragen, ob sie die elektrik der vepse durchmessen können.
julio möchte kein geld für seinen taxiservice, so dass ich ihm anbiete, ihn zu einem bier einzuladen. 16:00 uhr! egal - das wird schon gehen. ich erfahre von ihm, dass er einen pickup hat und frage ihn sogleich, ob er mich - wenn alle stricke reissen - zur brasilianischen grenze bringen kann und auch wieder zurück. ich bekomme ein ja.
er lenkt dann wie zufällig das gespräch auf mein transfer von ocongate hierher. natürlich will er wissen, was ich bezahlt habe. ich kann ihn nicht anlügen, sondern sage ihm den echten preis. klar, dass ich bei seiner preiskalkulation das nachsehen haben werde. ich tröste mich damit, dass ich in deutschland für solche dienstleistungen das mehrfache würde bezahlen müssen.
geographisch kennt er sich gut aus. er weiss, dass österreich und polen an deutschland grenzen, und auch die niederlande sind ihm ein begriff. etwas später fällt auch der name mit dem anfangsbuchstaben h und ich sage ihm, dass die deutschen nicht gerne an ihn und die zeit erinnert werden wollen.
die stunde ist schnell vorüber, und ich gehe zufuß zur werkstatt. die batterie ist aufgeladen. 3 soles, knapp ein euro sind zu bezahlen. unterwegs komme ich an dem theater und der bibliothek vorbei. beide insitutionen haben ihre besten zeiten gesehen. sie werden nicht mehr benutzt und sind dem bedingungslosen zerfall preisgegeben.
die hondawerkstatt ist picobello aufgeräumt und sauber. am empfang (!) sitzt ein youngster mit weissem hemd, auf das das honda-logo draufgestickt ist - von der straße sind durch ein großes schaufenster die arbeitsstationen zu sehen. vertrauensbildung auf der ganzen linie.
ich erkläre ihm den sachverhalt, und er trägt mit seiner einschätzung zur weiteren vertrauensbildung bei. die elektrik müsse geprüft werden. es könne sein, dass die cdi - ein für die elektrik zuständiges bauteil - defekt sei. morgenfrüh, ab halb 7 - sei die werkstatt besetzt.
das hört sich alles sehr gut an. ich bin mit meinem latein am ende, thorsten aus köln hat noch nicht geantwortet, und alex habe ich geschrieben, dass er noch mit dem versand warten solle. es käme vielleicht ein weiteres teil noch dazu.
ich gehe wieder zufuß zur vepse zurück, baue noch kurz vor dem dunkelwerden die batterie wieder ein, starte, sie ist sofort da, schenkt mir drei kolbenstöße und zieht sich dann wieder zurück.
morgen also werde ich mich von einem mototaxi zum hondaservice schleppen lassen. das ist hier nichts ungewöhnliches. eben noch habe ich beobachtet, wie ein verkaufsstand - ein fahrrad mit drei rädern - mit einem tau an ein mototaxi gebunden und ohne beleuchtung weggezogen wurde. hier geht das.
vorher aber werde ich noch im auspuff stochern...
heute abend finde ich ein neues restaurant. der farbgeruch ist noch wahrnehmbar, die peruanischen farben rot und weiss dominieren. ich bestelle einen fleischspieß mit reis und einen großen salat. zur sicherheit sage ich noch speparado, damit der salat nicht unter dem spieß verschwindet. endlich mal wieder ein richtiger salat!! das fleisch ist lecker gewürzt - eine weitere anlaufstelle für ein gutes abendbrot.
auf den morgigen tag bin ich gespannt!
05.12.
die vepse befindet sich in der honda-werkstatt. der transfer geht reibungslos. ein mototaxi nimmt sie an die leine und so fahren wir durch die von motorrädern und mototaxis dominierte stadt zur werkstatt.
morgen abend werde ich die diagnose erfahren. so lange muss ich mich gedulden.
der restliche tag ist von langsamkeit bestimmt. das tropenklima hat den fuß auf der bremse. erst heute abend hat sich der himmel entladen und unmassen wasser auf puerto maldonado niedergehen lassen.
jetzt ist es nur noch ein sanftes tröpfeln.
zeit zum abendessen.
