2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

ab 29.11.: Vilhena / Rondonia

Veröffentlicht: 30.11.2018

29.11.:

gut geschlafen, toast und cafe con leche zum frühstück und noch ein schnack mit der senora des hauses.

bolsanero findet sie gut. ich bin überrascht, weil ich sie anders eingeschätzt habe. die schmerzgrenze sei bei ihr erreicht. es müsse jetzt endlich wieder mit brasilien aufwärts gehen.

und die afrikaner? frage ich. dabei denke ich an meinen gestrigen kneipenbesuch ein paar häuser weiter, wo sich ein brasilianer afrikanischer abstammung bestens mit den anderen brasilianern verstanden hat. ob das so bleiben wird?

eine antwort bekomme ich nicht auf meine frage nach den afrikanern. sie spricht noch von den venezuelanesischen einwanderern, die hier in brasilien arbeit suchen und bekommen. auch jetzt werde ich nicht aus ihr schlau.

mit einigen fragezeichen gehe ich aus dem gespräch. später kommt sie noch in die garage und möchte ein foto von uns beiden mit der vepse.

es regnet bindfäden. ich komme aber gut voran und frage mich wo die lkws alle sind.

der regen wird weniger und bald ist auch die BR 364 trocken. es ist ein gutes fahren. die vepse schnurrt. ich habe heute morgen noch gelesen, dass ji parana früher vom kautschuk gelebt hat. das ging bis in die 50iger jahre gut und dann kam der run auf die diamanten. entsprechend habe sich die bevölkerung vervielfacht. erst 1914 wurde sie gegründet.

kurz hinter cacoal finde ich versteckt ein restaurant.der toast hat nicht vorgehalten. ich stelle mich wieder auf eine frittierte empanada ein, als ich auf einen herd aufmerksam werde auf dem einige große töpfe stehen. er wird mit holz beheizt. es ist mittagsessenszeit. jeder gast kann sich bedienen. dann geht er mit seinem vollen teller zur theke. dort steht eine waage, und man bezahlt nach gewicht. es gibt neben fleisch, reis und kartofffeln auch zuchinigemüse. das fleisch lasse ich weg, der rest ist sehr schmackhaft und reichlich.

dann geht es weiter. aber nicht lang.

mir fällt zwar auf, dass kaum noch lkw und pkw unterwegs sind und wenig später kenne ich den grund:

erst sehe ich gelbe schilder, dann einen großen haufen roter erde mitten auf der fahrbahn und gleich danach eine in der sonne funkelnde, nagelneue, quer zur fahrtrichtung in die straße eingerammte leitplanke. auch für motorradfahrer gibt es keine sichtbare lücke. von umleitungsschildern habe ich nichts bemerkt.

ich fahre einige hundert meter zurück zu einem busfahrer und frage ihn. er zeigt auf die baustelle und gibt mir zu verstehen, dass ich da durch müsse. sonst müsse ich einen weiten umweg fahren.

da gibt es kein durchkommen!

ich fahre aber wieder zurück. mittlerweile sind dort zwei motorradfahrer, die den trick der umfahrung schon kennen.

scheinbar kein durchkommen

die brücke, die nicht befahren werden darf - von niemandem

die "nebenstrecke"

die fortsetzung der nebenstrecke
ohne hilfe hätte ich den umweg nehmen müssen. ob der asphaltiert gewesen wäre?

die beiden motorradfahrer bieten sich an, mir zu helfen. ich befreie die vepse von ihrem gepäck und von den seitenkoffern und das abenteuer beginnt. sie hat im vergleich zu motorrädern sehr wenig bodenfreiheit. wir mussten sie das nicht sehr vertrauen erweckende brett mit motorkraft hochschieben. einer musste sie am gepäckträger "lupfen", sonst hätte sie aufgesessen. die 90grad-kurve zu bewältigen war für sich schon gesehen fast unmöglich. ich hätte vielleicht meine turnschuhe gegen die mit gutem profil behafteten wanderschuhe tauschen können. aber es ist zu spät. wir drei schaffen den rechten winkel. dann geht es "fahrenderweise" an der sperrung vorbei, um dann wieder auf den asphalt zu kommen. das gleiche spiel wiederholt sich jetzt auf der anderen seite der brücke.

das gepäck bleibt unbeaufsichtigt, weil alle 6 hände benötigt werden. die sonne kommt raus. nur den helm habe ich abnehmen könnnen.

aber wir haben es geschafft!

wäre ich mit navigation gefahren, hätte es mich gleich auf die umleitungsstrecke geführt. also muss ich sogar für die transoceanica mit navi fahren.

ich danke allen engeln und guten geistern und genieße nun die leere fahrbahn.

aber die freude währt nur eine stunde. ich fahre auf einen stau zu, dessen länge ich beim ersten blick nicht abschätzen kann. auf den zweiten blick stelle ich fest, dass er der schnurgeraden straße bis zum horizont folgt.

