Veröffentlicht: 31.08.2017
30.08.
der vergleich passt. mein hostelzimmer im hostal deliciosa gleicht einer gefängniszelle. dem kleinen fenster, das direkt unter der decke für tageslicht sorgen soll, fehlen nur die gitter, der nasszelle als ausgleich aber die türe. so wird meine noch nicht einmal 10m2 messende zelle vom geruch, der aus der nasszelle strömt, dominiert. die wände sind mit abwaschbarer dunkelblauer lackfarbe gestrichen. mein vorgänger hat zwar nicht seine strichliste abgearbeitet, aber die initialien von ihm und seiner partnerin hinein geritzt. auch auf dem kleinen holztisch haben sich die vorgänger verewigt, ein stuhl ist nicht vorgesehen, wurde mir gestern abend aber noch gebracht. das bett hat einen weissen, aber schon in die jahre gekommenen stahlrahmen, die matratze ist wider erwarten gut.
deliciosa heisst laut pons-wörterbuch: wunderbar, anmutig, reizend...
passend für zellbewohner habe ich heute morgen dann mein frühstück wieder aus ludwigs blechnapf zu mir genommen, anstelle von milch gab es agua sin gas. aber dafür hervorragendes obst vom markt, das ich mir gestern noch besorgt habe.
wird die schweissnaht halten?
ich habe ja in diesem blog schon meinem ärger darüber ausgelassen, wie peru dafür sorgt, dass die autofahrer wirklich vom gas gehen. überall gibt es sie: die betonwellen oder plastiknoppen, die aber nicht nur zu beginn und zum ende einer ortschaft den verkehr kontrollieren sollen, sondern auch völlig grundlos in der ortschaft selbst. der verdacht liegt nahe, dass diese huckelei dem gepäckträger gestern den rest gegeben hat.
einige städte und ortschaften reduzieren meine durchschnittsgeschwíndigkeit wieder um ein erhebliches. zwar begleitet mich heute auch wieder triste wüste, entschädigt werde ich aber von frischem frühlingsgrün. es gibt sich auch der herbst die ehre: der mais wird geerntet. hier wird er auf lkw-ladeflächen gestapelt und das weit über ihre grenzen hinaus. oberhalb der seitenwände darf er dann noch richtig in die breite wachsen, dass ich mir vorkomme, wie in einem tunnel, wenn ich diesen lkw überhole. andere lkw, die auch so beladen sind, weichen sich gegenseitig aus, es kann aber schon passieren, dass die überstehende ladung gegenseitig abrasiert wird. südamerika eben.
heute sind es 323 km, die hinter mir liegen - bis zur grenze dann noch 385, die aber mit mit 6 stunden angegeben sind. wer weiss, was mich da morgen erwartet.
piura ist die siebtgößte stadt perus mit 440 tsd einwohnern. und wer "das grüne haus" von mario vargas llosa gelesen hat, der war schon als leser in piura.
sie empfängt mich mit asphaltlosen straßen. ausnahmslos alle hauptstraßen haben schlaglöcher und sind eine einzige buckelpiste.
der baudezernent hätte lieber eine straße nach der anderen in auftrag geben sollen, aber er wollte vielleicht sparen und hat den auftrag komplett vergeben. schon seit einem halben jahr geht es nicht weiter.
die stadt hat viele stattliche bäume, größtenteils ist der ficus vertreten, den wir als zimmerpflanze kennen, aber auch farnähnliche gewächse.
soviel grün auf einmal! el nino habe anfang des jahres drei monate für regen gesorgt. die stadt sei immer grün, die wüste profitiere noch heute von den wassermassen, so unser hostelsenor
das hostel liegt in einem schönen viertel gegenüber einem park mit grünem rasen, oleander und den ersten frühlingsboten. vielleicht lasse ich mir auf dem rückweg noch einen tag mehr zeit, aber jetzt treibt mich die bürokratie zur grenze.
ich spaziere durch das viertel, esse auf dem rückweg noch ein ceviche und freue mich über einen käfer und einen vw-bus mit vw-busaufbau.
schaffe ich es morgen bis an die grenze?