06.12.
prompt habe ich mir den magen verdorben. aus übermut habe ich etwas mayonaise über das grill-fleisch geträufelt...
viel schlafen hilft bei mir immer. die vepse kann ich sowieso erst am abend abholen. den obligatorischen obstsalat lasse ich aber nicht aus. ich habe appetit, und er schmeckt. er hat aber eine nachhaltigere wirkung als sonst - hunger auf abendbrot verspüre ich nicht im geringsten.
den mecanico - el maestro - verstehe ich kaum. schließlich führe ich ihn mehr oder weniger in das innere der werkstatt, um dem krach von der straße zu entrinnen und die vepse zu sehen. er kriegt seine zähne nicht auseinander und nuschelt.
ob ich ihm glauben kann? zündspule, cdi, kabelbaum seien in ordnung. startautomatik würde er noch prüfen. ein ersatz ließe sich von einem anderen scooter einbauen. der vergaser liegt in einer schale - zusammengebaut und angeblich gereinigt. jetzt will er die benzinpumpe untersuchen. er weiss mittlerweile, dass sie neuwertig ist.
morgen - media dia - soll ich wiederkommen.
ich gehe langsam wieder in die stadt zurück. mein schweinehund will ein mototaxi, ich setze mich gegen ihn durch. es ist ein schöner und sonniger nachmittag. ich verweile noch auf der plaza, erwarte eigentlich hungergefühle und mache mich sicherheitshalber wieder auf richtung hostel.
heute also kein abendbrot.
in den letzten wochen habe ich der redaktion unserer zeitung geschrieben und ihr den bloglink geschickt. die reaktion kam zwei tage später. es bestünde interesse. mithilfe einer whatsapp-sprachnachricht hat der redakteur meine persönlichen eckdaten erhalten und dann war erst einmal schöpferische ruhe.
heute erhalte ich von ihm die nachricht, dass der artikel morgen in der zeitung stünde. eine "fotostrecke" gäbe es auch im web.
07.12.
der magen hat sich beruhigt, will aber noch sorgsam behandelt werden.
gleich nach dem aufwachen lese ich den artikel, der auf seite 3 des osterholzer kreisblattes im weserkurier erschienen ist und mit einem großen foto von der atacama-wüste mit meiner einsamen vepse an einem "anlehner" aufmacht.
der artikel gefällt mir, und am nachmittag höre ich schon von nora, dass riekes mutter irmgard diesen abfotografiert und ihr geschickt habe.
auch heute bleibt mehr oder weniger der fuß auf der bremse. eine siesta nach dem frühstück wirkt, wie immer, wunder.
auf meinem weg zur vepse werde ich bei der post, die nicht weit von hier ist, vorstellig, um nach meinem paket aus köln zu fragen.
das stichwort, das mich beruhigen soll und auch noch tut ist transito. noch unterwegs. ich bin beruhigt, dass die trackingnummer, die die post alex gegeben hat, funktioniert. gerne hätte ich zwar gewusst, ob das paket schon lima hinter sich gelassen hat, aber immerhin befindet es sich auf diesem kontinent. proxima semana... mal gespannt, wie oft ich dieses versprechen zu hören bekomme.
die western union bank ist seit zwei jahren nicht mehr unter der angebenen adressezu finden, aber nicht weit von hier an der plaza gelegen.
