2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

ab 21.09.: Ambato - 2.570 m

Veröffentlicht: 22.09.2017

21.09.

kurswechsel süd, südost. der scheitelpunkt meiner vepsen-tour ist erreicht.
heute wird er tatsächlich in angriff genommen. obwohl kolumbien nur noch ein katzensprung entfernt liegt und sooooo schön sein soll. und überhaupt -  das allerschönste ganz südamerikas, schwärmen mir alle vor. beim nächsten mal, denke ich mir. bis dahin habe ich den führerschein klasse 1 und darf eine vepse mit 300 cc fahren.

ich lasse quito und mein viertel mariscal mit zwei weinenden augen hinter mir. ein letzter blick auf die männerrunde, die sich zum frühstück bei meinem salat-griechen wieder versammelt hat. dann heisst es nach vorne schauen. der verkehr ist dicht, die sonne knallt im senkrechten winkel vom himmel. ich fahre in t-shirt und ohne motorradbekleidung. leichtsinnig - aber im stau stehen und wegschwimmen, das will ich mir ersparen.

ich komme trotz widriger umstände (navi kaum zu lesen und schneidende pkw und busse) gut aus quito raus und befinde mich bald wieder auf der panamericana sur.

ambato ist mein ziel. auf dem navi mit lächerlichen 3 stunden fahrzeit angegeben. das ist gut zum wieder eingewöhnen. die fehlende schaumstoffunterlage macht sich in immer kürzer werdenden zeitabständen bemerkbar. irgendetwas muss ich mir einfallen lassen. auf der anderen seite ist es auch gut, alle stunde mal eine pause zu machen.

die panamericana führt zwischen den  ost - und westkordilleren nach süden und ist ein guter windkanal. der kommt mir mit kraft entgegen, was das fahren sehr anstrengend macht. die steigungen nehmen zu. die vepse singnalisiert: düsenwechsel. ich finde eine etwas waghalsige "parkbucht". malerisch gelegen. es führt wenige meter davon ein holperweg hinunter zu einer weide, wo schwarzbunte kühe grasen und zwei männer sich an einer wasserleitung als tränke probieren.

die hiesige milchindustrie wirbt auf großen schildern mit der marke "swiss alps" für ihre produkte.

die vepse ist standsicher, der düsenwechsel geht flott voran, aber schon beim anfahren merke ich, dass sich der gashahn nicht mehr wie gewohnt aufdrehen lässt. nur noch ein viertel, dann bin ich schon am widerstand. egal, jetzt muss ich mich erst einmal aus dieser parksituation befreien und das begonnene wendemanöver zum abschluss bringen. einfach die holperstraße runterrollen lassen und dann wieder hochfahren, ist mit 125 cc nicht zu schaffen. also muss ich auf kleinster stelle drehen - den abschüssigen holperweg im blick..
es kommen gäste vom naheliegenden restaurant und sehen mein wendemanöver als willkommende abwechslung an. keine gute idee! einer will tatsächlich mit mir in meiner etwas misslichen situation ein gespräch anfangen: de donde vienes? wo kommst du her? - er wird nicht beachtet.

es gelingt mir, mit viertel-gas die vepse auf kurs zu bringen und mich auf der standspur der pamamericana sur einzufädeln.

die nächste parkbucht ist viel besser. meine vermutung, dass der gaszug klemmt ist es nicht. es kann nur etwas mit dem vergaserausbau zu tun haben, denn vor dem düsenwechsel war ja  alles normal. also nehme ich den vergaser ab und stelle fest, dass ich die federklemme falsch eingefädelt habe. das kann es nur sein. ich korrigiere meinen fehler und erkenne wenig später, dass das die ursache war. schulterklopfen und weiter.

unterwegs werden in kleinen ortschaften in großen plastikbechern vorbreitete ananas und melonenstücke angeboten. die melonen erinnern mich an meinen schwiegervater, der sie immer zu den geburtstagen mitbringt.