wenn ich hier warte, werde ich verbrennen. die standspur ist für mich befahrbar und mit 20 bis 40 km/h folge ich ihr. dann aber ist sie zugeparkt. es bleibt nur eines, auf der entgegenkommenden fahrspur weiterzufahren. die lkw-fahrer haben sich eingerichtet. der eine kocht sich sein mittagessen, viele andere haben für solche zwecke einen klappstuhl in der kabine, auf dem sie es sich jetzt gemütlich machen. manche haben ihre frauen und ihre kinder mitgenommen.

die motoren sind abgestellt. so schnell wird das hier nichts werden. ich rechne mit bösen mienen oder gar straßensperren. die meisten freuen sich über die vespa und schauen ihr interessiert entgegen. irgendwann - aber schon kurz vor der unfallstelle - setzt der gegenverkehr ein.  die standspur ist in einem verheerenden zustand. bleibt nur warten. aber schon werden die ersten motoren gestartet und es geht jetzt auch für die anderen langsam weiter. der grund für diese verzögerung? ein mega-truck kam mit seinen hinterrädern auf die etwas tiefer liegende standspur. der schwer beladene hänger ist zur seite gekippt und hat die fahrerkabine gleich mitgenommen. es ist ein viehlaster...

die männer müssen hand anlegen. keine feuerwehr ist mit entsprechendem gerät ist zur stelle. mit eisenstangen und den gesetzen der physik gehorchend gehen sie ans werk. das wird tage dauern!

für mich ist die strecke frei, und der belag einwandfrei.

ich mache noch einen tankstopp und endlich ein paar fotos.

das wetter naht

vom amazonas-feeling keine spur

pause - vor der sonne geschützt

die entfernungsbeschilderung ist besser geworden. es sind nur noch 30 km bis zur grenze des bundesstaates rondonia und 20 bis nach vilhena.
vor mir sehe ich einen regenbogen, neben und hinter mir sieht es nach weltuntergang aus. tief schwarz ist der himmel. die wolken schütten sich aus. vor mir ist es hell, weisse wolken und sonnenstrahlen, die über das mittlerweile weite land scheinen. das wetter treibt mich vor sich her. zum glück bin ich schneller und erreiche trocken die stadt.

die fünftgrößte stadt des bundesstaates rondonia, 100 km von der bolivianischen grenze entfernt mit ca. 75.000 einwohnern. es gibt eine universität und einen flughafen.
das hotel liegt im centro. wieder ein businesshotel. ich lasse mich nicht abschrecken und bin auf den preis gespannt. die rezeptionistin spricht von 300 reals! hätte sie den betrag nicht so zögerlich genannt -
so aber tue ich überrascht und schon fast entsetzt. ob denn an dem preis noch etwas zu machen wäre? sie ruft ihren chef an, der der inhaber des hotels ist. als er mich in meiner montur sieht, geht ein strahlen über sein gesicht. und gleich erzählt er von seiner bolivienreise mit seinem motorrad.
die vespa fasziniert ihn, und sie ist es, die den zimmerpreis um 2/3 reduziert. 100 reals!!
so sage ich gleich für zwei nächte zu.
was für eine tour!

die vepse hat den preis entschieden

30.11.:


die bürokratie hat mich wieder im griff. dieses mal die brasilianische.

wer hier eine simkarte - genannt chipe, gesprochen chipi - erwerben will, muss entweder seine passnummer oder seine steuernummer vorweisen. diese nennt sich cpf. und bis der nichts ahnende und wenig polyglotte gringo diese in händen hält, muss er kraft und geduld mitbringen.

das frühstück, dass hier angeboten wird, ist sehr üppig. ein schönes frühstückszimmer, dezente musik im hintergrund, frische säfte, frisches obst, einige sorten kuchen, marmelade und sogar gesalzene butter und verschiedene brotsorten.
ich bin nicht hungrig. gestern gab es noch einen großen teller salat mit shrimps und eine ganze auflaufschüssel mit käse überbackener penne, fleisch, kartoffelbrei und tomaten. sehr lecker.
so bleibt es bei knusprigen baquettes mit marmelade und vorher viel obst.


was das herz begehrt
dieser tag soll ein orga-tag werden: bank, cpf, simskarte, wäsche und kanister.
letzterer hat sich gestern nach meiner letzten tankaktion wieder verabschiedet. ich vermute, ich habe vergessen, ihn zu befestigen...

die cpf bekommst du hier gegenüber. kein problem. geht schnell! , sagt der owner zu mir. der muss es wissen und ich spaziere mit meinem wäschebeutel in den laden. edelste ausstattung, kein musikgeplärre, mehrere beratungstische mit startbereiten labtops. erst auf den zweiten blick sehe ich, dass es ein chipkarten-und smartieladen ist.
ich werde nett bedient und ich erfahre leider sehr schnell, dass wir hier nicht weiterkommen. ich werde nach der cpf-nummer gefragt.

die verständigung wird immer schwieriger, je tiefer ich in das land reinfahre. spanisch ist nur noch in den seltensten fällen anwendbar.
ich verstehe in der regel nur sehr kleine bruchstücke, so dass ich mich  auf googletranslate verlege.

so auch in dem handyladen. obwohl wir uns gegenüber sitzen, korrespondieren wir miteinander.
ich soll zur post. dort bekäme ich die cpf.