- was wäre gewesen, wenn die post umgezogen wäre; das paket würde ich wohl erst nach monaten erhalten -
für meine vepsen-versicherung für brasilien, paraguay, argentinien und uruguay muss ich über die wub das geld an die allianz in buenos aires überweisen. aber nicht heute.
es ist heute ein heisser tag und sonniger tag. wieder um die 32°, etwas windig und die luftfeuchtigkeit hält sich in grenzen.
fast alle arbeitsstationen bei honda servicio sind besetzt. die halle hat ein gutes arbeitslicht, der geräuschpegel hält sich in grenzen. ich treffe gleich auf meinen maestro, der mit profesionell verdecktem, aber doch erkennbaren stolz auf meine vepse zeigt und verkündet, dass sie wieder liefe. er betätigt den anlasser - kein vorführeffekt - und sie springt an. hm - das ist schön, überzeugt mich aber nicht, weil sie das bisher nach jedem werkstattbesuch brav gemacht hat. es sei der vergaser gewesen. dessen defekt habe dazu geführt, dass das benzin nicht weitergleitet worden, sondern zurück in den luftfilter und zur zündkerze geflossen wäre. die zündkerze war schwarz. das stimmt, denke ich im stillen.
die benzinpumpe sei in ordnung, der druck stimme auch.
die vespe ist warm - entweder hat sie eine lange probefahrt hinter sich, oder schon längere zeit im leerlauf vor sich hingeblubbert.
ich bezahle umgerechnet rund 50 euro für eine neue zündkerze, ölwechsel und arbeit.
schon beim anfahren aus der werkstatt merke ich, dass sie wieder kraft hat wie früher. ich fahre etwas durch die stadt, beim hotel vorbei, um meinen helm zu holen und bei dem anderen hostel vorbei, um von dem erfolg zu berichten. ich erzähle von meinem plan, mir ein motorrad-taxi für 4 stunden zu mieten und von ihm eskortiert eine längere tour zu machen. 400 km schweben mir vor. und wenn dann wieder die bekannten symptome auftauchen, lasse ich mich von meinem begleiter zurückschleppen. mein gesprächspartner wird hellhörig und wittert einen auftrag für julio, seinen chef.
nach dieser probefahrt werde ich klarheit haben. so oder so...
ich fahre über die tolle knapp einen km lange brücke. der rio madre de dios hat eine beeinruckende breite. auf der anderen seite mache ich einen kurzen stopp, verschicke stolz sprachnachrichten, fahre wieder richtung brücke und - ruckeln und aus. sonst ist der abstand zwischen ruckeln und absterben des motors im länger. nichts geht mehr.
mittlerweile habe ich schon übung im - mich - abschleppen - lassen - und stehe wieder wenige minuten vor honda servicios. mein maestro - edwin heisst er - kommt sofort aus der halle und schaut etwas verdrossen.
das erste, was er macht: er klemmt die benzinpumpe ab. der motor der vepse ist sofort wieder da. hm - jetzt meint edwin auch, es müsse an der benzinpumpe liegen. so weit war ich auch schon in cusco, in pisaq und in ocongate...
morgen wird es trotzdem die probefahrt geben. der ersatztank wird angeschlossen, und ich bringe die vepse zurück ins hostel. ich treffe dort julio und berichte ihm von dem plan. morgen ginge es bei ihm nicht, aber samstag könnten wir die probefahrt machen. ihm schweben auch 400 km vor. 10:00 uhr werde ich ihn abholen.
ich habe nur hunger auf einen salat, der wieder gut und reichhaltig ist.
08.12.
35°! das ist entschieden zu viel für irgendwelche aktionen.
die nacht ist begleitet von einem oder mehreren wohl aus der fassung geratenen peruanern.
ein panisches und angstbesetztes no no!! hallt durch den flur, das rennen nackter füße auf dem fliesenboden, türen knallen, schreie und wieder no, no!!, die geräusche werden leiser, es kehrt eine trügerische ruhe ein, bis sich die schreie und die nackten füße wieder meinem flur nähern, innehalten, wieder das no no!! und dann wieder verschwinden. das wiederholt sich einige male. ich bin kurz davor ruhe! zu brüllen, erkenne aber recht schnell den ernst der lage, fühle mich aber nicht imstande zu helfen. ich habe den eindruck, dass man versucht, beruhigend auf die beiden einzuwirken.
