2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

ab 08.06.: Tacna / Peru - 550 m

Veröffentlicht: 09.06.2017

08.06.

ein nahezu herzlicher abschied von dem hostel sunny days. daniel hat neuen mut gefasst und will es ein viertes mal versuchen, nach peru zu kommen.
es
werden fotos gemacht und glen holt seine videocamera, um uns beide noch beim verlassen zu filmen. ich höre noch wie er sagt, dass er den clip auf you tube stellen wolle. mal sehen...

die beiden zweiräder startklar - eines kommt wieder zurück

an der grenze geht es für daniel nicht gut aus. es scheint in der tat so zu sein, dass nur chilenen mit ihren fahrzeugen aus dem land kommenl sobald aber ein nicht-chilene das fahrzeug über die grenze bringen will, gibt es scheinbar vom gesetzgeber ein klares NO GO. eine möglichkeit bestünde für daniel, das motorrad seinem freund in santiago zu verkaufen, sich vom notar die vollmacht beurkunden zu lassen, dass er das motorrad fahren darf - dann könnte der übertritt klappen. mal sehen, ob er es am sonntag über bolivien versucht, wenn dort markt ist und sowieso chaos herrscht...

der zollbeamte, der auch daniel bedient hat, atmet hörbar auf, als er liest, dass ein ausländer sein eigenes motorrad aus seinem land über die grenze bringen will. es klappt auf der chilenischen seite alles reibungslos. ich verabschiede daniel und stelle dabei fest, dass die vepse tropft. eigentlich war in der schelle am kühlwasserschlauch kein spielraum mehr, aber scheinbar hat sie sich gelöst und will nun noch fester angezogen werden. das werkzeug mit einer vernünftigen nuss und knarre ist schnell zur hand und tatsächlich, da sind noch einige umdrehungen luft drin, bis sie nun ganz festgezogen ist.

auf der peruanischen seite geht auch alles recht flott. die grenzer sind sehr freundlich und hilfsbereit, die in der schlange stehenden peruaner geben mir noch navigation, wie ich nun zu dem richtigen häuschen komme, um nach peru einzureisen.

der zöllner, der die schranke hebt,  kann es nicht fassen, als er meine papiere in der hand hält und sieht, dass ich mit der vespa nach peru und weiter will. die schlange hinter mir wird länger, aber er will alles genau wissen, wie schnell sie fährt, wohin ich will, wo ich bisher war etc. wir flacksen miteinander, daumen hoch geste und ich bin in peru.

in den nächsten drei bis vier wochen werde ich den süden erkunden

es empfängt mich ödnis über ödnis. die zweispurige straße hat nicht mehr das niveau der chilenischen straßen. es geht schnur gerade aus. links und rechts sand, dann sandberge und ein klarer hinweis für den, der denkt, das kann hier nur niemandsland sein: Propiedad privada , Privateigentum... wenige kilometer sehe ich etwas mehr grün und dann olivenbäume, regelrecht eine olivenplantage, die sich auf den nächsten kilometern breit macht. vielleicht hat dieses privatgelände auch eine olivenplantage vor sich?

vielleicht wird aus diesem "privateigentum" eine goldgrube?


nach etwa einer halben stunde erreiche ich tacma und bin im richtigen südamerika angekommen. peru hat scheinbar noch nicht seine seele verkauft, verfügt über weniger geld und hat damit nicht das ambiente, das ich von chile gewöhnt bin. die straßen sind in einem mehr oder weniger desolaten zustand, viele alte vw käfer und ziemlich schrottreife autos und taxen. es ist bewölkt und alles wirkt schon ein wenig trist.

nach dem dritten anlauf finde ich ein hostel, das mir auch platz für die vepse bietet und wenig später bin ich auf der suche nach einer bank. das geld bekomme ich sofort. der nächste schritt ist, das smartphone mit einer anderen simkarte auszustatten, damit ich internet empfangen kann. dazu muss ich ins centrum fahren, was mit dem taxi knapp zwei euro kostet. den fehler, den ich in santiago gemacht habe, mache ich nicht wieder, sondern besorge mir eine simkarte, die für ganz südamerika gültig ist. alles klappt schnell und reibungslos. ich werde aber in doppelter hinsicht zum hingucker: einmal, weil ich helle hautfarbe habe und zum zweiten, weil ich - von arica verwöhnt - mit kurzen hosen und t-shirt rumlaufe. der taxifahrer fragte mich auch gleich, ob es nicht zu kalt wäre. auf der rücktour zu meinem hostel habe ich das fenster zugemacht. gut - wir liegen hier 550 m hoch. das macht scheinbar schon was aus.

es gibt für kleines geld frisch gepresste obstsäfte aller sorten, die sehr gut schmecken und vor den augen des kunden zubereitet werden.

während ich hier schreibe, probt eine bigband sehr gekonnt für einen aufritt. blasinstrumente, percussion und eine sängerin, deren stimme bestimmt noch mehr könnte.

noch bin ich nicht entschieden, ob ich erst übermorgen weiterfahre, eigentlich bin ich neugierig auf tacna und will fotos machen.