der weg zur post ist weit und nicht leicht zu finden. schließlich gehe ich in ein geschäft, das gehobene einrichtungsgegenstände verkauft. zwei personen sind ins gespräch vertieft.
ich werde erwartungsvoll angeschaut. ich frage nach der post.
post? versteht keiner. googletranslate sagt als übersetzung post. mit dem spanischen wort können die beiden nichts anfangen. schuld ist nur das "r", das in portugiesisch wie ein "h" ausgesprochen wird...
der eine von den beiden bringt mich mit seinem motorrad dort hin. unglaublich!!! diese spontaneität und hilfsbereitschaft!

die erste hürde ist genommen!

ich bin da und ich komme auch gleich dran. die postdame wirkt erst etwas eingeforen, taut aber sehr schnell auf. sie macht scheinbar einen englischkurs und versucht nun ihre kenntnisse gewinnbringend einzusetzen. ihr kollege kann es besser und hilft immer mal wieder mit. zu lasten seines kunden, der aber viel geduld mitbringt.
den namen ihrer mutter brauchen wir noch, sagt meine senhora und schaut mich herausfordernd an. ich frage drei mal nach. meiner mutter?? die postlerin taut immer weiter auf und will wissen wohin und woher. ich zeige ihr die bilder von der vepse. der kollege vom schalter nebenan hört ihr ach und ooh, lässt seinen geduldigen kunden kurz warten, um auch einen blick auf die vepse zu werfen.
es ist freitagnachmittagsstimmung.

endlich ist alles in den rechner eingegeben - bestimmt ist eine halbe stunde vergangen - und dann eröffnet sie mir, dass es jetzt noch eine hürde gäbe. die prefeitura, die mir nur das dokument aushändigen dürfe. diese sei ab montag wieder besetzt.


eine buchhandlung hat sich etwas besonderes für weihnachten einfallen lassen

nein! ein wochenende will ich hier nicht verbringen. in der stadt, in der alle viertelstunde ein pickup die straßen auf und ab fährt und mit lauter musik begleitet werbebotschaften in das mikrophon brüllt. dazu fällt mir nur ein: permanente penetration!!! ich muss weiter. in ein kleines und ruhiges amazonasdorf.

der kollege bekommt mein ach und oooooh mit. er kenne jemanden dort, den wolle er anrufen. mit erfolg!!! ich würde ausnahmsweise noch reingelassen. der weg dahin ist eigentlich einfach, aber ich mache trotzdem einen fehler und bin wieder einmal auf hilfe angewiesen.
ein pickup kommt des weges. er muss wegen einen buckels schritttempo fahren. ich nutze die gelegenheit und klopfe an sein fenster. in brasilien sind aufgrund der hitze und helligkeit gerne alle fenster verdunkelt. sogar die windschutzscheibe, was die kommunikation erschwert. hier weiss ich auch nicht, wer am steuer sitzt. das fenster öfffnet sich lautlos. ich frage nach der prefeitura. er setzt zu weitschweifenden erklärungen an. mir sitzt die zeit im nacken.
ob er dort vorbeikäme...? und schon sitze ich im auto! auf der rückbank sitzt seine frau, die ich vorher nicht sehen konnte.
auch ihm gebührt ein ausführlicher dank und schon bin ich da.
 

mein kommen wurde schon beobachtet und vorauseilend die tür aufgeschlossen.
meine nerven sind zum zerreissen gespannt. bei jedem zögern, jeder frage, jedem stirnrunzeln etc erwarte ich, dass noch dieses oder jenes dokument von mir benötigt würde und ich das aber dort und dort bekäme. aber alles geht glatt und eine viertelstunde später habe ich die cpf.

das sesam öffne dich

mein wäschebeutel begleitet mich die ganze zeit...

die nächste station ist der provider claro. in peru geht das alles im vorbeigehen. hier sitzen wir eine halbe stunde vor dem rechner. und auch hier muss goolgetranslate einspringen.

der gang zur bank ist vergleichsweise schnell erledigt. an den geldautomaten in der bank stehen die kunden schlange. ich frage, ob visa aktzeptiert würde und bekomme sofort hilfe und sogar assistenz. beim zweiten anlauf klappt es. auch das ist nichts für mein nervenkonstüm. zweiter anlauf!!! aber dann surrt der automat und ich kann die visakarte bei der bezahlung von kleinstbeträgen wieder stecken lassen.

was bleibt ist die wäsche. das ist schnell getan. morgen um 10 würde sie ins hotel gebracht.

und der reservekanister. das richtige wort habe ich dafür. zwar hat es heute beim ersten anlauf nicht geklappt. aber bestimmt beim zweiten.

der tag war ein grauer regentag. mein hostelowner sagte mir gestern noch bei der ankunft, dass es hier bis april regnen würde. er ist derjenige mit den 6 motorrädern in der garage. eine davon ist eine harley davidson, die heute fett vor seiner überdachten hotelzufahrt geparkt ist.

jetzt noch einen salat, einen film und dann kraft für den morgigen tag sammeln.


der hammer! für vergleichsweise wenig geld!














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