2017 VespamerikasuR 2019
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01.09.: Machala / Ecuador

Veröffentlicht: 03.09.2017

01.09.

"wie im fernsehen...",  ist mein erster gedanke, als ich auf der frühstücksterrasse meiner hotelanlage sitze und auf das frühstück warte. alles picobello. die palmen rauschen im wind, eine herrliche ruhe umgibt mich, obwohl die panamericana nur 500 meter von mir entfernt ist, der boden mit granitplatten gepflastert, schönes mobiiar - ich komme mir vor wie in einem ressort irgendwo in westeuropa.
das frühstück ist continental, die drei brötchen etwas für gebissträger, die es im zahnputzbecher auf dem nachtisch vergessen haben, aber einen frischgepressten orangen-bananensaft gibt es, gesalzene butter und tee.
hier funktioniert das wifi, so dass ich meinen blog, den ich gestern noch geschrieben habe, hier hochladen kann -  ich lasse mir zeit. heute habe ich nur wenige kilometer zu fahren. ich möchte nur nach machala, der grenzstadt zwischen peru und ecuador.

solche hotelanlagen sind nur etwas für mich, wenn keine oder sehr wenige gäste da sind...

tumbes zeigt sich in einem ähnlich "unaufgeräumten" zustand wie gestern am spätnachmittag. die brücke, für eine straße der kategorie panamericana viel zu eng, stellt das nadelöhr dieses späten vormittags da.
der verkehr quält sich zwei bis zweieinhalbspurig im zeitlupentempo über die brücke, und es herrscht anarchie. es gibt keine ampelreglung und nur einen polizisten, der dieser verkehrslawine nicht herr wird.
zu beginn des mindestens 5 km langen staus herrscht noch ordnung und ich passe mich an. es ist ein sehr heisser tag, der durch die schwitzenden motoren der lkw noch um einige grade wärmer wird. als das erste mototaxi - erlaubt - auf dem standstreifen an mir vorbeifährt, fahre ich ihm kurzerhand hinterher. als es auf dieser spur nicht mehr weitergeht, zwänge ich mich auf die gegenspur, die so gut wie nicht befahren ist und lasse den stauanfang erst einmal hinter mir. ich sehe schon, wie sich ein paar hundert meter der verkehr auch auf der gegenspur staut und es nicht mehr weitergeht. die autofahrer tolerieren meine schlangenlinien, und ich schaffe es, wieder auf die standspur in der hoffnung, dass es neben der brücke noch einen sandweg gibt. den gibt es zwar, es ist aber nicht abzusehen, ob er auch wirklich befahrbar ist. mittlerweile teilen sich vier fahrzeuggattungen die beiden spuren, wovon eine nur knapp einen lkw unterbringen kann. es sind die lkw, die pkw, die motorräder und die mototaxis. und sie stehen und schieben sich kreuz und quer gegen und mit der fahrtrichtung über die brücke.
so scheint es jeden tag um diese uhrzeit zu sein, die peruaner kennen sich und unterhalten sich von autofenster zu autofenster. wenn ein mototaxi einen lieferwagen nicht vorbeilassen kann, wird es kurzerhand soweit zurückgeschoben, dass zwischen stoßstange und mototaxi gerade noch ein a4-blatt passt. der fahrgast, in diesem fall eine etwas fülligere frau, bleibt im fond des dreirades sitzen und beobachtet, wie sich die taxifahrerin bemüht, das gefährt rückwärts zu schieben.
und das geht irgendwie alles in einer stoischen ruhe vor sich, es gibt kein hupkonzert und keine schimpferei, man fügt sich dem schicksal. tatsächlich gibt es autofahrer, die ihren motor abstellen, die dieselmotoren stinken aber weiter vor sich hin und sind vielleicht der grund für die langsam um sich greifende lethargie. ich merke auch wie ich in den standby-modus schalte.
dem polizisten gelingt es, sich respekt zu verschaffen, der verkehr beginnt sich in bewegung zu setzen und auch fahrt aufzunehmen, ich nutze die erste gelegenheit, beschleunige und schlängele mich, die rechte und die gegenspur nutzend, an dem sich langsam auflösenden verkehrsknoten vorbei und lasse die keuchende und stinkende blechschlange hinter mir.
nur wenige wollen zur grenze, was mich wundert. von den lkw hätte ich erwartet, dass ich sie eine oder zwei stunden am grenzübergang wieder treffe.
als ich ankomme, ist dort sonntagsstimmung. ich fahre auf die beiden grenzbeamten langsam zu und erwarte, ins kreuzverhör genommen zu werden, aber sehr bald erkenne ich, dass ich eher ein netter zeitvertreib bin. ich erzähle meine stories und lasse mich dann zum zoll rollen, von dem ich meinen ausreisestempel für die vepse benötige. das geht recht schnell. dann geht es zur migrationstelle, die sich die peruanischen und ecuadorianischen kollegen teilen. "ecuador - ama la vida", begrüßt mich in großen lettern von den wänden.
es gibt vier schalter, die ersten beiden sind für die ausreise aus peru, die anderen beiden für die einreise nach ecuador. es stehen hier maximal 10 personen, die abfertigung geht ruck zuck, keiner wil irgend etwas wissen oder mein gepäck auf der vespa inspizieren, nach lebensmitteln oder waffen fragen - ich bin aus der bürokratie entlassen.