09.06.
die entscheidung fällt zu meinen gunsten aus - ich verlängere um eine nacht. neugierde auf die ca. 280 tsd einwohner zählende hauptstadt der region tacna und organisatorische dinge, die viel zeit kosten können:

erwerb einer sonnenbrille, die erste hat san pedro und die geysire nicht überlebt, reparatur meines gürtels und nicht zuletzt, meine erste erfahrung bei einem peruanischen friseur.
umgerechnet habe ich einen übernachtungssatz in höhe von 8,30 € für ein einzelzimmer mit bad, tv und abstellplatz für die vepse. kein frühstück. die tasse tee, die ich mir heute morgen gegönnt habe, lag bei 30 cent und es war ein großer becher! das taxi hat einen einheitspreis von 1,10 €, der damit weniger kostet als die straßenbahn in berlin oder bremen, egal wohin ich fahre.

das mittagsmenue in einem schönen restaurant bestand aus einer vorspeise (kartoffeln mit einer hartgekochten ei-hälfte und einer senfsoße) und wahlweise asado oder nudeln mit oliven. und zum nachtisch ein wohlschmeckendes tortenstück. dazu wasser und einen gefilterten kaffee (sonst gab es in chile immer nescafe). kostenpunkt inkl. trinkgeld: 8,20 €! der friseur kostete etwas über 4 €.

mein erster gang führt in die kathedrale, die eine große kuppel schmückt und mich beim ersten blick an eine moschee erinnert. sie ist noch nicht ganz so alt - mitte des 19. jahrhunderts - ist sehr hell und nicht überladen. ein kronleuchter, der die form eines tannenbaumes hat fällt mir sofort auf, ansonsten die schönen, filigran gearbeiteten fenster. der innenraum ist in gelb gestrichen und weiss abgesetzt. große fliesen im schwarz weiss muster bedecken den boden.

das 12 uhr läuten war eher dezent...

staat und kirche? ein sich ergänzendes paar?

es ist das erste mal, dass ich durch eine neue stadt laufen kann, ohne den überblick behalten zu müssen. das taxi bringt mich wohlbehalten zurück. so mache ich mich nach dem mittagessen und einer gemütlichen siesta auf der plaza und whatsapp-schreiben auf die suche nach dem theater. ich hoffe auf eine aufführung am abend, aber erst ein paar tage später wird eine sängerin auftreten. davor ist leider nichts auf dem spielplan eingetragen. der baustil der theaterfront hat noch etwas vom kolonialstil, ansonsten gehorchen die häuser mehr dem 90 grad winkel und der familienplanung. das dach steht schon für das zweite geschoss bereit.

auf der plaza fällt mir eine gewichtige denkmalsfigur namens miguel grau auf, der im rahmen des salpeterkrieges bei einem seegefecht mit den chilenen schon kurz nach dessen beginn den heldentod erleiden musste. bis zu seinem tod war er abgeordneter im parlament. noch heute wird vor beginn jeder plenarsitzung sein name ausgerufen, worauf alle abgeordneten mit "anwesend" zu antworten haben. er hat sich aber auch im spanisch-südamerikanischen krieg 13 jahre vor seinem tod verdienste erworben, so dass er heute als symbol der ritterlichkeit gefeiert wird. fußballstadien wurden nach ihm benannt und er wurde zu beginn 2000 zum peruaner des jahrtausends gekürt! So geht peru mit seinen helden um. man kann dazu stehen wie man will - es gehört zur geschichte perus dazu - vielleicht übernimmt er schon fast die rolle des märtyrers, weil chile peru in die knie gewungen hat.

