eine ruhige nacht - für peruanische verhältnisse ungewöhnlich. es könnte daran liegen, dass es hier mehr mototaxis und motorräder, als autos gibt. kein gehupe, keine pseudo-sirenen von übernervösen auto - alarmanlagen. ich frühstücke dort, wo ich gestern abend mit burger und obstsalat verwöhnt wurde. heute gibt es obstsalat und ein burgerbrötchen mit spiegelei. keine argentische tangomusik.
bevor es losgeht wechsele ich die düse noch aus, versorge die vepse mit motoröl und ersetze eine schraube, die in riobamba bei victor geblieben ist.
entgegen der information des grenzbeamten gibt es hier kein versicherungsbüro, also muss ich das in jaen erledigen. bis dahin sind es 110 km, die mit einer fahrzeit von 2 stunden angegeben werden. immerhin wird von 50 km/h ausgegangen. das spricht gegen große und lange steigungen und spitzkehren. das wetter sieht in den bergen recht bedrohlich aus. dunkle wolken stapeln sich und verdecken die gipfel. meine hostel-senora sagte mir aber noch, dass ich keine höhen zu überwinden hätte, sondern an einem fluß entlangfahren würde. das tröstet mich. die fahrt ist wieder der hammer, ich fahre durch ein fruchtbares tal, frühlingsgrün mit reisfeldern, die teilweise im wasser stehen. die straße erfordert sehr viel aufmerksamkeit. an einer stelle sackt sie einfach gefühlte 10 cm ab, was ich vorher nicht gesehen habe. ich werde von der sitzbank gehoben, das gepäck ächzt, sonst passiert nichts. ob die straßenschäden noch vom märz sind, als es hier so lange geregnet hat? große vorsicht ist geboten. respekt habe ich auch vor den felswänden, die über längere strecken die straße flankieren und besonders gerne in kurven, absacken oder steine abwerfen. steine und große brocken, die hier nicht seit stunden liegen, sondern erst vor wenigen 10 minuten abgegangen sind. wie will ich mich davor schützen? hoffen, dass ich verschont bleibe. diese steine und brocken haben so viel kraft, dass sie bis auf die gegenspur fallen und von der leitplanke aufgefangen werden. es gibt verkehrschilder, die davor warnen - aber was helfen die? vorbeugen geht in diesem fall nicht. eher gas geben und durch.
das wetter klart wieder auf, der hunger fordert einen stopp ein. ich befinde mich in einer art straßendorf mit wellblech bedeckten holzbaracken. hier wird für die überlandfahrer peruanisches essen angeboten. ich frage nach salat mit pollo und bekomme sehr lecker gewürztes hühnerfleisch und einen salat, der gerade mal den teller bedeckt. ich bitte um mehr. ich bin nicht unter zeitdruck, zumal es nur noch 20 km bis nach jaen sind. so verbringe ich hier bestimmt eine stunde, trinke noch einen kaffee, schreibe mit karin und nora und helfe dem chef, einen sonnenschirm aufzuspannen. dieser muss das verkaufssortiment, bestehend aus obst und süsigkeiten schützen. seine konstruktion ist einfach genial! der schirm soll nicht stehen, das würde keinen schutz bieten, er wird gelegt und soll nicht wegfliegen. er macht das nicht das erste mal. am tischbein des verkaufstisches gibt es eine schlaufe, in der der fuß des schirmes halt findet. und damit nicht das gespann des schirmes auf dauer leidet, steht schon eine holzgabel bereit, in die der schirmständer gelegt wird. der starke wind kann dieser konstruktion nichts anhaben. es kommen drei jungs an meinen tisch und stellen fragen. ich frage sie, ob sie deutschland kennen - nein. ob sie europa kennen? nein. ob sie chile kennen? kopfschütteln. die haupstadt von peru? langes schweigen, zwei schütteln den kopf, der dritte antwortet fragend lima? als ich die hauptstadt von deutschland nenne, merke ich an der reaktion, dass berlin ein begriff ist. an einer wäscheleine hängen fleischfladen im wind. später erfahre ich, dass es sich um rindfleisch handelt. es gibt fliegen auf meinem tisch, aber nicht am fleisch.