2017 VespamerikasuR 2019
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16.09.: Catequilla - auf die Sekunde genau

Veröffentlicht: 18.09.2017

16.09.

heute soll es also zur richtigen äquatorlinie gehen. ich fahre wieder bis zum ausstellungsgelände mitad del mundo und frage dort den parkwächter, ob er den weg zur "nullten sekunde" wisse.
er
will mich zum ausstelllungsgelände schicken, doch als ich ihm erkläre, dass es luftlinie 240 m von hier nördlich keine abweichungen mehr vom breitengrad gäbe, schickt er mich in die verkehrte richtung. da die sonne nicht scheint, fällt es mir nicht auf, dass ich nicht nördlich unterwegs bin.
es
geht bergauf und kurze zeit später habe ich einen beeindruckenden blick auf einen vulkankrater, der nicht mehr aktiv ist. es gibt gehöfte und landwirtschaft.

im vulkankrater: leben und landwirtschaft

ich lasse mich wieder abwärts rollen und mache halt bei einer ferreteria (eisenwarenladen). dort gibt es derzeit keine kundschaft, so dass ich gleich drei antworten auf meine frage bekomme. die chefin winkt ab und sagt, das sei viel zu steil, ihr mann nimmt sich ein blatt und zeichnet den weg auf, der sohnemann möchte mein smartie und löst die richtige navigation aus. ich habe glück, denn als ich mich verabschiede kommt ein lkw auf den hof, der ware abholen will.
ich passiere das sich in samstagsstimmung befindliche san antonio de pichinchua und verlasse bald die befestigten wege. ich überquere die vom chef eingezeichnete quebrada - eine kleine schlucht und dann geht es nicht nur bergauf, die wege werden sandiger, die vepse unsicherer, aber dann kommt wieder festerer untergrund. jetzt sehe ich auch den markierungsstab auf einer bergkuppel, aber die letzten 600 m will mich die vepse nicht mehr bringen, es ist einfach zu steil. ich mache mich auf den weg und nur zwei autos überholen mich. ich hätte mit viel mehr andrang gerechnet.
dann bin auch ich oben, zücke mein smartie, öffne die gps-status-app und erkenne einen fortschritt. die sekundenzahl hat sich auf 001´´ reduziert, aber das reicht mir nicht. so laufe ich mit dem smartie hin und her, gehe schließlich direkt zu der markierung, bleibe stehen und tatsächlich, für einen moment leuchten drei nullen auf. danach pendelt es zwischen 0 und 1. warum das so ist will ich nicht ergründen. stattdessen kommt ein geländemotorrad angefahren. der fahrer wohnt nur 10 km von hier entfernt und durfte sich das motorrad seines sohnes für eine spritztour ausleihen. er wirkt überrascht, als ich ihm zeige, wo wir uns hier befinden.


00° 00´ 000´´!!!

gut, ich bin zufrieden, es tröpfelt ein wenig  und ich gehe zurück zur vepse. jetzt kann ich den sticker auf das windschild kleben, denn sie hat den nullten breitengrad erreicht.

hier oben tröpfelt es, die berge werden aber noch von der sonne beschienen -  das windschild wird demnächst mit einem äquatorsticker geschmückt

als ich mein smartie in die displaybox klemme, fällt mir auf, dass ich das ladekabel im hostel gelassen habe. der akku ist schon bei 12%. obwohl ich das smartie erst später einschalte, gibt es auf einer der stadtautobahnen seinen geist auf. wer nur mit navigation fährt und sich blind auf die technik verlässt, hat irgendwann das nachsehen. ich muss eine steckdose finden. samsung ist eine allerweltsmarke und jedes andere ladekabel würde auch funktionieren. so halte ich bei einem "restaurant" an bestelle salat ohne fleisch, bekomme aber dessen ungeachtet wenig salat, gegrilltes lamm und papas frittas. der grill steht in der eingangstür, das holz stinkt vor sich hin, der lärmpegel des verkehrs wird durch einen popsender noch übertönt, das fleisch ist aber gut. ich darf mein smartie aufladen und fahre weiter, als wieder 12% ladung drauf ist.  ich schaffe es gut bis ins hostel und werde mir aber trotzdem keinen stadtplan kaufen, weil er auf der vepse einfach zu unhandlich wäre.

nach einer kurzsiesta gehe ich in den nicht weit entfernten park, dessen gelände bedingt durch den u-bahnbau um einige quadratmeter reduziert wurde. irgendwie steht mir der sinn nach theater oder besser oper, surfe, werde aber nicht fündig. die günstigen taxipreise ausnutzend halte ich ein taxi an und sage ihm was ich will. ihm fällt das teatro simon bolivar ein und zum teatro national sucre - beide in centro historico. beide theater haben keine vorstellung. sehr schade. wir fahren wieder in mein viertel zurück. mitttlerweile vefügt der taxifahrer über selektive wahrnehmung und wird aufmerksam auf ein straßenkonzert. mir sind nur die polizeiautos aufgefallen, die die straße dort hin gesperrt haben. wir halten bei nächster gelegenheit an und wenige minuten später bin ich gast eines straßenkonzertes. es  ist ein schönes viertel, weisgetünchte häuser in großen gärten kann ich noch erkennen, das konzert findet auf der straßenkreuzung statt, zwei publikumszelte im rechten winkel zur bühne. es sind ca. 100 besucher da, denen erst einmal singen beigebracht wird. die lehrerin macht das sehr gekonnt und mich überrascht wie musikalisch das publikum ist. sie lässt in zwei unterschiedlichen tonarten singen und es hört sich fast wie ein professioneller chor an. der dirigent will das beste für das publikum und für sich. er trägt langes haar, dessen wirkung er später beim dirigieren wie die profis zum einsatz bringt. ein violinenstück von mozart ist auf dem programm. eine noch sehr junge solistin betritt die bühne, viel zu dünn für den windigen abend angezogen. sie überzeugt nicht, das instrument klingt schräg, später bei schnelleren stücken klappt es schon besser. ein klarinettist kommt dazu. sein solo ist gut, das zusammenspiel mit der geigerin hingegen gewöhnungsbedürftig. das publikum ist andächtig und konzentriert und klatscht meistens bei den richtigen stellen. dann folgt ecuadorianischer volkstanz, den das publikum nicht von den stühlen gerissen hat.

egal, ich hatte etwas kulturerleben, esse noch eine portion papas frittas und gehe zurück ins hostel.

die nacht verlief leider so, dass ich auch am 17.09. mit magenproblemen zu kämpfen habe.



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