die fahrt nach machala, der ersten stadt nach der grenze führt mich durch saftiges grün und fruchtbare landschaften. links und rechts von der autobahn breiten sich riesige bananenplantagen aus, dann sehe ich wieder reisfelder und immer wieder schilder, die den konsumenten bitten, dinge seines täglichen bedarfs - ob es sich um ge- oder verbrauchsgüter handelt - in ecuador zu kaufen. "ecuador first"?  die regierung ist darauf bedacht, das aussenhandelsdefizit weiter zu reduzieren. in den vergangenen jahren wurden schutzzölle auf importwaren - auch aus der eu -  erhoben, die dieses jahr - so das auswärtige amt -  vollständig zurückgefahren werden. ecuador, dessen exporteinnahmen durch erdöl und landwirtschaftliche produkte wie bananen und fisch dominiert werden, leidet unter dem rückgang der erdölpreise. der staat versucht, auf die produktvielfalt der wirtschaft einfluss zu nehmen und damit vom öl unabhängiger zu werden.
seit dem jahre 2000 hat ecuador keine eigene währung mehr. der dollar ist an die stelle des sucre getreten, der völlig abgewirtschaftet war. mit der einführung des dollars hat sich die wirtschaft stabilisiert. die regierung hat keinen einfluss mehr auf die geldpolitik.

der verkehr verläuft ruhiger und disziplinierter, als in peru, die straßen sind bis auf wenige schlaglöcher in einem guten zustand, es gibt viele hinweisschilder, keinen abfall auf die straße zu werfen. das scheint zu helfen, die straßenböschungen sind so gut wie frei von schwarzen plastiktüten.

gegen 15:00 uhr bin ich in machala, die ca. 220 tsd einwohner zählt und als welthauptstadt der banane gilt. hier wird sogar der bananenkönig und die bananenkönigin gewählt, einmal im jahr findet eine internationale messe der bananae und anderer landwirtschaftlicher produkte statt. deutschland ist hauptabnehmer der ecuadorianischen banane. umschlagsort ist der hiesige hafen puerto bolivar. hier herrscht ein ähnliches chaos wie in tumbes, die straßen werden teilweise neu asphaltiert, mein gps ist völlig überfordert, meine hostelplattform i overlander, der vorwiegend hostels für cycler anbietet, auch, so dass ich irgendwann das erst beste hotel anfahre und für 15 dollares die nacht ein zimmer buche. den dollar gibt es derzeit für 0,84 eurocent, so dass der übernachtungspreis mit knapp 13 euro in ordnung ist. die vepse darf ich in der hotelgarage parken, wifi gibt es leider nur unten in der lounge.
die bauplaner der stadt scheinen lichtempfindliche oder wasserscheue gesellen gewesen zu sein. alle läden schließen nicht bündig mit der fassade des häuserblocks ab,  so dass die schaufenster und auch die mitarbeiter tageslicht bekommen, sondern sie alle sind in den jeweiligen gebäudekomplex hineingebaut. zwar hat das den vorteil, dass der fußgänger geschützt vor regen und sonne seine einkäufe machen kann, aber es wirkt alles dunkel, unheimlich und statisch. das straßenbild macht einen langweiligen eindruck. der plaza de armas wurde neu gestaltet. auch hier zeigen die südamerikaner ihre vorliebe für kitschige farben. eines haben sie aber gut überlegt. es gibt einen bestimmt 10 m langen wassertunnel, durch den die kids und auch die väter mit spaß durchlaufen und mehr oder weniger durchnässt sind.
ich versorge mich mit dollares und einer neuen sim-karte für mein smartie, versuche noch eine versicherung für die vepse zu finden, lasse es aber schnell sein, weil der hunger die prioritäten setzt.

das restaurantangebot ist hier bei weitem geringer, als in peru. nach längerer sucherei entscheide ich mich für einen chinesen. es gelingt mir, meinen wunsch nach frischem salat mit viel gemüse etc so zu äussern, dass er fast verstanden wird.ich bekomme eine große schüssel mit den unterschiedlichsten sorten von gemüse ohne die typisch chinesische gewürzsauce, sondern mit zwiebeln und essig und öl angemacht.

abends schreibe ich noch und gehe recht früh ins bett, denn morgen gibt es einen langen tag.




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