sie sind nun im erdgeschoss und endlich auf der straße. dann ertönt ein mehrmaliges klingeln, die türe wird aber nicht geöffnet. und endlich höre ich von ferne sirenen und motorradgeräusche.
wenig später tritt endlich ruhe ein. jeden moment habe ich damit gerechnet, dass diese scheinbar von angst besessenen peruaner durch meine tür brechen, nicht aus absicht, sondern eher von angst verfolgt.
das obstfrühstück lasse ich mir trotz des wetters nicht nehmen, gehe aber dann ohne umwege wieder ins hotel.
ich will jetzt wissen, ab wann sich bei der vepse die symptome gehäuft haben. dazu werde ich meinen blog mehr oder weniger von vorne nach hinten durchlesen und mir auf einer tabelle notieren, wann und wo was passiert ist.
als es draussen einigermaßen erträglich ist, mache ich mich auf zur vepseu, um die zündkerze zu wechseln. vorher probiere ich, ob sie anspringt. erst will sie nicht, aber dann sehe ich, dass der benzinhahn geschlossen ist, öffne ihn, warte einen moment und sie ist sofort da. ich öffene das helmfach und sehe zu meinem erstaunen, dass der kerzenstecker nur lose mit der kerze verbunden ist. hm - denke ich für mich - dieser lose kontakt muss gereicht haben, dass die vepse eben angesprungen ist und dass sie gestern bis auf den aussetzer gelaufen ist?? doch nicht die benzinpumpe, sondern der lose kontakt zur kerze? die vepse gibt mir rätsel auf.
die kleine probefahrt heute läuft ohne besondere vorkommnisse. stark in der beschleunigung, geht nicht aus und springt gleich beim ersten mal zünden wieder an.
ich erhoffe mir eine kurze tour am rio madre de dios, merke aber sehr schnell, dass die straße wieder richtung stadt führt. auf höhe des flusses sind siedlungen. schade.
der rio ist nur mit mühe am hinteren bildrand zu erkennen
kurz vor dem dunkelwerden bringe ich die vepse wieder zurück, bestätige die verabredung für morgen, 10:00 uhr, esse noch eine doppelte portion salat und bin - bevor die mücken kommen - wieder im sicheren hotelzimmer.
heute ist freitag - ich bin gespannt, welche kapriolen mich heute nacht erwarten.
09.12.
keine kapriolen. abgesehen von den tv-geräten, die auch noch den letzten spielfilm zeigen dürfen, verläuft die nacht ruhig.
um kurz vor 10:00 uhr bin ich im anderen hostel und treffe gleich julio. ich sage ihm, dass ich noch vorher zur werkstatt fahren und den auspuff abbauen und mit druckluft durchpusten möchte - dann könne es losgehen. er druckst herum und schließlich verstehe ich, dass er auch heute keine zeit habe. er müsse zum flughafen, gäste abholen. außerdem sei etwas mit dem tank seiner beiden fahrzeuge nicht in ordnung. ich merke, dass ihm das unternehmen nicht geheuer ist und versuche es erst gar nicht, ihn zu überreden. eigentlich ist auch 10:000 uhr für solch eine aktion entschieden zu spät. also verschiebe ich die aktion auf morgen und überlege, dann entweder die bolivianische grenze zu überqueren, oder einfach nur bis zur nächsten 150 km entfernten stadt zu fahren, aber in begleitung. ich bin gespannt, ob ich morgen ein motorradtaxi für diese aktion gewinnen kann.
das durchpusten des auspuffs von beiden seiten bleibt wirkungslos - keine blütenstaubfontainen, keine staubwolken aus den hochanden.
so mache ich die zweite probefahrt durch die stadt und lasse mit vorsicht den radius etwas größer werden. die vepse schnurrt und beschleunigt, der motor klingt nicht angestrengt, so wie auf den pässen.