konisch wohl geformt und aus dieser perspektive ist die kraft seiner aktivität erkennbar

und dann sehe ich ihn aus der nähe: den 5.900 m hohen und immer noch aktiven vulkan cotopaxi! ein kegel mit wolkengebilden über seinem krater vor blauem himmel und grüner landschaft. gletscher lecken an ihm hoch. seinen namen hat er aus der präinka-zeit. zu der zeit wohnten dort die götter, die für den wertvollen regen sorgten.
wenn der mond in einem bestimmten winkel über dem krater steht, hat er die anmutung eines mannes, der einen poncho trägt. der poncho wird von den gletschern dargestellt. von "hals des mondes" leitet sich cotipaxi ab.
gerne würde ich immer wieder fotografieren, weil sich seine perspektive in schnellen abständen ständig ändert. aber die straße ist abschüssig, eine feststellbremse gibt es bei der vepse nicht. und auf dauer, sie mit den füßen still zu halten, lässt nur das bild verwackeln.

der cotipaxi  -  "hals des mondes" - immer noch aktiv und mitglied einer "vulkanallee" (wikipedia) entlang der östlichen anden in ecuador

die einfahrt nach ambato - es ist mittlerweile halb fünf - und seit 11:00 uhr bin ich auf dem sattel - gestaltet sich sehr schwierig. die teilstrecke der panamericana, die ich heute befahre, wurde erneuert und verbreitert. für sich gesehen sicherlich eine sinnvolle maßnahme. doch dort, wo sich heute der asphalt ergießt, standen noch vor wenigen jahren häuser, lebten menschen. heute erkennt man, dass die grundstücke der häuser, die stehen geblieben sind, unmittelbar an der böschung der tiefergelegten straße, ca. zwei drei meter von dem hauseingang entfernt, abgeschnitten sind.
der zeitpunkt liegt nicht in weiter ferne und das gesamte haus wird nach einem kräftigen nino-regen ins rutschen kommen.
wer übernimmt die verantwortung?

zurück zu meinem abenteuer "einfahrt ambato". es wurde eine umgehung geschaffen, die es so ohne weiteres nicht zulässt, dass das centrum der stadt befahren werden kann. vorher habe ich mir auf iOverlander ein hostel ausgesucht, das nur wenige minuten vom centrum entfernt liegt. mein navi hat den auftrag, mich dort hinzuführen. ich befinde mich dann auch nur noch wenige km davon entfernt und stelle mich  auf feierabend ein - dann gibt es eine alternativlose und nicht geplante abzweigung, und schon werde ich wieder  -  so wie in santiago damals - weg katapultiert. auf der navianzeige steht auf einmal 12 km!!! das wiederholt sich noch einmal - ich versuche erlaubte alternativen. doch diese fruchten auch nicht, so dass ich mehr oder weniger illegal eine kleine straße nutze, die von der autobahn abzweigt und mich so in die innenstadt mogele.
es zieht sich und zieht sich. aber der verkehr in dieser 220. tausend einwohnerstadt nimmt zu - so ganz falsch kann meine richtung nicht sein. dann kommt ein kreisverkehr, den ich falsch verstehe und sehe auf einmal eine steilaufsteigende straße vor mir. steil! so wie in cusco!
keine chance denke ich mir noch, als ich von zwei youngstern im alter von 10 bis 12 abgelenkt werde und fatalerweise das gas wegnehme. warum? sie sind scheinbar zu faul, die steile straße hochzulaufen, sondern nehmen anlauf, sprinten dem vor mir herfahrenden und beschleuningenden pickup hinterher - der eine schafft es, klettert auf die ladefläche und landet mehr oder weniger freiwillig am fahrerhäuschen. der andere hat es nicht geschafft und rollt sich gekonnt auf der fahrbahn ab. nachfolgenden verkehr gibt es gerade nicht...