das thema gürtel reparatur steht noch an. kurzerhand halte ich ein taxi an und bitte ihn, mich zu einem schumacher zu fahren. er überlegt kurz - so ein wunsch wird nicht alle tage an ihn herangetragen - und fährt dahin, wo sich das richtige leben tacnas abspielt. straßenhändler, ein geschäft reiht sich an das andere, es gibt einen markt und hallen, die bei uns kaufhäuser heissen, aber bei weitem nicht so aufgemotzt daher kommen. sie erinnern eher an eine messe. jeder anbieter hat sein kabuff, in dem er seine waren präsentiert. besonderes mitgefühl habe ich mit den seifen- und waschmittelanbietern, die den ganzen tag, diesen geruch in der nase haben.
was mir schon heute morgen aufgefallen ist, dass sich die geschäfte dem direkten wettbewerb stellen. ein reifenanbieter neben dem anderen. und das betrifft bestimmt 10 oder mehr anbieter. vor den lagerhallen ist genug platz, um die blicke auf teure auf alufelgen gezogene pneus zuziehen. das gleiche phänomen treffe ich bei den optikern, den friseuren, wie auch bei geschäften an die haushaltswaren verkaufen und bei den schustern. warum das so ist?
der taxifahrer bietet an zu warten, bis ich weiss, ob die aufgegangenen nähte meines gürtels erneuert werden können - es gibt keine uhr, die ihn dazu veranlassen könnte, mehr umsatz zu machen - es ist einfache hilfsbereitschaft. die nähmaschine des ersten schusters ist defekt, der zweite aber kann hellfen und damit kann der taxifahrer sich wieder in das verkehrsgewimmel einfädeln.
hier hat der beruf des schusters noch bedeutung. die regale stapeln sich von zu reparierenden schuhen oder rucksäcken. es sind zwei, die reparieren und zwei andere, die zuarbeiten, das geld entgegennehmen und sie auch sonst entlasten. ein einträgliches geschäft in familienhand. der gürtel ist die pflicht, das lederetui, in dem mein taschenmesser steckt und das mit dem gürtel verbunden ist,die kür. es erhält viel mehr aufmerksamkeit. es wird mit fachmännischer miene betrachtet. was aber am meisten eindruck hinterlässt ist der klettverschluss, der immer wieder auf- und zugemacht wird. ich versuche die aufmerksamkeit auf das schweizer messer zu lenken und erkläre, wo es herkommt, aber das interessiert weniger. erst als ich sage, dass die schweiz ein nachbarland von deutschland sei und ich aus deutschland käme, werden beide - ich vermute zwei brüder -  hellhörig. eine nette episode, und ich bin sicher, diese idee des klettverschlusses rumort heute abend in ihren köpfen.

ich lasse mich durch die straßen treiben, fotografiere viel, auch zwei vw käfer sind dabei. sie faszinieren mich jedes mal wieder, weil der hintere teil aus den 70iger bis 80iger jahren stammt und der vordere aus den 60igern.

vorne aus den 60igern mit der tankuhr in der lautsprecherabdeckung und den alten türgriffen. die kotflügel vorne wiederum sind aus den 70igern.

das heck mit größerem fenster und bei dem letzteren mit den runden rücklichtern.
kein rost!

ich komme an mehreren konditoreien vorbei, die auch nebeneinander liegen und sich gegenseitig das leben schwer machen, aber nicht nur die, auch das druckerei- und grafikgewerbe findet sich nicht im gewerbegebiet wie bei uns, sondern auch auf in den einkaufszonen in läden, die ins innere viel platz haben, um die gewaltigen druckmaschinen zu stellen. der kunde, sucht sich am pc zusammen mit dem grafiker sein muster aus und kann dabei zusehen, wie es auf großen plakaten oder folien ausgedruckt wird.

in de  schillernsten farben...

auch hier reiht sich eine druckerei an die andere

so auch in den markthallen. alleinstellungsmerkmale - beispielsweise bei hochzeitskleidern oder anderen, bei anzügen, die auf wunsch maßgeschneidert werden - jeder ist der preispolitik des anderen ausgeliefert. qualitätsunterschiede lassen sich auf anhieb und im vorbeigehen auch nicht feststellen.

kräftige farben, die mich auch an die konditoreiprodukte erinnern

und - das kann ich für die chilenen und jetzt auch für die peruaner sagen. es gibt überall - nicht nur auf märkten - läden, die sich auf dekorieren spezialisiert haben. und da ist der vielfalt im produktsortiment keine grenze gesetzt.

ob für kindergeburtstage, firmenjubiläen oder schaufenstergestalter - das geschäft scheint sich für die läden, die es in großer anzahl gibt, zu lohnen

Antworten

Peru
Reiseberichte Peru
#tacna#peru