2017 VespamerikasuR 2019
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ab 19.09.: Mein Viertel Mariscal in Quito

Veröffentlicht: 20.09.2017

19.09.

die letzten beiden tage verliefen ereignislos. zum zweiten mal hat sich etwas falsches in meinen magen verirrt, scheinbar etwas richtig falsches, so dass ich zwei tage brauchte, um wieder fit zu werden. kohletabletten und ein elektrolythe-saft mit sehr viel schlaf haben mich wieder gesund gemacht.
städte mit lautschrift  ka  sollte ich künftig meiden. erst cusco und jetzt quito...?

der heutige tag beginnt langsam, aber schon mit einem guten frühstück mit avenas und rührei und einer siesta nach dem frühstück.
heute ist ein richtig heisser tag - im sommer ist es hier nur schwer auszuhalten, was durch die beckenlage der stadt bestimmt noch verschärft wird.
ich fahre noch einmal zur vespa-werkstatt, weil ich einen ersatzriemen haben möchte. das navi ist kaum zu lesen, weil die sonne quasie im rechten winkel darauf scheint.
die werkstatt hat keinen antriebsriemen mehr. lieferzeit zwei monate. was habe ich für ein glück gehabt, dass der letzte in meiner vepse verbaut wurde.
ein etwas fragwürdiges lagermanagemt - schon vor zwei monaten hätten neue antriebsriemen bestellt werden müssen. wenn jetzt ein kunde kommt - der umsatz ist weg.

die arbeitsbedingungen für die werkstatt- und büromannschaft sind allein von der büro- und werkstattsituation hammerhart. asbestdächer, die die sonnenhitze ungefiltert in die innenräume lassen und nur ein fenster, das auch noch geschlossen ist. schon jetzt im frühling bestimmt 28°, aber der senor, der mich bedient kennt andere temperaturen. ihm scheint kalt zu sein, er trägt einen schwarzen pullover und hemd.
er
ruft für mich in ambato an, dort arbeitet cassandras bruder, und fragt nach dem riemen. die antwort ist nicht ganz eindeutig. ambato liegt auf meinem weg. ich werde es drauf ankommen lassen.

ich fahre wieder ins hostel zurück und verspüre wenig später richtige lust auf einen wrap mit gemüsefüllung. am spätnachmittag gehe ich auf die suche, bleibe bei einem mexikaner hängen und erkläre ihm, was ich möchte. ja das könne er, ich solle mich setzen.



keine quader, sondern bunte und abwechslungsreiche architektur

meine vorstellung ist, den wrap mitzunehmen und irgendwo auf einer plaza zu essen. es kommt dann später auch ein schön dekorierter teller mit avokado, einem leckeren gemüsespieß, etwas salat, joghurt und tacos. diese werden auch noch nachgefüllt. ich lasse die rechnung kommen und da steht: 2 dollares! beim bezahlen zögere ich etwas, doch der betrag stimmt.

der blick von meinem tisch aus

dem voraus gegegangen ist die frage des inhabers, ob alles in ordnung ist. ja - es ist alles in ordnung, nur hätte ich mit einem wrap gerechnet. das war für ihn der grund, die rechnung auf zwei cola zu begrenzen. wenn ich den teller zurückgehen lassen hätte, dann wäre das ok - aber ich habe alles feinsäuberlich aufgegessen...
auf meinem weg zum hostel finde ich dann noch einen laden, der joghurt naturales verkauft. eine seltenheit hier in südamerika!! die bunten chemie-joghurte gibt es in den supermärkten, aber naturjoghurte sind nicht zu haben.
ich esse zwei becher, der zweite ist ein cocusnuss-yoghurt.
dort gibt es auch wraps -  mein mittagessen für morgen.

morgen werde ich mir noch die basilika anschauen, die fußläufig erreichbar ist und die vepse reisefertig machen.
am donnerstag geht es nach "zurück" richtung heimat. ca. 10 tsd kilometer bis zum hafen von montevideo liegen vor uns.

20.09.

ich sehe mich noch nicht auf dem weg nach südost... 
heute habe ich einen salat bekommen, der verantwortlich sein könnte dafür, dass ich hier noch wochen verweile!! frische tomaten mit geschmack, salatgurken, knackige paprika, zwiebeln, ein leckeres olivenöldressing und eine art philadelphia noch zum abschmecken. dazu gibts  noch tsatsiki und nicht ganz so fette pfannkuchen. und das in netter umgebung auf der avenida rio de amazonas, unter grünen bäumen, am nachbartisch eine männerrunde, die kaffee trinkt und raucht. braungebrannte, rüstige und mit gutem sozialem umfeld ausgestattete rentner. kennen jeden und sind bester laune.
ich auch! danach noch einen cafe con leche und eine zigarette. besser kann es doch nicht sein.

