2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

28.11.: Ji Parana / Rondonia

Veröffentlicht: 29.11.2018

28.11.:

"der schnellzug, der schnellzug ist hinter ihr her!"

aus kindertagen kenne ich das hörspiel, das von der betagten
dampflok 1414 handelt, die von ihrem lokführer für eine nacht in den urlaub geschickt wird. sie darf führerlos auf reisen gehen und erlebt dabei lebensgefährliche abenteuer. so kann es in dieser geschichte auch nicht ausbleiben, dass sie versehentlich auf die hauptstrecke gerät und dem schnnellzug in die quere kommt. sie findet aber zum glück eine weiche, die sie zu einem nebengleis führt.

der schwerlastverkehr ist heute präsenter also sonst. die vollbeladenen und überlangen megatrucks nutzen die kurvenlose transoceanica und donnern mit hoher geschwindigkeit ihrem ziel entgegen. an den bergen werden sie langsamer, wenn es aber abschüssig wird, kennen sie kein erbarmen.
so kommt es, dass ich mir wie die lok 1414 vorkomme, die der schnellzug vor sich hertreibt. hier gibt es kein rettendes nebengleis, sondern nur mithalten.
ich könnte sie mir zu feinden machen und am berg richtig schön langsam werden. bis sie wieder ihr normaltempo erreicht haben, bin ich weit hinter dem horizont verschwunden. aber ich lasse es. sie würden sich per funk gegenseitig informieren und ich hätte das nachsehen.

auch heute entwickeln sich keine amazonasgefühle. der rio jamari bestimmt weiterhin mit seinen ausläufern die landschaft. ich sehe sogar das eine oder andere angelegte reisfeld. dann aber verlassen wir den fluss. es gibt zarte steigungen, waldgebiete, sattgrüne berghänge, die an vielen stellen ihre rote erde zeigen. hier endet das beschauliche fahren, weil die verfolgungsjagd beginnt. die vepse hält wacker durch, der rückenwind gibt ihr noch zusätzliche kraft.

ich mache einen tankstopp und heulend galopiert der truck hinter mir ins tal. leider ist die flaschenöffung der abgeschnittenen flasche zu groß, so dass ich erst mal von dieser guten idee abstand nehmen muss. vielleicht ist die öffnung der 0,5 l flaschen klein genug. ein versuch wird es zeigen.

zweimal ist es heute passiert, dass ich fotografiert werde. ich werde höflich gefragt und dann sind wir mittelpunkt des geschehens. der erste ist ein großgrundbesitzer-typ. gringo, erfolgsverwöhnt mit seinem sohn, der einst in papas fußstapfen treten wird. er ist aber nicht der typ dazu. eher zurückhaltend. quasie zeitgleich gesellt sich ein nicht-gringo dazu, der ganz andere und bescheidenere umgangsformen an den tag legt. der gegensatz zwischen diesen beiden menschen ist schon beeindruckend.

die fragen, die kommen, kann ich mir zusammenreimen und antworte einfach, auch wenn ich die frage nicht verstehe. meistens passt es. wenn nicht, dann merke ich es daran, dass das gespräch abbricht.

aber meistens sind sie geduldig und es hat den anschein, dass sie spanisch auch verstehen. sprechen könnten sie es auch...

die entfernungsbeschilderung zu den nächsten orten ist auf der transoceanica recht sparsam. eigentlich schade, ich könnte besser planen und mich vielleicht auch motivieren.

so bin ich froh, dass es bis nach JI parana nur noch 20 km sind. kurz vorher mache ich noch eine pause. ich weiss nicht, was mich in Ji parana erwartet und willl nicht ausgehungert dort ankommen. die brasilianischen empanadas sind lecker und kalorienbomben, da sie zumeist in fett gebacken angeboten werden. aber sie machen satt, mehr als einer passt ohnehin nicht.

ich stelle immer wieder fest, dass es abends in den einfachen restaurants nichts mehr zu essen gibt. zumindest in den ländlichen gegenden. mittags wird überall mittagstisch angeboten. das passt nicht in meinen tagesplan. und so früh, dass ich dann schon richtig hunger habe, komme ich nicht weg. 10:00 uhr beginnt sich als startzeit zu etablieren. da das brasilianische frühstück - sogar auch in den motels - sehr reichhaltig ist, kommt erst gegen nachmittag der richtige hunger. eine lösung wird sich mit der zeit finden.

die hotelsuche gestaltet sich schwierig.

ich bin immer noch nicht im besitz einer simkarte für mein smartie. der erwerb einer solchen war in peru einfach. hier bekomme ich sie nur, wenn ich eine CPF nummer vorweisen kann. ich warte auf noras tip.

denn dann könnte ich mich mithilfe der plattform iOverlander einfacher orientieren.

auch da wird sich eine lösung finden.

schließlich führt mich ein motorradfahrer hierher. es ist eine kopfsteinpflasterstraße, viele bäume geben ausreichend schatten, ein kleines hotel liegt neben dem anderen. 

auf dem weg hierhin bemerke ich an einer roten ampel ein fahrzeug mit dem aufkleber des jetzigen präsidenten auf der kofferraumhaube. zum glück erst das zweite mal während ich hier unterwegs bin.

hier komme ich für 45 reals (10,30 euro) unter. privatzimmer mit bad. der einzige nachteil: der busbahnhof liegt gegenüber, aber ich bin hier in meinem zimmer davon verschont.

das hotelehepaar trägt die sprachschwierigkeiten mit humor. ich sowieso. und trotzdem erzählt mir der senor endlosstories, die ich auch nicht im entferntesten einordnen kann.

eine besonderheit ist nicht nur in brasiien welche bedeutung das klopapier hat. wenn der gast glück hat, liegt es mit der seife und dem handtuch auf dem bett. sonst muss er es erfragen. so ergeht es mir heute. mit dem begriff papel alleine kann keiner etwas anfangen. schließlich kommt die senora drauf und  erklärt mir, dass der zusatz higienico nicht fehlen darf.

ich freue mich auf einen guten obstsalat. er erstickt in künstlicher sahne...

dafür ist das abschlussbier lecker. das ambiente kneipenähnlich und laut. die gäste schon ziemlich fröhlich...

ich sitze im hintergrund und höre mir wieder die brasilianische popularmusik an.








Antworten

Brasilien
Reiseberichte Brasilien
#jiparana