ich hoffe auf eine verringerung des steigungswinkels - das wirkt oft wunder, und der motor kriegt wieder schwung, doch sie wird langsamer und langsamer. ein motorradfahrer bemerkt mein schicksal, überholt mich, dreht sich immer und immer wieder um und will scheinbar meine situation nicht wahrhaben.
das wenden auf einer abschüssigen straße steht mir heute zum zweiten mal bevor. nur eine falsche gewichtsverlagerung, oder nur etwas falsch das vorderrad eingeschlagen -  die vespa gehorcht der schwerkraft, kippt zur talseite und begräbt ihren fahrer unter sich. keine schöne vorstellung. also höchste konzentration. autofahrer, die hoch oder runter wollen, mental ausgrenzen und sich der aufgabe stellen, gesund und sicher, die vepse wieder auf kurs zu bringen. überraschenderweise kein hupen. vielleicht bin ich gerade hauptdarsteller in einem spannenden film...

ambato - nur ein kleiner ausschnitt auf meinem weg zum italiener, wo es salat gibt!

das hostel ist dann schnell gefunden. die dämmerung setzt ein. perfektes timing!

morgen ein tag pause -obwohl ich doch erst eine woche pause hatte. aber was muss, das muss.

22.09.

die pause nutze ich weidlich aus. ich stehe nach einer langen nacht ausgeruht auf, besorge mir ein paar häuser weiter obst und gehe zum frühstücken. es empfängt mich ein nahezu fensterloser saal, der mit plastikgestühl ausgestattet ist. ich hole aus der gepäcktasche meiner vespa, die nur ein paar meter weiter weg steht, die avenas und werde von der küchendame gefragt, ob ich in der küche platz nehmen wolle. das ist mir allemal lieber, als in dem dunklen verließ. außerdem ist es leichter, wünsche zu äußern -  nach einer zweiten tasse milchkaffee oder einem tiefen teller für die haferflocken. hier ist es hell.
danach schreibe ich einen brief, trage meinen blog nach und habe ein langes telefonat mit karin. und schon ist es nachmittag und die pflicht ruft. das aufsuchen der vepsawerkstatt, die mir den ersatzantriebsriemen verkaufen soll.
ich nenne dem taxifahrer die adresse. die zeit wird knapp, denn jetzt sehe ich erst auf der internetplattform, dass die vertretung schon um 17:00 uhr schließt. feierabendverkehr, der taxista übersieht geflissentlich rote ampeln, andere verkehrsteilnehmer zum glück nicht, und wenig später befinden wir uns am zielort. weder gewerbe- noch wohngebiet. eine leere straße empfängt uns und dort, wo die vertretung sein soll zieht sich eine lange weisse mauer über mehrere meter entlang. das ist die adresse. ich klingele und bekomme zur antwort: no hay aqui. gibts hier nicht. und nun geht für den taxista das geldverdienen erst richtig los. ich will nicht aufgeben. das navi auf meinem smartie gibt mir noch eine chance von 200 m. aber dann wird die route neu berechnet - keine alternative. wir rufen die telefonnummer an, die auf der website steht - antwortschleife. schließlich rufe ich über whatsapp cassandra an, die mir den tip gegeben hat und dessen bekannter in der ersatzteileabteilung arbeitet. sie recherchiert die richtige adresse. dieses mal landen wir bei einer mazda-vertretung. erst auf den zweiten blick sehe ich einen gläsernen anhänger, in der 3 vespen stehen. erfolg! ich werde zu einer kleinen tür geschickt und befinde mich tatsächlich in der richtigen abteilung. nur die antwort des mitarbeiters dort lautet, dass es die ersatzteile für vespas nur montags bis 17:00 uhr gäbe und der kollege auch dann erst wieder da sei. ich lasse nicht nach, rufe erneut cassandra an, die jetzt direkt mit dem taxista verhandelt. es gäbe noch eine chance. es könnte sein, dass er doch morgen ab 10:00 uhr da sei. ob aber der riemen angekommen sei wüsste sie nicht. sie habe auch keine handynummer, sondern nur die, die wir schon angerufen hätten.