aber der reihe nach: ich habe richtigen nachholbedarf nach gesunder ernährung. den einen oder anderen von euch mag dieser einschub nerven. aber ein halbes jahr mit mehr oder weniger gutem und gesunden essen rechtfertigt meine lobeshymnen hier in quito.
der tag beginnt mit 500 milliliter joghurt natural, einem obstsalat und haferflocken. 500 ml - davon kann sich eine ganze familie zwei tage ernähren...
heute steht dieses viertel auf dem programm. es heisst mariscal, und hier lässt es sich leben. kein aufdringliches szene-geheul mit lauter musik und pseudo entertainment, sondern alles ausgewogen. gute bars, naturkost- und yogaläden, restaurants aus allen kontinenten - heute habe ich eines entdeckt, das nennt sich menue europa oder so ähnlich - es gibt viele grüne straßenbäume, straßencafes, herren- und damenausstatter, einige ledergeschäfte, mordsverkehr, viele leute, die in den umliegenden büros arbeiten und in anzügen rumlaufen müssen, am abend gibt es dann an der einen und anderen ecke die "sexarbeiterinnen" - für den gringo ist es dann ratsam, sich nur noch in einer gruppe zu bewegen.
die architektur ist abwechslungsreich von hässlichen bis schönen, schlanken und leichten türmen, dann die buntfarbigen zweistöckigen giebelbauten, die weissgekalkten mit stuck und schmiedeeisernen gittern angereicherten "paläste" - es ist alles da und es verträgt sich.

leicht und schlank: das hilton

mein erster gang ist in die cathedrale, die auch noch zu diesem bezirk gehört und die sich in ihrem gotischen kleid in dem getümmel von mehrstöckigen häusern, die ziemlich nah rangerückt sind, nicht so ganz wohl fühlt.
das tritt aber in den hintergrund, als ich die kirche betrete. nicht zu vergleichen mit der überladenen mit blattgold ausgestatteten cathedrale in der stadt. hier ist alles nüchtern, klar, nur ein etwas kitschigen altarbild, ansonsten eher nüchtern. die farben grau mit weissem kalkstandstein überwiegen.


kein ausladener kirchplatz
der kirchgarten ist nur wenige quadratmeter groß
grund und boden sind teuer, die stadt braucht platz - der verkehr donnert vorbei

und dann dieser kontrast der großzügigkeit, der harmonie, die vom baustil ausgeht, die transparenz und klarheit

die messerscharfen konturen, die sich noch durch den weissen stein besonders hervorheben

die türen weit geöffnet, das leben draussen ist bestandteil dieses hierseins und trotzdem hat die atmosphäre etwas wohltuendes.
wir menschen können so schöpferisch sein und solche kirchen bauen, kunstwerke -
auf der anderen seite sind wir mit dem bedürfnis nach macht ausgestattet, die alles in schutt und asche bombt. die bedrohung ist nicht weit und jeden tag in der presse zu verfolgen.

über eine stunde verbringe ich hier, ziehe ein resüme über die vergangenen 6 monate und lasse meinen gedanken freien lauf.
auch hier gibt es keine orgel.

ich lasse mich erfrischt wieder auf das tosende leben ein und gehe zum casa de cultura, dort hin, wo am samstagabend das straßenkonzert stattgefunden hat.
diese casa muss früher ein mondäner familiensitz gewesen sein, so wie das älteste restaurant in lima.

diese lampe oder besser dieser beleuchtungskörper ist aus holz gefertigt. eine galerie, der licht durchflutete innenhof, hochwertige materialien sind hier verbaut.


hier gibt es lesungen, eine fotoausstellung, konzerte und das alles in meiner direkten nachbarschaft.

die häuser hier haben eine schöne architektur. die familien, die hier einmal gelebt haben - wo sind die nachkommen, dass das jetzt alles "allen" gehört.

das ministerium für soziales und integration
ob hier in dieser stromkabel dominierten stadt überhaupt jemand lust hat, fotografie zu studieren?

filigranes kunsthandwerk

nichts vom bild weg geschnitten. gegensätzlicher können baustile nicht sein. gab es hier früher einen großen park, der das anwesen umschloss?

es gehört den verantwortlichen der a... versohlt. aber die stadt hat nur 3 km in dem becken zur verfügung und zieht sich jetzt schon über 50 km in die länge...

endlich gleichförmigkeit und keine kabel

fast so wie das viertel in bremen

die avenida rio de amazonas

nachmittagsstimmung

doch noch überragend

und die anden sind allgegenwärtig

ich habe noch drei dinge auf dem zettel: den converter für 110 auf 220 V, eine straßenkarte von brasilien und einen zündkerzenschlüssel mit ratsche.

die liberia kann mit der straßenkarte leider nicht aufwarten und auch nicht schnell besorgen.

der mann in der ferreteria hat nerven. er hat nicht die richtige schlüsselgröße und führt mich persönlich zu seinem erzfeind. dem baumarkt, der über kurz oder lang die kleinen tiendas dem erdboden gleich macht. aber hier werde ich fündig, der converter ist mir zu teuer und lohnt in anbetracht meines ausreisens in 3 bis 4 wochen nicht, schlüssel und ratsche bekomme ich. dieser erweist sich später als zu groß - also morgen vor der abfahrt muss ich noch einmal hin und tauschen.

auf dem rückweg muss wieder ein käfer dran glauben. ein europäisches modell.

der hat auch eine weite reise hinter sich

ich werde wohl morgen dieser stadt den rücken kehren...

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