ich finde ein hinweisschild, das auf eine art biergarten richtung rio deutet, lasse mich vorsichtig über schotter und kies bergab rollen und befinde mich im schatten großer bäume. eine wohltat. es sind bestimmt über 35°.
heute präsentieren sich die schüler aller schulklassen. dazu sind die straßen rund um die plaza gesperrt und ausstellungszelte aufgebaut. es gibt eine bühne für die honoratioren der stadt, ich sehe die mädels in tanzkostümen, die kleineren in bunten kleidern, sonst erscheinen alle in ihrer schuluniform. sie sind alle sehr eifrig und in vorfreude und scheinen die stickige luft unter den zelten nicht wahrzunehmen.
ich bin froh, dass ich jetzt hier am fluss sitzen kann. um mich herum stehen vereinzelt tische und plastikstühle, die bierflaschen vom heutigen frühschoppen oder von gestern abend sind noch nicht abgeräumt, die hühner mit ihren küken genießen ihre freiheit, hunde liegen faul und schnarchend unter den stühlen und frau katze gibt mir die ehre, an meinem fingern zu schnuppern.
die ruhe ist ungewöhnlich, kein radio, das vom kiosk herschallt, keine motorboote auf dem wasser, nur das säuseln der blätter. entspannung spur. die verkäuferin sieht mich mit der vepse. sie ist neugierig und ich lasse sie an meinen abenteuern teilhaben. auch hier die ungläubige frage: solo?
später wird der rasentrimmer aktiviert, und ich fahre wieder in die stadt. auch jetzt springt die vepse sofort an. sie bringt mit ohne ruckeln über die große hängebrücke in die stadt zurück. ich verspüre lust auf ceviche. es ist mittagszeit und samstag - viele bessergestellte peruaner treffe ich in meinem ceviche-restaurant an.
nun will ich es wissen, verlasse noch einmal die stadt, fahre die vepse für einen moment aus und dann - verschlucken, ruckeln, motor aus.
ich mache noch einen startversuch und höre zu meiner überraschung die gestern von edwin abgeklemmte benzinpumpe. sie befördert den sprit in den benzinschlauch, den ich mit einer schraube verschlossen habe. hat edwin die pumpe gestern wieder angeschlossen? oder vielleicht heute morgen, als ich mit dem auspuff beschäftigt war? aber warum? dann hätte er auch den benzinschlauch zum vergaser führen müssen. ich klemme die pumpe wieder ab, starte und die vepse ist sofort wieder da.
ich fahre weiter - kurz vor er brücke bleibt sie wieder stehen - ich warte einen moment und schaue nach dem benzinhahn, der aber geöffnet ist. dann springt sie wieder an und benimmt sich für den rest des tages, als ob es diesen zwischenfall nicht gegeben habe.
doch etwas mit der zündung? zündspule? wilfried reduziert die ursache der symptome auf die spritzufuhr oder auf die zündung. was anderes könne es nicht sein.
vielleicht ist einfach nur der ersatztank leergefahren?
ich kaufe mir noch zwei kurze hosen auf dem markt und finde dann eine stelle an dem fluss, wo die fischer ihre boote liegen haben und der nachmittag gemütlich vor sich hin dümpelt.
boote, wie sie auch auf dem amazonas benutzt werden
später bringe ich die vepse zurück ins hostel, mache eine siesta und gönne mir später - kurz vor einem regenschauer - noch einen großen salat.
ich habe gelesen, dass der tourist insgesamt 183 tage mit seinem touristenvisum im land bleiben darf. der countdown läuft. ende dezember muss ich das land verlassen. ob die wiedereinreise klappt? dazu gibt es in den web-foren unterschiedliche meinungen...
zur not muss ich das paket weiter nach brasilien schicken lassen.
zur not muss mich ein pickup zur grenze bringen...