gut, damit beende ich die recherche und wir fahren zurück. ich frage den taxista, ob er ein restaurant kenne, wo es salat gäbe. er empfiehlt das centro commercial. das hört sich für mich gut an, weil ich von lima weiss, dass es dort kantinen gibt mit einem reichhaltigen salatbuffet. und da das geldverdienen mit einem gringo so viel spaß macht, sagt er, er müsse noch schnell einen umweg machen und einen dollar bezahlen. dabei zeigt er mir den dollar... ich nicke, weil ich davon ausgehe, dass es sich dabei nur um einen kleinen umweg handelt. außerdem lerne ich noch mehr von der stadt kennen, die wirklich keine schönheit ist. nach einer viertelstunde halten wir an einem gut besetzten taxistand, mein taxista greift sich einen dolllar aus dem aschenbecher. vorher versucht er noch den betrag auf 50 centavos runterzuhandeln. der kollege lacht ihn nur aus und am schluss wechselt der schon bereit gehaltene dollar den besitzer. ich verstehe dieses procedere nicht so ganz und frage ihn. erst verstehe ich, dass er sich in einem fremden bezirk befände und dafür 1 dollar an die kollegen des anderen bezirks bezahlen müsse. ich frage ihn, wie das denn die kollegen rauskriegen wollen. dann aber verstehe ich ihn richtig: es gibt 48 taxis, die zu einem taxiunternehmen gehören. alle 48 taxifahrer sind aber selbstständig und das fahrzeug gehört auch ihnen. dieser eine dollar, der täglich, 5 tage die woche zu bezahlen sei, sei für den unternehmer. warum dieser einen anspruch darauf hat, habe ich dann nicht mehr gefragt. ich vermute, dass er die taxiuhren zur verfügung stellt - vielleicht auch andere dienstleistungen übernimmt. für knapp 1.000 dollares im monat...

ein anderer vulkan: sieht bedrohlich aus, sei aber nicht mehr aktiv...

der taxifahrer setzt mich bei dem centro commercial ab, rundet von 18 auf 20 dollar souverän auf und verabschiedet sich freundlich.
wir beide hatten was davon: ich habe die stadt kennengelernt und noch ein schönes foto schießen können, und er hat guten umsatz gemacht. dass ich den riemen nicht bekommen habe, kann ich einigermaßen gut verschmerzen. in quito wurde ein neuer eingebaut. der vorige hat 10 tsd km gehalten, also wird das der jetzige auch tun. außerdem, so der mechanico aus quito, soll es in brasilien auch vespavertretungen geben. a ver - schaun wir mal.

man sollte glauben, dass die vulkane eine bedrohung für ambato wären. der grund aber, warum es hier keine kolonialarchitektur mehr gibt liegt in dem verheerenden erdbeben, das 1949 die stadt dem erdboden gleich gemacht hat.
agrarwirtschaft und kunsthandwerk, wozu auch die lederindustrie gezählt wird, sind die haupteinnahmequellen. heute ist es auch noch der karosseriebau, der sich insbesondere auf die aufbauten für reisebusse spezialisiert. doch seine dominanz in der heimischen wirtschaft ist vorbei, seit ecuador die importzölle gestrichen hat. jetzt muss sich das unternehmen am internationalen markt behaupten. entsprechend hat sich das auftragsvolumen reduziert.
als ich gestern die stadtgrenze von ambato überschritten hatte, habe ich genau vor diesem unternehmen eine erholungspause eingelegt. ich kam ins gespräch mit einem securitymann. anlass war auch ein vorbeifahrendes fahrgestell eines reisebusses. der fahrer saß wie in einem cabriolet völlig ungeschützt auf seinem fahrersitz und düste mit speed an uns vorbei. die karosserie mit fenstern und türen gab es noch nicht.

es gibt hier obst- und gemüseläden, die nicht nur eine auslage haben, sondern regelrecht von unten bis oben mit obst und gemüse bestückt sind. vielleicht kann ich das morgen noch fotografieren und noch einen blick in die kathedrale werfen.



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#ambato#cotipaxi#vespa#heidenau